„Yeah, die Sioux legen sich wohl mit Jedem an.“
„Und ziemlich erfolgreich. Bis jetzt jedenfalls.“ Farling schob das Fernglas ins Futteral zurück. „Wenn man die Burschen als Verbündete gewinnen oder wenigstens zum Aufstand verleiten könnte…“ Der General seufzte leise. „Leider sind sie nicht nur harte Kämpfer, sondern auch zu klug, um sich auf Versprechungen einzulassen.“
„Wir sind anders als die Yankees. Wir halten unser Wort.“
„Ich bin mir da nicht so sicher, Roy. Ich will es hoffen, aber seien wir doch ehrlich… Für die meisten von uns sind die Roten nichts anderes als angemalte Nigger.“
Franks lachte. „Wenn Jefferson Davies die Roten so gut behandelt, wie Sie unsere Nigger auf der Plantage, dann können die Indianer zufrieden sein.“
Farling hob eine Augenbraue. „Es braucht nicht viel, um die Schwarzen zufrieden zu stellen. Sie dürfen heiraten und Kinder bekommen, was unsere Arbeitskräfte auf natürliche Weise vermehrt, und wenn Sie sich besonders gut führen, dann schenke ich ihnen eine kleine Geburtstagsfeier. Sie wissen selbst, Roy, dass solche Dinge die Nigger besser motivieren, als die Peitsche des Aufsehers.“
„Nun, gelegentlich brauchen sie die Peitsche.“
„Mag so sein. Dennoch schätze ich die Peitsche nicht. Wer ausgepeitscht wird, der fällt für einige Zeit aus und muss versorgt werden. Das bringt Ausfall in der Ernte und kostet gute Dollars.“
„Ja, Sir, ohne Zweifel“, stimmte Franks zu. Er warf einen Blick zurück, zur Kompanie, die hinter ihnen in weiter Linie ausgeschwärmt war und die Gegend aufmerksam beobachtete. Die Männer sahen gut aus. Wie aus dem Ei gepellt. Kurz vor dem Einsatz waren sie aus dem Depot mit neuen Uniformen versehen worden. Himmelblaue Hosen, graue Jacken mit dem gelben Besatz der Kavallerie, breitkrempige Feldhüte mit dem gestanzten Staatswappen von Louisiana und schwarzes Lederzeug. Sie waren mit Nachbauten der Navy-Colts und der Sharps-Karabiner bewaffnet. Einheitliche Uniformen und Waffen, anders, als es bei vielen konföderierten Truppen der Fall war. Farling hatte einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Vermögens in Anwerbung, Ausbildung und Ausrüstung seines Corps investiert.
„Zwei Reiter, General“, meldete ein Sergeant und wies in Richtung der Staubwolke. „Sieht nach dem General und Colonel Cumber aus.“
Der General. Der andere General. Randall, der einen Stern unter Farling stand und sich damit offensichtlich nicht anfreunden konnte. Farling befehligte nur ein kleines Corps und wusste, wie sehr Randall ihm das Kommando neidete. Er musste ein aufmerksames Auge auf den Untergebenen halten, mit einer sehr kurzen Leine, denn Randall neigte zu Eigenmächtigkeiten.
„Ich frage mich, was die beiden wollen“, murmelte Franks.
„Das kann ich Ihnen jetzt schon sagen, Roy“, lächelte der Befehlshaber. „Cumber wird zur Vorsicht mahnen und Randall zum schnelleren Vorrücken.“
Farling behielt recht.
Während die beiden so ungleichen Offiziere nacheinander auf den Kommandeur einsprachen und dieser geduldig zuhörte, betrachtete Franks sie forschend.
General Randall trug die Uniform eines texanischen Kavallerieregiments, dessen graue Jacken schwarz besetzt waren. Die Rangabzeichen waren beim Regiment im Gelb der Kavallerie gehalten. Randall trug allerdings die lange Jacke eines Generals, mit dem von Eichenlaub umkränzten Stern an den Kragenspiegeln und den verschlungenen goldenen Schlaufen, den „Chicken Gutts“ an den Unterarmen. Er war schlank, rothaarig, ein Yankeehasser und ausgesprochener Feuerkopf.
Colonel Cumber wirkte hingegen ruhig und gelassen. Sein Englisch war nahezu perfekt und ließ nur gelegentlich einen kehligen indianischen Unterton durchklingen. Er trug hohe Reitstiefel, zivile Hosen und einen breitkrempigen Hut, dazu eine graue Uniformjacke, an der die Rangabzeichen eines konföderierten Colonels zu sehen waren.
