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John Norman: Die Vagabunden von Gor

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John Norman Die Vagabunden von Gor

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Als Spion des mächtigen Stadtstaats Ar läßt sich Tarl Cabot ins Heerlager von Cos einschleusen, um Truppenbewegungen und Marschrouten der Feinde auszukundschaften. Beim Verfolgungsmarch durch das Delta des Vosk geraten die Kriegsgegner in die Abgründe mörderischer Sümpfe, aus denen es kaum ein Entrinnen gibt. Tarl Cabot muß seine letzten Trümpfe einsetzen, um sich und seine Gefährtin zu retten.

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John Norman

Die Vagabunden von Gor

1

»Einst lautete dein Name Lady Temione, nicht wahr?« fragte ich.

»Ja, Herr«, erwiderte sie und hob das Kinn einen Fingerbreit von dem staubigen Boden, auf dem sie im Heerlager von Cos mit gesenktem Kopf kniete. Das Lager befand sich am Südufer des Vosk, genau nördlich der Stadt Holmesk.

»Leg dich auf die rechte Seite«, verlangte ich. »Streck dabei das linke Bein aus.«

Sie gehorchte. Ihr knappes Seidengewand klaffte auf und entblößte Hüfte, Oberschenkel und Unterschenkel. Ich konnte das winzige, geschmackvolle, aber unverkennbare Sklavenzeichen sehen, das ein Stück unterhalb der Hüfte auf ihrem Oberschenkel eingebrannt war. Es handelte sich um ein gewöhnliches Kajirazeichen, Stab und Blatt, der Disziplin unterworfene Schönheit, wie es die meisten Sklavinnen auf Gor tragen. Die Zehen ihres linken Fußes waren gerade ausgestreckt; das betonte die Sinnlichkeit ihrer Wade. Offensichtlich hatte sie eine Ausbildung genossen.

»Du darfst deine Ausgangsposition wieder einnehmen.«

Sie nahm wieder die gewöhnliche Gehorsamstellung ein.

In den Wochen, seit ich sie das letzte Mal als freie Frau an der Sklavenkette des Marketenders Ephialtes gesehen hatte, den ich in der Herberge Zum Krummen Tarn an der Vosk-Straße kennengelernt hatte, war ihr Haar gewachsen. Er war so freundlich gewesen, sich in gewissen Angelegenheiten als mein Agent zu betätigen.

»Erzähl mir, was seit unserer letzten Begegnung geschehen ist.«

»Das war im Krummen Tarn, nicht wahr?« fragte sie.

»Schon möglich.«

»Oder war es im Lager von Cos, vor Ar-Station?«

»Sprich.«

»Wie mein Herr sich vielleicht erinnert, hielt man mich im Krummen Tarn als Zechprellerin fest.«

Ich nickte.

»Man zwang mich, mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen.«

»Ja.« Ihre Dienste hatten mich ein Tarskstück gekostet.

»Früh am nächsten Morgen, nach dem Abend, an dem man mich gefesselt zu deinem Schlafplatz gebracht hatte, damit ich dir diente, hat man mich zusammen mit den anderen Frauen…«

»Den Zechprellerinnen«, verbesserte ich sie.

»Ja, Herr«, sagte sie. »Man hat uns ausgelöst. Wir waren überglücklich, glaubten, frei zu sein, mußten aber zu unserer Verzweiflung feststellen, daß sie uns aneinanderketteten, um uns auf der Vosk-Straße nach Norden in die Nähe von Ar-Station zu bringen.«

»Ich verstehe.«

»Ein Mann namens Ephialtes, ein Marketender aus Cos, bezahlte für uns.«

»Also hat er euch ausgelöst?«

»Ich glaube nicht, Herr.«

»Er handelte als Mittelsmann?«

»Ich glaube schon, Herr«, sagte sie. »Aber offensichtlich hatte er die Befugnis, zu kaufen und zu verkaufen, wie er es für richtig hielt.«

»Im Namen seines Auftraggebers?«

»Zweifellos, Herr.«

»Du darfst dich hinknien.«

Sie stand auf, spreizte die Beine und hockte sich auf die Fersen; die Hände legte sie auf die Oberschenkel. Ich hatte diese Position, eine der vertrautesten für eine Vergnügungssklavin, nicht befohlen, sie hatte sie, ohne zu fragen, selbst eingenommen, wie es sich gehörte. Es war ein Test gewesen. Sie hatte ihn bestanden. Es war nicht nötig, sie zu bestrafen.

Im Hintergrund rauschte der Vosk.

»Wie du dich vielleicht erinnerst, waren wir zu sechst, alles freie Frauen, aber wir mußten nackt, am Hals aneinandergekettet, hinter einem Marketenderwagen hermarschieren.«

»Hast du dich beschwert?« fragte ich.

