Prolog
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
Epilog
Stefanie Worbs
Faylinn
Band 2
Faylinn
Hüterin der Türen
-
Zweites Buch
Wisteria
Die Hüterin
Prolog
Was bisher geschah
Lia und ich sind auf Weave Mansion angekommen. Einem Internat für magisch begabte Kinder und Jugendliche.
Meine kleine Schwester hat noch ganz normalen Unterricht und lernt nebenbei, wie man mit Magie umgeht. Ich hatte derweil meine Ausbildung als Hüterin begonnen. Eigentlich hätte diese Ausbildung sieben Jahre dauern sollen, doch meine Anders-Welt braucht mit. Deshalb ging bei mir alles sehr schnell.
Obwohl ich normalerweise nichts gegen Eile einzuwenden habe, muss ich jetzt feststellen, dass es wohl doch zu schnell ging. Denn nun bin ich in Wisteria, nach gerade mal einem halben Jahr auf Weave.
Zwar habe ich alles Wichtige gelernt, doch es reicht nicht im Ansatz, um eine Welt zu retten. Wisteria steht kurz vor dem Untergang und ich soll es richten.
Zum Glück bin ich aber nicht ganz allein, denn neben meinem Wächter Itjen und meinem Freund Deaken, haben sich noch fünf Söldner aus Wisteria gefunden, die mir helfen wollen. Drei Menschen und zwei Elfen.
So richtig weiß ich noch nicht, ob ich ihnen wirklich trauen kann. Sie sollten gar nichts von uns Hütern wissen, denn es stellt eine große Gefahr dar. Wir zaubern nämlich auch. Doch wir brauchen kein Mana oder irgendwelche Sprüche dafür. Was wir uns vorstellen, können wir real werden lassen. Meine Fantasie ist also meine Macht und das macht mich zu einer der stärksten Magierinnen überhaupt.
Wenn das in Wisteria jemand erfährt, könnte er mich manipulieren und dazu bringen, für ihn zu arbeiten. Das wäre mein sicherer Tod. Wir Hütern dürfen nämlich nichts tun, was offensichtlich anders ist. Genau genommen beobachten wir unsere Anders-Welten nur und greifen auch nur im aller höchsten Notfall ein. Und selbst dann nur, wenn es wirklich nicht auffällt.
Unsere Aufgabe ist es, das Weave zu sichern. Das Netz, in dem alle Welten zusammenhängen. Passiert in einer von ihnen etwas Gravierendes, kann das katastrophale Auswirkungen auf alle haben. Und genau das geschieht gerade. Ich muss dafür sorgen, dass Wisteria nicht zerstört wird und das auch noch möglichst schnell.
Auch wenn die Hüter keinen Kontakt zu Leuten aus ihren Welten haben sollten, habe ich nun welchen und ich könnte es gut nutzen. Meine soziale Schwäche, anderen nicht oder nur zögerlich mein Vertrauen zu schenken, ist dabei leider überhaupt nicht hilfreich. Genauso wenig wie die Tatsache, dass ich alles im Eiltempo lernen musste oder meine Abneigung gegen körperliche Auseinandersetzungen.
Zwar hat Deak mir neben dem Zaubern auch den Schwertkampf beigebracht, doch ich hab nie richtig versucht, es zu lernen. Jetzt muss er dafür die Quittung tragen, denn wir wurden angegriffen und Elias - einer der Söldner - wurde schwer verletzt. Deaken hat ihn geheilt und sich damit selbst so geschwächt, dass er krank geworden ist.
Wenn ich jetzt auf ihn verzichten muss, weiß ich nicht weiter. Ihm vertraue ich am meisten, neben Itjen. Deak ist mein Halt und meine größte Stütze. Und jetzt sieht es ganz so aus, als würde ich ohne ihn weitermachen müssen. Ich habe noch immer keine Ahnung, wie ich das überhaupt alles schaffen soll.
Ich soll eine Welt retten?
Ich hab ja nicht mal meine Magie richtig im Griff!
