Ludwig Witzani - Europas wilder Osten

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Es gibt einen Teil Europas, der durch die Verwüstungen der Geschichte in besonderer Weise betroffen wurde, ohne dass die Fortschritte der Moderne bereits Platz gegriffen hätten. Diesen Teil Europas bezeichnet der Autor als den «wilden Osten Europas». «Wild» ist dieser Osten nicht, weil er unkultiviert wäre, sondern weil der schmerzhafte Prozess der nachsowjetischen Transformation die Menschen dieser Region einem Stress ausgesetzt hat, wie er im Westen seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr empfunden wurde. Ludwig Witzani ist auf einer selbstorganisierten Reise mit Eisenbahnen, Bussen und eigenem Fahrzeug kreuz quer durch Serbien, Bulgarien, Rumänien, Moldawien und die Ukraine gereist und ist auf Spuren großer Geschichte, aber auch auf eine existentielle Dürftigkeit getroffen, wie sie in anderen Teilen Europas seit hundert Jahren überwunden ist. Der Autor war in Belgrad, Sofia, Bukarest, in Czernowitz und Lemberg, in Chişinău, auf der Krim und in Kiew und begegnete einem urwüchsigen Willen zur Neugestaltung, aber auch einer viel intensiveren Verklammerung von Alltag und Religion, von Nation und Identität, aber auch einer erschreckenden Korruption. In Gestalt sehr persönlicher, geschichtlich immer wieder vertiefter Zugänge wird ein Weltteil sichtbar, der sich darauf vorbereitet, «nach Europa zurückzukehren.»

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Eine ganze Stunde verbrachte ich am großen Decebalus-Denkmal in der Nähe der Donau. Der Dakerkönig Decebalus nimmt für die Rumänen in etwa die gleiche Position ein wie Arminius der Cherusker für die Deutschen: er wird als nationaler Freiheitskämpfer aus einer Zeit verehrt, in der es die Nation überhaupt noch nicht gab. Den weltweiten Nachruhm heimste sein Gegner ein, der römische Kaiser Trajan (98-117), unter dem das römische Weltreich seine größte Ausdehnung erreichte. In seiner Regierungszeit überschritten die römischen Legionen am Beginn des zweiten nachchristlichen Jahrhundert die Donau und setzten sich in der heutigen Walachei und in den Karpaten fest. Ihnen stand die von Decebalus geführte Stammeskonföderation der Daker gegenüber, der es zeitweise gelang, die Römer zurückzudrängen. Am Ende erging es Decebalus und seinen Dakern wie Vercingetorix und seinen Galliern.

DecebalusMonument am Donauknie Sie wurden besiegt Der geschlagene König floh - фото 14

Decebalus-Monument am Donauknie

Sie wurden besiegt. Der geschlagene König floh in die Berge und nahm sich, um der Gefangenschaft zu entgehen, das Leben.

Ob der tapfere Decebalus genauso ausgesehen hatte, wie ihn das große Felsenporträt an der Donau zeigte, wusste niemand. Er hatte weder Dokumente hinterlassen, noch Münzen ausgegeben, auf denen sein Konterfei der Nachwelt überliefert worden wäre. So entsprang seine Felsen-Physiognomie lediglich der Fantasie eines historisch interessierten rumänischen Sponsors, der dieses Monument auf eigene Kosten in den Berg hatte meißeln lassen. Der über dreißig Meter große Riesenkopf besaß tote Augen, einen Rauschebart und blickte wie ein dakischer Rübezahl auf die Touristen herab, die ihn vom Parkplatz aus bewunderten. Besonders authentisch war das natürlich nicht, auf der anderen Seite erinnerte das Monument die Besucher an die lateinischen Anfänge Rumäniens, anderthalbtausend Jahre, bevor es Rumänien überhaupt gab.

Ich schlief in Drobeta Turnu Severin, einer Stadt im hintersten Winkel Rumäniens, die Einiges zu bieten hatte. Zunächst einmal ihren Namen, in dem sich die geschichtlichen Bezugspunkte der Stadt vereinten, denn „Drobeta“ hieß der Ort in der Antike, und „Turnu Severin“ nannte man die Stadt im Mittelalter zu Ehren des heiligen Severin von Noricum. Eine nachgebaute römische Brücke in Drobeta Turnu Severin erinnerte an Kaiser Trajan, eine Kanone gemahnte an die wilden Zeiten der Freiheitskämpfe, und die herrschaftlichen Häuserzeilen in der Innenstadt stammten aus der rumänischen Belle Epoque, als vor dem Ersten Weltkrieg die Donau als Schifffahrtsweg immer mehr an Bedeutung gewann.

Wie kleine Fettaugen auf der Suppe der Gegenwart und unberührt von jeder Geschichte tummelten sich die Angehörigen der jungen Generation in den angesagten Cafés des Stadtzentrums. Die Jungs begrüßen sich mit Brustrammen und Gimme-Five, und die Mädchen waren herausgeputzt wie kleine Rosen kurz vor der Blüte. Ihnen gegenüber fielen die Erwachsenen etwas ab, sie saßen gebannt vor großen Flachbildschirmen in den Wirtshäusern und verfolgten ein Fußballspiel.

