Kendran Brooks - Ägyptischer Frühling

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In den Wirren der Aufstände und Demonstrationen in Ägypten verschwindet eine junge Studentin. Ihre Eltern sind aufs höchste besorgt und so fliegen Mei und Chufu nach Kairo, um die Suche zu unterstützen. Derweil versuchen ein paar orthodoxe Juden sich in Jerusalem eine lebende Bombe gefügig zu machen und in Syrien führt ein Aufstand der Sunniten zum Bürgerkrieg.
Henry Huxley hilft Mei und Chufu in Kairo. Jules stößt wenig später hinzu. Doch die vier aus dem Westen stehen unter Beobachtung und jeder ihrer Schritte wird überwacht. Wie lange können sie in diesem Dschungel aus Staatsgewalt, Demokratiestreben und religiösem Fundamentalismus bestehen? Das Rätsel um die junge Frau lässt sich nur in Pakistan lösen. Doch der Showdown findet in Kairo statt. Und was passiert mit der einsam gewordenen Alabima, wenn sich Jules wochenlang nicht mehr bei ihr meldet und ihre gemeinsamen Eheprobleme immer stärker zwischen den beiden stehen?

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Kendran Brooks

Ägyptischer Frühling

5. Abenteuer der Familie Lederer

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Inhaltsverzeichnis Titel Kendran Brooks Ägyptischer Frühling 5 Abenteuer der - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Kendran Brooks Ägyptischer Frühling 5. Abenteuer der Familie Lederer Dieses ebook wurde erstellt bei

Vorgeschichte

Neue Probleme

Die Suche

Fortschritte

Schieflage

Entscheidungen

Lösungen?

Impressum neobooks

Vorgeschichte

»Ich muss noch einmal weg«, rief Omar ben-Imir laut, damit ihn Maisha in der Küche hören konnte, »bin in zwei, höchstens drei Stunden wieder zurück.«

Er schulterte die braune, lange Ledertasche, öffnete die Wohnungstüre und trat hinaus auf den Hausflur, zog die Tür hinter sich ins Schloss. Der ehemals weiß getünchte Putz war verfärbt und zum Teil abgeblättert. Darunter zeigten sich lehmverschmierte Backsteine. Der Läufer auf dem Boden war uralt und schien nur noch aus Fäden zu bestehen, hatte seine Farben gegen ein schmutziges Braun-Grau eingetauscht. Omar achtete auf all dies schon lange nicht mehr, war ihren Anblick so sehr gewohnt, dass er diesen Ort sein Zuhause nannte. Die alte Mietkaserne an der al-Badrawi stammte noch aus den Fünfzigerjahren, aus einer Zeit, als der moderne Aufbruch in Kairo begann oder hätte beginnen sollen. Die Russen verhalfen damals dem Land zu mehr Fortschritt. So dachte man zumindest.

Doch das alles kümmerte Omar nicht weiter. Er hatte sein Leben, seinen Auftrag, kannte seine Bestimmung. Fast fröhlich pfiff er eine Melodie, einem aktuellen Schlager nachempfunden, stieg die Holztreppe mit den schiefen Stufen leicht und locker hinunter, trat auf die Straße, blickte kurz nach links, dann nach rechts, ging auf direktem Weg zur nahe gelegenen U-Bahn-Station. Zwanzig Minuten später war er an seinem Einsatzort, dem Dach eines Hochhauses in der Innenstadt.

Sein Blick schweifte weit über den Nil hinweg, hinüber zu den Brücken und den großen Hotelklötzen. Nur beiläufig überflog er auch den Tahrir-Platz. Menschen sammelten sich auf ihm, strömten zu einer weiteren Demonstration gegen das bisherige Regime zusammen.

Außer ihm befand sich niemand sonst auf dem Dach. So hatte man es ihm versprochen. So hatte man es für ihn organisiert. Gemächlich zog er den Reißverschluss der Ledertasche auf, hob seine M40A5 heraus, kramte den Schalldämpfer hervor und steckte ihn auf, wickelte das Zielfernrohr von Schmidt & Bender aus dem weichen Tuch, hackte es oft geübt in der Verankerung über dem Gewehrschloss ein. Dann strich er liebevoll über den dunklen Lauf seiner Susan. Er hatte ihr einen amerikanischen Namen gegeben, einen Namen aus dem Land ihrer Geburt. Omar war sehr stolz auf seine Waffe, denn in ganz Ägypten gab es nur noch zwei weitere dieser M40A5 Gewehre. Sie waren ein Geschenk des amerikanischen Präsidenten Georg W. Bush an die Leibwache von Präsident Mubarak. Omar hatte sie für sich gewinnen können, als Zweitbester des internen Schießwettbewerbs. Seitdem waren sie unzertrennlich, seine Susan und er, hatten schon manche heikle Aufgabe im Sinne des Präsidenten erledigt. Und auch heute würden sie erfolgreich sein.

