Karl-Heinz Jakobs - In Sibirien

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Dieser Zug war vollgestopft mit Frauen, unter ihnen die Lehrerin Lena, die in letzter Sekunde dem Terror der deutschen Faschisten entronnen war und nun hoffte, als treugläubige Kommunistin in Moskau ein neues zu Hause finden. Sie geriet aber in die unheimlichen geschichtlichen Ereignisse des Jahres 1937, wurde zu Lagerhaft auf der Halbinsel Tschuktschen verurteilt. Dort am Rande des Nördlichen Eismeeres, wo nur noch eine schmale Wasserstraße Asien von Amerikas trennt, hat sie 19einhalb Jahre Gold geschürft. – Karl-Heinz Jakobs erzählt in diesem Jahrhundert-Epos vom Schicksal der Lena in Sibirien, von Glaube, Liebe und Hoffnung, von Freundschaft, Kameradschaft und Einsamkeit in den Eiswüsten am Rande der Welt.

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Aber Lena wollte nicht streiten, jetzt nicht. Sie versuchte den Mann zu beruhigen:

„Ist er im Hause?“

„Wer?“

„Wilhelm Pieck.“

„Er ist nicht im Hause, und wenn er es wäre, würde ich auch nein sagen.“

„Dann möchte ich einen anderen Verantwortlichen von der KPD sprechen.“

„Wen?“

„Woher soll ich wissen, wer von den deutschen Genossen hier wohnt.“

„Aber daß Wilhelm Pieck hier wohnt, das wissen Sie.“

Lena sagte nichts mehr. Sie sah lange schweigend den Mann an, der als Vertreter der deutschen Gruppe vor ihr stand, groß, blond, blaß, als käme er direkt aus dem Gefängnis, herausfordernd fest sein Schritt, mit dem er auf sie zugetreten war, Pfeife im Mund, die er nur herausnahm, wenn er zu sprechen anhob, auf dem Kopf seine schäbige graue Mütze. Er kam Lena vor wie der Prototyp des Arbeiters, der in der Partei aufgestiegen war und nun glaubte, das große Wort führen zu müssen. Eigentlich einer, zu dem sie Vertrauen hätte fassen können, dessen abweisender und beleidigender Ton aber eine unüberwindliche Schranke zwischen ihnen aufgebaut hatte: Er gehörte dem inneren Kreis der Parteiführung an, sie dagegen war die in Demutshaltung außenstehende Genossin von der Basis. Zwischen ihnen gab es kein verbindendes Band. Der Mann, der sich Friedhelm Müller nannte, wich ihrem forschenden Blick nicht aus, lächelte sogar leicht, als errate er ihre Gedanken, und als ihr Blick abschweifte, sagte er leichthin:

„Damit ist unser Gespräch wohl beendet.“

Machte auf dem Absatz kehrt. Indem er auf die Haupttreppe zuschritt und dem dortigen Posten unaufgefordert ein Papier vorwies, registrierte sie noch, daß sein Gang schleppend war, das Kreuz gebeugt, als trüge er an einer schweren Last, die er, die Hand am Geländer, Stufe für Stufe die Treppe hinauftrug, bevor er hinter dem Zwischenpodest verschwand. Den Lift, von zahlreichen Personen genutzt, verschmähte er.

Aber vielleicht, und der Gedanke kam ihr, als sie wieder auf der Twerskaja stand, und nicht wußte, was sie noch tun könnte, aber vielleicht hat der unhöfliche Kerl ihr nur eine Warnung zukommen lassen. Vielleicht hat er ihr nur sagen wollen: Gehen sie, verstecken Sie sich, wir haben uns auch schon versteckt.

Danach ertrug sie die Wohnung nicht mehr. Tagelang irrte sie durch die Stadt, aus Angst, verhaftet zu werden. Sie konnte ihre Zweifel nicht länger zähmen. Ja, wenn sie Karcsi an ihrer Seite gehabt hätte, dann wäre auch aus ihr ein stählerner Mensch ohne Zweifel geworden. Sie hätte es von Herzen gewollt. Aber es gab ihn mit einem Mal nicht mehr. Sie wußte, daß sie das Zeug dazu hatte, ein weiblicher Friedhelm Müller zu werden, sie benötigte dazu nur ein Stückchen des Fadens, an den sich die Friedhelm Müllers in der Welt orientierten, doch der wurde ihr nicht gereicht.

Auf der Flucht schlief sie frierend unter Brückenbogen, von Kartons und weggeworfenen Lumpen zugedeckt. Auf der Flucht schlürfte sie Wasser aus Pfützen. Auf der Flucht stopfte sie sich Abfall in den Mund. Auf der Flucht begann sie leise vor sich hin zu sprechen. Meist leise, manchmal aber auch laut gestikulierend sprach sie mit Toten, Vermißten und aus ihrem Leben Verschwundenen. Auf der Flucht verteidigte sie sich leidenschaftlich gegenüber dem einarmigen Obersten Baragamow, der ihr Vorwürfe machte, weil sie ihr Versprechen nicht einhielt:

„Es ist nicht so einfach, lieber Oberst, den Mars am Sternenhimmel aufzusuchen. Wir hätten uns auf die Kassiopeia oder den Großen Bären einigen sollen, die sind leicht zu finden, aber einen Planeten? Man sagt nicht ohne Grund Wandelsterne zu ihnen. Mal wandeln sie hierhin, mal dorthin, oft sind sie gar nicht zu sehen ...“

György, der Talmudkundige, den sie das letzte Mal vor fünfzehn Jahren gesehen hatte, tauchte plötzlich in ihren Gedanken vor ihr auf.

