Nachdem er sich kurz orientiert hatte, erhöhte er wieder die Rotorleistung und deutete dem Piloten in dem Transporthubschrauber an, aufzusteigen.
Zunächst hatte Fernando die Menschen in der Kirche beruhigt.
Das war natürlich nicht einfach gewesen, aber es war ihm gelungen, die Panik hinauszuzögern, indem er ihnen sagte, sie sollten ruhig bleiben, bis die Hubschrauber sich entfernt hatten.
Um sicherzugehen, das auch wirklich niemand vorher die Nerven verlor, schleppte er sich zum Tor und wartete, während er versuchte, all seine Kraft zusammen zu nehmen, um sein Handy aus der Tasche zu holen Er wählte eine Nummer und musste dem monotonen Rufton am anderen Ende der Leitung zuhören.
Dabei wurde auch Fernando ungeduldig und so erlag er schließlich der Versuchung, zu schauen, was draußen vor sich ging.
Langsam öffnete er das Tor, zog es nur wenige Zentimeter nach innen, sodass er einen winzigen Blick nach außen riskieren konnte.
Und was er sah, ließ ihn das Blut in seinen Adern gefrieren, denn er erkannte sofort, dass er sich getäuscht hatte.
Es würde auch dieses Mal niemanden geben, der von dem Zusammentreffen mit Carlos würde erzählen können.
Darauf hatte er gewartet, denn er hatte förmlich gewusst, dass dies passieren würde.
Er war mit dem Hubschrauber einige Meter vom Boden aufgestiegen und dann in den Schwebflug gegangen.
Sein Blick war dabei starr auf das Kirchentor gerichtet gewesen.
Dann wurde es geöffnet, nur einen kleinen Spalt und Fernandos Gesicht kam zum Vorschein.
Hinter ihm mussten ihm noch andere zum Tor gefolgt sein, denn nur eine Sekunde später wurde es fast ganz aufgerissen.
Darauf hatte er gewartet.
Ein breites Grinsen kam auf seine Lippen, seine Augen strahlten.
Dann drückte er genüsslich den Auslöser.
Die Rakete löste sich aus der Halterung mit der Verzögerung weniger Millisekunden und jagte dann auf ihr Ziel zu.
Inzwischen waren einige wenige Personen aus der Kirche heraus gestürmt, als der Flugkörper durch das Tor schoss und auf den Altar traf.
Innerhalb eines Sekundenbruchteils war die Kirche eingehüllt in einen gewaltigen, gleißenden Feuerball, der die Fensterscheiben zerfetzte, das Dach in die Höhe katapultierte und alle Lebewesen in ihm zu Staub verbrannte.
Nur eine Sekunde später waren im ganzen Dorf mehrere weitere Explosionen zu sehen und zu hören, ausgelöst durch Fernzünder, die Eric im Transporthubschrauber betätigte.
Fast gleichzeitg fegte der zweite Kampfhubschrauber über den Ort des Geschehens hinweg, metzelte die wenigen Überlebenden mit der Bordkanone nieder.
Das ganze Schauspiel dauerte weniger als eine Minute, dann war das ganze Dorf ein einziger Feuerball und eine riesige Leichenhalle.
Mehr als 360 Menschenleben wurden ausgelöscht, das ganze Dorf dem Erdboden gleichgemacht und ausradiert.
Carlos befand sich noch immer im Schwebflug, weil er erkannt hatte, dass Fernando es tatsächlich geschafft hatte, die Kirche noch rechtzeitig vor dem Einschlag der Rakete zu verlassen.
Die Druckwelle hatte ihn einige Meter durch die Luft gewirbelt, doch er lebte noch, dass erkannte Carlos, als sich Fernando blutüberströmt nur wenige Meter vor ihm erhob.
Der Rechtsanwalt schaute geschlagen in die Kanzel und wusste, was passieren würde.
Wieder grinste Carlos.
Ja, er hatte erneut gewonnen. Und er war nicht aufzuhalten!
Er hatte die Energie von zwei weiteren Kristallen in sich und er hatte das Mädchen gefunden.
Was für ein glorreicher denkwürdiger Tag, der den Grundstein für den großen Sieg legen würde.
So viele Jahre der Schmerzen, der Qualen, die er erleiden musste, bevor er sicher war, das nur die schonungslose Rache den Verrat seiner Freunde sühnen konnte und an die er sich jetzt wieder so genau erinnern konnte.
Eine Sekunde später schob er den Steuerknüppel nach vorn und betätigte fast gleichzeitig den Auslöser für die Bordkanone.
