1 ...7 8 9 11 12 13 ...25 Redfeather und ibn Fahed erhoben sich und bezeugten Mbuto Sangales ihren Respekt. Dieser stellte seinen Begleiter vor, der die beiden hohen Offiziere freundlich grüßte.
Sangales deutete zu der Sitzgruppe, wo Kaffee und Tee sowie andere Erfrischungen warteten. „Wenn Sie gestatten, Gentlemen, dann sollten wir uns setzen. Ein starker Navy-Kaffee käme mir im Augenblick recht. Im Übrigen ist dieser Besuch nicht ganz offiziell. Es geht eher um eine persönliche Bitte, die ich befürworte.“
Sie nahmen Platz, Faso teilte die Getränke aus und bediente sich dann selbst.
Sangales deutete auf Wilbur Lloyd. „Wenn der ehrenwerte Lloyd den Gentlemen nun erläutern würde, um was es geht …“
Wilbur Lloyd erzählte daraufhin eine wohlüberlegte Mischung aus Wahrheit und Halbwahrheit, wobei er es strikt vermied, zu lügen. Er war ein erfahrener Verhandlungspartner und wusste, dass ein Gegenüber eine Lüge weitaus schneller als solche erkannte als eine geschickte Halbwahrheit.
„Wir wissen, dass sich bei Mining Facility 12 eine Katastrophe ereignet haben muss“, schloss er seine vorherigen Ausführungen. „Da unsere Mittel auf Suffren-12 sehr beschränkt sind, haben wir das Rettungsteam einer privaten Organisation angefordert, bitten jedoch zugleich um das Eingreifen der Streitkräfte des Direktorats. Dabei gehen wir zwar nicht von einem militärischen Problem aus, doch auf dieser Welt herrschen ganz besondere Bedingungen. Wir wissen einfach nicht, was sich ereignet hat. Die Troopers Ihrer Sky-Cavalry sind gleichermaßen Soldaten wie auch Katastrophenhelfer und mit ihrer militärischen Ausrüstung sicher besser gegen alle Eventualitäten geschützt, als dies einer privaten Organisation möglich wäre.“
Mbuto Sangales nickte zustimmend. „Sie können dies als offizielles Ersuchen um Hilfe durch ein Rettungsschiff der Navy ansehen. Da die Streitkräfte die Verpflichtung zu Rettung und Katastrophenhilfe in Notsituationen haben, ist es nur eine Formsache, John.“
Redfeather warf einen kurzen Blick zu seinem Freund ibn Fahed, der nachdenklich seinen stark gesüßten Tee schlürfte. „Welche private Hilfsorganisation hat Nundagai angefordert, Mister Lloyd?“
„Eine Einheit der COBRAs, Hoch-Admiral. Die COBRA ist eine Organisation, welche …“
„Ich will nicht unhöflich sein“, unterbrach ibn Fahed, „aber die Corporated Brotherhood of Retired Members of Arms und deren Unternehmungen sind uns durchaus bekannt. Diese Veteranen genießen einen ausgezeichneten Ruf als Sicherungskräfte und verfügen über sehr gut ausgebildete und ausgestattete Rettungsteams.“
Lloyd nickte zustimmend. „Wir und andere Konzerne haben bislang nur gute Erfahrungen mit dieser Organisation gemacht. Die Leute mögen gelegentlich ein wenig, äh, robust vorgehen, aber uns ist absolut nichts über illegale Aktivitäten bekannt.“ Lloyd lächelte unmerklich. „Ansonsten würde sich die Nundagai Corporation unter keinen Umständen mit den COBRAs einlassen. Das könnten wir gar nicht riskieren, denn immerhin arbeiten wir sehr eng mit Navy und Cav zusammen, nicht wahr?“
„Dem Hohen Rat liegen keine Hinweise auf fragwürdige Aktivitäten von COBRA oder deren Unterorganisation vor“, bekräftigte Sangales. „Und Sie wissen, Gentlemen, dass ich diesbezüglich eine klare Position beziehe.“
Die Redlichkeit des Hochherrn stand für alle Anwesenden außer Frage.
„Sie erwähnten besondere Umstände“, wandte sich Redfeather an Lloyd.
Der räusperte sich. „Gentlemen, ich habe ein paar grundsätzliche Informationen zu Suffren-12 auf meinem MiniComp gespeichert. Wenn Sie gestatten, würde ich sie Ihnen gerne eröffnen. Dann werden Sie besser verstehen, warum wir auf Ihre Hilfe hoffen.“
Redfeather nickte und Lloyd stellte eine drahtlose Verbindung zwischen seinem am Handgelenk befestigten MiniComp und der Tetronik des Tisches her. Noch bevor diese stand, hatte Faso einen heimlichen Scan des MiniComps durchgeführt und sichergestellt, dass sich auf dem Gerät keine Schadsoftware befand. Der Hoch-Manager von Nundagai benutzte nun seinen MiniComp zur Steuerung der Projektion, die sich über der Tischplatte aufbaute. Das dreidimensionale Bild einer fernen Welt erschien.
