Michael Schenk
Pferdesoldaten 07 - Unter zwei Flaggen
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Inhaltsverzeichnis
Titel Michael Schenk Pferdesoldaten 07 - Unter zwei Flaggen Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1 Staub
Kapitel 2 Osagen
Kapitel 3 Kompanie H
Kapitel 4 Auf dem Marsch
Kapitel 5 Wild Bill Jonessy
Kapitel 6 Barstow
Kapitel 7 Die Truppe aus Fort Grattan
Kapitel 8 Zu gegenseitigem Vorteil
Kapitel 9 Taktische Überlegung
Kapitel 10Geheimnisvolle Fracht
Kapitel 11 Entdeckt
Kapitel 12 Erstes Treffen
Kapitel 13 Verfolgungsjagd
Kapitel 14 Auffanglinie
Kapitel 15 Zur Attacke
Kapitel 16 Tödliche Überraschung
Kapitel 17 Ehrenworte
Kapitel 18 Bedenken
Kapitel 19 Kriegsrat
Kapitel 20 Trennung
Kapitel 21 Verdächtige Spuren
Kapitel 22 Divide et impere
Kapitel 23 Die Erfahrung des Westmanns
Kapitel 24 An die Ehre gebunden
Kapitel 25 Vertrauenssache
Kapitel 26 Die Verfolger
Kapitel 27 Diplomatie
Kapitel 28 Die List
Kapitel 29 Rätselraten
Kapitel 30 Der Hügel
Kapitel 31 Eine Frage der Ehre
Kapitel 32 Die Wagenburg
Kapitel 33 Nächtliches Belauern
Kapitel 34 Unter zwei Flaggen
Kapitel 35 Von Mann zu Mann
Kapitel 36 Ankündigung
Kapitel 37 Historische Anmerkung
Kapitel 38 Hinweis: Für Freiheit, Lincoln und Lee
Impressum neobooks
Pferdesoldaten 07
Unter zwei Flaggen
Military Western
von
Michael H. Schenk
© M. Schenk 2018
Man sagte Thomas Gwendolyn Farling eine gewisse Ähnlichkeit mit Robert E. Lee nach. Zum Teil lag es sicher an seinem weißen Haupthaar und Vollbart, auch wenn das Gesicht ein wenig schmaler geschnitten war. Die Haut war tief gebräunt. Farling trug die Uniform eines konföderierten Generals und einen jener breitkrempigen und sehr flachen Hüte, wie sie in seinem Heimatstaat Louisiana modisch waren.
Farling war jetzt dreiundsechzig Jahre alt und befehligte ein Corps der Konföderierten. Ein Corps, welches nun die weiten Ebenen und Berge von Kansas verließ und über die Grenze nach Nebraska vordrang. Der General war erleichtert in diesem Staat auch wieder auf ausgedehnte Wälder zu stoßen. Wälder, die der Bewegung seiner Truppe etwas Deckung gaben. Er war mit einer Kavalleriekompanie vorausgeritten, um sich einen Eindruck von dem Land zu verschaffen, durch welches er seine Einheiten führen musste. Einheiten, die tief in die Gebiete der Indianer vorstoßen mussten, um den Yankees überraschend in die Flanke zu fallen.
Es war das Jahr 1863 und obwohl der Süden manche Schlacht für sich entschieden hatte, wurde die Summe der Kämpfe vom Norden gewonnen. Es zeichnete sich keine Entscheidung ab. Doch die Blockade der konföderierten Häfen durch die Unionsflotte zeigte Wirkung und die Kriegsmaschinerie der Yankees war auf vollen Touren angelaufen. Der Süden brauchte eine baldige Entscheidung. Einen Sieg, der ihm endgültig die Anerkennung und Unterstützung europäischer Staaten bringen sollte. Einen Sieg, der die kriegsmüde Stimmung in großen Teilen der Union in die Bereitschaft zum Frieden wandeln würde. Im Süden und Osten sammelten sich die Truppen. Bei vielen Regimentern war die Verpflichtungszeit abgelaufen. Überall im Norden und Süden warb man um Freiwillige. Der Norden verfügte über mehr Industrie und er verfügte über mehr Mensachen, dennoch glaubte die konföderierte Führung um Jefferson Davis, eine Schwachstelle entdeckt zu haben: Die Unruhe unter den zahlreichen Indianerstämmen, denen es nicht entgangen war, dass die Weißen untereinander Krieg führten.