Leider erhielt ich in Drobeta Turnu Severin nur ein Hotelzimmer ohne Aircondition. Das war angesichts der fast tropischen Temperaturen eine Herausforderung, die ich ohne meine Indien-Erfahrungen nicht bewältigt hätte. Da ich das Fenster wegen der aggressiven Donaumücken nicht öffnen konnte, duschte ich mich eiskalt und gründlich und legte mich nass und nackt ins Bett. Zu meiner Freude funktionierte diese Methode schon beim zweiten Versuch, und ich schlief fünf Stunden am Stück. Gegen 4:00 Uhr in der Frühe wachte ich auf, öffnete die Zimmertüre zum Flur, um dann noch einmal zwei Stunden weiterzuschlafen. So wurde es schließlich 6:00 Uhr als ich aufstand, um mir den ersten Morgenkaffee zu brühen. Als ich am Fenster stand, sah ich, dass die Menschen auf der gegenüberliegenden Straßenseite auch aufgestanden waren. Gemeinsam begannen wir einen weiteren glutheißen Sommertag.

Hinter Drobeta Turnu Severin begann die Walachei, eine Landschaft, die im mitteleuropäischen Sprachgebrauch ganz unabhängig von ihrer konkreten Geografie zum Inbegriff eines weit entfernten und absolut eintönigen Landes geworden ist. In Wolfgang Hermdorfs Jugendbuch „Tschick“ war die Reise zum „Onkel in die Walachei“ gleichbedeutend mit einer Reise ins Nirgendwo. Das war natürlich ungerecht, denn eintönig war die Walachei ganz sicher nicht. Hinter Drobeta Turnu Severin ging es erst einmal eine sanft gewellte Hügellandschaft hoch, dann eine Zeitlang geradeaus, bis sich die Straße wieder auf eine Ebene absenkte, die aussah wie der verbrannte Boden einer Bratpfanne auf einem voll aufgedrehten Herd. Alles war schwarz und verkohlt. Scharfe Schatten verschluckten die Fuhrwerke, die mit Holz und Heu beladen, den Verkehr behinderten. Dann wurde es noch trister. Ich durchfuhr eine Mondlandschaft mit Industrieabfall der übelsten Sorte: oxidiert, explodiert, zerschlagen passierte ich ausgemusterte Technik auf dem Rückweg in die Natur.

Craiova, die Hauptstadt der rumänischen Bierproduktion kündigte sich bereits lange vor der Stadteinfahrt durch Strommasten und Elektrizitätswerke an. Eine futuristische Überführung führte auf eine Umgehungsstraße, auf der ich an Craiova vorüberfuhr. Nun war das 120 Kilometer entfernte Pitești das nächste Ziel. Schnurgerade zog sich die gut ausgebaute Straße durch flache Landschaften. Links und rechts schossen rumänische Fahrzeuge an mir vorüber, und selbst popelige Kleinwagen setzten zu Überholmanövern an. Manchmal, wenn ich meinerseits überholte, merkte ich allerdings, dass der Rumäne zwar ein geborener Überholer war, selbst aber nicht so gerne überholt werden wollte. Er gab dann Gas und verfolgte einen, als hätte man ihm die Ehre gestohlen. Hinzu kam, dass der rumänische Autofahrer am liebsten in der Mitte der Fahrbahn fuhr, und das gleich aus mehreren Gründen. Erstens hatte das etwas Herrschaftliches, denn schließlich kam der Kaiser von China auch immer nur durch die Mitte, zweitens war es fahrzeugschonender, denn die wenigsten Schlaglöcher befanden sich in der Mitte der Fahrbahn, und drittens war es auch sicherer, weil man nie wusste, ob aus den Höfen am Straßenrand plötzlich ein Hund, eine Kuh oder ein Kind hervorpreschen würde.

Bei Slatina überquerte ich den Oil, einen an sich recht bedeutungslosen Fluss, der die „kleine“ von der „großen“ Walachei trennt. Dazu fiel mir das kleine und das große Latinum ein, mit dem ich mich als Schüler hatte herumschlagen müssen. Während das kleine Latinum keine Sache gewesen war, hatte ich mich mit dem großen Latinum ganz schön herumquälen müssen. Bei der kleinen und der großen Walachei verhielt es sich anders. Hier waren „groß“ und „klein“ keine Qualitäts- sondern reine Größenbegriffe. Westlich des Oil, woher ich kam, befand sich die kleine Walachei, östlich, also da, wohin ich wollte, die große Walachei. Einen äußerlich erkennbaren Unterschied im Landschaftsbild gab es nicht.

Gegen Mittag hatte ich bereits Pitești in der großen Walachei erreicht. Lohnte sich ein Stopp in dieser Stadt? Nein entschied ich, es war viel zu heiß und viel zu flach. Das einzige, womit sich die Stadt Pitești in die Annalen der Geschichte eingetragen hatte, war ein spezielles Trainingsprogramm des rumänischen Geheimdienstes Securitate, mit dem Inhaftierten beigebracht wurde, sich gegenseitig mit gutem Gewissen zu foltern. Aber auch das war gottlob Geschichte.

Apropos Geschichte. Wie verhielt es sich überhaupt mit der Geschichte der Walachei? Ganz ähnlich wie mit vielen Regionen zwischen Ungarn, Serbien und dem Osmanischen Reich. Irgendwann entstanden Machtzentren wie Fettflecke auf dem großen Teppich der Lokalgeschichte, verschwanden wieder oder breiteten sich aus, bis sie eine gewisse Stabilität erreichten. So war es auch mit der Walachei gewesen, einer Region zwischen Donau und Karpaten, die im 14. Jhdt. von einem örtlichen Haudrauf mit Namen Basarab I gegründet und gegen eine ungarische Intervention verteidigt wurde. Seitdem herrschten die Nachfolger Basarabs I als Wojwoden (Fürsten oder Herzöge) jahrhundertelang in der Walachei, von Mord und Totschlag in der eigenen Familie ebenso gebeutelt wie vom Kampf gegen den einheimischen Adel (die Bojaren) oder die Türken.

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