Stefanie Worbs - Wolfswege 2

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"Wir wissen eben, was Familie bedeutet."
Ein neuer Wind weht und er kommt kalt vom Norden her.
Die Azurwölfe sind da und bringen Unruhe in das Rudel der Thalans.
Die Thorburns sind das komplette Gegenteil von Ryans Familie und lassen die Gemüter mit ihren Ansichten ziemlich hochkochen.
Ist der Zusammenhalt bei den Thalans wirklich stark genug, um diesem Sturm standzuhalten?

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Vergiss sie

Neuer Wind

Die Azuriten

Jedem sein Päckchen

Das bist du, das bin ich

Ungefragt beansprucht

Miles’ guter Rat

Familie ist alles

Maise Lynns zweite Chance

Umbrüche

Pläne und ihre Tribute

Für das Rudel, nie dagegen

Personenverzeichnis

Die Ränge

Lies weiter in

Wolfswege

Kampf der Instinkte

Bisherige Veröffentlichungen

Stefanie Worbs

Wolfswege

Band 2

Wolfswege

Neuer Wind

Vergiss sie

Die Anspannung im Haus war greifbar. Vor wenigen Minuten hatte jemand angerufen und die Thorburns angekündigt. Sie würden bald eintreffen und dann würde sich zeigen, wie die Azur wirklich waren. Ryan ging allerdings davon aus, dass sie den typischen Werwolfadel repräsentieren würden. Schon allein die Tatsache, dass sie ihre gesamte Familie mitbrachten - und vermutlich auch den engsten Hofstaat - sprach dafür.

Sie hatten sich Zeit gelassen, was alle Thalans ziemlich nervös gemacht hatte. Doch jetzt würden sie anreisen und es würde klar werden, was sie zu Ambers Entscheidung, nicht den Heiratsplänen ihrer Eltern zu folgen, sagen würden.

Amber und Evan, das neue Traumpaar im Haus , dachte Ryan und schnaubte verächtlich. Seit geklärt war, dass Evan das Mädchen bekommen würde, verbrachten die beiden viel Zeit gemeinsam. Es war nur logisch, denn sie sollten und mussten sich kennenlernen. Vor allem sollte es echt aussehen, wenn Ambers Eltern die Angelegenheit überprüften.

Ryans Familie hatte sich auf eine Geschichte geeinigt. Nämlich die, dass Amber von zu Hause weggelaufen war, um zu Evan zu gehen. Sie würde behaupten, sich schon früher vom Sitz der Azur weggestohlen und ihn so kennengelernt zu haben. Da Evan aber nicht ewig im Norden hatte bleiben können, habe sie beschlossen, ihm zu folgen. Was sie schlussendlich zu den Thalans gebracht hatte.

Auch würden sie behaupten Ryans Eltern hätten selbst nichts davon gewusst. Sie würden es quasi als jugendlichen Leichtsinn ausgeben und da Amber vorgeben würde auch schon mit Evan intim geworden zu sein, wäre sie nicht mehr rein und somit nicht würdig für einen anderen. Die logische Lösung wäre, dass sie Evan heiraten würde.

Da die Thalans nun ebenfalls Blaublüter waren, würde Amber auch nicht unter ihrem Stand ehelichen. Allerdings gab es da noch das Problem, dass der Adelsstand von Ryans Familie ziemlich neu war, was den Thorburns gegen den Strich gehen würde.

Überhaupt würde ihnen einiges gegen den Strich gehen. Angefangen bei der Sache, dass ihre einzige Tochter außerhalb der Bündnisse ihrer eigenen Familie heiratete. Eigentlich hätte sie Ian Hay einen Rubellit-Turmalin-Werwolf heiraten sollen, doch das war nun kaum noch denkbar.

Ryan war gespannt auf die Reaktion ihrer Eltern gegenüber Evan. Und vor allem war er gespannt, wie sich die ganze Sache entwickeln würde. Zwar fuchste es ihn nach wie vor, dass sein ältester Bruder das Mädchen bekam, doch andererseits war er selbst damit fein raus aus der Sache. Er würde sich zurücklehnen können und zusehen, wie Evan sich schlug.

„Ry? Bist du da?“ Kayas Stimme drang wie durch eine dicke Decke zu ihm, obwohl sie direkt neben ihm saß.

„Was? Ja.“

„Hast du Lust zu jagen?“ Am Tonfall ihrer Stimme erkannte er, dass sie genau wusste, wo er schon wieder mit seinen Gedanken gewesen war.