Schließlich hob Farling die Hand. „Gentlemen, ich habe mir Ihre Argumente angehört und sie haben sicherlich etwas für sich. Ich werde das Corps so schnell wie möglich, jedoch auch mit der gebotenen Vorsicht, nach Norden führen. Wir haben gerade die Grenze nach Nebraska überquert und stoßen in Richtung des Platte River vor. Wenn alles gut geht werden wir in Höhe der Gabelung des South Fork und des North Fork des Platte River auf den Fluss stoßen. Ein Stück weiter liegt das Unions-Fort Grattan, welches unser erstes Ziel sein wird. Der Marsch dorthin ist in mehrlei Hinsicht gefährlich. Gentlemen, wir bewegen uns durch das Territorium einiger Indianerstämme, die man nicht unbedingt als befriedet bezeichnen kann. Daher ist es wichtig, dass unsere Männer nicht feindselig reagieren, wenn ihnen Indianer begegnen. Im Gegenteil, unsere Absicht muss es sein, die Indianer davon zu überzeugen, dass wir Südstaatler anders als die Yankees sind. Wir müssen ihnen begreiflich machen, dass wir auf ihrer Seite stehen und die Yankees bekämpfen. Auf diese Weise gewinnen wir vielleicht weitere wertvolle Verbündete, wie es die Krieger unseres verehrten Colonel Cumber sind.“
Randall warf einen skeptischen Blick auf den indianischen Colonel. Als Texaner hatte er gegen Comanchen und Apachen gekämpft und sein Vertrauen zu den indianischen Verbündeten hielt sich in sehr überschaubaren Grenzen. Immerhin verhielten sich Cumbers Cherokees sehr diszipliniert. In ihren vorschriftsmäßigen konföderierten Uniformen waren sie kaum von den weißen Truppen zu unterscheiden. Bei den Choctaws, einem anderen indianischen Volk, welches im Corps zwei Regimenter Kavallerie und ein Regiment Infanterie stellte, verhielt es sich ähnlich, auch wenn diese nur Uniformteile trugen. Randall konnte die beiden Stämme hauptsächlich an ihrer unterschiedlichen Haartracht unterscheiden, sofern sie überhaupt noch die traditionelle trugen, denn viele der roten Soldaten bevorzugten den kurzen Haarschnitt der Weißen. Traditionell hatten die Cherokee ihre Schädel rasiert und trugen nur eine einzige Skalplocke im Nacken, die Chactow banden hingegen ihre langen Haare im Nacken zusammen. Als Angehörige der Armee hatten sie es sich angewöhnt, Hüte oder Kepis zu tragen.
„Wir sind hier im Gebiet der Pawnee“, führte Cumber aus. „Sie sind keine Freunde der Sioux, die das Gebiet um den Platte beherrschen. Die Pawnees und wir sind auch nicht gerade befreundet, aber vielleicht können wir ihre Kenntnis nutzen. Ich schlage vor, dass ein paar meiner Soldaten die Spitze und den Flankenschutz übernehmen. Uns Cherokee dürfte es leichter fallen, mit den Pawnees in Kontakt zu kommen.“
„Einverstanden“, stimmte Farling zu, bevor Randall Widerspruch äußern konnte. „Eine ausgezeichnete Idee. Schärfen Sie Ihren Männern ein, dass sie auch auf einen benutzbaren Weg für unsere Wagen und die Geschütze achten.“
„Selbstverständlich, General.“ Cumber salutierte vorschriftsmäßig und lächelte dann Randall zu. „Wenn Sie mich entschuldigen wollen, Gentlemen?“
Nachdem Farling mit einem freundlichen Lächeln den Gruß erwidert und genickt hatte, zog der Cherokee sein Pferd herum und galoppierte in Richtung des marschierenden Corps.
Randall stieß ein leises Schnauben aus. „Ich empfehle, zwei meiner Kavallerieregimenter nach vorne zu verlegen.“ Er vermied es nach Möglichkeit, Farling mit General oder Sir anzusprechen. „Falls es zu feindseligem Kontakt kommt, sind meine Texaner unschlagbar.“
„Das mag so sein“, antwortete Farling. „In diesem Fall werden wir jedoch unsere indianischen Truppen an der Spitze belassen. Begegnen wir Indianern, so wird das sicher einen anderen Eindruck auf sie machen, als wenn sie die unfreundlichen Gesichter unserer kampferprobten Texaner sehen, nicht wahr?“
Randall verstand die Spitze, salutierte nachlässig und kehrte dann ebenfalls zur Truppe zurück.
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