Helge Döring - Gesellschaftliche Krisen und Proteste

Здесь есть возможность читать онлайн «Helge Döring - Gesellschaftliche Krisen und Proteste» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Gesellschaftliche Krisen und Proteste: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Gesellschaftliche Krisen und Proteste»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Krisen prägen derzeit die öffentlichen Debatten, seien es gesellschaftliche Themen wie Klimawandel, Fluchtmigration oder die gegenwärtige Covid-19-Pandemie. Es gehört zu den grundlegenden Spielregeln und Funktionsmechanismen der Demokratie, durch Krisen ausgelöste Konflikte zu überwinden. Streit gilt dabei als produktiv für die Konfliktlösung, sofern dabei Dialog das zentrale Mittel der Wahl ist. Das Buch beschreibt verschiedene Krisen, die durch Einsatz unterschiedlicher Dialoge in tradierten Konfliktlagen oder neu aufflammenden Protesten einen Beitrag leisten, Eskalationen abzuschwächen, Konflikte zu entschärfen oder wenigstens zu moderieren. Darüber hinaus wird gezeigt, wie misslungene oder ausgebliebene Dialoge Konflikte anheizen können.
Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani.

Gesellschaftliche Krisen und Proteste — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Gesellschaftliche Krisen und Proteste», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Aus diesen Beobachtungen entspringt die grundlegende These dieses Buches: Deutschland entwickelt sich zu einer Gesellschaft, in der Konflikte immer offener zutage treten und ausgehandelt werden müssen. Dabei werden Veränderungen zunehmend als Krisen wahrgenommen, welche Protest hervorbringen, der wiederum durch Dialog verhandelt werden muss, um das demokratische System aufrechtzuerhalten. Einer der Treiber bei der Entstehung der Protestgesellschaft ist die zunehmend politische Polarisierung zwischen einer sozialliberalen und pluralistischen Wähler*innengruppe und denen, die einen autoritären Nationalradikalismus (Heitmeyer 2018) befürworten. Protest wird durch die digitale Selbstermächtigung auf den jeweiligen Informationskanälen gestärkt und die mitunter langwierigen Entscheidungsprozesse demokratischer Aushandlung sind dabei nur in geringem Maße anschlussfähig. Dem Dialog kommt eine Brückenfunktion zwischen Entrüstung und Kompromissfindung zu.

Folglich geht es um die Aushandlung zwischen Öffnungs- und Schließungstendenzen einer Gesellschaft durch Dialog. Das erzeugt Spannungen und Brüche. Die Bruchlinien des viel diskutierten gesellschaftlichen Zusammenhalts, die sich vor allem in Bezug auf die beiden skizzierten Pole ausdifferenzieren, verlaufen damit nicht nur innerhalb der Wählerschaft der (vormaligen) Volksparteien, sondern auch quer durch die Mitgliedschaft anderer vormals integrierender Institutionen, wie Kirchen, Gewerkschaften oder Vereinen. Sie büßen damit, für Teile ihrer Mitglieder, ihre Verlässlichkeit ein. Kirchen wenden sich gegen den zuwanderungsskeptischen Protest und Gewerkschaften stehen dem Klimaprotest reserviert gegenüber. Das mag jeweils für die Mehrheit ihrer Mitglieder richtig sein, aber nicht mehr für die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung, die sich kaum mehr irgendwo aufgehoben fühlt, sich aber weiterhin in den Diskurs einbringen möchte. Wo Institutionen fehlen, die die eigenen Interessen organisieren und vertreten oder zumindest ernst nehmen, tritt Selbstermächtigung in Form von Protest und sozialen Bewegungen auf, die häufig die vorhandenen Strukturen oder gefallenen Entscheidungen infrage stellen und Veränderungen einfordern. Das kann bis zur Gründung von Parteien führen, wie in den 2010er Jahren der AfD oder rund vierzig Jahre zuvor den Grünen, um Änderungen politisch zu erzwingen, womit sich Protest entweder verstetigt oder sich zum Vehikel konstruktiver Veränderung entwickelt. Protest wird damit zum rationalen Mittel der Interessensbekundung und deren Durchsetzung, wobei Dialog zur Graswurzelarbeit der Bewahrung der liberalen Demokratie wird.

