Michael Schenk
Die Pferdesoldaten 06 - Keine Gnade für Farrington
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Inhaltsverzeichnis
Titel Michael Schenk Die Pferdesoldaten 06 - Keine Gnade für Farrington Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1 Farrington
Kapitel 2 Kein Mann des Nordens
Kapitel 3 Die Blauröcke
Kapitel 4 Bürgerversammlung
Kapitel 5 Misstrauen
Kapitel 6 Das Fort jenseits des Flusses
Kapitel 7 Die Saat der Gewalt
Kapitel 8 Zwei ehrenwerte Gentlemen
Kapitel 9 Die Telegrafenlinie
Kapitel 10 Neuigkeiten
Kapitel 11 Ehrenmänner
Kapitel 12 Unerwartete Verstärkung
Kapitel 13 Heimlicher Handel
Kapitel 14 Der zündende Funke
Kapitel 15 Zukunftsängste
Kapitel 16 Der Adlerknopf und der Pfad des Krieges
Kapitel 17 Waffenschmuggel
Kapitel 18 Spurensuche
Kapitel 19 Eine Kutsche ohne Leben
Kapitel 20 Friedensbemühungen
Kapitel 21 Die Siedler
Kapitel 22 Die Soldaten
Kapitel 23 Der singende Draht
Kapitel 24 Überfall auf Farrington
Kapitel 25 Verteidigungsvorbereitungen
Kapitel 26 Auf der Spur der Sioux
Kapitel 27 Angriff
Kapitel 28 Ferner Donner
Kapitel 29 Im Kriegslager
Kapitel 30 In der Nacht
Kapitel 31 Tollkühn
Kapitel 32 Auge in Auge
Kapitel 33 Unerwartet
Kapitel 34 Ankündigung
Kapitel 35 Historische Anmerkung
Kapitel 36 Hinweis: Für Freiheit, Lincoln und Lee
Impressum neobooks
Pferdesoldaten 06
Keine Gnade für Farrington
Military Western
von
Michael H. Schenk
© M. Schenk 2018
Farrington lag in Wisconsin, in der Nähe des Lake Superior, der zu den großen Seen gehörte. Der Ort lag direkt am Ufer des Rual River. Hier mündete der kleinere Bone River, der eher einem Bachlauf glich, in den Rual und so lag Farrington zwischen beiden Wasserläufen. Es gab eine östliche und eine westliche Furt, wobei Letztere zum Bone gehörte, dessen Wasser ohnehin kaum über die Knöchel reichte. Die Flüsse bildeten eine natürliche Grenze für die aufstrebende Siedlung, auch wenn es wohl noch eine Weile dauern würde, bevor die Häuser an ihre Ufer stießen. Im Norden hingegen schob sich die kleine Stadt bereits bis auf wenige hundert Yards an die dichten Wälder heran.
Farrington war ursprünglich ein kleiner Handelsposten der American Fur Company. Der Deutsche Johann Jakob Astor hatte diese einst gegründet und zur einflussreichsten Pelzhandelsgesellschaft der Vereinigten Staaten von Nordamerika gemacht. Inzwischen war die AFC jedoch fast wieder in Bedeutungslosigkeit versunken. Farrington war eine der letzten Niederlassungen zwischen den großen Seen und dem Mississippi River.
Im Gegensatz zu etlichen anderen Handelsposten, die eher einem Fort glichen, war Farrington nie befestigt worden. Die kleine Ansammlung von Blockhäusern und Hütten hatte keinen Feind zu fürchten brauchen, denn Astor achtete streng darauf, dass die Gesellschaft einen fairen Handel mit den ansässigen Indianern trieb. Waffen und Alkohol gehörten nicht zu den Handelsgütern. Möglicherweise trug dies zu dem friedlichen Nebeneinander bei.
Vor fünf Jahren waren neue Weiße in das Gebiet gekommen.
Ein Treck aus dreißig Planwagen, die von Rindern gezogen wurden und denen eine ganze Schar Hunde und Hühner folgte. Dieser Treck brachte Menschen nach Farrington, die sich hier ansiedeln wollten. Es waren Deutsche unter der Führung des Grafen Wilhelm von Trauenstein.
