Ludwig Witzani - Europas wilder Osten

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Es gibt einen Teil Europas, der durch die Verwüstungen der Geschichte in besonderer Weise betroffen wurde, ohne dass die Fortschritte der Moderne bereits Platz gegriffen hätten. Diesen Teil Europas bezeichnet der Autor als den «wilden Osten Europas». «Wild» ist dieser Osten nicht, weil er unkultiviert wäre, sondern weil der schmerzhafte Prozess der nachsowjetischen Transformation die Menschen dieser Region einem Stress ausgesetzt hat, wie er im Westen seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr empfunden wurde. Ludwig Witzani ist auf einer selbstorganisierten Reise mit Eisenbahnen, Bussen und eigenem Fahrzeug kreuz quer durch Serbien, Bulgarien, Rumänien, Moldawien und die Ukraine gereist und ist auf Spuren großer Geschichte, aber auch auf eine existentielle Dürftigkeit getroffen, wie sie in anderen Teilen Europas seit hundert Jahren überwunden ist. Der Autor war in Belgrad, Sofia, Bukarest, in Czernowitz und Lemberg, in Chişinău, auf der Krim und in Kiew und begegnete einem urwüchsigen Willen zur Neugestaltung, aber auch einer viel intensiveren Verklammerung von Alltag und Religion, von Nation und Identität, aber auch einer erschreckenden Korruption. In Gestalt sehr persönlicher, geschichtlich immer wieder vertiefter Zugänge wird ein Weltteil sichtbar, der sich darauf vorbereitet, «nach Europa zurückzukehren.»

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Die größte Zuwanderungswelle hatten die österreichischen Habsburger nach ihrem Sieg über die Türken am Ende des 17. und am Beginn des 18. Jahrhunderts ins Werk gesetzt. Die sogenannten „Donauschwaben“ kamen, vornehmlich Rheinländer und Süddeutsche, die sich zu Hunderttausenden im gesamten Donauraum und ganz besonders im Banat niederließen. Mit der ihnen eigenen Mischung aus Disziplin und Fleiß verwandelten sie das Banat in die „Kornkammer des Balkans“, was sich wie eine Erfolgsgeschichte anhört, aber bald zu anhaltenden Reibereien mit anderen Volksgruppen führte. Die Ungarn hatten vor dem Ersten Weltkrieg vergeblich versucht, das Banat zu magyarisieren; die Rumänen, die seit 1918 den größten Teil des Banat besaßen, gewährten den Rumäniendeutschen größere Freiheiten, wurden aber von diesen verachtet. Und zur Wahrheit gehört auch: Zwischen den Weltkriegen erlagen viele Banater Schwaben den Einflüsterungen des Nationalsozialismus und kollaborierten während des Zeiten Weltkrieges in vielfältiger Weise mit Nazi-Deutschland.

Die Rache der Sieger war furchtbar. Im serbischen Teil des Banat wurden die Deutschen praktisch ausgerottet, zu Zehntausenden in Todeslagern planmäßig ermordet. Im rumänischen Teil wurden die Banater Schwaben ausnahmslos enteignet und zu großen Teilen für Jahre in Arbeitslager nach Ostrumänien oder Russland verschleppt.

Kein Wunder, dass sich der Rest der Banater Schwaben in Rumänien nach dem Zweiten Weltkrieg um die Ausreise nach Deutschland bemühte. Für Zehntausende folgte einem solchen Ausreiseantrag jahrelanges Warten und Stigmatisierung, ehe sich die kommunistische Regierung gegen hohe Lösegeldzahlungen aus der Bundesrepublik aus reiner Geldgier dazu herabließ, häppchenweise volksdeutsche Rumänen ausreisen zu lassen.

Soweit die Geschichte des Banat, von deren Gräueln an diesem hochsommerlichen Tag nichts mehr zu sehen war. Zu Hunderten standen die Garben zum Abtransport auf den Feldern bereit. In einigen Dörfern wurden bereits die Vorbereitungen für das Erntedankfest getroffen. Kurz vor Temeswar parkte ich an einem Gasthof und trank einen starken schwarzen Kaffee. Um mich herum saßen rüstige Kerle im Bauernkittel. Ihre Gesichter waren von einer geschichtslosen Gegenwärtigkeit.

In Temeswar fand ich auf Anhieb ein gutes Hotel in der Innenstadt. Der Rezeptionist sah aus wie ein Küss-die-Hand-Concierge und besaß den Humor eines Kölner Köbes.

„Sprechen Sie Deutsch ?“, fragte ich ihn.

„Gerade genug um die Gäste zu bescheißen“, erwiderte er lachend und gab mir ein erstklassiges Zimmer, in dem alles funktionierte.

Gleich neben dem Eingang des Hotels begann die Fußgängerzone von Temeswar. Sommerliche Stimmung, flanierende Passanten, Werbeplakate allenthalben. Unter den Sonnenschirmen eines Straßenrestaurants saßen Muskelprotze im Unterhemd an den Tischen, neben ihnen zwitscherten ihre blutjungen Freundinnen, fast jede von ihnen mit Kettchen behangen. Junge Kellnerinnen liefen sich die Hacken ab und ließen sich reihenweise Anraunzer von Seiten der Gäste gefallen.