1
Ich rannte und ließ den Elf kurz zurück, doch er holte schnell auf und überholte mich sogar. Er rannte vor mir die Treppe in Deakens Zimmer. Ich stoppte oben so abrupt, dass Ro, der hinter mir war, in mich hineinlief und mich fast umwarf. Seinen Reflexen sei Dank hielt er mich fest und auf den Beinen. Ich stand im Türrahmen und starrte auf meinen Freund hinab, der schwer atmend am Boden lag. Seine Kleidung klebte an ihm und Schweiß stand ihm auf der Stirn.
Ro drängte sich an mir vorbei und hockte sich Elias gegenüber. „Was willst du tun?“, fragte er den anderen Elf, während er Deakens Hemd hochschob, seinen Bauch abtastete und ihn auch sonst untersuchte.
„Sein Fieber ist zurück. Das Mutterkraut hilft nicht. Da steckt mehr dahinter“, überlegte Elias laut.
„Was meinst du mit mehr?“, hakte ich nach und sah ihn panisch an.
„Es ist nicht nur eine Erkältung. Ich hätte gedacht, es wäre eine schwerere Form davon, doch da ist mehr. Irgendeine Infektion wahrscheinlich. Vielleicht hat ihn ein Insekt gestochen und eine Krankheit auf ihn übertragen. Ich weiß es nicht.“
Itjen fragte scharf: „Du weißt es nicht?“ Er aber ebenso sorgenvoll aus wie ich.
Elias schaute mit grimmiger Miene zu ihm auf. „Ich bin kein Heiler! Keiner von uns ist das!“, fuhr er meinen Wächter an. „Wenn du was weißt, dann sag es uns!“
Itjen wich einen halben Schritt zurück und ich wusste warum. Elias strahlte etwas Angsteinflößendes aus. Als würde er seine Wut über Itjens Frage, wie ein Schild mit aller Kraft zu uns schieben.
„Kannst du was tun?“, fragte ich, sorgsam darauf bedacht, ihn nicht noch wütender zu machen. Seine Aura wandelte sich sofort, als sein Blick auf mich fiel.
Er schüttelte den Kopf. „Wie gesagt, ich bin kein Heiler und er ist, na ja, nicht normal krank.“
„Was macht ihr denn in solchen Fällen?“, traute Itjen sich noch eine Frage zu stellen, achtete aber ebenfalls auf seinen Tonfall.
Ro antwortete, denn Elias wurde wieder zornig, weil mein Wächter es gewagt hatte ihn abermals anzusprechen. „Wir haben mehrere Heilpflanzen und Zauber. Ich denke aber, dass Zauber hier nicht helfen, denn wir wissen nicht, was er hat. Es wäre nicht ratsam, ihn einfach mit endlos viel Magie zu belegen. Und alle Pflanzen durch zu probieren würde vielleicht zu lange dauern.“ Jetzt schaute er zu mir. „Wir würden es tun, wenn er keine andere Möglichkeit hätte. Eine die ihm besser helfen kann als alles, was wir tun können.“
„Welche hat er denn?“, wollte ich wissen, konnte mir die Antwort aber denken.
„Er muss in eure Welt zurück. Ich weiß von Ehler, dass ihr andere Methoden habt, um eure Kranken zu behandeln. Ich glaube, das wäre das Beste für ihn.“
Ich nickte. Daran hatte ich auch schon gedacht. Doch es hieße auch Wisteria zu verlassen und die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass hier ein Zeitsprung stattfand. Einer, der vielleicht zu groß war. Ich warf Itjen einen fragenden Blick zu, er schaute jedoch wie immer neutral zurück.
„Ich weiß, Hüterinnenentscheidung“, seufzte ich und er lächelte schief und entschuldigend. „Also dann. Auf nach Schottland“, sagte ich und hob resigniert die Hände. „Ich brauche meine Tasche. Dort ist die Schlüsselkarte vom Node drin.“
„Ich hole alles, warte kurz.“ Itjen verließ den Raum, um unsere Sachen zu holen.
„Wir werden ihn nach oben bringen müssen. Ich glaube nicht, dass May im Noderaum sein wird. Aber sie wird hoffentlich wissen, dass wir zurück sind, wenn ich dort durchgehe.“ Ich schaute die beiden Elfen an. „Ich weiß, das ist vielleicht zu viel verlangt, aber wäre einer von euch bereit mitzukommen? Itjen wird’s vielleicht nicht allein schaffen.“
Читать дальше