„Ja, spotten Sie nur, György Josefowitsch, aber die Wahrheit ist, daß ich nicht überheblich bin. Ich war es nie. Ich habe immer nur um meine Rechte kämpfen müssen. Sie sind in einem behüteten großbürgerlichen Haus aufgewachsen. Sie haben keine Ahnung, wie es bei uns in Schlesien im Haushalt eines glücklosen Hausierers aussah, der Vater andauernd unterwegs mit Schnürsenkeln und Bindfaden, kaum war er zu Hause, verprügelte er Mama und uns Kinder ...“

„General“, sprach sie leise auf den Chef der Militärakademie ein, „ich weiß nicht, weshalb man Sie erschossen hat, wahrscheinlich ist auch Ihr Tod nur ein tragischer Irrtum, aber das, was Sie uns beigebracht haben, ist - glaube ich - falsch. Ich habe Zeit gehabt, darüber nachzudenken, und glaube nun nicht mehr an Ihre Lehren ...“

“Karcsi, Lieber, du hast mir weh getan. Ich habe nicht vergessen, daß wir nur zum Schein geheiratet haben. Aber mußtest Du dieses häßliche Weibstück mir vorziehen? Immerhin bin ich hübscher als dieses langnasige Mausgesicht. Warum hast du mir das angetan? Ich habe dir eine gute Ehefrau sein wollen, auch wenn ich mich weigerte, diese dämliche Perücke zu tragen ...“

Gesichter, die sie lange vergessen glaubte, tauchten plötzlich in der Erinnerung vor ihr auf: Kurt, der Freund aus der Geigenstunde, gefallen im ersten Kriegjahr; Ernö aus Baracke 23 des ehemaligen Wiener Seuchenhospitals; der Synagogendiener, der Karcsis Vater den Gebetsriemen für den Kopf überreichte; Kudratkin, der auf seiner Munitionskiste stehend die Sprengung von siebenundzwanzig Kirchen in Tobolsk, Ischim, Tabda und Omsk verkündete ...

Zachert fiel ihr ein, als sie über eine schmutzige Pfütze gebeugt plötzlich in ihr Spiegelbild sah, Rudolf Zachert, aber sie hatte ihn immer burschikos nur Zachert genannt: Zachert! der in Berlin vor ihrer Abreise nach Moskau ihr Lebensgefährte gewesen war, stark in der Liebe, obwohl kein Jude stark im Glauben auch er. Als sie 1923 von Wien aus nach Berlin zurückgekehrt war, Karcsi, ihr jüdisch Angetrauter, im Horthy-Gefängnis, stand sie, Lena, eines Tages mit Zachert vor dem Shell-Haus am Landwehrkanal und er hatte nach oben gewiesen: „Dort im fünften Stockwerk genau in der abgerundeten Ecke werde ich eines Tages sitzen als Staatssekretär im sozialistischen deutschen Außenministerium und eine Protestnote gegen die US-amerikanische Besetzung Boliviens unterschreiben ...“ Wenn sie durch Berlin spazierten, nie Arm in Arm, beide gestikulierend aufeinander einredend, pflegte er die Bauwerke des deutschen Hochimperialismus, wie er sich ausdrückte, zu enteignen: Das Berliner Schloß ernannte er zur Reichsirrenanstalt Rote Fahne, den Berliner Dom zum Tanzpalast Rosa Luxemburg und den Reichstag zum Warenhaus Josef Wissarionowitsch Stalin. Sie saß frierend vor der Pfütze und hoffte, daß neben ihrem Spiegelbild auch Zacherts Gesicht auftauchen möge, aber es tauchte nicht auf, so sehr sie auch versuchte, es sich vorzustellen.

Mit August, ihrem Vater, zeterte sie in erbitterten Tiraden, indem sie ihm, der nichts zu begreifen schien, immer wieder ihre verpfuschte Kindheit vorhielt. Mit Karcsis Schwester Esther führte sie ein langes, hartes Streitgespräch über Jungfräulichkeit in der Hochzeitsnacht, über Gott, über die Welt. Immer neue Argumente führte Esther ins Feld, am Ende jedoch gelang es Lena, die spitzfindigsten Beweise ihrer Widersacherin für die Existenz Gottes mit noch spitzfindigeren Argumenten zu widerlegen ... Und als sie eines Tages unter der Jausabrücke am Pokrowskij Bulwar Satinajews Gesicht erkannte, hielt sie auch dieses im ersten Moment für eine der üblichen Erscheinungen.

„Satinajew“, sagte sie, „ich habe oft an Sie denken müssen in letzter Zeit. Ich habe mich erbärmlich Ihnen gegenüber aufgeführt.“

„Aber wieso denn, Sie haben mir einen Rubel geschenkt.“

„Damit habe ich mich bloß freikaufen wollen für meine Überheblichkeit Ihnen gegenüber.“

„Und für die wertvollen Auskünfte, die ich Ihnen geben durfte, beruhigen Sie sich.“

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