Zwei Rudel, eine Familie
Von Leitwolf zu Leitwolf
Das besondere Etwas
Aussprache
Haverfordwest
Wissen ist Macht
Ich bin der Alpha
Unerwartete Wendungen
Der Plan der Azur
Übermacht
Mächtige Verbündete
Etwas andere Vampire
Ratsentscheidung
Ich kämpfe
Alpha
Wolfswege
2 Monate später
Personenverzeichnis
Die Ränge
Hier endet die erste meiner Wolfswege-Geschichten.
Die Reise ist aber noch lange nicht zu ende. ;)
Bisherige Veröffentlichungen
Stefanie Worbs
Wolfswege
Band 5
Wolfswege
Alpha
Zwei Rudel, eine Familie
Wäre Ian nicht Ian, sondern Hakoon, wäre es wie früher , ging es Ryan durch den Kopf. Er selbst stand an den Türrahmen zur Küche gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und beobachtete das Gewusel vor sich.
Sämtliche Wölfe, die sich derzeit auf dem Anwesen der Familie Thalan befanden, waren da und suchten sich jeweils einen freien Platz, damit die Versammlung beginnen konnte. Ryan hatte sich gleich etwas im Hintergrund gehalten, denn noch immer war es ein seltsames Gefühl, zu Hause zu sein und trotzdem nicht wirklich dazuzugehören.
„Ry.“ Gero legte ihm eine Hand auf die Schulter, als er aus der Küche hinter ihm kam und hielt seinem ehemaligen Rudelbruder ein Bier hin.
„Nein danke“, lehnte Ryan ab und Gero ging, um sich ebenfalls einen Platz zu suchen.
Wenig später kehrte Ruhe ein und Tavis ergriff das Wort. „Familie“, begann er und stieß die Luft dann leicht lachend aber auch seufzend aus. Sein Blick flog zu Ryan und der ahnte, dass sein Dad nicht wirklich wusste, wie er mit ihm umgehen sollte. Ryan schwieg jedoch und ließ seinen ehemaligen Alpha tun und sagen, was immer er für richtig hielt.
Sein Dad fuhr sich ein Mal mit der Hand über das Gesicht und sprach weiter: „Als Erstes möchte ich mich aufrichtig bei Ryan entschuldigen.“ Wieder traf ihn der Blick seines Vaters. „Es tut mir leid, mein Sohn. Ich habe mich falsch verhalten und einige Fehler gemacht. Ich habe dich angehalten, erwachsen zu sein und dir Vorwürfe gemacht. Statt dir zu helfen, habe ich dich von mir gestoßen und verloren. Ich war blind und das ist ein Fehler, den ich wohl nie mehr gutmachen kann. Ich hoffe trotzdem, du kannst mir eines Tages verzeihen.“
Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann nickte Ryan nur leicht. Eines Tages wäre Gras über die Sache gewachsen.
Irgendwann.
Charlotte erhob sich. „Ich bin unendlich froh, meine Kinder wieder alle bei mir zu haben. Ryan, mein Schatz, auch wenn sich ein bisschen was geändert hat, du sollst wissen, dass du immer und egal unter welchen Umständen unser Sohn bleibst. Egal, was du brauchst, komm bitte zu uns.“
Wieder nickte Ryan nur annehmend.
Tavis fuhr fort. „Ich denke, es ist mittlerweile bei allen angekommen, was genau sich geändert hat.“ Sein Blick ging durch die Runde. „Heute Abend sind zwei Rudel in diesem Wohnzimmer. Die Thalans und ...“ Kurz stoppte er und Evan warf ein: „Die Thalans plus.“
Ein Kichern ging durch die Reihe und auch Tavis stimmte ein. „Ja. So sieht es wohl aus.“
„Wieso eigentlich?“, wollte Noel wissen. „Warum hast du ein eigenes Rudel gegründet, Ry? Du hättest einfach zurückkommen können.“
„Es steht dir nicht zu, ihn das zu fragen“, tadelte Tavis den kleinen Perkun. „Wenn es sein Wunsch war, hast du das zu respektieren, egal welche Gründe er hatte.“
„Ich wills trotzdem wissen“, murrte Noel weiter und Ryan grinste.
