Dellmann hob eine Augenbraue. „Wenn die Troopers sie vorzeitig entdecken, dann sind Sie fällig, Mann.“
„Die Black COBRAs haben schon ähnliche Einsätze hinter sich, auch wenn es dabei natürlich nicht gegen Troopers, sondern gegen Sicherheitskräfte Ihrer Konkurrenz ging. Wir haben Erfahrung darin, unsere Hilfsmittel in der Ausrüstung zu verstecken und vor Scannern und Sensoren geheim zu halten.“ Brandon sah den Security-Chief abfällig an. „Wir reden hier von der Beseitigung von Troopern des Direktorats. Das ist eine durchaus heikle Angelegenheit. Wir haben eine Reihe der Karabiner vom Typ M58 vor der Verschrottung abzweigen können. Offiziell gelten die Waffen als vernichtet. Bei ihnen fehlt die zusätzliche tetronische Verbindung zwischen Waffe und Träger, wie die aktuellen M73er sie haben, und auch der eingebauten Hochenergie-Laser, dafür gibt es aber durchschlagskräftige panzerbrechende Munition. Unseren Versuchen nach müssten sie auch mit der Panzerung der neuen Kampfanzüge fertig werden.“
„Und diese Ausrüstung ist in den Transportbehältern Ihrer ‚Katastrophenschutz‘-Einheit?“
„Zusätzlich zu einem sehr effektiven Nervengift. Es wird von den Sensoren einer normalen Luftversorgung nicht angemessen oder gar ausgefiltert. Allerdings können wir es in diesem speziellen Fall natürlich nur erfolgreich einsetzen, wenn die Troopers ihre Kampfanzüge nicht mehr tragen. Zumindest müssen die Helme offen sein“. Brandon grinste breit. „Die Sensoren der Anzüge würden das Zeug messen, aber das Gift wirkt so schnell, dass es dann für Gegenmaßnahmen zu spät ist. COBRAs sind nun einmal gerne auf jede Lage vorbereitet.“
„Lassen Sie die Troopers gegen diese Kreaturen kämpfen. Dafür sind die Troopers da. Vermutlich werden sie bei den Kämpfen Verluste erleiden, was Ihnen, Chief Brandon, zugutekommt. Sie halten sich aus den militärischen Aktionen heraus und machen glaubhaft, dass Sie lediglich eine Rettungseinheit ohne jegliche Kampferfahrung oder gar Waffen sind“, führte der Hoch-Manager aus. „Stellen Sie fest, dass es sich bei den Kreaturen um intelligente Wesen handelt, dann müssen Sie aktiv werden und die Troopers ausschalten. Alle, Chief Brandon, gleichgültig, was es kostet.“
Adanaki sprach von Verlusten der Black COBRAs und zugleich davon, dass Nundagai die Organisation hierfür großzügig entschädigen würde.
Brandon stimmte zu. „Wenn wir uns mit den Troopern anlegen, dann geht es nicht ohne eigene Verluste ab, aber wir bekommen das hin. Allerdings brauchen wir dann eine plausible Ausrede, warum die Soldaten nicht zurückkehren. Ich kenne die Cav. Sie wird sicher Nachforschungen anstellen, wenn ihre Leute nicht heimkehren.“
„Das wird sie ganz gewiss“, bekräftigte Adanaki. „Ich wurde informiert, dass die Sky-Troopers von Major Joana Redfeather befehligt werden.“
Brandon nippte gerade an seinem Kaffee und verschluckte sich. „Redfeather? Verdammt, reden wir hier von der Tochter des Hoch-Admirals John Redfeather?“
„Nun, so viele Redfeathers wird es in den Streitkräften wohl nicht geben“, meinte Dellmann mit hämischem Lächeln.
