Die Eltern haben sich also von Anfang an so verhalten, dachte Anna und war verblüfft, dass die große Sorglosigkeit, mit der ihre Eltern den Dingen des Alltags begegneten, nicht etwas war, was sich erst in den letzten Jahren ausgeprägt hatte. Sie überließen Gott und damit ihrer Umwelt nicht nur die großen Dinge, sondern oft auch die kleinen. In dem sie alle Sorge auf Ihn warfen, durften sie friedlich und aller Verantwortung ledig in den Tag hineinleben. Er war es, der gab, der nahm.
Im Mai 1953 b e kam Heiner sein erstes Pfarramt in Syhlen im Mansfelder Raum. Wir löst e n d e n elt e rlich e n Haushalt auf , mit dessen Hausrat das große alt e Pfarrhaus notdürftig eingerichtet werden konnte . Ich bekam ein Zimmer im Witwenhof und gemeinsame Küche mit einer sehr lieben Schwester. Ich hatte unsere Wohnung nach vielen Jahren zu räumen und richtete mich nun im Witwenhof ein, während Elli Heiland di e z wei kleinen Mädchen, Mechthild und Erdmuthe , zu sich nach Kretzschmarsdorf einlud . - Mit den Enkelinnen reiste ich dann im August na c h Syhlen , erlebte Heiners Einführung (Ordination erfolgte 1955) mit und den nicht ganz leichten Anfang . Die Einrichtung war notdürftig und das Einkommen gering. Das Pfarrhaus hatte ein großes Anwesen mit einer Art Park , großem Hof mit Ställen und Taubenschlag und Obstgärten . Diese erbrachten eine kaum zu bewältigende Pflaumenernte, m i r unverg es sl i ch . Al 1 e Kräf te war e n ang e spannt . In di e s e Lag e hinein kam e in Bri ef m e in e s Jüngsten, A rmin , in d e m e r mich aufford e rte, s obald als mögli c h mit B e suchspass zu ihm zu kommen , weil ich jetzt mit groß e r Wahrs c heinlichkeit auf Erf o lg meine Witwenp e nsion beantrag e n konnte. Dies erschi e n mir al s di e Erhörung unserer G e b e t e um Du rc hhilf e und als n e u e W e isung f ür m ic h . A lso Tr e nnung vom g e l ie bten Gott s hut .
I c h hatt e dort d e n Pass zu be an tra g e n und vi e r Woc h e n darauf z u wart e n , Z e it z um A bs c hi e dn e hm e n u nd b es onders au c h vom DFMGB - Kreis , d e m i c h s e it 1 937 als K re ismutter di e n e n durfte.
I c h kam na c h R ec ht es heim z u Armin . Er k o nnte soeben seine Familie s e lb s t ernähr e n und arbeit e te in Karls ruh e als Assistenzar z t . Es dauert e einige Monate, aber die Pension wurde dann vom August 1953 ab g e za h lt . D a mit kam i c h in die Lage , dem Pfarrhaus in Syhl e n wesentlich zu h e lf e n . In A rmins Haus wu c hs e n die vier T öc hter m it groß e m A lt e rsunt er s c hi ed h e ran , sodass si e ge t rennte Zimm e r brau c hten . A ls di e s d e utli c h wurd e , begab e s si c h , dass uns e re Gemeindes c hwester El i s e wusste , in Ravens burg sei bei ihren H e nsoldshöher S c hwestern e in Z i m m er mit Ganzversorgung z u vermieten . Das war für mi c h wieder eine Weisung, bed e utet e ab e r meinen Üb e rgang zum e ndgültig e n Fei e rab e nd im Alt e r von 82 Jahr e n . Mit einem Wort aus dem 2 3 . P s alm mö c ht e i c h s c hli eße n :
Er w e id e t mi c h auf e in e r grün e n A u e
und füh re t mi c h zu m f r is c h e n W ass er.
Er er q u i c k e t m ei n e S ee l e. Er f üh re t mi c h auf rec ht er Stra ße um s e in es Na m e n s will e n .
Gut e s und Barmh erz ig k eit w er d e n mir f o lg en mein L e b e n lang , und i c h w e rd e bl e ib e n im Haus e d es H er rn imm e rdar .
Anna legte das Heft beiseite. Auch der Aufenthalt bei den Hensoldshöher Schwestern war noch nicht die letzte Station der Großmutter gewesen. Die letzten Jahre verbrachte sie wieder bei ihrem Sohn Armin und ihrer Schwiegertochter.
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