„Ich werd’s dir bei Gelegenheit erklären. Für den Moment ist es aber Dads Redezeit.“
„Mhh“, brummte Noel zwar noch, schwieg dann aber.
„Danke. Also“, fuhr Tavis fort und breitete kurz die Arme leicht aus, „hiermit noch mal willkommen zurück, meine Kinder. Ryan, Xander und natürlich auch Kaya. Ihr habt sehr gefehlt und wir würden uns freuen, wenn ihr unsere Gäste bleibt, so lang wie ihr möchtet. Das schließt natürlich auch dich ein, Ian. Du bist ebenso herzlich willkommen.“
Der Rubellit nickte dankend. „Das nehme ich gern an“, lächelte er.
„Sehr schön. Ich will dann jetzt auch gar nicht so viel Gerede machen. Gibt es spezielle Fragen?“
„Warum hat er ein eigenes Rudel gegründet?“, schoss Noel sofort wieder los, sein Blick flog von Tavis zu Ryan. Er schien wirklich gekränkt über Ryan’s Entscheidung zu sein. „Hast du was gegen uns?“, fügte der kleine Perkun ein wenig beleidigt an.
Ryan seufzte, stieß sich vom Türrahmen ab, machte zwei Schritte in den Raum und kam hinter Kaya, die auf einem der Sofas saß, zum Stehen. „Ich hatte vorwiegend persönliche Gründe, die euch bekannt sein sollten.“ Sein Blick huschte kurz zu Amber und dann wieder zurück zu Noel. „Es gab einige Dinge, mit denen ich so nicht mehr leben konnte, und das war mein Ausweg.“ Er nickte auf seine eigenen Wölfe.
„Geht’s auch etwas klarer?“, fragte Noel noch immer leicht beleidigt.
„Amber war der Grund“, ließ Ryan ihn schließlich bekannte Tatsachen wissen und fast alle nickten wissend. Nur Ian horchte auf und Ryan sprach weiter. „Ihr wisst alle, was da war und wie sehr es mich belastet hat. Es gibt Quellen, die belegen, dass es helfen würde, wenn die Parteien jeweils ein eigenes Rudel führen. Das tun wir nun. Ich habe ein Rudel und Amber wird irgendwann eures leiten. Unsere Differenzen werden dadurch hoffentlich komplett beigelegt.“
„Merkst du schon was?“, wollte Rahel hoffnungsvoll wissen. „Geht es dir besser?“
„Bis jetzt ist alles gut. Ich denke, die Zeit wird zeigen, ob es so bleibt.“
„Ryan“, kam es leise von Amber und alle wandten ihr die Blicke zu. Sie senkte ihren für einen Moment und schaute ihn dann direkt an. „Bitte verzeih mir mein Verhalten. Ich habe so viel falsch gemacht und du musstest dafür büßen. Du musstest dein Rudel verlassen und hast so viel wegen mir verloren und durchmachen müssen. Es tut mir wirklich leid und ich verspreche dir, dass ich es besser machen werde. Ich will nicht, dass wir uns aus dem Weg gehen müssen. Ich möchte viel lieber eine gute Freundin für dich sein, wenn ich darf. Und ich werde alles tun, damit das, was da ist, sich nicht zwischen uns stellt.“
Ryan sah sie einen langen Moment einfach an. Sie hatte sich entschuldigt und ihre Schwäche zugegeben, vor allen Wölfen und endlich. Sie hatte sich nicht gerechtfertigt oder ihm die Schuld an irgendwas zugeschoben. Sie hatte eingestanden, dass sie falsch gehandelt hatte, und sie wollte es offensichtlich wirklich besser machen.
Mehr konnte er für den Moment wohl nicht von ihr erwarten, also nickte er wieder. „Ich nehme deine Entschuldigung an und hoffe, wir werden ab heute besser miteinander auskommen.“
„Danke schön“, sagte sie leise und senkte den Blick wieder auf ihre Hände.
„Wenn das geklärt ist, kannst du doch wieder zu uns wechseln, Ry“, hielt Noel fest und sah nun bittend aus. „Komm schon, man! Du bist mein Kumpel! Du kannst nicht einfach die Mannschaft wechseln!“
Ryan grinste. „Habe ich aber. Kleiner, es ändert sich doch nichts.“
„Du bist kein Thalan-Thalan mehr.“
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