A l f r e d B r o i
G E N E S I S
G
V
Abstieg in die Hölle
Inhalt
Prolog – Noch einmal Kos Korros
I
I - Der Weg nach Westen…………………………………………………………………………..24
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
II - Tibun…………………………………………………………………………………………………..99
X
XI
XII
XIII
XIV
XV
XVI
XVII
XVIII
XIX
XX
XXI
XXII
III -Porista……………………..………………………………………………………………………..218
XXIII
XXIV
XXV
XXVI
XXVII
XXVIII
XXIX
XXX
XXXI
XXXII
XXXIII
XXXIV
XXXV
XXXVI
XXXVII
IV - Der Abstieg…………..………………………………………………………………………..344
XXXVIII
XXXIX
XL
XLI
XLII
XLIII
XLIV
XLV
XLVI
XLVII
XLVIII
XLIX
L
LI
LII
LIII
LIV
LV
V - Der Schlimmste aller vorstellbaren Orte………………………………………………………478
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LVII
LVIII
LIX
LX
LXI
LXII
LXIII
LXIV
LXV
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LXVII
LXVIII
LXIX
VI - Kimuri…………………………………………………………………………………………………………………597
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LXXI
LXXII
LXXIII
LXXIV
LXXV
LXXVI
Prolog
„Darf ich?“ Mavis funkelte zunächst Vilo böse an, dann warf er Kaleena einen fragenden Blick zu.
Diese nickte. „Natürlich!“
Mavis zögerte nicht eine Sekunde. Er trat direkt vor seinen Freund, ballte eine Faust und verpasste ihm blitzschnell und knallhart einen Schlag mitten in sein Gesicht.
Es klatschte laut und - da in der riesigen Halle ziemliche Stille geherrscht hatte - auch weithin hörbar.
Vilo jedoch hatte keine Anstalten gemacht, sich zu wehren, obwohl er gewusst haben musste, was Mavis vorgehabt hatte. Mit einem schmerzvollen Stöhnen ging er zu Boden.
Obgleich es ihr Mann war, der dort auf die Knie sank, verzog Kaleena keine Miene und zeigte auch kaum eine Regung. Und das wenige, das zu bemerken war, war keine Sorge, sondern mahlende Kiefer und ein abwertendes Funkeln in den Augen. Vilo hatte ihr wehgetan, im Herzen, in der Seele. Sie war so wütend auf ihn gewesen und hatte ihm doch sehr schnell verziehen, aber sie wusste auch, dass sie das nur getan hatte, weil es so viel mehr, soviel Wichtigeres zu tun gab, als ihn jetzt zu verdammen. Ihre Liebe zu ihm war beinahe grenzenlos und würde auch diesen schlimmen Vorfall überstehen, doch war sie nicht sicher, ob und wie viele Narben am Ende bleiben würden.
Neben ihr standen noch andere um die beiden Männer herum. Jorik, Marivar, Esha, Malawi, Idis, Pater Matu und Leira, doch auch sie zeigten zunächst keinerlei Reaktion, da sie wussten, dass Vilo, so sehr ihnen der Gedanke vielleicht auch missfallen mochte, diesen Faustschlag mehr als verdient hatte, denn er hätte sie alle beinahe verraten und sie dem Nuri und somit dem Tod ausgeliefert.
Erst im letzten Moment – und das dann nicht ohne viel Glück und mit dem Zutun anderer - hatte er sich eines Besseren besonnen und sich wieder zu seinen Freunden und ihrer Mission bekannt.
Dennoch konnte jeder der Anwesenden Mavis Zorn auf Vilo verstehen und nicht wenige hätten gern selbst an seiner Stelle zugeschlagen oder ihm sogar noch zusätzlich einen Schlag verpassen wollen.
Doch bevor dies geschehen konnte, trat Leira mit einem tiefen Grollen schützend vor Vilo, da sie nicht sicher war, ob Mavis es mit diesem einen Schlag genug sein lassen würde. Mit einem ernsten, aber nicht feindseligen Blick schaute sie dem Commander direkt in die Augen, dem er für einen Moment standhielt, bevor er sich wieder entspannte und einen halben Schritt zurückmachte, ohne jedoch den Blick von seinem Freund zu nehmen.
