Adanaki deutete eine leichte Verbeugung an. „Hakiro Adanaki. Ich habe die Ehre, der Hoch-Manager dieser Niederlassung der Nundagai Corporation zu sein. Der Mann in der Sitzecke ist Chief Brandon, Leiter des Rettungsteams der Veteranenorganisation COBRA.“
Es konnte sicher nicht schaden, einen Hinweis auf den Veteranenstatus Brandons zu geben. Das konnte einen Vertrauensvorschuss bewirken, wie Adanaki fand. Es konnte das mögliche Misstrauen der Troopers einschläfern.
Joana Redfeather nickte dem Chief zu. „Nach meinen Informationen drängt die Zeit ein wenig. Es wäre daher wohl angebracht, wenn Sie uns eine kurze Einweisung geben. Die Informationen, die wir von der Hauptzentrale von Nundagai auf dem Mars erhielten, waren eher dürftig.“
Adanaki deutete zur Sitzgruppe und die Gäste nahmen Platz, während der Hoch-Manager Erfrischungen bringen ließ. Er spürte die Unruhe der Raumkavalleristen, die es sicher danach drängte, aktiv zu werden, da Menschenleben in Gefahr waren.
„In der Tat gibt es Neuigkeiten von Mining Facility 12 und bedauerlicherweise sind sie nicht sehr ermutigend, auch wenn sie endlich das Verschwinden unserer Mitarbeiter erklären.“ Adanaki hätte gerne eine Schale Tee genossen, doch für eine Teezeremonie fehlte die Zeit. „Die Schicht in einem der Abbaustollen wurde von riesigen Käfern angegriffen und ermordet. Der Manager der Mine hat Schacht und Gebäude versiegeln lassen und wartet natürlich sehnsüchtig auf Hilfe.“
„Angriff von Riesenkäfern?“ Joana runzelte die Stirn. „Gibt es Hinweise auf Intelligenz?“
„Glücklicherweise nicht.“ Adanaki lächelte. „Wirklich, Major, Nundagai weiß sehr genau, was es für die Corporation bedeutete, wenn wir auf diesem Planeten auf intelligentes Leben stoßen würden. Ich bin also durchaus erleichtert, dass dies nicht der Fall ist. Der Manager von 12 versicherte mir, dass es keine Anzeichen von Bekleidung oder Waffen bei den Kreaturen gab.“
Chief Brandon meldete sich nun zu Wort. „Wahrscheinlich handelt es sich um Insekten, die unter der Erde dieser Welt leben. Vermutlich ist man ihrem Nest bei den Abbauarbeiten zu nahe gekommen und nun greifen sie an, um es zu verteidigen. Eine reine Instinkthandlung, die bei Insektenvölkern absolut üblich ist.“
„Sie sind Exobiologe?“, hakte Sergeant-Major Basari nach.
Brandon lächelte breit. „Nein, aber ich interessiere mich natürlich für das Leben auf fernen Welten. Ich und meine Leute möchten bei einem Rettungseinsatz auch nicht unbedingt gebissen werden.“
„Verständlich“, stimmte Joana zu. Sie wandte sich wieder an Adanaki. „Das Problem ist nur bei Anlage 12 aufgetreten?“
„Nur dort. Wir sind bislang nirgendwo anders auf diese Kreaturen gestoßen. Nur bei Anlage 12. Mit etwas Glück reicht es vielleicht aus, die Anlage zu verlegen. Das kostet uns zwar Zeit und Credits, aber die Sicherheit unserer Mitarbeiter geht selbstverständlich vor. Doch bevor wir an eine Verlegung denken können, muss die Belegschaft gerettet werden.“
„Dafür sind wir hier“, bestätigte Joana. „Wobei wir natürlich überprüfen müssen, ob bei diesen fremden Wesen nicht doch Anzeichen organisierter Intelligenz vorhanden sind.“
„Natürlich. Wir kennen die Direktiven des Direktorats“, versicherte der Hoch-Manager. „Und ich versichere Ihnen, dass sich Nundagai strikt an jede einzelne von ihnen hält.“
„Da die Zeit drängt … Der Einsatz von FLVs ist nicht möglich?“, erkundigte sich nun Captain Kelly.
„Nur dann, wenn Sie unbedingt Selbstmord begehen wollen“, antwortete Adanaki mit sichtlichem Bedauern. „Die einzige schnelle Verbindung auf dieser Welt sind unsere Panzerzüge. Nach dem Verlust einiger Fluggeräte haben wir die Schienen von Mono-Rails zu den einzelnen Niederlassungen verlegt. Sie gestatten?“
Adanaki tippte an sein Implant und gab leise Anweisungen. Über dem Konferenztisch entstand eine holografische Karte des Planeten. Sie gab die kartierten Teile der Oberfläche wieder und es wurde offensichtlich, dass Nundagai bislang nicht die gesamte Oberfläche erkundet hatte. Auf eine diesbezügliche Frage von Kelly lächelte Adanaki bedauernd. „Wir können nicht einmal automatische Sonden oder Drohnen einsetzen. Die elektromagnetischen Entladungen im Wirbel machen deren Einsatz praktisch unmöglich. Natürlich erforschen wir diese Welt, aber wir können die Teams nur mit Sandkatzen hinausschicken. Sie kennen diese Fahrzeuge sicherlich aus den Wüstengebieten des Mars. Eine Bodenerkundung dauert ihre Zeit.“
Die Hauptbasis von Nundagai lag exakt im Zentrum des Auges. Von ihr liefen Mono-Rail-Stränge in die vier Himmelsrichtungen. Alle Minen von Nundagai lagen direkt an einer der Schienen. Mining Facility 12 war die nördlichste Anlage.
