1 ...8 9 10 12 13 14 ...25 „Ihrer Tochter, John?“, entfuhr es Sangales überrascht.
Der Hoch-Admiral nickte. „Ein Glück für Nundagai. Joana gehört sicherlich zu den Kavallerieoffizieren mit der meisten praktischen Erfahrung und das gilt auch für die Angehörigen ihres C-Troops.“
Lloyd erfüllten zwiespältige Gefühle. Im Grunde bekam er genau das, was er wollte. Allerdings missfiel es ihm, dass ausgerechnet die Tochter des Flottenbefehlshabers an der Rettungsmission teilnahm. Falls ihr etwas zustieß, würde Redfeather sicher Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um herauszufinden, was mit ihr geschehen war.
Mining Facility 12, Gebäude 12-02, Abbaustollen Nord der untersten Ebene
Man hatte zwei Stollen vorangetrieben. Im südlichen war der fremde Tunnel versiegelt worden und es gab die strikte Anweisung, ihn zu meiden, aber wahrscheinlich hätte auch ein weiterer Scheck keinen der Minenarbeiter dazu bewegen können, ihn nochmals aufzusuchen. Stattdessen gingen nun die Arbeiten im nördlichen Stollen voran.
Der begehbare Teil war gut ausgebaut. Probebohrungen hatten gezeigt, in welcher Tiefe die Adern mit dem begehrten Erz lagen und man hatte den Stollen entsprechend angelegt. Die Umgebung bestand aus einer Mischung aus Sand, Fels und fruchtbarer Erde. Eine höchst gefährliche und instabile Mischung, die es allerdings erleichterte, sich durch sie hindurchzuarbeiten. Sicherheit hatte dabei, wenigstens für jene, die in den Stollen arbeiteten, die höchste Priorität.
Der drei Meter durchmessender Stollen wurde zunächst mit einer Tunnelfräse gebohrt. Ihre rotierenden Bohrköpfe arbeiteten sich langsam voran. Wasser wurde genutzt, um den entstehenden Staub zu binden. Es wurde mit Saugschläuchen in Behälter gepumpt, dort gefiltert, gereinigt und erneut verwendet. Jeder Krümel Erz wurde dabei entnommen und zur Aufbereitung befördert. Der nicht verwertbare Aushub, der Abraum, bildete ein Stück hinter der Minenanlage eine stetig wachsende Halde.
Die Tunnelfräse war mit ihren drei Metern Durchmesser und einer Länge von fünfzehn Metern ein beeindruckendes Gerät, welches sich, einer Schlange nicht unähnlich, durch den Untergrund arbeitete. Sie bestand aus mehreren Segmenten, die man in Einzelteilen nach Suffren-12 transportiert, in der Hauptbasis montiert und dann mit einem der Panzerzüge an ihren Bestimmungsort gebracht hatte.
Das Gerät bohrte, wusch und sortierte nicht nur, sondern sorgte auch für die erforderliche Sicherheit im Stollen. Spritzdüsen und austauschbare Behälter mit Bauschaum wurden von einer kleinen Tetronik und einem Arbeiter gesteuert. Sie sorgten dafür, dass die Wände sofort mit einem dünnen Gespinst besprüht wurden, das rasch aushärtete. Die Beschichtung verhinderte einen Einsturz und war zudem transparent. So konnte man erkennen, ob sich hinter ihr eine Ader aus Erz befand. Wurde ein grünlicher Schimmer bemerkt, ließ der Schichtführer diesen Bereich mit Scannern abtasten, die speziell auf das begehrte Metall programmiert waren. An vielversprechenden Stellen trieb man seitliche Stollen ins Innere des Planeten. Diese waren deutlich enger als der Hauptstollen und hier arbeiteten die Minenarbeiter mit ihrem klassischen Gerät. Laserbohrer frästen, Hämmer schlugen und Hände prüften jeden gelösten Brocken.
Der Boden des Hauptstollens war ebenfalls mit Bauschaum ausgesprüht worden, so dass er eine ebene Fläche bot. Hier war die Schiene einer kleinen Mono-Rail verlegt, mit deren offenen Wagen Material und Arbeiter bewegt wurden.
Ingenieur Farnton und Vorarbeiter Jeffries hatten den nördlichen Stollen aufgesucht. Jeffries aus Sorge um seine Kumpel, Farnton mit der Absicht, die Arbeiter zu motivieren. Die Versiegelung des südlichen Stollens lag nun anderthalb Tage zurück, doch die Stimmung unter der Belegschaft war schlecht. Es gab noch immer keine Information den überfälligen Zug betreffend und der Hoch-Manager in der Hauptbasis im Auge drängte darauf, die Arbeiten fortzusetzen.