Vilo wiederum rieb sich das Kinn und wischte sich ein wenig Blut von den Lippen, während auch er Mavis nicht aus den Augen ließ. Mit einem weiteren Stöhnen rappelte er sich wieder auf. „Das habe ich verdient!“ meinte er und nickte Mavis zu. Sein Freund erwiderte nichts, er schnaufte nur kurz durch die Nase.
Dabei spürte Mavis, wie erneut Zorn in ihm aufstieg, doch wurde ihm klar, dass sie Wichtigeres zu tun hatten, als Vilo hier zu verprügeln.
So Vieles war in den letzten Stunden geschehen, dass er Mühe hatte, all das vernünftig zu verarbeiten. Schon allein die Tatsache, dass sie sich jetzt alle hier in Kos Korros befanden, war erstaunlich und verrückt zugleich, aber irgendwie auch sehr traurig.
Denn sie waren jetzt nur hier, weil sie einen Ort brauchten, an dem sie sich verstecken konnten. Doch nicht etwa vor ihren widerlichen, außerirdischen Aggressoren, die ihnen seit über sieben Jahren einen furchtbaren und scheinbar sinnlosen Krieg lieferten, sondern vor Menschen, Spezies ihrer eigenen Rasse, die sie jedoch nicht minder hassten, wie ihre Feinde und ebenso tot sehen wollten, wie sie. Allen voran der Nuri , Commander Panthos, der einen perfiden Plan ausgeheckt hatte, um sich und seinesgleichen vor ihren Feinden in Sicherheit zu bringen, während der Rest der Menschheit ungeschützt den Insektenbestien ausgesetzt blieb.
Natürlich konnte Mavis dem nicht zustimmen, doch der Nuri war sehr gut vorbereitet gewesen und hatte mit Männern wie Captain Narix blinde, aber loyale, skrupellose, aber hochintelligente und vor allem gnadenlos-fanatische Gefolgsleute.
Und die Talura unter dem Kommando von Narix war der Grund, warum sie sich hier in den beinahe gänzlich verwüsteten Hallen von Kos Korros versteckten.
Doch auch wegen Shamos, einem seiner besten Freunde schon aus Kindertagen und nicht nur seiner Meinung nach, der klügste Kopf, den Santara je hervorgebracht hatte. Shamos hatte zunächst all ihre Hoffnungen auf ein erfolgreiches Ende dieses sinnlosen Horrors beinahe vollkommen zerstört, indem er ihnen die wissenschaftlichen Fakten eines unwiderruflich sterbenden Planeten vor die Füße knallte, nur um ihnen dann mitzuteilen, dass er scheinbar eine Art Vision von einer glorreichen Zukunft gehabt hatte, die mit einem uralten Rätsel verbunden war, dessen Lösung letztlich ihr aller Überleben bedeuten konnte.
Und auch deshalb waren sie hier, wenngleich Mavis zugeben musste, dass er noch längst nicht alles von dem verstanden hatte, was Shamos, aber auch Pater Matu ihm zu erklären versuchten.
Was er aber verstanden hatte, war die Tatsache, dass Santara im Verlauf der schier endlosen Kriegsjahre irreparable Schäden davongetragen hatte und es für sie alle keinerlei Hoffnung mehr gab – es sei denn, sie ließen sich auf dieses uralte Rätsel ein, das Shamos aufgedeckt hatte.
Und da für Mavis alles besser war, als den Tod zu akzeptieren, war er auch bereit an dieser Mission teilzunehmen, wenngleich ihm bewusst war, dass er auch hierbei sterben konnte. Doch als Soldat konnte er das Ende im Kampf natürlich akzeptieren. Letztlich war es ihm auch ziemlich egal, ob er überleben oder sterben würde, denn für sich selbst sah er keinerlei Zukunft, egal, ob der Krieg nun endete, sie den Planeten retten konnten oder all das nicht gelingen würde. Alles, was er noch tun konnte – und auch tun wollte und würde – war all seine Kraft zur Rettung anderer einzusetzen.
Seine Zukunft hatte vor mehr als sieben Jahren mit dem Verlust des Menschen geendet, denn er mehr als....
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