»Fürchte dich nicht«, beschwichtigte er. »Sie wurden gerade wegen ihrer Wesensart ausgesucht, und diese spricht für gute Frauensklaven.«
Mir war klar, dass sie solche Kerle als Frau mit normalem Hormonhaushalt gering schätzen musste.
»Bewahre«, erwiderte sie. »Wir sollten sie uns ansehen.«
»Folg mir, wenn du möchtest«, bot er an.
Dann wandte sie sich ab. Ich war froh darüber, dass er sie ablenkte. Mich hatte sie zum Glück vollkommen vergessen!
Dem Wachmann lag wohl einiges daran, das Aufgebot seines Hauses vorzustellen.
Ich drehte den Kopf ein wenig. Sie folgte dem, dessen Peitsche ich geküsst hatte, und verließ meinen Bereich. Er schaute sich überhaupt nicht nach ihr um. Ich sollte mich über diese Wendung freuen, denn ich war nur knapp einer definitiv unangenehmen Situation entronnen. Zum Glück hatte er sie pflichtbewusst und ungeduldig, wie er war, an den vorgesehenen Ablauf ihrer Besichtigung erinnert. Wie gut, dass ihm dies eingefallen war, obwohl es bestimmt nur ein Zufall zu meinen Gunsten gewesen war. Zugleich überraschte mich eine unhaltbare Woge des Hasses und der Eifersucht auf diese Frau, da er ihr angeboten hatte, ihm zu folgen. Dies tat sie relativ zügig und demütig, wie ich fand, und auch den anderen Wachen mochte es nicht entgangen sein.
Die andere freie Frau begleitete sie.
Jetzt waren sie fort.
»Wie würde sie wohl auf dem Auktionsblock aussehen?«, fragte einer der Wächter.
»Nicht übel, schätze ich«, antwortete sein Gefährte.
»Glaubst du, sie kann tanzen?«, wollte ein weiterer Wächter wissen, was man bejahte. »Jedenfalls könnte man es ihr beibringen«, schob jemand nach und der nächste erwiderte: »Sie braucht einen Halsreif und eine Kostprobe der Peitsche.«
Der letzte stimmte zu. »Das brauchen sie alle«, meinte er.
Dann schauten sie zu mir.
Ich bemühte mich, eine anständige Haltung anzunehmen und hörte die Wächter sagen: »Mach dir nichts aus dem, was sie gesagt hat.«, »Du bist hübsch.«, »Wer hübsch ist und wer nicht bestimmen immer noch wir.«
»Darf ich sprechen?«, fragte ich.
»Nein.«
»Wir kennen sie«, behauptete einer.
»Ihr Versprochener nahm Reißaus«, wusste jemand zu berichten, »nachdem er sich in ein reizendes Mädchen von der Erde verliebt hatte.«
Das fand ich großartig, obwohl es sich eher nicht für mich schickte. Ihr zukünftiger Lebensgefährte hatte eine wie mich bevorzugt, ein Mädchen von der Erde, gegenüber einer Frau wie ihr! Wie bezeichnete sie uns noch gleich? Als Ramsch?
Ich schweifte wieder einmal ab. Hatte dieser Geselle die Sklavin schlicht genommen oder gekauft, in ihrem Sinne oder gegen ihren Willen? Hatte sie gelächelt, posiert und sich als Leibeigene angeboten, weil er ihr höchst reizvoll vorkam? Hatte sie ihm Freuden versprochen, die über das Interesse oder den Horizont von Freien hinausgingen?
Meinesgleichen, das wissen Sie als Leser, sind zu manchen Wundertaten in der Lage.
So oder so: gut für die Sklavin!
»Wenn Erdenfrauen nicht heißblütig, begehrenswert und hübsch wären, also keine erstklassigen, wirklich fabelhaften Sklavengüter, würde man sie nicht nach Gor bringen«, erläuterte ein Wächter.
»Richtig«, stimmte ihm einer zu.
Ich wollte mich erkenntlich zeigen, meine Freude über ihre Worte bekunden, ihnen Tausende Fragen stellen!
»Darf ich sprechen ... darf ich sprechen?«, stammelte ich.
»Nein«, hieß es wieder nur.
Also blieb ich still.
Das Dröhnen des Klangstabes ertönte, was bedeutete, dass unser Unterricht weiterging.
Mich ärgerte es, dass die Freie mit dem Wächter allein war, wenngleich ich mir keine Sorgen machen musste: Er würde sie nicht anrühren. Sie begleitete ihn ja nicht als Sklavin, ohne Kleider und mit einem Halsreif, die man einfach so gegen die Gitterstäbe drücken und hochheben konnte, um sie für ihren Hauptzweck zu benutzen, während ihre Füße in der Luft hingen: zur Befriedigung eines Herrn.
Schließlich marschierten wir mit im Nacken verschränkten Fingern zum Ausbildungssaal zurück. Das tut man, damit die Brüste straff bleiben und die Hände den Halsreif berühren.
