Na gut, erst einmal konnte ich ja die Schulaufgaben nach Themen sortieren, einen Korrekturbogen anlegen, ein Löschblatt herauskramen und dann schön baden...
Nach dem Bad, in bequeme Wochenendklamotten gehüllt – zu weite Jeans, die dauernd rutschten, und ein Sweatshirt mit ausgeleierten Bündchen – nahm ich mir wenigstens die erste Schulaufgabe vor. Ach nein, erst einmal sollte ich alle zum ersten Thema kurz durchlesen... Oder mir die Augenbrauen zupfen?
Weder noch - ich brauchte neue Gummizugmappen! Die schönen grau marmorierten, die es im Copyshop in der Katharinenstraße gab. Das würde ich zuerst machen und dann immer, wenn ich ein, zwei Aufsätze geschafft hatte, eine der neuen Mappen ordentlich beschriften und füllen. Und danach die zerfledderten alten wegwerfen.
Im Copyshop war es mal wieder rappelvoll; hier waren die Kopien eben am günstigsten und der Kopierservice war der beste. Ich stand geduldig in der Kassenschlange, bis ich meine Mappen kaufen konnte, und kämpfte mich dann wieder auf die Straße, wo ich prompt mit einem recht niedlichen Kerl mit Löckchen und runder Brille zusammenstieß. „Sorry, aber da drin geht´s zu wie im Ausverkauf“, entschuldigte ich mich.
Er lächelte mit Grübchen. „Macht doch nichts. Der Laden ist nicht umsonst so beliebt.“
Als ich wieder am Schreibtisch saß, las ich wirklich erst einmal alle zum ersten Thema durch, seufzte tief und zupfte mir wirklich sorgfältig die Augenbrauen. Dann ging ich unlustig an die Arbeit.
So hangelte ich mich bis zum späten Nachmittag durch, korrigierte immerhin neun der siebenundzwanzig Aufsätze, pflegte mich und bereitete alle Stunden in Italienisch und Geschichte vor. Dann begannen meine Gedanken wieder abzuschweifen. Was trieb Silke wohl so? Ich griff zum Telefon.
„Na, wie läuft´s so?“
Silke kicherte. „Langsam, aber sicher. Dieser Robert ist ein bisschen bieder, aber sehr süß. Und er küsst phantastisch. Mehr weiß ich noch nicht.“
„Immerhin. Und, hat er die erholsame Wirkung, die du dir erhofft hast?“
„Ich denke schon. Und, hast du was Neues von der Kerlefront zu berichten?“
„Nichts. Ich arbeite noch langsamer als dein Robert. Und dazu hab ich noch nicht mal ein konkretes Objekt im Auge.“
Ich seufzte und Silke bedauerte mich.
Gut, dann sollte ich vielleicht noch etwas korrigieren… Nr. 10. Danach meine Deutschstunden – prima, die letzte Woche vor den Osterferien! Nr. 11. Schreibtisch aufräumen. Nr. 12 – das Telefon läutete.
Meike, die ein bisschen quatschen wollte. Auch gut, mir war alles recht, was mich von dieser dämlichen Schulaufgabe ablenkte. Überhaupt, für heute reichte es! Ich legte ein Video ein und lümmelte mich gemütlich auf die Couch. Video... damit müsste sich doch für Holzner etwas Nettes arrangieren lassen? Ich musste unbedingt am Montag mal Holger und Bettina zu Rate ziehen.
Am Sonntag büßte ich für die samstägliche Faulheit.
Nr. 12/den Rest. Und schon wieder hatte ich keine Lust mehr! Womit könnte ich mich zwischen den einzelnen Arbeiten belohnen? Nr. 13. Den Rest der Wäsche bügeln. Nr. 14. Hatte ich da eben nicht eine Menge Fehler übersehen? Nr. 14 noch einmal! Nr. 15. Das Schlafzimmer richtig perfekt aufräumen. Nr. 16. Die letzten Videos ordentlich beschriften. Nr. 17. Etwas kochen. Nr. 18. Essen. Naja, so toll war die Packerlsuppe nicht gewesen. Nr. 19 Die herumliegenden Zettel abheften. Nr. 20 Die Tasche für Montag fertig packen. Nr. 21. Was war denn das für ein Blödsinn? Völlige Fehldeutung des Gedichts, sachliche Fehler, holpriger Satzbau – und eine sehr eigenwillige Rechtschreibung. Mangelhaft, eindeutig. Nr. 22. Ich könnte mal ein Peeling vertragen, im Gesicht. Nr. 23. Hatte ich da nicht noch eine Feuchtigkeitsmaske, so eine Probe? Wo war die denn? Ich wühlte im Badezimmerschränkchen herum. Und wer sagte eigentlich, dass ich diese Schulaufgabe heute fertig korrigieren musste? Es war ohnehin schon wieder dunkel. Halb acht... Für heute reichte es wirklich!
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