Von Trauenstein hatte sich den Mainzer Adelsverein zum Vorbild genommen, der seit dem Jahr 1842 die Auswanderung nach Amerika förderte. In Deutschland herrschten Armut und Not, und mancher Adliger sah sich verpflichtet, dem Elend entgegen zu treten und den Notleidenden eine neue Perspektive zu eröffnen. Diese Bestrebungen wurden durchaus unterstützt. Neu gegründete Staaten wie Texas warben um Einwanderer aus Europa, um ihre Gebiete zu besiedeln. Der Adel in den verschiedenen deutschen Ländern gedachte bei seiner Unterstützung durchaus, manchen potenziellen Aufrührer auf bequeme Weise loszuwerden. Die deutschen Händler wiederum hofften, dass die neuen Siedler auf dem fernen amerikanischen Kontinent zu neuen Absatzmärkten beitragen würden.
Der Mainzer Adelsverein hatte Texas zum Ziel und versprach den Aussiedlern 130 Hektar Land je Familie, die Versorgung mit Lebensmitteln bis zur ersten eigenen Ernte, Kirchen, Schulen und ärztliche Betreuung. Manche dieser Versprechen konnten, aufgrund der knappen Finanzmittel, nicht eingehalten werden. Dennoch siedelten bis zum Jahr 1848 bereits fast 7.500 Deutsche in Texas und gründeten Städte wie „New Braunfels“ und „Fredericksburg“.
Der rüstige Graf von Trauenstein war ein eher bodenständiger Witwer, wurde jedoch von seiner hübschen Tochter Josefine zur Ausreise motiviert, die jeden Bericht über das ferne Land mit Begeisterung verschlang und ihren Vater förmlich mit dem Virus Amerika ansteckte.
Graf Wilhelm von Trauenstein gründete seinen eigenen „Adelsverein“, denn ihm erschienen die nördlicheren Regionen der U.S.A. weit verlockender. Der Norden und Westen lockten mit fruchtbarem Boden, saftigen Weideflächen und üppigen Wäldern. Eine gute Grundlage für Besiedlung und Handel. Gemeinsam mit seiner Tochter warb er für die Aussiedlung und konnte eine Reihe von Familien für die Idee begeistern. So investierte er sein Vermögen in die Reise und in die Ausrüstung der Auswanderungswilligen. Er scheute nicht davor zurück, Milchkühe und Hühner aus der alten Heimat mitzunehmen. Nicht alle überlebten die strapaziöse Reise, doch nach über einem Jahr erreichte man Amerika und entschied sich, im nördlichen Teil nach einem geeigneten Ort zu suchen.
Der beschwerliche Treck führte die Deutschen eher zufällig in die Nähe des Lake Spirit, im nordwestlichen Wisconsin, und zum alten Handelsposten Farrington. Man entschied spontan, dass hier die richtige Stelle für die neue Heimat sei. Das Land bot alles, was die Siedler zum Überleben und zu ihrer Entwicklung benötigten. Das einzige Problem schien in der Tatsache zu bestehen, dass Farrington direkt an der Grenze zum Indianerland lag.
Im Gegensatz zu den gebürtigen Amerikanern, hatten die Einwanderer aus Deutschland kaum Vorbehalte gegen die Ureinwohner des Kontinents. Von Trauenstein sah es nicht als von Gott gegebenes Recht an, sich das Land einfach zu nehmen. Er war klug genug, um zu erkennen, dass eine friedliche Koexistenz nur möglich war, wenn man sich mit den Ureinwohnern einigte.
Das Erscheinen der Deutschen war nicht unbemerkt geblieben und schon bald, nachdem der Treck in der Nähe des alten Handelspostens der American Fur Company lagerte, erschienen die ersten Sioux-Indianer. Mit dem fairen Handel der AFC hatten die Roten gute Erfahrungen gemacht, doch einer Schar Siedler standen sie misstrauisch gegenüber. Zu oft waren Weiße in die Indianergebiete eingedrungen und hatten sich das Land einfach genommen.
Die Deutschen empfingen die Indianer mit offenen Armen, führten sie durch das Lager und machten ihnen Geschenke. Von Trauenstein sprach ohne Falsch, erklärte die Situation und die Sehnsüchte seiner Leute und bat höflich um ein Gespräch mit den Stammesführern.
Schon kurz darauf erschien Häuptling Many Horses mit einer Delegation am Handelsposten. Der ergraute Chief bot einen imposanten Anblick, in reich besticktem Leder und einer weit ausladenden Federhaube. Die Haut hatte eine kupferrote Tönung und wirkte sehr dunkel, die Nase war scharf geschnitten und die Augen blickten ebenso klar, wie der Verstand des Häuptlings scharf war.
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