„Was mit mir los ist? Oh, ich hasse euch, wenn ihr so seid! Verdammt, Michael, um ein Haar wären wir alle tot gewesen!“
„Aber...!“ Michael schaute zu Scott, doch der nickte nur.
„Sie hat Recht Michael. Verdammt Recht!“
„Das will ich wohl meinen!“ Gina ließ ihn los. „Aber was um alles in der Welt war da drinnen los?“ Gina schaute ihn erneut mit großen Augen an.
„Ich...weiß es nicht!“ Oh, er hasste sich dafür, dass er sie jetzt anlog. „Vielleicht steckt doch noch mehr dahinter!“
„Muss wohl! Denn das waren nie und nimmer Tortellinis Männer!“
Michael drehte sich zu Scott und schaute ihn mit großen Augen an. „Woher weißt du das?“
„Nur so ein Gefühl!“
„Da fühlt er zur Abwechslung mal richtig!“ sagte Gina. „Das waren keine Geldeintreiber eines kleinen sizilianischen Paten. Das sind Profis gewesen. Und das heißt, dass hier was ganz Übles abgeht!“ Gina griff in ihre Jackentasche und holte ihr Handy heraus.
„Was tust du?“ Michael kam zu ihr um den Wagen herum.
„Ich rufe Peabody an. Vielleicht weiß er mehr!“
Scott war noch immer nicht wieder ganz auf den Beinen, spürte noch immer einen höllischen Schmerz am Kinn und lehnte noch immer schwer atmend am Wagen.
Als er sah, dass Michael und Gina sich mit dem Telefon beschäftigten, wusste er, dass er die Zeit bekommen würde, um sich wieder vollständig auf Höhe zu bringen, damit er mit den beiden anderen so schnell wie möglich wieder aus dieser verdammten Stadt verschwinden und diese Niederlage vergessen konnte.
So schaltete er beinahe ganz ab, konzentrierte sich nur auf seinen Körper.
Als Michael und Gina darauf warteten, dass Peabody am anderen Ende der Leitung abhob, war es für einen Moment beinahe totenstill in der Straße.
Doch nur beinahe.
Scott hörte ein leises unregelmäßiges Brummen, konnte es aber nicht zuordnen.
Dann bellte kurz ein Hund, das Geräusch verhallte.
Doch das Brummen blieb, wurde lauter. Schnell.
Scott hob seinen Kopf, schaute die Straße hinunter. Nichts. Keine Bewegung.
Er lauschte intensiver, konnte die Richtung ausmachen.
Es kam aus der Seitenstraße zur rechten, etwa einhundert Meter vor ihnen.
Scott erhob sich vollständig, schaute zu seinen beiden Partnern, doch die waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt, zeigten keine Reaktion.
Und dann war da ein deutliches Quietschen zu vernehmen und Scott wusste sofort, was es war.
„Leute!“ sagte er erstaunlich ruhig und holte seine Waffe hervor.
Gina und Michael reagierten nicht.
Im nächsten Moment rauschte der Wagen ihrer Gegner um die Straßenecke, wurde in ihre Richtung gerissen.
„Scheiße!“ schrie Scott sofort und hatte jetzt die Aufmerksamkeit seiner beiden Freunde, die zunächst ihn, dann den Wagen irritiert anschauten, unfähig jedoch sich zu bewegen.
Und dann sah Scott auch schon im Seitenfenster des Wagens das, was er befürchtet hatte: Den Lauf einer Uzi!
Sofort feuerte er, während er hinter dem Wagen in Deckung ging.
Eine Sekunde später hechteten Michael und Gina zu ihm.
Dann war da wieder für eine scheinbar unendlich lange Zeit nichts anderes zu hören, als das schrille, pulsierende Geräusch der Maschinenpistole.
Michael duckte sich und zog Gina mit sich hinunter.
Dabei schaute er in Richtung ihrer Gegner und konnte auf dem Rücksitz, eingeklemmt zwischen zwei Männern in Lederkutten Walker sehen.
Michael hatte bis jetzt nur Fotos von ihm gesehen, schon damals immer gedacht, wie gutaussehend er war und wusste jetzt bei dem direkten Blick in seine flehenden Augen, die er für den Bruchteil einer Sekunde erhaschen konnte, dass der Kerl in Natura noch viel attraktiver war.
Scott wechselte sofort sein Magazin, drehte sich um und lief am Wagen entlang zur Fahrerseite.
Als die Schüsse sich entfernten und gleich danach verstummten, war er schon hinter dem Steuer.