Farnton und Jeffries standen an einem der kleinen Wagen der Mono-Rail. Farnton hatte ein handlanges Stück grünlichen Metalls in den Händen und untersuchte es gründlich. „Das ist nahezu reines Metall, fast ohne Verunreinigungen.“
Jeffries nickte. „Stammt aus einer der Adern, die sich hier wohl überall durch den Planeten ziehen. Das Ganze ist ziemlich ungewöhnlich.“
„Ah, inwiefern?“
„Na ja, es gibt diese Metallstränge, die sich in fast reiner Form unter der Oberfläche entlangziehen. Ansonsten findet man lediglich Krümel. Ich war schon bei etlichen Abbauunternehmungen dabei und normalerweise findet man nur selten so reines Zeug. Meist ist es Erz, durchsetzt mit Gestein und anderen Fremdstoffen, und man muss es sorgfältig voneinander trennen, das Erz dann schmelzen, damit man schließlich reines Metall erhält. Das hier, Farnton, ist eher ungewöhnlich. Direkt das reine Metall und nur wenige kleine Brocken außerhalb der Stränge.“
Farnton nickte lächelnd. „Auf dieser Welt ist so manches ungewöhnlich.“ Er hielt das unregelmäßige Metallstück vor das Gesicht des Vorarbeiters. „Das da rechtfertigt jeden Aufwand, den die Corporation hier betreibt. Zwar haben wir nur erste Versuchsergebnisse, doch die sind beeindruckend. Dieses Metall ist für die Verstärkung von Nullzeit-Antrieben geeignet und unser Forschungszentrum hat einen Hiromata-Sender konstruiert, der es als Impulsverstärker nutzt.“
„Ich weiß, verdammt“, knurrte der Vorarbeiter griesgrämig. „Sie und Vosbergh werden ja nicht müde, uns das unter die Nasen zu reiben. Der Sender war in der Lage, Nullzeit-Impulse abzugeben, obwohl die Hiromata-Menge deutlich reduziert worden war. Herrje, Farnton, wir sind Kumpel und deswegen nicht begriffsstutzig. Jeder von uns kann sich ausmalen, was das für das Direktorat bedeutet. Hiromata-Kristallen werden sehr selten gefunden und wenn man deren Wirkung durch das grüne Metall verstärken kann, dann ergibt dieselbe Menge Hiromata wesentlich mehr Antriebe und Kommunikationsgeräte. Dieses Metall kann bedeuten, dass es künftig viel mehr Nullzeit-Antriebe gibt und damit viel mehr interstellaren Verkehr.“
„Vollkommen richtig“, stimmte der Ingenieur zu. „Wenn dieses Hiromet die Erwartungen erfüllt und Nundagai den exklusiven Abbau betreibt, dann wird die Corporation sagenhafte Gewinne einstreichen. Sie wissen, was das bedeutet, Jeffries?“
„Klar, die Corporation wird noch reicher, als sie es ohnehin schon ist.“
Farnton grinste. „Und wir, jeder Einzelne von uns, bekommt eine fette Bonuszahlung. Ich rede hier von richtig dicken Schecks, Jeffries. So dick, dass man sich eigentlich zur Ruhe setzen kann.“
Jeffries nahm den Brocken aus Farntons Händen. „Nundagai hat sich noch nie lumpen lassen. Vor allem dann nicht, wenn etwas so hohe Gewinne verspricht und vor der Konkurrenz geheim gehalten werden soll.“
Der Leiter der Schicht, der sogenannte Schlagmeister, kam von der Fräse zu ihnen. „Wir kommen jetzt auf härteres Gestein“, meldete er. „Scheinbar besteht der Boden dieses Planeten doch nicht aus so viel Sand, wie wir bislang geglaubt haben.“
„Schwierigkeiten?“, fragte Farnton besorgt.
„Nein, keine Probleme“, beruhigt ihn der Schlagmeister. „Es wird nur ein wenig länger dauern, sich durch den Felsen zu graben.“ Er zögerte kurz. „Mich würde einmal interessieren, ob man dieses grüne Zeug auch in den anderen Minen entdeckt hat.“
Farnton nickte. „Soweit mir bekannt ist, schürft man es auch in den Anlage Sieben und Drei. Manager Vosbergh hat mir aber mitgeteilt, dass wir wohl die ergiebigste Mine sind.“
Jeffries warf einen Blick auf sein transportables Analysegerät, mit dem er Temperatur, Luftdichte und die Zusammensetzung der Luft im Stollen kontrollierte. Der Anteil der Staubteilchen war ein wenig hoch, aber das war nicht anders zu erwarten, solange die Bohrfräse aktiv war und die Kumpel in den Nebenstollen arbeiteten. Die anderen Werte waren alle im grünen Bereich.
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