„Suffren-12, im Sternensystem Suffren gelegen, hat nahezu die gleiche Größe und Masse wie die solare Erde. Die Schwerkraft liegt um 0,1 Gravitationseinheiten höher als Erdstandard. Wie Sie sehen, entspricht das äußere Erscheinungsbild dem solaren Jupiter. Was nicht von ungefähr kommt, denn tatsächlich wird Suffren-12 von einem Sturm in Orkanstärke umgeben. Ein planetenweiter Tornado, wenn Sie so wollen, denn wie bei einem Tornado gibt es auch auf Suffren ein Auge. Dort ist die einzige Möglichkeit, sicher auf der Oberfläche zu landen und wieder zurückzukehren. Jeder Landeversuch außerhalb des Auges wäre glatter Selbstmord, denn in dem Sturm werden nicht nur Sand und ganze Felsen mitgeführt. Nein, dieser Sturm lädt sich an den verschiedensten Stellen plötzlich elektromagnetisch auf und kommt in verheerenden Energieentladungen zum Ausbruch. Und um Ihrer Frage zuvorzukommen … Die Sturmzone beginnt rund fünfzig Meter über dem Boden und erstreckt sich bis in zwanzig Kilometer Höhe. Alles, was in sie hineingerät, ist verloren. Glauben Sie mir, Gentlemen, wir haben teuer für diese Erkenntnis bezahlt. Wir verloren mehrere FLVs und Gleiter. Der Einsatz unbemannter Drohnen ist aufgrund der unvorhersehbaren Entladungen unmöglich. Gleiches gilt für Satellitenbeobachtung, die durch Fremdkörper im Wirbel und dessen Aufladung verhindert wird. Ach ja, und bevor ich es vergesse… Scanner und Sensoren funktionieren nur bedingt, da sie ebenfalls immer wieder gestört werden.“
„Das scheint in der Tat eine sehr interessante Welt zu sein.“ Ibn Fahed lächelte unmerklich. „Der Einsatz von Fluggeräten ist also unmöglich?“
„Definitiv. In den offiziellen Dateien von Nundagai wird Suffren-12 als Wirbel-Welt geführt.“ Lloyd erwiderte ibn Faheds Lächeln. „Das erscheint auch zutreffender. Die Oberfläche des Planeten erinnert an den alten Mars vor dem Terraforming, allerdings ist dieser hier ein wenig, äh, stürmischer.“
„Ich kann mir nun durchaus vorstellen, mit welchen Problemen Sie und Nundagai dort konfrontiert werden“, gab Redfeather zu. „Ebenso, dass ein Einsatz von Navy und Cav hilfreich sein könnte. Nun, unabhängig von der persönlichen Unterstützung, die Ihnen der ehrenwerte Hochherr Sangales gewährt, handelt es sich hier um eine Notlage, bei der Sie Anspruch auf die Unterstützung durch ein Rettungsschiff der Navy haben. Zwei unserer Trägerschlachtschiffe sind derzeit als Rettungseinheiten eingerichtet. In Anbetracht Ihrer Situation und der Möglichkeit, dass auf einer besiedelten Welt ein Großschadensereignis eintreten könnte, wäre die Abordnung eines Trägers zu dieser Wirbel-Welt nicht gerechtfertigt. Bei Mining Facility 12 handelt es sich um ein überschaubares Objekt. Ich werde also einen Kreuzer einsetzen. Natürlich mit einer Einheit der Sky-Troopers an Bord. Das Schiff kann in acht Stunden am Ziel eintreffen.“
„Ausgezeichnet.“ Lloyd entkoppelte die beiden Geräte wieder. „Das von uns angeforderte Rettungsteam der COBRAs wird ungefähr zum gleichen Zeitpunkt dort sein. Ich gehe doch davon aus, dass Sie nichts dagegen haben, wenn Ihr Team und deren Einheit zusammenarbeiten, nicht wahr?“
„Selbstverständlich“, antwortete Sangales an Stelle von Redfeather. Er sah den Hoch-Admiral mit sanftem Lächeln an. „Wobei natürlich feststeht, dass die Offiziere der Raumkavallerie den Einsatz leiten.“
„Ich habe nichts anderes erhofft“, meinte der Hoch-Manager von Nundagai.
„Lieutenant, welcher Kreuzer hat derzeit Rettungsbereitschaft?“, fragte Redfeather.
Faso rief kurz eine Datei auf. „Die D.S. Orion unter Captain Jellenkova. Als Rettungsteam ist Troop C der fünften Sky-Cavalry an Bord.“ Der Adjutant räusperte sich kurz. „Die Cav wird von Major Redfeather befehligt, Sir.“
Читать дальше