Ich weinte. Die Züchtigung wirkt sich zwar in nicht geringem Maße auf den Körper des Mädchens aus, doch ich schätze, der psychologische Effekt, wenn die Schläge gewisse Körperteile treffen und es so zutiefst demütigen, ist vielleicht sogar erheblicher.
In Tränen aufgelöst rannte und torkelte ich durch das Lager, hörte die Männer stolpern, stürzen und wieder aufstehen, während sie mich verfolgten. Ich bekam meine Handgelenke nicht los. Einmal, als ich einem der Männer in die Hände fiel, schrie ich gequält auf. Er stieß mich von sich, und das Gelächter war groß, denn er zählte gar nicht zu den Mitspielern. Ein anderes Mal geriet ich in die Hände des Schiedsrichters, der mich wieder gegen den Stein schubste, damit ich wusste, wo ich war. Er hatte mich davor bewahrt, gegen die Felswand hinten im Lager zu laufen. Nun eilte ich wieder nach vorne. Ich bewegte mich unberechenbar, war verwirrt und furchtbar unglücklich. Ich hatte Angst davor, geschnappt zu werden, und wollte mir auch keinen weiteren Hieb durch die Rute einhandeln. Ein anderer Mann, der sich ebenfalls nicht am Spiel beteiligte, hielt mich fest, damit ich nicht ins dichte Dornengestrüpp lief, wo ich mich selbst halb in Stücke gerissen hätte. Sie kamen aus dem Lachen gar nicht mehr heraus, und nicht nur einmal hörte ich diesen oder jenen Spieler aus einer Entfernung von mehreren Yards fluchen. Tat sich dann eine Stimme aus geringerem Abstand als einem Yard auf, fuhr ich herum und floh. Als ich gegen einen der Männer lief, verlor ich das Gleichgewicht, fiel hin und rollte mit lautem Gerassel über den Boden. Dabei hörte ich, wie er auf mich zusprang und spürte gleich darauf ganz kurz seine Hand rechts an meiner Hüfte. Dann die eines anderen, die meine linke Wade streifte. Ich wälzte mich herum, kroch in Sicherheit und flüchtete rasch. Nun fand ich mich, wie es schien, umgeben von Felsen wieder; wohin ich mich auch wendete, es tat sich, warum auch immer, eine Wand vor mir auf. Ich drehte mich desorientiert und panisch um mich selbst, bis ich einen Ausweg fand und auf einmal wieder irgendwo mitten im Lager stand. Nur knapp war ich der Gefahr entgangen, mich an der Steilwand in die Enge treiben zu lassen. Schließlich ging ich dazu über, mich schlauer zu verhalten und besser achtzugeben. Noch zwei Mal im Laufe des Spiels wurde ich mit der Rute geschlagen, einmal links über dem Ellenbogen, und danach umso fester gegen die rechte Wade, als ich zu lange an einer Stelle verharrte, um kein Geräusch von mir zu geben, wobei ich nicht ahnte, dass mir der Schiedsrichter nahe war.
Dann hetzte ich wieder los und direkt in die Arme eines Kerls. Ich rechnete damit, dass er mich losließ oder wieder zu den anderen trieb, doch er umklammerte mich weiter.
»Oh nein!«, jammerte ich.
Er drückte mich fester an sich. Ich schrie und zappelte, während er mich auf seine Schulter wuchtete und herumtrug. Die anderen lachten abermals. Ich hörte, dass der Schiedsrichter dem Mann, der mich hochgehoben hatte, auf den Rücken klopfte, und ein Wort, das ich mir später als »gefasst« übersetzte. Auf der Schulter eines anderen zu liegen, vermittelt ein Gefühl von Machtlosigkeit, da man keinen Boden mehr unter den Füßen spürt; so ist man nicht in der Lage, auch nur den geringsten Vorteil zu gewinnen und ist schlichtweg gefangen. Ich hörte Rufe und weiteres Klatschen; noch mehr Schläge auf den Rücken meines Fängers. Er hob mich schließlich voller Lüsternheit über seinen Kopf, indem er meinen rechten Knöchel und meinen linken Unterarm festhielt, sodass ich krumm in der Luft hing und zur Schau gestellt wurde. Man applaudierte und klopfte sich auf die linke Schulter, doch ich hörte noch mehr: Etas freudigen Aufschrei, da sie schwer begeistert zu sein schien. Ist sie nicht meine Leidensschwester? Kann sie meine Not nicht nachempfinden?
Der Sieger, um wen auch immer es sich handeln mochte, konnte es kaum erwarten, sich Vergnügen an mir zu verschaffen, und warf mich in den Sand, als sei ich nichts. Er packte meine Fußgelenke; ich drehte den Kopf zur Seite und stöhnte. Nachdem er mit mir fertig war, lag ich immer noch gefesselt im Staub. Zuletzt nahm man ihm die Vermummung ab und führte ihn in seinem Siegestaumel davon, um mit Paga darauf anzustoßen.