Noch ein weiteres Mal wanderte sein Blick ruhig über dem Nil, schwenkte zur Stadt, blieb diesmal am Tahrir-Platz hängen. Und seine Augen schauten diesmal genauer hin, wirkten abschätzend, berechnend. Omar kramte noch einmal in der Ledertasche herum und zog ein Lasermessgerät heraus, richtete es auf eine bestimmte Menschengruppe unter ihm. Er las die Maßzahl ab und stellte am Zielfernrohr die Entfernung ein. Vierhundertfünfzig Meter. Eine kurze bis mittlere Distanz.

Seine Hand tastete suchend in der Tasche herum. Das sehr klein wirkende Magazin mit den sechs Schuss Kaliber 7,62x5mm verschwand fast zwischen seinen Fingern. Er schob es mit Nachdruck in den Schacht ein und spannte den Abzug.

Er blickte sich noch einmal auf dem Dach um, routinemäßig. Weiterhin stand er allein auf dem Hochhaus. Mit einem leisen Seufzen kniete er sich nieder, legte seine linke Hand auf die niedrige Dachbrüstung, ließ den Gewehrschaft darauf ruhen, packte mit der rechten Hand nach dem Kolben, drückte ihn sanft an seine Schulter.

Omar blickte mit dem rechten Auge durch das Visier, irrte mit der stark vergrößerten Sicht ein wenig herum, bis er sein Zielgelände gefunden hatte. Sein linkes Auge blieb dabei offen, so, wie er es gelernt hatte, so, wie er es gewohnt war.

Langsam wanderte das Fadenkreuz von einer Person zur anderen, deutete auf Hinterköpfe und in Gesichter. Endlich hatte er das Gesuchte gefunden, eine kleine Gruppe von jungen Männern, allesamt westlich gekleidet und im Gespräch vertieft.

Es war noch sehr früh am Abend und die Demonstration noch nicht richtig in Gang gekommen. Noch schrie niemand Parolen, noch stimmten die Massen keine Sprechchöre an.

Ein etwa Zwanzigjähriger mit hübschem Gesicht und weiß blinkenden Zähnen, die ständig Lächeln wollten, stand ideal für seinen Zweck, leicht schräg zu seiner Position. Omar bewegte das Fadenkreuz ein kleines Stück weiter, visierte das rechte Auge des jungen Mannes an, drückte einen Sekundenbruchteil später ab.

Der Knall hoch über der Stadt hörte niemand außer Omar.

Unten auf dem Platz ruckte der Kopf des jungen Mannes im Moment des Abdrückens auch schon weg, riss den Körper mit zu Boden. Die Leute in der unmittelbaren Umgebung schrien auf, duckten sich oder liefen ein Stück weit weg. Nur einer seiner Freunde kniete sich neben ihn hin, betastete scheu seinen Körper, drehte ihn dann um, erkannten voller Entsetzen den Kopfdurchschuss, sah sich voller Panik um, wusste nicht was tun.

Die Kugel war dem jungen Mann durch das rechte Auge in den Schädel gefahren und knapp vor der Ohrmuschel wieder ausgetreten. Genau so hatte es Omar vorgesehen. Die beiden Wunden bluteten noch nicht einmal besonders stark und sahen weit weniger schlimm aus, als sie tatsächlich waren. Der junge Mann war zwar bewusstlos, atmete auch nur schwach, würde es jedoch überleben. Stimmen riefen nun durcheinander. Einige telefonierten nach der Ambulanz. Ein Arzt bahnte sich den Weg zum am Boden Liegenden, kniete sich bei ihm nieder, begann die Behandlung.

Omar beobachtete all dies durch sein Zielfernrohr, zeigte dabei keinerlei Regung, wirkte sogar entspannt.

›Der wird bestimmt nicht mehr so dumm in die Gegend grinsen‹, dachte er zufrieden. Ein klein wenig Bedauern zeigte sich aber doch in seinem Gesicht, denn sein Opfer lag zu ungünstig am Boden und er konnte das zweite Auge nicht anvisieren. Denn beide Augen zu erwischen, ohne das Ziel zu töten, das war der Anspruch von Omar, das war seine Bestätigung als einer der besten Schützen der ägyptischen Nation.

Omar riss sich von der Szene unten los, führte das Fadenkreuz quer über den riesigen Platz und in die gegenüberliegende Ecke. Dort stand die Menge immer noch dicht und ruhig wie Schafe zusammen, hatten vom Schuss und dem Verletzten noch nichts mitbekommen.

›Noch weitere fünf Augen bis Feierabend‹, dachte sich Omar ben-Imir, während er eine junge Ägypterin in Jeans und mit Sonnenbrille im Haar ins Visier nahm.

Neue Probleme

»Noch eine Waffe, Jules?«

Ihre Stimme war leise. Und doch ließ sie ihn zusammenzucken. Wie ein ertappter Sünder mit einem schlechten Gewissen drehte er seinen Kopf zu ihr um, ließ jedoch seine Hand noch im Schrank und auf dem funkelnden Colt Magnum mit dem überlangen Lauf ruhen. Schuldbewusst und trotzig zugleich sah er in die fragenden, braunen Augen von Alabima.

»Man kann nie genug davon haben«, fügte er seinem Blick einen saloppen Spruch hinzu, zwang dann seine Lippen zu einem gequälten Lächeln. Doch in seinen Augen blieb die Schuld stehen.

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