Und während der Helikopter über Fernando hinwegfegte, wurde sein Körper von unzähligen Projektilen zerfetzt, die ihn wie Hammerschläge trafen und zu Boden schleuderten.
Bevor er jedoch endgültig starb, fand er noch die Kraft, den Namen seines Henkers zu nennen, dann wurde er das letzte Opfer auf diesem grausamen Schlachtfeld, auf dem es weder Ehre, noch Gnade und auch keinen Gott gegeben hatte.
2. Kapitel
New York Connection
„Oh Mann, wie ich diese Stadt hasse!“ Scott Forrester saß am Steuer ihres Mietwagens und schaute frustriert auf den vor ihm liegenden Stau auf der Park Avenue.
„Woher kennst du New York?“ fragte Gina Evans neben ihm auf dem Beifahrersitz.
Scott schaute zu ihr. „Ich habe hier eine Zeitlang gearbeitet.“ Er ließ seine Augen noch einen Moment auf ihrem Gesicht und ihrem Körper ruhen, bevor er wieder nach vorn schaute.
Er kannte Gina jetzt schon seit sechs Monaten. Sie war eine ausgesprochen hübsche Frau, mit schulterlangen hellbraunen Haaren, festen Formen, schlank, vielleicht etwas zu groß geraten mit ihren 178 Zentimetern, einem erfrischenden Lächeln und funkelnden braunen Augen. Noch dazu war sie mit ihren 26 Jahren in genau dem richtigen Alter für Scott.
Doch obwohl Gina auch ihn offensichtlich sehr mochte und keinen festen Freund besaß, waren sie bisher nicht zusammen gekommen.
Scott konnte sich das nicht so recht erklären, er stand vor einem ziemlichen Rätsel.
Andere Frauen waren nicht so schwer ins Bett zu kriegen, manche von ihnen brauchte er nur anzulächeln und schon ritten sie auf ihm durch die dunkle Nacht.
Aber nicht Gina. Und das konnte Scott nun überhaupt nicht verknusen, wo er doch ein blendend aussehender Mann von 28 Jahren war, mit makellosem, muskulösem Körperbau und dem strahlenden Aussehen der aufgehenden Morgensonne. Noch dazu war er ausgesprochen intelligent und charmant, ohne dabei zur Selbstüberschätzung zu neigen. Nein, er war realistisch genug, um zu wissen, dass er unter die Top Ten der Männerwelt gehörte und dass es Frauen gern hatten, wenn man sie dies spüren ließ.
Gina aber war davon sichtlich unbeeindruckt geblieben und Scott hatte schon die Befürchtung, dass sie lesbisch war, was ihm schwer zu schaffen machte, hatte er mit dem Kerl auf der Rückbank doch schon einen Partner, der am anderen Ufer der geschlechtlichen Veranlagung schwamm.
Nun ja, Scott verdrängte seinen Misserfolg bei Gina, schließlich war es sie, die auf den Genuss seiner prachtvollen Härte verzichtete und sie von sich aus auf ein Rendezvous anzusprechen kam ihm schon gar nicht in den Sinn.
So blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr bei jeder möglichen Gelegenheit spüren zu lassen, was ihr entging und sie ansonsten nur als das anzusehen, was Gina auch noch war: Seine Partnerin.
Und das wiederum fiel Scott nun überhaupt nicht schwer, denn Gina war ein absolutes As in ihrem Job, der weder er, noch Michael auf der Rückbank, irgendetwas vormachen konnten.
Im Gegenteil. Oft genug kam es vor, dass die beiden Männer es waren, die sich staunend anschauen mussten, weil ihre kleine Gina wieder einmal mit gnadenloser Härte ihre Gegner bekämpfte.
Und Scott konnte sich hierbei nie einer gewissen Erregung erwehren, wenn er sich vorstellte, dass diese Frau dann auch im Bett eine derart wilde Katze sein konnte.
„War das, bevor du bei Peabody angefangen hast oder danach?“ Gina schaute zu ihm. Die Agency hatte immerhin eine Niederlassung im Big Apple .
Scott schüttelte den Kopf. „Nein, da war davor. Ich habe für die Regierung gearbeitet!“ Er sah, dass Gina überrascht ihre Augenbrauen anhob. „Abteilung für besondere Aktivitäten!“
„Ich denke, du warst da Nachtwächter im Altersheim!?“ Michael St. John beugte sich auf der Rückbank nach vorn und schaute Scott mit einem leichten Grinsen an. Er war ein großgewachsener, breitschultriger, muskulöser Mann von fast 1,90 Metern mit einem gepflegten Aussehen, kurzgeschorenen, blonden Haaren und dem diebischen Grinsen eines Schuljungen
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