„Ich befürchte, unser Geheimnis ist keins mehr, Sir. Scott hat zu viel mitbekommen. Er wird sicherlich Fragen stellen!“
Moore zögerte am anderen Ende der Leitung einen Moment, dann atmete er tief durch. „Also gut, kommen sie alle sofort zu mir. So schnell es geht, Michael. Während ihrer Abwesenheit sind furchtbare Dinge passiert!“
„Was?“
„Philippe und Fernando sind tot!“
„Oh Gott nein!“ Michael zuckte sofort zusammen.
„Doch, Michael, es ist wahr. Er hat sie gefunden. Wie alle anderen auch. Und er wird auch uns finden. Wir müssen uns deshalb vorbereiten!“
„Alles klar!“ Michael unterdrückte die Tränen. „Wir werden uns beeilen!“ Damit kappte er die Verbindung, schloss die Augen und ließ seinen Tränen stumm freien Lauf.
Ja, sie hatten Walker gerettet, aber für Philippe und Fernando kam jede Hilfe zu spät. Jetzt gab es nur noch fünf Menschen, die einen Kristall besaßen. Moore und Coleman, den guten Simon, der weiterhin fieberhaft an einem zweiten Zeitsprung bastelte, Walker, und einen Kerl namens Carlos, den er jedoch nie zu Gesicht bekommen hatte, von dem er nur wusste, dass er noch leben musste.
Er selbst war kein Unsterblicher, er selbst war nur der Sohn eines Unsterblichen.
Und doch war sein Vater tot, gestorben vor etwa einem Jahr, als Simon zum ersten Mal die Möglichkeit geschaffen hatte, durch die Zeit zu gehen.
Michael durfte nicht mit ihm in die Vergangenheit gehen, obwohl er sich das gewünscht hätte.
Und nur deshalb war er noch am Leben. Denn von den sechs Männern, die den Zeitsprung durchgeführt hatten, waren nur zwei lebend zurückgekehrt und auch die starben bei der anschließenden gewaltigen Explosion, die den gesamten Gebäudekomplex zerstörte.
Oh, Michael hatte bitterlich um seinen Vater geweint, den er so sehr liebte. Doch als er begriff, dass er ihn nicht mehr lebendig machen konnte, beschloss er mit all seiner Kraft das fortzuführen, wofür sein Vater sein ganzes langes Leben eingestanden war:
Den Unsterblichen ihre Sterblichkeit zurückzubringen und die göttliche Energie, die dabei freigesetzt wurde, wieder in nur einem Kristall zu bündeln, damit sie die Menschen wieder behüten konnte, so wie es vor Jahrhunderten gewesen war.
Doch noch mehr hoffte Michael, dass es Simon gelingen würde, eine funktionierende Möglichkeit für einen weiteren Zeitsprung zu entwickeln, damit sie diesem Wahnsinn ein Ende bereiten konnten - und er im Anschluss daran das tun konnte, was er sich so sehr wünschte:
Zurückzugehen zu dem Ort, wo sein Vater gestorben war, um ihn zu retten, ihn dann in die Gegenwart mitzunehmen, wo er ihm sein Herz zurückgeben konnte, damit er alt werden und ganz normal sterben konnte.
Nichts mehr wünschte sich Michael, als dass ihn sein Vater noch einige Jahre in seinem Leben begleitete.
Und er würde alles dafür tun, damit sein Traum wurde.
Scott schlief nicht, auch wenn das wohl alle an Bord des Learjets von ihm annahmen.
Zumindest noch nicht.
Denn in seinem Körper spürte er immer deutlicher die Wirkung des Beruhigungsmittels aufsteigen, das ihm die hinreißend schöne Stewardess vor zehn Minuten gegeben hatte, nachdem sie seine Wunden mit vielen, liebevollen, zusätzlichen Streicheleinheiten versorgt hatte.
Danach ließ sie ihn allein mit dem monotonen Brummen der Triebwerke und sein Gehirn begann sofort fürchterlich zu arbeiten.
Neben den kläglichen Versuchen, all das Gesehene und Erlebte unter einen Hut zu bringen, der noch dazu passte, kam immer wieder ein Gedanke in ihm hoch.
Und dieser Gedanke war eng mit dem Foto verknüpft, das er in seiner Hand hielt, seitdem sie in das Flugzeug eingestiegen waren.
Jetzt, wo Scott sicher war, dass ihn niemand mehr stören würde, drehte er es herum und schaute es lange Zeit einfach nur an.
Ja, er kannte die junge Frau darauf. Und er kannte sie nur zu gut.
Sie war noch immer umwerfend schön, vielleicht noch mehr, als vor sechs Jahren, als er sie kennen- und lieben gelernt hatte.
Und er spürte sofort in sich wieder dieselben tiefen Gefühle für diese Frau aufsteigen, die ihn sicher machten, dass er auch heute noch weit mehr für sie empfand, als für irgendeinen Menschen sonst auf der Welt.
Und es hätte alles so einfach sein können, damals...
Im selben Moment stieg Angst in ihm auf.
Gott im Himmel! Er hatte ihr Bild in der Jackentasche eines Toten gefunden, eines Entführers, der jederzeit bereit gewesen wäre, ihn zu töten.
„Oh Stephanie...!“ entfuhr es ihm und Scott wusste sofort, was er zu tun hatte. „...bitte nicht!“
Dann blickte er noch einmal auf ihr Foto und bevor er endgültig einschlief, gingen seine Gedanken sechs Jahre zurück und er war sich sehr sicher, damals nicht nur einen großen Fehler begangen zu haben, sondern das größte Arschloch im gesamten Universum gewesen zu sein.
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