Auf den Beziehungsebenen Protest, Krise und Dialog fußt auch die forschungsleitende Frage dieser Arbeit: Wann kann Dialog in Krisensituationen eine Lösung erzeugen? Hier wird bereits vorgegriffen und davon ausgegangen, dass Dialog Lösungen hervorbringen kann, welche für alle beteiligten Gruppen akzeptabel sind. Das setzt Dialog- und Kompromissbereitschaft aller Konfliktparteien voraus. Fehlen diese, findet Dialog entweder nicht statt oder hat keine krisenberuhigende Wirkung und kann sogar zur weiteren Eskalation beitragen. Das kann neben den Dialogvoraussetzungen auch durch die Dialoggestaltung geschehen, weswegen in diesem Buch ein besonderes Augenmerk auf Dialogformate gelegt wird. Mit der Beantwortung der Forschungsfrage kann das Verständnis der demokratischen Erneuerung in der Protestgesellschaft näher beleuchtet werden.

Die Beschäftigung mit Dialog ist für einige Berufsgruppen von besonderer Bedeutung, da sie mit der Bewahrung der liberalen Demokratie tagtäglich befasst sind. Das betrifft vor allem Sozialberufe, in denen die Verständigung unterschiedlicher Interessen Teil des Arbeitsalltags und des professionellen Auftrags ist. Damit sind nicht immer die medial viel beachteten großen Dialogrunden gemeint, wie z. B. die Schlichtung zwischen Gegner*innen des Bahnprojektes Stuttgart 21 und dem Bahnkonzern im Jahr 2010, welche teils live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen wurden, sondern auch alltägliche Aushandlungen, wie die Findung verbindlicher Regeln in einem Jugendzentrum. Das setzt voraus, dass Dialog in Bezug zur Krisenwahrnehmung der protestierenden Gruppen gesetzt wird. Doch auch für Politiker*innen, Menschen, die im politiknahen Umfeld tätig sind, Journalist*innen, Verbands- oder Gewerkschaftsmitarbeiter*innen soll das Buch einen Gewinn darstellen. Denn Dialog ist mehr als ein Verfahren zur Zielerreichung, es stellt die Demokratiefähigkeit aller beteiligter Akteur*innen auf die Probe und wird in einer pluralen Gesellschaft zugleich immer wichtiger, da es eine zunehmende Anzahl von Interessensgruppen gibt (El-Mafaalani 2018a).

2 Krise als wiederkehrende Bedrohung der Normalität

Kaum ein Begriff wurde in den letzten Jahren so häufig und zugleich mit einer solchen Ernsthaftigkeit verwendet wie Krise. Im folgenden Kapitel wird der Krisenbegriff unter drei Aspekten genauer beleuchtet. Erstens ist eine Begriffsklärung nötig, welche seine Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit aufzeigen wird. Zweitens wird Krise als Prozess beschrieben, wofür das Eskalationsmodell nach Glasl genutzt wird. Das ist umso hilfreicher, da es eine Modellierung und Typisierung der verschiedenen Krisenverläufe, welche in den folgenden Kapiteln erarbeitet werden, konzeptionell vorbereitet und zugleich Interventionsmöglichkeiten, vor allem durch Dialog, verdeutlicht. Drittens wird die Deutung von Krisen diskutiert, da sie den Rahmen zur Krisenintervention setzt.

