Kendran Brooks - Retourkutsche

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Schweizer Banker wollen sich an der US-Administration für den Angriff auf das Bankkundengeheimnis revanchieren und beauftragen Jules Lederer, Verbindungen von den US-Geheimdiensten zu Terroristen, Mafia-Organisationen und andere Verbrecher herauszufinden und zu beweisen. Sie wollen der USA die Maske des Rechtsstaates endgültig wegreißen und aller Welt aufzeigen, wie verwerflich die amerikanische Regierung denkt und handelt. Zusammen mit Toni Scapia und Henry Huxley erarbeitet Jules einen Plan. Doch bei der Umsetzung passieren Fehler. So gerät Jules Familie ins Fadenkreuz ihrer Gegner. Und während Chufu und Mei entführt werden, um die Herausgabe der bisherigen Beweise zu erzwingen, kämpft Alabima um das Leben von Alina und ihrem eigenen, flieht mit der Tochter aus der Schweiz, hinterlässt keine Spuren, nicht einmal für ihren Ehemann.
Rückzug und Angriff muss nun die Devise lauten. Aber wie überlistet man die mächtigsten Geheimdienste der Welt? Und wie schüttelt man die Killer der Drogenkartelle ab?
USA, Mexiko, Brasilien, aber auch die Schweiz, Großbritannien und die Ukraine, Äthiopien und Somalia sind die Brennpunkte des neuen Romans.

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Kendran Brooks

Retourkutsche

4. Abenteuer der Familie Lederer

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Inhaltsverzeichnis Titel Kendran Brooks Retourkutsche 4 Abenteuer der Familie - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Kendran Brooks Retourkutsche 4. Abenteuer der Familie Lederer Dieses ebook wurde erstellt bei

Vorgeschichte

Januar 2010

Februar 2010

März 2010

April 2010

Mai 2010

Juni 2010

Juli 2010

August 2010

September 2010

November 2010

Oktober 2010

Dezember 2010

Impressum neobooks

Vorgeschichte

Gehetzt blickte sich der junge Mann um, spähte angestrengt zurück zur Straßenmündung, durch die er Sekunden zuvor in diese schmale Gasse gerannt war. Als die Verfolger auftauchten, verzerrten sich seine Gesichtszüge wie unter Schmerzen und seine Augenlider begannen zu flackern, zeigten echte Verzweiflung. Vor kaum zehn Minuten wollten sie ihn direkt vor seiner Wohnung abfangen. Natürlich verschwand er sogleich, war ihnen bislang glücklich entwischt.

Noch stärker presste sich sein Körper gegen die Wand in seinem Rücken, wollte mit dem tiefen Schatten verschmelzen. Die Hetzjagd durch die nächtlichen Straßen hatte ihn in dieser kalten Januarnacht völlig außer Atem gebracht und seine Lungen verlangten gierig nach Sauerstoff. Doch der junge Mann atmete bloß flach, hechelte die Luft ein und aus wie ein Hund. Seine Ohren dröhnten und er hörte all die Geräusche der Stadt wie durch Watte. Mit weit aufgerissenen Lidern starrte er zu den vier Männern hinüber, beobachtete jede ihrer Bewegungen, wie sie zusammenstanden und sich leise unterhielten, Armbewegungen ausführten, in verschiedene Richtungen deuteten. Langgezogene Dampfwolken verließen ihre Münder, hüllen die vier immer wieder ein. Die Augäpfel des jungen Mannes zuckten nervös und sein Körper vergaß vor Aufregung zu blinzeln. Auch die Kälte spürte er kaum mehr, wie sie in seine Knochen hineinkroch.

Die vier Verfolger schienen seine Spur verloren zu haben.

Zwei wandten sich nach rechts, entschwanden seinem Blickfeld. Doch die beiden anderen traten in die Gasse, kamen langsam aber stetig näher. Sie rüttelten und drückten an den Türen, die an manchen Stellen links oder rechts in Gebäude führten, sahen auch hinter den beiden Müllcontainern nach, öffneten sogar ihre Deckel und blickten kurz hinein. Immer näher kamen sie seinem Versteck, diesem tiefen Schatten entlang der Hausmauer auf der rechten Seite der Gasse. Jeden Moment konnten sie ihn entdecken, brauchten dazu vielleicht nur noch sechs oder sieben Schritte näher zu kommen.

Dass seine Atmung stockte, bemerkte er nicht einmal. Sein Kopf drehte aber nach rechts, weg von den Verfolgern, tiefer in die Gasse hinein. Dabei suchten seine Augen fieberhaft nach einem Ausweg, irrten bis ans Ende und zum hohen Maschendrahtzaun, der den Hinterhof einer Spedition abgetrennte. Viel zu hoch, um darüber zu klettern. Er fühlte es instinktiv.

Dann hatte er sich auch schon entschieden, drückte sich entschlossen mit Armen und Händen von der Wand in seinem Rücken ab, spurtete los, schräg über die schmale Gasse auf die andere Häuserseite zu, glitt auf der festgetretenen Schneedecke beinahe aus, fing sich stolpernd auf, hetzte weiter. Schon sprang er an der Mauer drüben hoch, warf seine Arme weit nach oben, erwischte mit den Fingern den untersten Tritt der hochgezogenen Feuerleiter, zog sie mit seinem Körpergewicht zu sich herunter.