Dies war mein erster Eindruck vom Krieg zwischen Freien und Sklavinnen. Ich sollte ihn nie vergessen.
Als ich bei tausend angelangt war, stand ich auf, ging zum Gitter und schaute hinaus. Seit vorhin hatte sich nicht viel verändert: Da waren die Berge, der Vorsprung und die Wolken. Ich nahm das Essensgefäß und den Wasserbecher, beide frisch gefüllt, und stellte sie an ihren angestammten Platz, links hinten in die Zelle. Sehr zu meiner Freude hatte man mich mit drei Stückchen Trockenobst bedacht, bei dem es sich dieses Mal um eine Frucht namens Larma handelte. Den gesäuberten Abfallbehälter trug ich zurück an die hintere rechte Wand. Wegen der Geräusche, die ich gehört hatte, glaubte ich, dass zwei Wagen draußen vorgefahren waren, einer hinter dem anderen, zuerst der für die Fäkalien, dann jener mit Lebensmitteln und Wasser. Obwohl ich es nicht genau wusste, nahm ich darüber hinaus an, dass je eine Frau auf einem der Wagen fuhr. Allerdings hatte ich nur eine Stimme vernommen, kurz zum Befehl und ohne dass ich etwas gesehen hatte. Tags darauf antwortete sie sogar mit einem einzelnen Wort auf eine Bitte meinerseits, als ich wie befohlen dalag und an die hintere Wand schaute. »Nein«, sagte sie. Ob sich ein Mann in der Nähe aufhielt, ließ sich nicht ermitteln, aber ich schätze schon, weil das Portal hörbar mühelos geöffnet worden war. Ich hatte ja, es war mittlerweile ein paar Tage her, selbst versucht, das Gitter nur einen Zoll hochzuheben, bis es vielleicht gegen einen Riegel oder eine Schließvorrichtung stieß, aber meine Mühe war vergebens gewesen. Das sechsbeinige Tier hatte es mit der Schnauze drei, vier Zoll weit nach oben gedrückt und es bis zu dem besagten Riegel oder Mechanismus hochgeschoben.
Zwei Frauen brachten meiner Einschätzung nach nicht die nötige Kraft dafür auf, und falls doch, dann nicht so leicht, wie es nun der Fall gewesen war. Eine andere Möglichkeit bestand darin, dass es einen Hebel oder etwas Ähnliches gab, der mir nicht aufgefallen war, aber das Öffnen vielleicht vereinfachte, sodass auch ich ohne Hilfe dazu in der Lage gewesen wäre. Außerdem mochte es sein, dass man von außen Gewichte anbringen konnte, um das Portal einfacher hochzuziehen. So brauchte man nicht die Kraft eines Mannes oder eines monströsen Wesens, das ich gesehen hatte. Falls es einen Hebel gab, hatte ich jedoch nichts gehört, was auf seine Betätigung hindeutete, und auch die Verwendung von Gewichten wäre mir bestimmt aufgefallen. Einen weiteren Grund für die Beteiligung eines Mannes sah ich in der Tatsache, dass die Befehlsgewalt von Frauen für gewöhnlich auf Männer zurückgeht, die selbige letzten Endes überhaupt erst gewähren. Zwei wie ich, die niedere Dienste ausüben, müssen doch von einem Mann beaufsichtigt werden, nicht wahr? Vielleicht waren die zwei sogar auf dem Wagen angekettet. Ich mochte es mit einer oder mehreren meines Geschlechts aufnehmen, aber nicht mit einem Mann. Vor diesem könnte ich auch weder davonlaufen, da mein Körper aus welchen Gründen auch immer von Natur aus nicht dazu geschaffen ist, noch würde ich mich je aus seiner Umklammerung winden können, sobald er mich zu fassen bekommt. Auf den Vorsprung, so nahe bei den Zellen, mussten die Männer eventuell gar nicht aufpassen. Wohin sollte man schließlich fliehen? Außerdem war da noch das Tier. Nun, irgendwo steckten die Kerle jedenfalls.
Ich kehrte wieder einmal zu den Stäben zurück und sah hinaus.
Ich wusste immer noch nicht, ob ich meine Hände beim Essen benutzen durfte. Diese Information war nicht bei dem zur Sprache gekommen, was ich als meine Einweisung bezeichnen würde. Dabei handelte es sich nur um bestimmte Direktiven und Regeln für meine Gefangenschaft, die verlesen worden waren. Als ich am zweiten Tag flach mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Boden lag, während ich nach hinten schaute, bat ich um die Erlaubnis zu sprechen. Es gab so viel, was ich wissen wollte ... wo ich war, und andere Dinge; nicht nur Kleinigkeiten wie die Antwort auf die Frage, ob ich meine Finger zur Nahrungsaufnahme gebrauchen durfte.
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