„Und so tretet nun hinaus ins Leben, ihr Neuvermählten!“ schloss eben Oberkonsistorialrat Zänglein. „Tritt hinaus, du holdselige Braut, an der Seite des Erwählten, des herrlichen Gatten! Tretet hinaus in den blühenden Paradiesgarten, den Gott der Allmächtige für euch geschaffen hat! Ihr werdet darinnen wandeln, Hand in Hand, rein wie die Engel. Eure Liebe wird sein wie der köstliche Demant, der, je mehr man ihn schleift, in desto wunderbareren Strahlen spielt. Tretet hinaus im Sonnenglanz eures Glücks! Und der Segen Gottes, die Gemeinschaft der Heiligen sei mit euch — Amen!“
Oberkonsistorialrat Zänglein hatte gut gesprochen; er wusste das, die Wirkung seiner Traureden kannte er ganz genau. Er hatte deren drei Arten: eine für die wenig Begüterten, eine andere für die Bemittelteren, und die dritte — nune, die war hier am Platz.
Die Frau Oberkonsistorialrätin, auf dem Ehrenplatz inmitten der Geladenen, atmete befriedigt. Es war eine allgemeine Ergriffenheit. Für eine Weile hörte man nichts als das Rauschen der Seidenkleider, das Räuspern der Herren, das dumpfe Schnauben in die Taschentücher. Ein mächtiger Eindruck.
Nelda Dallmer war sehr bleich geworden. Sie wendete für einen Augenblick den Kopf vom Altar ab, ihre Blicke überflogen suchend die Kirche — ob er hier war? Er hatte davon gesprochen, sich die Trauung anzusehen. Für ihn nur hatte sie sich mit besondrer Sorgfalt gekleidet, für ihn nur den Veilchenstrauss an die Brust gesteckt, für ihn flatterte jetzt plötzlich das jähe Rot über ihre Wangen. Sie presste ihr Riesenbukett fester in den Händen — sie konnte ihn nicht sehen. Wenn er jetzt hier war, ob er das gleiche empfand wie sie? Ob es seine Seele auch mit Macht zu der andren Seele drängte? Ob es ihn auch so inbrünstig verlangte, Hand in Hand zu schlingen und Auge in Auge zu senken?!
Ein zitternder glücklicher Seufzer drängte sich über ihre Lippen; sie fühlte, wie ihr das Herz in der Brust zuckte und das Blut in den Fingerspitzen prickelte. Sie schämte sich dessen nicht. Da war kein unreiner Gedanke in ihr. Aber so vor dem Altar stehen können, sein vor Gott und den Menschen, das müsste eine Seligkeit sein, so gross, so überschwenglich, um daran zu sterben!
Wo du hingehst, will ich auch hingehn.
Dein Volk sei mein Volk,
Dein Gott mein Gott!
Es überlief sie.
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