Ich blieb jämmerlich heulend im Dreck liegen. Bewegte ich mich, klingelte es an meinem Leib: Sklavenglöckchen.
Wenige Augenblicke später schloss der Schiedsrichter seine Hände um meine Arme, hob mich hoch und stellte mich grob aufrecht hin. Erneut hörte ich jenes Wort, das ich später als »Beute« kennenlernte; erneut bekam ich einen unvermittelten Schlag mit der Rute, damit ich in die Gänge kam; schnell lief ich los.
Viermal behauptete ich mich an jenem Abend als Beute in diesem grausamen Spiel.
Viermal wurde ich geschnappt, rücklings auf den Sandboden in diesem Barbarenlager geworfen und dazu gezwungen, Vergnügen zu schenken. Vom wem, wusste ich nicht.
Danach, als mich Eta losgebunden und von der Haube befreit hatte, wäre ich liebend gern in ihre Arme gefallen, damit sie mich tröstete, doch das tat sie nicht. Stattdessen küsste sie mich freudig, bevor sie nacheinander die Riemen und Bänder mit den Glöckchen entfernte, als Letztes dasjenige, das an meiner linken Hüfte gehangen hatte. Hinterher wies sie mich dazu an, ihr beim Aufwarten zu helfen. Ich starrte sie entgeistert an. Wie sollte ich jetzt dienen? Begriff sie nicht, was man mir angetan hatte? Ich war keine Goreanerin, sondern stammte von der Erde. Musste man nicht berücksichtigen, dass ich vier Mal, ob ich es wollte oder nicht, zum Vergnügen schenken gezwungen worden war, gegen meinen Willen benutzt wurde zur Befriedigung starker Männer? Ich erkannte die Antwort in Etas Blick, als sie mich anstrahlte: Nein, man brauchte es nicht zu berücksichtigen. Hatte ich vergessen, dass ich eine Sklavin war? Hatte ich irgendetwas anderes erwartet? Hatte es mir nicht gefallen?
Bedrückt schaute ich zu Boden. Ich war ein Mädchen von der Erde, aber nun auch eine Sklavin.
Es hatte keinerlei Bewandtnis, wurde mir da bewusst. Eigentlich war es nichts gewesen – kaum schlimmer, als dass ich Wein aufgetragen oder Kleider geflickt hätte. Ich sah nun ein, worauf es im Leben einer Sklavin tatsächlich ankam. Weshalb hatte mein Herr dies zugelassen? War ich nicht seine persönliche Sklavin? Bedeutete ich ihm so wenig? Er hatte mir die Unschuld genommen, großen Gefallen an mir gefunden, mich erobert und dazu gezwungen, mich ihm als Sklavin mit Haut und Haaren hinzugeben. Dennoch erlaubte er seinen Männern, ihre Späße mit mir zu treiben. Liebte er mich nicht? Mir fiel wieder ein, wie er mich angesehen hatte, bevor ich für meine Rolle in dem gemeinen Spiel vermummt worden war. Ich vergegenwärtigte mir seinen Blick, an dem ich erkannt hatte, dass ich nichts für ihn war, nur eine unbedeutende Sklavin.
Ich füllte einen Becher mit Wein aus der Karaffe, die ich trug, und hielt ihn einem der Männer hin. Auf einmal fuhr ich zusammen: Da war ein Fleck auf seiner Tunika. Unsere Blicke begegneten einander. Er war, das wusste ich genau, einer derjenigen, denen ich Vergnügen geschenkt hatte. Jetzt bediente ich ihn. Er schaute mich an. Ich bot ihm seinen Becher an, doch er nahm ihn nicht. Wieder sah ich ihm in die Augen. Dann küsste ich den Becher und versuchte erneut, ihn zurückzugeben. Doch er starrte mich nur weiter an.
Nach dem Wettbewerb hatte man mir nicht gestattet, mein Sklavenleibchen – die Ta-Teera – wieder anzuziehen. Ein brüskes Wort meines Herrn war genug gewesen, also musste ich nackt bleiben. Dass der Preis im Zuge eines Wettkampfs unbekleidet bleibt, ist üblich, damit jedermann den Wert der gefangenen Schönheit erkennt, sowohl die Gewinner zu ihrer Freude als auch die Verlierer zu ihrem Verdruss, außerdem die Zuschauer, damit sie die Beute bewunderten beziehungsweise angespornt wurden, bei der nächsten Gelegenheit selbst zum Spiel anzutreten und sich um ihren Besitz zu bemühen.
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