»Ja, ich und eine andere von uns, Klio. Vielleicht erinnerst du dich auch an sie.«

»Und was ist geschehen?«

»Wir wurden ausgepeitscht. Das hat eine schreckliche Person besorgt, eine Frau namens Liadne, die als erstes Mädchen über uns bestimmen durfte, obwohl wir frei und sie nur eine Sklavin war!«

Ich erinnerte mich an Liadne. Sie war wunderschön. Ich hatte sie bei einem eisigen Sturm unter dem Wagen ihres Herrn kennengelernt. Sie war mir zu Willen gewesen, und ich hatte ihr eine Münze als Bezahlung für ihren Herrn in den Mund gesteckt. Ephialtes hatte sie dann am darauffolgenden Morgen in meinem Auftrag gekauft. Ich hatte den Eindruck gehabt, sie gebe ein großartiges erstes Mädchen ab, das ihren freien Schwestern etwas über ihre Weiblichkeit beibringen würde.

»Danach haben wir gehorcht.«

Ich hatte nicht den geringsten Zweifel gehabt, daß Liadne sie, die hochnäsigen, verwöhnten freien Frauen, einer strengen Disziplin unterwerfen würde. Diese Vermutung war dann auch bestätigt worden, als ich sie alle nackt und mit verbundenen Augen in einer Reihe im Feldlager von Cos vor Ar-Station gesehen hatte.

»Wir wurden ins Lager der Cosianer gebracht, in die Nähe von Ar-Station«, berichtete sie weiter. »Dort brachte man uns Disziplin bei; man kettete uns in einer Reihe an. Eines Morgens mußten wir Augenbinde anlegen.«

Sie hatten nicht erfahren sollen, daß ich sie ausgelöst hatte, keineswegs zu meinem persönlichen Vergnügen, sondern aus ganz bestimmten Gründen. Das war nicht ungewöhnlich. Sklavenjäger enthüllen ihren Gefangenen nicht immer sofort ihre Identität. Es ist manchmal durchaus amüsant, die Frauen im Ungewissen darüber zu lassen, in wessen Macht sie sich befinden. Sie sollen nervös darüber nachdenken, verzweifelt wilde Vermutungen anstellen. Dann ist immer noch der richtige Zeitpunkt, sich ihnen zu offenbaren und möglicherweise ihre schlimmsten Ängste zu bestätigen.

»Als ich am nächsten Morgen geweckt wurde, waren zwei der Mädchen fort, Elene und Klio, dafür befand sich eine Neue, ein schlankes, sehr schönes Mädchen, das wie wir eine freie Frau war, an der Kette.«

»Wie hieß sie?«

»Phoebe.«

»Erzähl mir von ihr!«

»Kragen und Kette standen ihr gut, sogar ausgesprochen gut. Sie gehorchte Liadne sofort und ohne Widerstand, voller Eifer und Hingabe. Es war, als würde sie intuitiv Autorität begreifen und verstehen, daß ihre Unterwerfung richtig ist. Obwohl dieses neue Mädchen wie wir frei war, habe ich selten eine Frau gesehen, die nach so kurzer Zeit in Gefangenschaft für die Wahrheiten des Kragens bereit war.«

»Vielleicht hat sie mit diesen Empfindungen ja schon seit Jahren in den verschwitzten Laken ihres Bettes gerungen.«

»Wie andere auch«, meinte das Mädchen mit einem Lächeln und senkte den Blick.

»Du bist wunderschön«, bemerkte ich und musterte im Licht des nahen Lagerfeuers ihre Züge.

»Danke, Herr«, flüsterte sie.

»War das neue Mädchen stolz?« fragte ich.

»Ich denke nur an solche Dinge wie ihre Fähigkeit, Liebe zu geben, und ihr Sklaventum.«

»Aber du hast gesagt, sie sei frei«, erinnerte ich sie.

»Ihr natürliches Sklaventum«, lächelte sie.

»Dann war sie also nicht auf die übliche Weise stolz?«

»Jedenfalls nicht auf die übliche Weise einer eitlen freien Frau.«

»Trotzdem trug dieses neue Mädchen im Gegensatz zu euch ein Sklavenband.«

»Aha, Herr, es ist, wie ich vermutete«, sagte sie. »Ihr wart das, der uns ausgelöst hat.«

»Natürlich.«

»Das neue Mädchen wollte nichts über die Identität ihres Fängers verraten, aber ich nehme an, daß Ihr sie zu Ephialtes Kette gebracht habt.«

Ich nickte. Natürlich hatte ich Phoebe zum Schweigen verpflichtet, da meine Angelegenheiten im Norden – zumindest zu diesem Zeitpunkt – geheim gewesen waren.

»Wart Ihr es dann auch, der Elene und Klio von der Kette geholt hat?«

»Ja.«

»Was habt Ihr mit ihnen gemacht?«

»Sollte eine Sklavin nicht um Erlaubnis bitten, wenn sie etwas sagen will?«

»Verzeiht, Herr.«

»Wie ist dein Name?« fragte ich.

»Temione«, erwiderte sie. Dieser Name war jetzt natürlich nur noch ein Sklavenname, den sie von ihrem Herrn verliehen bekommen hatte. Man kann Sklaven jeden Namen geben, der einem gefällt.

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