Ludwig Witzani - Europas wilder Osten

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Es gibt einen Teil Europas, der durch die Verwüstungen der Geschichte in besonderer Weise betroffen wurde, ohne dass die Fortschritte der Moderne bereits Platz gegriffen hätten. Diesen Teil Europas bezeichnet der Autor als den «wilden Osten Europas». «Wild» ist dieser Osten nicht, weil er unkultiviert wäre, sondern weil der schmerzhafte Prozess der nachsowjetischen Transformation die Menschen dieser Region einem Stress ausgesetzt hat, wie er im Westen seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr empfunden wurde. Ludwig Witzani ist auf einer selbstorganisierten Reise mit Eisenbahnen, Bussen und eigenem Fahrzeug kreuz quer durch Serbien, Bulgarien, Rumänien, Moldawien und die Ukraine gereist und ist auf Spuren großer Geschichte, aber auch auf eine existentielle Dürftigkeit getroffen, wie sie in anderen Teilen Europas seit hundert Jahren überwunden ist. Der Autor war in Belgrad, Sofia, Bukarest, in Czernowitz und Lemberg, in Chişinău, auf der Krim und in Kiew und begegnete einem urwüchsigen Willen zur Neugestaltung, aber auch einer viel intensiveren Verklammerung von Alltag und Religion, von Nation und Identität, aber auch einer erschreckenden Korruption. In Gestalt sehr persönlicher, geschichtlich immer wieder vertiefter Zugänge wird ein Weltteil sichtbar, der sich darauf vorbereitet, «nach Europa zurückzukehren.»

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Aber wie schon erwähnt: es nutzte nichts. 1393 und noch einmal 1444 fiel Bulgarien unter türkische Herrschaft. Die lange Nacht der türkischen Fremdherrschaft begann, eine Zeit der Diskriminierung, die kein Volk des Balkans so intensive hat erleben müssen wie die Bulgaren. Die Fundamente ihrer Kirche mussten unterhalb des Bodens liegen, weil keine Kirche höher als eine Moschee sein durfte. Urkunden wurden nur in arabischer Sprache angefertigt, die fettesten Felder gingen an die Türken, die Bulgaren mussten sich mit der kargen Erde in den Bergen genügen. Außerdem gab es eine Kopfsteuer und die Knaben-Auslese, von den Bulgaren zutreffend “Blutzoll” genannt. Dieser Blutzoll verpflichtete jede Familie, ein Kind als "Janitschar”, als künftigen Krieger, dem Sultan zu überlassen. Über Jahrhunderte erstarrte das geistige Leben in der Türkenzeit, und jeder Widerstand wurde im Keim erstickt. Der russischen Intervention, die Bulgarien 1877 die Freiheit brachte, waren grauenhafte Gemetzel an der bulgarischen Bevölkerung vorangegangen.

Russe war die letzte Station meiner Bulgarienreise. Drei Stunden benötigte der Bus für die einhundert Kilometer nach Norden. Wir ließen das zentrale Bergland hinter uns und erreichten eine weite, flache Ebene, die hinter der Donau in die Walachei übergehen sollte. Die Ansichten links und rechts der Straße verschwammen in einem schwülen Dunst.

Aus zwei Gründen wollte ich Russe besuchen, einmal wegen der Donau, die ich mir hier, kurz vor ihrer Einmündung in das Schwarze Meer, wie einen Mississippi vorstellte und zum anderen wegen Elias Canetti, der seine Jugend in Russe verbracht hatte.

Die Donau aber war eine Enttäuschung. Stundenlang konnte man am Ufer entlang wandern, ohne überhaupt ans Wasser zu kommen, und wenn es endlich gelang, erblickte man nur einen schmalen Fluss, kaum breiter als die Mosel bei Bernkastel-Kues. Das Wasser war schlammig und floss aufreizend langsam nach Osten. War das die stolze Donau, der Königsstrom der Balkanvölker, der Fluss, auf dem sich bis zur Entstehung der Eisenbahn der Handel zwischen Mitteleuropa und Konstantinopel abgespielt hatte? Noch zu Zeiten von Elias Canetti war die Fracht aus Wien und Budapest auf Booten nach Russe gekommen, wo sie auf die neugebaute Eisenbahn verladen wurde, ehe der Transport nach Varna weiterging.

Aber die Zeiten Canettis waren lange vorüber, so lange, dass kaum jemand in dieser Stadt ihn noch zu kennen schien. Es existierte weder ein Canetti-Platz, noch eine Canetti-Straße, geschweige denn ein Canetti-Museum. Das war umso ungerechter, als Elias Canetti der Stadt (er nennt sie mit ihrem alten Namen „Rustschuk“) im ersten Band seiner Autobiografie „Die gerettete Zunge“ ein poetisches Denkmal gesetzt hatte. „Rustschuk an der unteren Donau, wo ich zur Welt kam, war eine wunderbare Stadt für ein Kind“, schrieb Canetti, „und wenn ich sage, dass sie in Bulgarien liegt, gebe ich eine unzulängliche Vorstellung von ihr, denn es leben dort Menschen der verschiedensten Herkunft; an einem Tag konnte man sieben oder acht Sprachen hören. Außer den Bulgaren, die oft vom Lande kamen, gab es noch viele Türken, die ein eigenes Viertel bewohnten und an dieses angrenzend lag das Viertel der Spaniolen (Canetti meint das Judenviertel L.W.). Es gab Griechen, Albaner, Armenier, Roma. Vom gegenüberliegenden Ufer der Donau kamen Rumänen, meine Amme war eine Rumänin. Es gab, vereinzelt, auch Russen.“