„Nein.“

„Du solltest mal aus dem Haus kommen“, meinte sie und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Wozu denn?“

„Ablenkung?“

„Kein Bock.“

„Man Ry, ehrlich. Komm schon. Schlag sie dir aus dem Kopf.“ Kayas Tonfall wurde genervt. „Evan hat sie. Punkt.“

Er hob den Kopf und warf ihr einen verständnislosen Blick zu. „Was willst du von mir?!“, fauchte er und wusste, dass er unfair war. Kaya hatte ihm in den letzten Tagen Gesellschaft geleistet und versuchte unentwegt, ihn aufzumuntern. Er hatte ihr erzählt, was er in Bezug auf Amber empfand und sie hatte versucht, ihn von ihr abzulenken. Sie hatte es schwer, denn seine Gedanken schwangen ständig ungewollt zu dem Mädchen mit den Azur-Augen zurück.

Normalerweise hätte Ryan mit Rahel über Amber gesprochen, doch seine beste Freundin war noch immer auf dem Landsitz der Lamondts, gemeinsam mit seiner Schwester Zoe und der Späherin der Thalans, Emily. Die drei Frauen würden erst wieder zum Rudel stoßen, wenn die Zeremonie anstand, die die Thalans als braune Achaten bestätigte.

Noch so ein Punkt, der einiges ändern würde. Sie würden dann ganz offiziell zum Werfwolfadel gehören und ebenso durch irgendeinen Hexen-Hokuspokus bestimmte Eigenschaften erlangen. Gleichzeitig würden auch alle nicht blutsverwandten Thalans zu Blaublütern aufsteigen. Nur bei Kaya war es noch nicht ganz klar, weil sie die Einzige war die Mischlingsblut besaß.

„Ich will, dass du nicht mehr über sie nachdenkst. Du weißt, dass du keine Chance hast und machst dir trotzdem einen Kopf über die beiden. Du schaffst dir Probleme, die du gar nicht haben müsstest“, erklärte Kaya nun und ließ die Hand wieder in ihren Schoß sinken.

„Ich mache mir keine Probleme“, grummelte Ryan zurück, schaute sie aber nicht an.

„Doch, hast du sogar schon. Du hast ein Problem damit, dass Evan sie heiratet, obwohl du sie magst und er nicht.“

„Er mag sie auch.“

„Ja, weil sie hübsch ist vielleicht. Mehr aber auch nicht“, brummte Kaya und hob den Blick zur Decke. „Du magst sie, weil ... weil ...“

„Sie hübsch ist“, beendete er ihren Satz und warf ihr nun doch einen schelmischen Blick zu.

Sie erwiderte ihn, verzog aber das Gesicht. „Ja, wahrscheinlich auch. Aber du findest sie auch so interessant. Evan tut das nicht. Er ist nur höflich. Und genau das stört dich.“

„Dass er höflich ist?“

„Dass er nur höflich ist. Er tut das alles, weil er muss. Du würdest es tun, weil du willst, aber du darfst nicht. Und das ist dein Problem. Aber anstatt dich damit abzufinden, dass du es eh nicht ändern kannst, vergräbst du dich im Haus und wirst depressiv.“

„Ich hab halt keine Lust auf was anderes.“

„Vielleicht bekommst du aber Lust auf wen anderes. Geh mit Xander auf die Jagd und sucht euch Mädchen. Jetzt habt ihr - und vor allem Xander - mehr Chancen.“ Sie zwinkerte ihm zu und grinste frech.

Ryan vergrub das Gesicht in den Händen und seufzte. „Du hast ja recht.“ Dann hob er den Blick zu ihr. „Kommst du mit?“

„Gerne.“ Das Lächeln auf Kayas Zügen war ehrlich und Ryan spiegelte es.

„Dann heute Abend.“ Er hielt inne, weil ihm etwas einfiel. „Du hast keine Sachen in der Stadt versteckt, nehme ich an?“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Im Gegensatz zu euch bin ich immer artig.“

„Ja klar. Immer. Okay, dann also per Auto. Zieh dir was Schönes an, wir gehen in den Club.“

„Alles klar.“ Sie sprang auf. „Ich weiß auch schon was.“

Sie war schon an der Tür, als Ryan sie aufhielt. „Ach und Kaya?“

„Ja?“

„Putz deinen Heiligenschein.“

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