Prolog Prolog
Enyo Enyo Bis auf das stetige Piepen ist es totenstill im Raum. Wobei es toten still, wirklich gut trifft. Hier im Raum lebt nur eine Person richtig, auch wenn ich lieber auf dem Pflaster vor dem Tower aufgeschlagen wäre. Hätte ich gewusst, dass ich hier sitzen würde, am Bett meines Mädchens und sie Tag für Tag so sehen muss ... ich wäre lieber an jenem Tag mit ihr gestorben. Jede Nacht träume ich davon. Ich träume, wie sich Tys und mein Blick das letzte Mal treffen. Ich träume, wie ich ihr sage, dass ich sie liebe. Im Traum erwidert sie es. Damals hat sie es nicht getan und ich bin überzeugt, sie hat es nicht mal mehr gehört. Ich hoffe, sie hatte keine Schmerzen. Ich hoffe, sie war bewusstlos und ist ruhig gegangen. „En?“ Cara ist wieder da. Sie ist schon eine Weile in der Stadt. Wie lange, kann ich nicht sagen. Auch Ristan ist hier und seltsamerweise auch alle seine Krieger. Ich hab nie drüber nachgedacht, warum. Er hat die Stadt nicht eingenommen, denn hier laufen menschliche Ärzte ein und aus. Ich erinnere mich dunkel, dass Bent was erzählt hat, Ristan wäre in Frieden gekommen. Aber was interessiert mich das? Ristan war hier. Ein einziges Mal. Und bei diesem einem Mal, ich schwöre, ich hätte ihn in Stücke gerissen, würden sie mich aus diesem Raum hier rauslassen. Aber die Türen sind versperrt und man kommt nur mit Code rein oder raus. Den habe ich nicht, weil anscheinend alle draußen Angst vor mir haben. „En, ich habe dir Essen mitgebracht.“ Cara stellt ein Tablett auf den Boden neben mich. Im Raum gibt es keine anderen Möbel mehr. Nur Tys Bett, das fast auf den Boden nach unten gelassen wurde - irgendwann nachts, als ich daneben eingeschlafen war. Ich halte ihre Hand und lasse sie nur dann los, wenn es wirklich nicht anders geht. Nicht mal im Schlaf lasse ich es zu, dass sie mir entgleitet. „Möchtest du was essen?“, fragt meine kleine Schwester sanft. „Verschwinde.“ „Brauchst du irgendwas?“ „Cara, bitte geh einfach.“ Ich bin unendlich müde. Ihre Schritte verklingen langsam, als sie endlich geht und mich mit meinem Mädchen wieder allein lässt. Erneut schmerzt mir nur das Piepen der Monitore in den Ohren. Aber ich kann nicht. Ich kann die Maschine nicht abschalten.
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Bent
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Enyo
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Tyree
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Enyo
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Tyree - Einen Monat später
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Enyo
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Tyree
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Zwei Wochen später
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Enyo
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Tyree
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Enyo - 6 Wochen später
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Tyree
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Enyo
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Tyree
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Enyo
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Zwei Wochen später
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Tyree
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Enyo
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Tyree
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Epilog - Enyo - 3 Wochen später
Bisherige Veröffentlichungen
Leseempfehlung
Impressum
Stefanie Worbs
Band 3
Prolog
Bis auf das stetige Piepen ist es totenstill im Raum. Wobei es toten still, wirklich gut trifft. Hier im Raum lebt nur eine Person richtig, auch wenn ich lieber auf dem Pflaster vor dem Tower aufgeschlagen wäre. Hätte ich gewusst, dass ich hier sitzen würde, am Bett meines Mädchens und sie Tag für Tag so sehen muss ... ich wäre lieber an jenem Tag mit ihr gestorben.
Jede Nacht träume ich davon. Ich träume, wie sich Tys und mein Blick das letzte Mal treffen. Ich träume, wie ich ihr sage, dass ich sie liebe. Im Traum erwidert sie es. Damals hat sie es nicht getan und ich bin überzeugt, sie hat es nicht mal mehr gehört. Ich hoffe, sie hatte keine Schmerzen. Ich hoffe, sie war bewusstlos und ist ruhig gegangen.