„Eine ziemliche Entfernung“, stellte Basari fest. „Darf man fragen, wie schnell Ihre Panzerzüge sind?“
„Die Maximalgeschwindigkeit beträgt dreihundertzwanzig Kilometer in der Stunde“, antwortete Dellmann an Adanakis Stelle. „Aber diese Höchstgeschwindigkeit wird kaum gefahren. Ist einfach zu gefährlich. Aus dem Wirbel kommen gelegentlich ziemlich große Felsbrocken geflogen und wenn es zu Entladungen kommt, dann werden Radar und andere Scanner erheblich gestört, so dass man sie nicht rechtzeitig erfassen kann. So ein Felsen kann den Zug treffen oder die Schiene blockieren. Wenn das Radar nicht funktioniert, dann muss der Lokführer langsamer fahren, damit er notfalls noch rechtzeitig bremsen kann.“
„Vernünftig, wenn auch für unsere Mission nicht hilfreich“, stellte Basari fest. „Also müssen wir mit zehn Stunden Fahrt zu dieser Anlage rechnen?“
„Eher mit zwölf Stunden.“
„Ich schlage vor, wir sollten dann keine Zeit verschwenden und uns auf den Weg machen“, kam es von Joana.
„Chief Dellmann wird Sie und Ihre Leute zum Bahnhof führen. Die Leute von Chief Brandon sind schon im Zug.“ Hakiro Adanaki erhob sich und deutete eine Verbeugung an. „Ich wünsche Ihnen und Ihren Leuten Erfolg und das erforderliche Maß an Glück.“
Die anderen erhoben sich ebenfalls. Als der Hoch-Manager alleine war, trat er erneut an eine der Panoramascheiben. Nachdenklich sah er auf den Navy-Kreuzer hinunter. Hoffentlich verlief alles im Sinne der Corporation. Selbst Nundagai war nicht mächtig genug, es mit der Navy und der Cav des Direktorats aufzunehmen.
Nundagai Mainbase Helldoor, Train-Station
Der Bahnhof lag im Nordosten der Anlage. Es war ein zweigeschossiger Bau, der im Gegensatz zu anderen Gebäuden nicht von einer Kuppel überspannt wurde. Möglicherweise war es Nundagai zu aufwendig gewesen, denn der Bahnhof war gute dreihundert Meter lang und über achtzig Meter breit. Er gehörte zu den wenigen Bauten, die als Schleuse zur Außenwelt funktionierten. In seinem Inneren herrschten die gewohnten Druck- und Luftverhältnisse, um das Be- und Entladen der Züge sowie deren Wartung zu erleichtern. Für das Ein- oder Ausfahren eines Zuges musste jedoch ein Ausgleich hergestellt werden, damit die massiven Außentore geöffnet werden konnten. Dann war ein Aufenthalt im Bereich der Bahnsteige nur mit leichtem Druckanzug möglich.
Die eigentlichen Betriebsräume befanden sich im hinteren Bereich, durch Schleusen vom vorderen getrennt. Hier war alles auf Zweckmäßigkeit und Effizienz ausgelegt. Die Fahrleitung, welche den Waren- und Passagierverkehr sowie die Bewegung der Züge überwachte, war eine relativ kleine Kabine, die man in die Trennwand beider Sektionen der Station eingebaut hatte.
Der Fahrdienstleiter hatte bereits den Einstieg von Chief Brandons Gruppe überwacht und sah mit gemischten Gefühlen auf die gepanzerten Gestalten, die sich in Form einer Hundertschaft vor der Verbindungsschleuse stauten und eine Unmenge von Transportbehältern und Waffen mit sich führten. Der Anblick von Militär erfüllte ihn mit Unbehagen, zumal Gerüchte über den Angriff von bösartigen Käfern auf Mining Facility 12 kursierten. Er glaubte diesen Gerüchten, denn immerhin war ein Zug mit einer Rettungseinheit auf der Nord-Route verschwunden. Nun sollte auf ihr ein zweiter Zug eingesetzt werden. Mit einem weiteren Rettungskommando und mit einer Militärtruppe der Raumkavallerie. Wenn Nundagai Militär anforderte, dann mussten die Gerüchte um Anlage 12 zutreffen und das gefiel ihm absolut nicht.
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