„Komm schon!“ beschwor er die Maschine. „Tu es einfach!“
Der Motor röhrte, verstummte. Scott versuchte es noch einmal. „Dieses eine Mal noch und ich lass dich auch wieder reparieren, Baby!“
Michael erschien im Seitenfenster auf der Beifahrerseite. „Was hast du vor?“
„Ach, jetzt komm schon verdammt!“ Scott war von einer Sekunde zur anderen tierisch nervös und haute auf das Lenkrad.
Im selben Moment drehte die Maschine spürbar durch und Scott trat sofort das Gaspedal hinab. Dabei musste er einmal laut auflachen. Dann drehte er sich zu Michael und Gina.
„Maulhalten und einsteigen!“ sagte er, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr langsam zurück.
„Du bist verrückt!“ rief Gina, stieg aber schnell auf der Rückbank ein.
„Ich bin nicht verrückt. Aber die haben mir meinen Anzug versaut. Und dafür werde ich denen jetzt meine Wut ins Gesicht drücken!“ Scott bremste ab, drehte das Lenkrad und legte den ersten Gang ein. „Und du willst hierbleiben, oder wie sehe ich das?“ rief er Michael rüde zu.
„Komm vergiss es...!“ Sein Partner warf sich sofort auf den Beifahrersitz und blockte so weitere dumme Bemerkungen Scotts ab. „...und gib endlich Gas!“
„Na, ich wusste doch, dass auch in dir ein kleiner Racheengel steckt!“ Scott grinste und gab kräftig Gas.
Michael schüttelte den Kopf. „Ein großer Schwuler, vergiss das nicht. Und dieser Walker sah so richtig niedlich aus, ehrlich!“
„Oh Mann!“ stöhnte Gina von hinten. „Womit der Irrsinn ja mal wieder perfekt wäre!“
Es dauerte drei Seitenstraßen und fast eine Minute, bis sie den Wagen vor ihnen erreicht hatten.
Scott blieb einige Sekunden hinter ihm, testete die Reaktionen des Fahrers vor ihm, orientierte sich dabei.
Und er erkannte schnell, wo sie da drauf zu hielten: Den Central Park!
Und das hieß viel Blech und viele Einbahnstraßen.
Ihre Situation würde sich nicht dadurch verbessern, dass er ihren Gegnern weiterhin die Führung überließ. Im Gegenteil.
Deshalb mussten sie handeln. Schnell.
„Nimm du das Steuer!“ Scott schaute zu Michael hinüber, der dabei war, seine Waffe zu kontrollieren.
„Was soll ich?“
„Fahren, Mann!“
„Und du?“
„Ich hab nur kurz was zu erledigen!“ Scott schob sich vom Fahrersitz, zwängte sich in den Zwischenraum der Vordersitze, zog Michael zu sich.
„Verdammt Scott, muss das sein? Lass sie uns überholen und ausbremsen!“ Michael protestierte, hievte sich jedoch auf den Fahrersitz.
„Komm halt den Mund Mann...!“ gab Scott trocken zurück, als ihr Vorhaben kurz ins Stocken geriet, als er seinen Hintern nicht schnell genug unter Michael wegbekam. „...und sieh zu, dass du weiterkommst!“
„Tu ich ja!“ Michael zog sich weiter, übernahm jetzt das Lenkrad, was dazu führte, dass der Wagen zunächst wild zur Seite ausbrach und sie den Anschluss an ihre Gegner verloren.
„Ha, du nutzt das nur aus, sei ehrlich! Deine Rosette ist doch bestimmt schon feucht, gib es zu, du alter Sack!“ Scott strengte sich sichtbar an und es gelang ihm, sich mit einem vehementen Ruck unter Michael hinweg in den Rückraum zu ziehen.
„Ich bin verdammt nochmal kein Sack!“ Michael protestierte, während er auf dem Fahrersitz Platz nahm und den Wagen wieder in die Spur brachte. „Du Sack!“
Scott grinste und rollte sich herum. „Wenigstens weiß ich, wie man damit umgeht!“ Er erhob sich und nahm Gina bei der Hand. „Würdest du nach vorn gehen?“
Gina war ziemlich überrascht und ließ sich ohne große Gegenwehr auf den Beifahrersitz schieben. „Kann man endlich mal erfahren, was zum Teufel du vorhast, oder bist du einfach nur irre geworden?“ moserte sie jedoch heftig.
Wieder musste Scott grinsen, während er ein ziemlich großes Messer aus der Halterung an seinem linken Unterschenkel hervorholte. Sofort wuchtete er es in die hintere Sitzbank, riss es heraus, wiederholte die Prozedur.
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