„Dann brauchen wir eine verdammt gute Erklärung, wenn wir ausgerechnet diese Major Redfeather verschwinden lassen müssen.“
„Sie muss nicht verschwinden. Sie muss nur tot sein. Sie und ihre Leute“, sagte der Hoch-Manager eindringlich. „Sofern sich die Aktivitäten auf Mining Facility 12 beschränken, ist das leicht zu organisieren. Dort lagern genug Sprengmittel, um die gesamte Anlage in Staub zu verwandeln.“ Er sah Brandon freundlich an. „Sie müssen nur dafür sorgen, dass Sie rechtzeitig dort herauskommen.“
„Kein Problem. Was ist mit den Beschäftigten von Anlage 12?“
„Im Zweifelsfall werden die wohl mitbekommen, dass wir es mit intelligenten Angreifern zu tun haben und wenn Sie die Troopers ausschalten, wird sich das nicht vor der Belegschaft der Anlage verbergen lassen.“ Adanaki machte eine entschuldigende Geste. „Gehen Sie kein Risiko ein. Wenn wir es mit Intelligenzen zu tun haben, dann muss das ein Geheimnis bleiben.“
„Das habe ich bereits verstanden, Hoch-Manager.“
Dellmann hob eine Hand. Die andere lag an seinem Implant hinter dem Ohr. „Meldung von der Outer Area Control der Orbitalstation. Wir orten einen Navy-Kreuzer im Anflug.“
„Nun, das Spiel beginnt.“ Adanaki klatschte leicht in die Hände. „Sie wissen, was wir von Ihnen und Ihren COBRAs erwarten, Mister Brandon. Ich rechne mit Ihrem Erfolg und Nundagai wird für einen solchen die Black COBRAs ausgesprochen großzügig entschädigen. Halten wir uns alle an die Regeln, dann werden wir auch den Sieg davontragen. Lassen Sie uns nun auf unsere gemeinsame Unternehmung anstoßen, bevor wir unsere Gäste von den Streitkräften begrüßen.“
D.S. Orion, APS-Kreuzer, Register-Nummer 57
Captain Tamara Jellenkova war zweifellos eine der fähigsten Schiffskommandantinnen der Navy. Ursprünglich die wagemutige Pilotin eines Fast Landing Vehicles des Trägerschlachtschiffes D.C.S. Agincourt , hatte sie später zwei Prototypen neuer Schiffe getestet. Die D.S. Lightning war das erste Raumschiff mit serienreifem Hiromata-Nullzeit-Sturzantrieb gewesen. Der nagelneue Kreuzer hatte auf der Welt der Shanyar eine Bruchlandung gemacht und Jellenkova war, gemeinsam mit der an Bord befindlichen Joana Redfeather und deren Sky-Troopern, in den Konflikt zwischen den Shanyar und den Überlebenden einer illegalen Abbaumission von United Mining Industries geraten. Sie hatten nicht nur überlebt, sondern den Krieg beendet. Danach hatte Captain Jellenkova den Befehl über die D.S. Orion übernommen, den ersten Kreuzer der neuen APS-Baureihe. Das Assault-Patrol-Ship hatte sich im Kampf gegen die Piraten der schwarzen Bruderschaft bewährt und wieder hatten Jellenkova und Joana Redfeather eng zusammengearbeitet. Aus der kameradschaftlichen Zusammenarbeit war inzwischen eine feste Freundschaft geworden und beide Frauen freuten sich, erneut eine gemeinsame Mission durchzuführen.
Captain Tamara Jellenkova war eine schlanke, mittelgroße Frau mit dunklen Haaren. Sie trug sie lang, was ihre Fähigkeit nicht beeinflusste, gegebenenfalls einen Virtual-Reality-Helm zu nutzen.
Ihre Freundin, Major Joana Redfeather, beneidete sie gelegentlich um die langen Haare, denn als Angehörige der Sky-Cavalry musste sie die eigenen sehr kurz halten, damit die Verbindung mit der Sensorik des Helms ihres Kampfanzuges nicht gestört wurde. Wie ihr Vater, so war auch Joana eine Sioux, mit dem scharf geschnittenen Profil ihres Volkes und dessen kupferbraunem Teint.
Vor zwei Stunden war die D.S. Orion in das Suffren-System gestürzt und bremste seitdem mit hohen Werten ab, um sich der Orbitalstation über dem Auge der Wirbel-Welt zu nähern. Der Kontakt mit der Raumkontrolle der Station, der Upper Area Control, war hergestellt und auf dem Frontschirm der Brücke blinkte der Impuls, den die Station als Navigationshilfe ausstrahlte.
Der Kopf von Lieutenant Gillford, Pilot und traditionell bei der Navy als Rudergänger bezeichnet, verschwand fast vollständig unter seinem VR-Helm. Eine der Hände bewegte sich gelegentlich über eine unsichtbare Tastatur, die andere lag an einem sehr realen Joystick, mit dem er die Bewegungen des Kreuzers steuerte. Rechts hinter ihm saß Tech-Obermaat Gomez, der als Navigator auch für die Ortungseinrichtungen des Schiffes zuständig war. Die Ergebnisse der aktiven Scans und passiven Sensordaten wurden zwischen beiden fortlaufend synchronisiert. Lieutenant Schrepper, der Waffenoffizier, und Funker Tech-Maat Membes, saßen an ihren Arbeitsstationen. Während Schrepper sich in Bereitschaft hielt, achtete Membes auf den spärlichen Funkverkehr, den er innerhalb des Systems auffing.
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