Nun dominieren anstelle jüdischer Händler, armenischer Goldschmiede, türkischer Bademeister, bulgarischer Handwerker oder deutscher Ingenieure die Embleme internationaler Mode- und Telekommunikationsanbieter das Straßenbild der Innenstadt. So ausdauernd ich durch Russe lief, um ein wenig vom Flair vergangener Zeiten wiederzuentdecken, bin ich doch nicht fündig geworden. Eine demografische Entmischung hatte stattgefunden, die die urbane Bühne ordentlicher, aber trister machte. Der Zweite Weltkrieg und der Kommunismus hatten ganze Arbeit geleistet.

Der Übergang von Bulgarien nach Rumänien besaß etwas Kafkaeskes. Als ich die „Brücke der Freundschaft“ erreichte, die Bulgarien und Rumänen verband, erfuhr ich, dass es verboten war, die Brücke zu Fuß zu überqueren. Die Taxifahrer-Lobby auf beiden Seiten der Brücke ließ grüßen. Gutgelaut hielten sie die Hand auf, um die Grenzgänger für einen unverschämten Preis auf die andere Seite zu bringen.

Immerhin war es sehenswert, wie sich die Taxifahrer an den langen Autoschlangen vorbeimogelten. Nur bei der Einreise nach Rumänien dauerte es etwas länger, weil die Ähnlichkeit zwischen mir und meinem Passbild von Jahr zu Jahr undeutlicher wurde. Sechs Jahre, eine Ehe und eine Scheidung hatten mich nicht nur meinen Bart, sondern auch noch meine dunkle Haarfarbe gekostet. Der Grenzbeamte kniff die Augen zusammen und hatte schließlich ein Einsehen. Willkommen in Rumänien. Hinter der Grenze auf der rumänischen Seite lief ich durch abgegrastes Niemandsland, ehe ich eine Wechselstube erreichte, an der mir ein Türke entgegenbrüllte „Bulgarian Lewa not convertible, Lewa not convertible! You give me Euro!“ Der rumänische Taxifahrer ließ sich überreden, mich zum halben regulären Lewa Kurs zur Busstation nach Giorgiu zu fahren. Er war glatzköpfig und dick, schimpfte auf Kommunismus und Demokratie gleichermaßen und roch unverkennbar nach Wodka. Am Ende gab ich ihm alle Lewa, die ich noch besaß. Dafür führte er mich in Giorgiu zum Ticketschalter für die Busse nach Bukarest.

Rumänien

Übersicht über deutsche und rumänische Städtenamen Bukarest Bucuresti - фото 10

Übersicht über deutsche und rumänische Städtenamen

Bukarest Bucuresti
Kronstadt Brașov
Schässburg Sighișoara
Hermannstadt Sibiu
Klausenburg Cluj Napoca
Temeswar Timisoara
Targoviste Târgoviște
Constanta Constanța

Die europäischen Völker sind zwar eine „Familie“, wie man gerne sagt, aber über den Eintritt in diese Familie kann ein jedes Volk eine ganz andere Geschichte erzählen.

Die Ungarn waren im 10. Jhdt. als ein asiatisches Reitervolk in Europa erschienen und waren ein halbes Jahrhundert lang die Geisel des Kontinents. Dann wurden sie christianisiert und verwandelten sich in die Grenzwacht Europas gegen die türkische Expansion.

Die Bulgaren entstanden aus der Verbindung der asiatischen „Proto-Bulgaren“ mit einer slawischen Bevölkerungsmehrheit und wurden durch ihre orthodoxe Christianisierung ins Europäische eingemeindet. Bei den Rumänen verhält es sich ganz anders und zugleich komplizierter.

Auch im Falle Rumäniens könnte man von „Proto-Rumänen“ sprechen, wenngleich damit kein einheitlicher demographischer Zufluss, sondern eine Gemengelage verschiedene Völker gemeint ist, die sich wie in einem Eintopf zu einer rumänischen Ursuppe entwickelten. Proto-Rumänen waren die Daker, ein kriegerisches Balkanvolk, das den Römern manch harte Nuss zu knacken gab und nur kurzfristig von Kaiser Trajan bezwungen werden konnte. Proto-Rumänen im weitesten Sinn waren die einsamen römischen Kolonisten nördlich der Donau, die Rumänien die lateinische Sprache und den Namen schenkten. Nicht zu vergessen die slawischen Stämme, die im sechsten und siebten Jahrhundert zuwanderten und das Mehrheitsferment der noch gar nicht vorhandenen Nation bilden sollten.

In diesen protorumänischen Suppentopf kamen dann noch Deutsche und Ungarn als Wurstbeilagen hinzu, als sie sich im Mittelalter in Siebenbürgen niederließen „Halt“, würde an dieser Stelle ein Ungar rufen, „Siebenbürgen, das Land der Karpaten mit seinen zauberhaften ungarischen und deutschen Städten, ist nicht Rumänien, sondern Ungarn!“.

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