Ein kurzes, doch überaus starkes Glücksgefühl durchfloss ihn heiß und die innere Erregung verlieh ihm zusätzliche Kräfte. Seine Füße fanden wie von selbst Halt auf der untersten Sprosse, drückten ihn hastig die Leiter hoch.

Schon bei seinem so plötzlichen Auftauchen aus dem Häuserschatten rannten seine beiden Verfolger los, erreichten nur Sekunden nach ihm das Ende der Feuerleiter. Doch der junge Mann war ihnen bereits weit voraus. Nur noch vier Meter bis zur Kante des fünfstöckigen Gebäudes ... noch dreieinhalb ... drei.

Die Trenchcoats waren unten stehen geblieben, hatten dem Flüchtenden aus kalten Augen nachgeblickt, griffen fast synchron in die Innenseite ihrer Mäntel, zogen großkalibrige Pistolen mit langen Schalldämpfern hervor und legten ruhig auf den Fliehenden über ihnen an. Ohne erkennbares Zögern drückten sie ab. Ein Doppelknall, nur wenig lauter als beim unsachgemäßen Öffnen von Champagnerflaschen, zerriss die nächtliche Ruhe.

Eine der Kugeln erwischte den jungen Mann am Gesäß, riss eine tiefe Furche aus Hosenstoff und Haut, streifte weiter oben sein linkes Schulterblatt und verschwand im Nachthimmel. Die zweite traf besser, fuhr ihm nahe seines Afters in den Körper, glitt am Beckenknochen ab, fetzte durch Dickdarm und Leber, drang durch das Zwerchfell in den Brustkorb, durchbohrt den rechten Lungenflügel und verließ seinen Leib nahe des Schlüsselbeins.

Der tödlich Getroffene spürte keinen Schmerz. Doch sein Körper erstarrte augenblicklich und seine Hände begannen zu zittern, lösten sich nun von der Sprosse der Leiter. Wie in Zeitlupe kippte sein Körper nach hinten weg, fiel gespenstisch lautlos in die Tiefe, prallte wie ein Sack voller Kartoffeln mit einem dumpfen Laut auf dem harten Pflaster auf.

Die beiden Männer in Trenchcoats hatten den Sturz mit unbeweglichen Minen beobachtet, traten bloß ein paar Schritte zur Seite, machten dem fallenden Leichnam Platz. Wortlos richteten sie die Läufe ihrer Waffen auf den Kopf des Ermordeten, schossen je eine weitere Kugel in seine Stirn, knapp über seinen offenstehenden, starren Augen. Knochensplitter, Blut und etwas Gehirnmaße spritzten davon.

Ohne erkennbare Hast steckten sie ihre Waffen zurück in die Holster unter ihren Mantelaufschlägen. Dann kauerte sich der eine von ihnen kurz zum Toten hinunter und schob ihm ein Päckchen in die Brusttasche der halboffenen, innen gefütterten Jeansjacke. Der zweite blickte sich währenddessen lauernd um, suchte die Gasse nach möglichen Zeugen für den Mord ab. Doch die Tat hatte niemand beobachtet und selbst der Knall der Schüsse lockte keine Neugierigen an.

Sie wandten sich ab, schlenderten lässig den Weg zurück, trafen an der Straßenmündung die beiden anderen Verfolger. Zu viert gingen sie zurück zu ihrem Einsatzfahrzeug, einem dunkelblauen Ford Transit ohne Werbeaufschrift. Er war ihnen vom Haus des Ermordeten bis hierher gefolgt, wartete seither mit leise brummendem Motor und eingeschaltetem Standlicht an der Ecke zur Delancey Street auf ihre Rückkehr.

Die vier Männer stiegen hinten ein. Der letzte schloss die Flügeltüre, ein anderer schaltete die Lichtquelle am Dach des Busses ein. Sie hockten sich auf die schmalen Holzbänke, die links und rechts an den Fahrzeugwänden angebracht waren. Dann setzte sich der Wagen auch schon mit einem leichten Ruck in Bewegung.

Alle vier Männer besaßen glasig-kalte Fischaugen, die keine Gefühle zeigten. In ihren Gesichtern regte sich nichts, waren wie Masken. Sie blickten sich nicht an, sprachen lange Zeit auch kein Wort. Sie glichen Fremden, die sich auf einer Bahnfahrt zufällig im selben Abteil zusammenfanden, sich gegenübersaßen, aber nichts voneinander erfahren wollten.

Plötzlich ruckte der Kopf von einem der beiden Mörder hoch und sein Mund verzog sich ärgerlich, machte aus seinem Gesicht eine angewiderte Fratze. Gleichzeitig fasste er an sein linkes Hosenbein unterhalb des Knies.

»Schau dir bloß diese Sauerei an, Herb«, meinte er wütend und wedelte dabei mit dem Stoff zwischen seinen Fingern herum, »das war bestimmt deine Kugel«, fügte er vorwurfsvoll hinzu.

Am Hosenaufschlag klebten ein paar gräulich-braune, längliche Tropfen, wohl Gehirnmaße des Toten. Das fette Gewebe sprenkelte den schwarzen Stoff, ähnlich den Lehmspritzern, wie sie von Baustellenlastwagen beim Vorbeirollen auf Fußgänger und Fahrradfahrer verspritzt wurden.

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