„En?“ Cara ist wieder da. Sie ist schon eine Weile in der Stadt. Wie lange, kann ich nicht sagen. Auch Ristan ist hier und seltsamerweise auch alle seine Krieger. Ich hab nie drüber nachgedacht, warum. Er hat die Stadt nicht eingenommen, denn hier laufen menschliche Ärzte ein und aus. Ich erinnere mich dunkel, dass Bent was erzählt hat, Ristan wäre in Frieden gekommen. Aber was interessiert mich das?
Ristan war hier. Ein einziges Mal. Und bei diesem einem Mal, ich schwöre, ich hätte ihn in Stücke gerissen, würden sie mich aus diesem Raum hier rauslassen. Aber die Türen sind versperrt und man kommt nur mit Code rein oder raus. Den habe ich nicht, weil anscheinend alle draußen Angst vor mir haben.
„En, ich habe dir Essen mitgebracht.“ Cara stellt ein Tablett auf den Boden neben mich. Im Raum gibt es keine anderen Möbel mehr. Nur Tys Bett, das fast auf den Boden nach unten gelassen wurde - irgendwann nachts, als ich daneben eingeschlafen war. Ich halte ihre Hand und lasse sie nur dann los, wenn es wirklich nicht anders geht. Nicht mal im Schlaf lasse ich es zu, dass sie mir entgleitet.
„Möchtest du was essen?“, fragt meine kleine Schwester sanft.
„Verschwinde.“
„Brauchst du irgendwas?“
„Cara, bitte geh einfach.“ Ich bin unendlich müde.
Ihre Schritte verklingen langsam, als sie endlich geht und mich mit meinem Mädchen wieder allein lässt. Erneut schmerzt mir nur das Piepen der Monitore in den Ohren. Aber ich kann nicht. Ich kann die Maschine nicht abschalten.
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„Wir brauchen mehr Leute! Mehr Krieger! Wenn Leodrín und Kattár sich wirklich zusammentun, haben wir wieder das gleiche Problem, wie mit Xhol und Quath!“
„Glaubst du, das sehe ich nicht, Bent!“, fährt Saiden mich ebenso an, wie ich ihn. „Wir haben hunderte unserer Leute verloren gegen Xhol und Quath! Wir haben Oterwa verloren! Wir haben zwei Clans und zwei Elfenkreise verloren, Bent! Ich weiß, dass wir Leute brauchen! Aber ich kann sie nun mal nicht aus einem Hut zaubern!“
Ich vergrabe das Gesicht in den Händen und lasse mich an die Stuhllehne sinken. „Wir gehen unter, Said.“
„Nein. Werden wir nicht“, gibt er mir standhaft zurück. „Der Schutz um die Stadt ist stärker denn je und die Versorgungslinien halten. Wir müssen aber einen Weg finden, die freien Menschen dazu zu bekommen, uns zu helfen. Wir müssen sie für unsere Sache gewinnen.“
„Und dann?“ Resigniert lasse ich die Hände in den Schoß fallen. „Lass es ein paar hundert Menschen sein, die da draußen im Land sind. Wie willst du sie finden? Und nehmen wir an, wir können alle aufspüren und überreden, herzukommen, es wären noch immer zu wenige.“
„Was ist denn mit den anderen Völkern?“, will Bay wissen. „Wann kommen deren Botschafter zurück?“
Das interessiert mich aber auch. Fast alle Botschafter, die in Ryél anwesend waren, sind nach dem ersten Sturm von Xhol und Quath gegen uns, in ihre jeweilige Heimat aufgebrochen. Die Mehrzahl von ihnen versprach, Hilfe zu ersuchen. Das war vor drei Monaten. Bisher ist nicht einer zurückgekehrt und wir mussten zwei weiteren Angriffen standhalten. Beim letzten verloren wir den zweiten Elfenkreis. Jetzt haben wir nur noch einen und von den Hexenzirkeln und Clans, nur noch die beiden Clans der Aleárth. Die alten und die ná Aleárth und einen kleinen Teil von Magerys Zirkel.
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