2.1 Der Krisenbegriff

Nach Max Frisch gilt: »Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihm nur den Beigeschmack von Katastrophe nehmen.« Die Krise wurde in der Geschichte der gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen immer wieder diskutiert. Beispielsweise thematisieren Marx und Engels (1848) die fundamentale gesellschaftliche Krise als antagonistischen Klassengegensatz, der in der industriell-kapitalistischen Gesellschaft nur durch eine Revolution beseitigt werden kann. Entgegen der Annahme, dass Krisen mit einer einzigen Revolution gelöst werden können, geht Sorokin (1951) davon aus, dass Gesellschaften durch Allokationsprobleme von Ressourcen automatisch und immer wieder in Phasen der Krise und des Wandels eintreten. Auch in der Systemtheorie wird Krise als wiederkehrendes soziales Phänomen behandelt. Nach Parsons (1966) Argumentation kommt es zu einem allmählichen evolutionären Ausgleich unbalancierter Zustände und die daraus resultierenden Krisen werden in einem geordneten Wandlungsprozess zu neuen Gleichgewichten geführt. Luhmann (1999) wiederum beschreibt Krisen als heikle Situationen (Fehler und Irritationen als kritische Mikroereignisse) in Systemen und Umwelt-Beziehungen, die den Fortbestand des Systems oder wichtiger Systemstrukturen unter Zeitdruck in Frage stellen. In neueren Untersuchungen von Organisationen werden Krisen wiederum als Gefahr beschrieben, welche die Entwicklungs- und Lebensfähigkeit von Organisationen bedroht und als negativ und belastend wahrgenommen wird (Schwarz/Löffelholz 2014). Dabei spielen die Ungewissheiten über die Ursachen, Folgen und Lösungsmöglichkeiten einer Krise eine übergeordnete Rolle. Es kommt zum Verlust bzw. zur Erschütterung von geteilten Deutungsmustern, Werten und grundlegenden individuellen Annahmen über die von der Krise betroffene soziale Umwelt von Organisationen bzw. Anspruchsgruppen (Schwarz/Löffelholz 2014). Zudem sind Krisensituationen zeitlich begrenzt und gekennzeichnet durch einen als erhöht wahrgenommenen Zeit-, Entscheidungs- und Handlungsdruck bei zeitgleich eingeschränkten kognitiven Kapazitäten zur Informationsverarbeitung (Pearson/Clair 1998; Schwarz 2010).

Während sich diese und weitere Strukturbeschreibungen von Krisen zwar unterscheiden, ist allen gemein, dass sie neben der Ursache von Krisen auch ihre Funktion betrachten. Krise wird dabei als der Weg von einer Normalität in eine andere (Mergel 2012: 13) angesehen. Idealerweise dauern die Normalzeiten lange an und die Krisen sind nur von kurzer Dauer und bezwecken den nötigen Wandel in einer modernen Gesellschaft. Hier ist allerdings anzumerken, dass Krise zu einer allgegenwärtigen rhetorischen Metapher geworden ist, die das zeitgenössische Denken prägt (Holton 1987). Holtons Ansatz zur Krisenanalyse und -bewältigung steht in Bezug zu Problemen der sozialen Differenzierung und Institutionalisierung. Dabei wird ebenfalls zwischen Krise und Normalität unterschieden, wobei die Krise eine zeitlich begrenzte Abweichung von der Normalität darstellt: »Similarly in medical discourse, crisis refers to a particular stage in the development of an illness which is decisive for the future. The resolution of the ›crisis‹ will determine whether the ›patient‹ will recover or die. Crisis is not a permanent state« (Holton 1987: 504). Der hier angedeutete mögliche Effekt von Krisen findet sich vor allem in der soziologischen Analyse wieder. Beispielsweise nehmen Folkers und Lim (2014) Bezug auf die positivistische Soziologie als »Krisenwissenschaft« im Sinne Comtes (Koselleck 1982: 631; König 2012), die sich erhoffte, »durch Einsicht in die Gesetze der diagnostizierten Krise, diese plan- und beherrschbar zu machen und schließlich den ›kritischen‹ Zustand zu überwinden und in einen ›positiven‹ zu überführen.« (Comte 1973). Dabei besteht die Annahme, dass es durch Krisen zu Besserungen und Fortschritt kommt, deshalb werden Konflikten, als Ausdruck von Krisen, auch positive Effekte zugesprochen (Simmel 1908; Dahrendorf 1958; Coser 1965; El-Mafaalani 2018a).

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Gesellschaftliche Krisen und Proteste»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Gesellschaftliche Krisen und Proteste» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Gesellschaftliche Krisen und Proteste»

Обсуждение, отзывы о книге «Gesellschaftliche Krisen und Proteste» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x