Trat man aus dem Schatten, war die Hitze kaum zu ertragen, denn die Sonne stand nun senkrecht über der Stadt. Das Thermometer bewegte sich auf die 40 Grad Marke zu, und die Menschen schienen sich in Zeitlupe durch die Straßen zu bewegen. Tauben flüchteten sich in den Schatten der Bäume, manche lagen auch, vom Hitzschlag getroffen, tot auf dem heißen Asphalt.

Das urbane Zentrum Temeswars bestand aus drei großen Plätzen und zahlreichen Parks. Eine ansehnliche Stadt im Würgegriff eines Balkan-Hochs. Der größte Platz war „Platz der Freiheit“ (Piața Literatiji), in dessen Mitte sich die Staue des heiligen Nepomuk und der Jungfrau Maria erhob. Solche Mahnmale existierten im gesamten ehemaligen österreichisch-ungarischen Kulturraum zur Erinnerung an überstandene Pestepidemien. Der „Platz des Sieges“(Piața Victoreii) war eine lang gezogene Fußgängerzone zwischen Oper und Kathedrale mit zahlreichen Cafés und Restaurants, in denen die Leute zusammengedrängt im Schatten saßen und nach Luft schnappten.

Der schönste Platz Temeswars ist der „Platz der Einheit“ (Piața Unitii). Er besitzt einen rechteckigen Grundriss und einen Rasen in seiner Mitte. Umgeben war er von teilweise restaurierten, teilweise pittoresk vor sich hin vergammelnden Gebäuden an seinen Rändern. Eingerahmt wurde der Platz an seinen Längsseiten von einer griechisch-katholischen und einer römisch-katholischen Kathedrale, die ich nacheinander besuchte, nicht so sehr aus religiösem Interesse, sondern, weil es in ihrem Innern schattig und kühl war. Vor der römisch-katholischen Kathedrale traf ich eine Reisegruppe aus Deutschland. Es handelte sich um zwei Dutzend älterer Herrschaften, denen die Hitze sichtlich zusetzte.

In einer Seitengasse des Platzes der Einheit betrat ich eine Buchhandlung und fragte nach deutschen Büchern. Die Buchhändlerin, eine junge Frau, die fließend Deutsch sprach, schien sich über mein Interesse zu freuen und zeigte mir eine ganze Wand mit deutschsprachiger Literatur. Sie trug die dunkelblonden Haare hochgesteckt, was ihr ein aristokratisches Aussehen verlieh, ihr Gesicht war schmal, die Augen groß und ausdrucksstark. Eine Schöne von Temeswar.

„Welche Bücher würden Sie einem Deutschen ohne Vorkenntnis über das Banat empfehlen?“ fragte ich.

„Sachbücher oder Romane?“

„Lieber Romane“

Die Buchhändlerin trat vor die Bücherwand und durchmusterte die Regale. Nach einigem Überlegen griff sie zu drei Büchern und legte sie vor mir auf einen kleinen Tisch. Richard Wagners Roman „Habseligkeiten“, Eginald Schlattners Buch „Der geköpfte Hahn“, und die „Atemschaukel“ von Herta Müller.

Ich betrachtete die Bücher. „Warum gerade diese drei?“

Die Buchhändlerin kniff die Augen zusammen und kräuselte die Nase, als schien sie zu überlegen, wie ahnungslos ich war. Dann griff sie zu Wagners Roman „Habseligkeiten“. „Das Thema dieses Buches ist die Familiengeschichte des Autors seit dem 19. Jahrhundert“, begann sie. „Es beschreibt den dörflichen Alltag der Banater Schwaben im Laufe eines Jahrhunderts bis heute. Wenn Sie Dorftratsch und Familiengeschichten schätzen und es lieben, wenn dabei im Hintergrund die Weltgeschichte vorüberzieht, dann sind sie bei diesem Buch gut aufgehoben.“

Ich nickte. Nun bemerkte ich doch eine gewisse Härte im sprachlichen Ausdruck, gerade so als würden die Konsonanten im Vergleich zu den Vokalen überbetont.

„Noch besser gefällt mir Eginald Schlattners Roman `Der geköpfte Hahn´“, fuhr die Buchhändlerin fort. „Im Mittelpunkt dieses Buches steht der 23. August 1944, der Tag, als Rumänien im Zweiten Weltkrieg die Seiten wechselte und vom Verbündeten Deutschlands zum Gegner wurde, was für die Deutschen im Land katastrophale Folgen mit sich brachte.“

„Waren Ihre Eltern oder Großeltern auch davon betroffen?“ fragte ich, um gleich hinzuzufügen: „Bitte, halten Sie mich nicht für indiskret, Ich nehme an, Sie sind auch deutschstämmig?“

„Ist schon Ordnung“, gab sie zurück und lächelte. „Fragen sie ruhig. Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater ist Ungar. Aber der Vater meiner Mutter wurde nach seiner Rückkehr aus dem Krieg zur Zwangsarbeit in einem Arbeitslager verurteilt“, erklärte die Buchhändlerin. „Davon handelt übrigens das dritte Buch `Atemschaukel´ von Herta Müller. Dieser Roman erzählt vom Hunger und der Not der Deutschen, die nach dem Krieg in russische und rumänische Arbeitslager verschleppt wurden. Nicht zuletzt wegen dieses Romans hat Herta Müller den Nobelpreis für Literatur erhalten.“

„Welches der Bücher würden sie mir empfehlen?“

„Als Einleitung für den Anfang am besten „Habseligkeiten“, das Buch von Richard Wagner. Es ist eigenwillig, aber in ihm kommt die Geschichte der letzten hundert Jahre am besten zum Tragen.

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