Manche Indianer hofften darauf, dass die Weißen sich gegenseitig umbringen würden oder nutzten die unsichere Zeit, um sich in größeren oder kleineren Gruppen zu erheben. Das band viele Truppen der Union, welche die Grenzgebiete schützen mussten. Andere Stämme hingegen glaubten, durch eine Beteiligung am Krieg der Weißen ihre Freiheit erlangen zu können. Mancher glaubte den Versprechen der Union und griff für sie zu den Waffen, andere vertrauten wiederum den Worten der konföderierten Anwerber und darauf, dass in den grauen Uniformen eine andere Sorte von Weißen steckte, als in den blauen.
Farling gehörte zu jenen Generälen, denen es gelungen war eine indianische Truppe aufzustellen. Sein Corps bestand aus fast neuntausend Soldaten. Infanterie, Kavallerie und zwei Batterien leichter Sechspfünder-Geschütze. Viertausend seiner Kämpfer gehörten den Stämmen der Creeks, Choctaws und Cherokees an. Die Hälfte von ihnen kämpfte zu Fuß, ausgebildet und gekleidet als reguläre Linieninfanterie, die anderen waren beritten und, nach Farlings fester Überzeugung, die beste leichte Kavallerie, die man sich nur wünschen konnte. Vielleicht von J.E.B. Stuart´s Reitern abgesehen, doch der kämpfte in Virginia.
Die Cherokees verkörperten die Zerrissenheit der indianischen Völker. Die meisten ihrer Stämme hatten sich der Union angeschlossen, nur zwei von ihnen dienten nun in der konföderierten Armee. Doch diese indianischen Soldaten spielten eine bedeutende Rolle im Plan der Konföderation.
Farling´s Corps würde in Nebraska den Platte River überqueren, nach Osten einschwenken und die Grenzforts der Union überraschend angreifen. Farling beabsichtigte mit den ansässigen Stämmen zu verhandeln. Wenn diese sahen, dass die Yankees geschlagen wurden, würden sie sich sicher zu einem größeren Aufstand bewegen lassen. Das würde die Union zwingen erhebliche Kräfte einzusetzen, die ihr wiederum im Kampf gegen den Süden fehlten.
Der General war mit seiner Eskorte auf einen Hügel hinauf geritten und musterte das Land durch sein Fernglas. Trotz der Vergrößerung erschien ihm das Land unübersichtlich. Die Karten waren passabel, doch er war froh, unter den Cherokees ein paar Soldaten zu haben, die das Land von ihren Streifzügen gegen die ansässigen Stämme kannten. Vor allem die Sioux bereiteten Farling einige Sorgen, denn sie kämpften gegen jeden Eindringling und setzten ihr Leben ohne Rücksicht ein. Sie waren nicht umsonst gefürchtet und besaßen in den Cheyennes mächtige Verbündete.
In der Ebene im Süden stieg Staub auf. Er war auf viele Meilen nicht zu übersehen und wurde von den Hufen, Füßen und Rädern des Corps aufgewirbelt. Ein verräterisches Zeichen. Vor allem jetzt, wo man sich dem Gebiet feindlicher Indianer näherte.
Farling hörte das leise Schnauben eines Pferdes hinter sich. Die Kompanie der elften Louisiana-Kavallerie hielt Abstand, aber Roy Franks, ihr Captain, kam nun an die Seite seines Kommandeurs.
„Ein heißer Sommer, Sir“, meinte der blonde Offizier. „Da wird von dem trockenen Boden eine Menge Staub aufgewirbelt.“
Franks wusste, worauf es bei dieser Operation ankam und teilte die Sorgen des Generals. Eigentlich kein Wunder, denn sie beide kannten sich nun schon fast zwanzig Jahre. Farling gehörte eine der größten Tabakplantagen in Louisiana und Franks war einer seiner Vorarbeiter. Auf der Plantage waren hunderte von schwarzen Sklaven beschäftigt sowie fast hundert weiße Helfer und Aufseher. Ein Teil seiner weißen Mitarbeiter diente nun in Franks Kompanie.
„In Nebraska finden wir mehr und dichtere Wälder vor“, brummte Farling. „Ich hoffe, das bietet uns mehr Schutz vor Entdeckung.“
„Yankees werden wir wohl erst zu Gesicht bekommen, wenn wir den Platte River erreichen.“
„Mag so sein, Roy, aber wir erreichen jetzt das Gebiet der Osagen und Pawnees, und Colonel Cumber behauptet, dass sich hier gelegentlich sogar kleine Spähtrupps der Sioux herumtreiben können.“ Jackson Cumber war ein reinrassiger Cherokee. Er war getauft und zur Missionsschule gegangen und befehligte ein Batallion der indianischen Kavallerie. „Von den Pawnees hält der Colonel nicht viel“, fuhr Farling fort, „aber die Sioux bereiten ihm Sorgen. Natürlich würde er niemals zugeben, dass er sie fürchtet, doch die Eindringlichkeit, mit der er zur Vorsicht mahnt, sollte uns zu denken geben.“
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