„Björn. Björn Weber, du erinnerst dich?“
„Was erlaubt sich dieses Subjekt? Wirf ihn sofort hinaus. Und in fünf Minuten gibt es Essen. Ich erwarte, dass du pünktlich bist und diesen – Herrn nicht mitbringst!“
„Ja, Mama.“ Alex packte Björn am Ellbogen und führte ihn bis vor die Haustür. „Pass doch auf! das Sakko ist von Armani!“, maulte Björn.
„Woher du dafür das Geld hast, frage ich lieber nicht“, antwortete Alex und schubste Björn nach draußen. „Ab jetzt. Zur Straße findest du ja wohl noch alleine?“
Er schloss die Tür hinter ihm, lehnte sich an das geschnitzte Holz und rieb sich über die Stirn.
Katja hatte das von oben unauffällig beobachtet; jetzt wusch sie sich noch schnell die Hände und kam langsam herunter. „Ich finde es ja besonders mies, dass er sich überhaupt nicht für Leon interessiert.“
Alex winkte ab. „Das ist noch das Geringste. Gut, dass er Lisa vernascht hat, als sie noch kaum volljährig war, war schon auch eine Sauerei – aber sie interessiert sich doch sowieso nicht mehr für ihn. Und Leon braucht so einen Vater nun wirklich nicht.“
„Stimmt auch wieder. Er ist auf jeden Fall eine fiese Existenz.“
Alex lachte. „ Fiese Existenz ist gut. Du weißt gar nicht, wie gut. Immerhin hast du ihm recht ordentlich rausgegeben.“
Das erste Lob seit mindestens zwei Jahren, es geschahen noch Zeichen und Wunder! Sie kicherte noch geschmeichelt, als sie das Esszimmer betraten.
Mama schaute streng, aber dieses Mal nicht zu ihr, sondern zu Nick. Hatte Nick etwas falsch gemacht? Katja aß mit mäßigem Appetit Lebernockerlsuppe (irgendwann würde sie eine Frühlingsrolle stattdessen ordern, nur um zu sehen, was Doris dann für ein Gesicht machte), Allgäuer Schnitzelchen (die Spaghetti waren zu weich) und Obstsalat (überzuckert, aber ansonsten lecker). Ach, eines Tages selbst das Essen aussuchen können! Und es selbst kochen?
Hm. Vielleicht sollte sie sich als erstes mal ein Kochbuch für Anfänger kaufen. Und ein paar Flyer bereitlegen, für den Notfall.
„Du bist so still, Katja?“ Jetzt hatte Mama sich doch auf sie konzentriert!
„Ach, ich bin bloß müde“, wich sie aus.
„Du? Wovon das denn?“, fragte Nick.
Katja bleckte die Zähne in seine Richtung, antwortete aber nicht.
„Nick, du hast Redeverbot“, verkündete Mama.
Direkt schade, dass Raphael heute nicht da war, dachte Katja. Jetzt könnte er sich doch so richtig zur Verteidigung seines Liebsten aufwerfen. Was hatte Nick angestellt? So streng war Mama doch sonst nicht?
Sie fragte aber lieber nicht nach, Nick konnte da ganz schön sauer werden.
Sie aß nur auf, wünschte allen einen schönen Abend und kehrte an ihr Ex zurück. Wahrscheinlich war sie ein zutiefst asoziales Wesen, überlegte sie oben an ihrem Schreibtisch, wenn sie so gar nichts mit ihrer Familie anfangen konnte. Aber waren die anderen anders? Hatte irgendjemand gesagt: „Katja, wir wollen jetzt DVD gucken/Monopoly spielen/um den Garten hopsen – machst du mit?“ Die waren doch auch nicht besser!
Und ab und zu mit Lilly etwas unternehmen – das reichte ja wohl an Kontakten!
Sie arbeitete sich langsam, aber stetig durch die letzte Aufgabe, addierte die Punkte, entschied sich in zwei Fällen aus kosmetischen Gründen für einen halben Punkt mehr und kam auf einen Schnitt von 2,98. Ganz annehmbar. Als die Noten eingetragen, der endgültige Erwartungshorizont getippt und gedruckt und alles ordentlich eingetütet war, lehnte sie sich erleichtert zurück.
Sie packte ihre Tasche für morgen – viel hatte sie morgen sowieso nicht – und ließ noch ein Maßband hineingleiten. Vielleicht entschied sie sich ja wirklich für das lila Scheusal und vielleicht musste sie dann auch etwas ausmessen!
Was konnte noch weg, verflixt?
Sie sortierte ihren Schmuck – aber außer einem eher wertlosen Dirndlhalsband konnte da nichts weg, fand alte Fotoalben und blätterte wie verzaubert darin, zog ihre Schreibtischschubladen auf, warf einige eingetrocknete Textmarker, ausgeleierte Gummibänder und eselsohrige Post-it-Reste weg und steckte alle Werbekulis in die Tasche – die konnte sie morgen im Lehrerzimmer aussäen.
Dann packte sie den Rest aus der obersten Schublade in eine ihrer zahlreichen blumengemusterten Pappschachteln und putzte die leere Schublade gründlich durch.
In der zweiten Schublade fand sie ein halbes Paket Druckerpapier und zehn Klarsichthüllen. Die konnten erst einmal so bleiben, bis zum Umzug verringerte sich ihre Anzahl wahrscheinlich von selbst.
Für heute reichte es ihr. Sie ging ins Bett und nahm sich vor, über weitere Ausmistoptionen nachzudenken, schlief aber sofort ein.
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