1 ...7 8 9 11 12 13 ...21 Na gut, die Schwestern konnten noch Namen kriegen!
* schöne Schwester: Sabrina
* hässliche Schwester: Leonore (die Eltern waren wirklich gemein)
* Eltern: Berger
* Freund, der findet: Jonas
* Freund, der gemordet hat: Florian
* Freundin, die L. nicht leiden kann: Kate - ach nein, dann fühlte Kathrin sich bloß verarscht, lieber... äh. Petra , genau!
* Freundin, die S. besser durchschaut hat: Marina
* Assi: Sándor (stammt aus Ungarn, da brauchte ich noch einen passenden Nachnamen, im schlimmsten Fall eben Nagy, so hießen doch viele Ungarn, oder?)
* Kommissarin Gabriele Gärtner (kann als bekannt vorausgesetzt werden).
Soll Sabrinas Wohnung auch noch durchwühlt werden? Schmuck fehlt (-> Verdacht auf Leonore?), aber es könnte ja auch etwas fehlen, was auf Florian gedeutet hätte...
Er hat aber ein kleines Indiz übersehen (was, würde ich mir später überlegen, wenn ich Kathrins Klauen wieder entkommen war). Sándor kann es richtig deuten...
Zeitplan?
- Bescherung und Riesenkrach (plus Andeutungen wg. früher): ca. drei Seiten
- Leonore schmollend zu Hause: ca. eine Seite
- Polizei, Information, tobende Eltern: ca. zwei Seiten
- Verhöre (plus anlehnungsbedürftiger Jonas): ca. zehn Seiten, Polizei ratlos
- Durchsuchung von Sabrinas Wohnung und Fund: zwei Seiten.
Erst achtzehn Seiten...
- Was könnte der Gegenstand sein? Frage an alle. Zwei Seiten - zwanzig
- Eltern immer noch sauer, Jonas etwas aufdringlich, Sándor scheint L. nicht zu glauben... drei Seiten – dreiundzwanzig
- Sándor zeigt L. das Ding, und sie kann es identifizieren -> Florian wird verhaftet. Macht erst auf Eifersucht, aber in Wahrheit wusste Sabrina zu viel über ihn. Bis Vierundzwanzigeinhalb.
- Eine halbe Seite: Fall gelöst, Lob von Chefin, Sándor küsst Leonore, Eltern sind böse. Und tschüss!
Naja, das konnte gehen. Aber blöde war es doch, irgendwie!
Jedenfalls hatte ich damit noch eine Seite für Kathrin, und jetzt konnte ich mich auch schon auf den Weg machen.
Unterwegs war mir doch etwas mulmig zumute. Nur noch neunzehn Tage, dann musste ich eine druckfertige Fassung vorlegen. Und viel zu ändern durfte daran auch nicht mehr sein, so knapp, wie Kathrin die Termine gelegt hatte. Ob die anderen wohl schneller vorankamen? Als ich die Treppe zu Kathrins Büro hinaufschlich, als müsste ich wirklich zum Zahnarzt, begegnete ich dem schönen Falkenstein, der mich erfreut begrüßte und peinlicherweise fragte, wie es meinem Beitrag zu Mörderische Weihnachten ging .
„Es geht voran“, schwindelte ich, „und bei Ihnen?“
„Ich bin fertig. Meine Frau tobt den ganzen Tag mit den Kindern im Garten herum, da konnte ich richtig zügig arbeiten. Wenn man erst einmal die zündende Idee hat – na, Sie kennen das ja.“
Ja, vom Hörensagen vielleicht! Natürlich nickte ich und setzte ein erfahrenes Gesicht auf. „Tja, ich werde dann mal Frau Horst zeigen, was ich bis jetzt habe. Noch bin ich im Konzeptstadium, aber wie Sie so richtig gesagt haben – wenn man erst einmal die zündende Idee hat...“
Er lachte und sprang die Treppe hinunter.
Hm. Wieso war der schon fertig? Elender Streber! Und damit fehlte mir schon wieder ein Argument ( Tu doch nicht so, als ob alle anderen schon abgegeben hätten ) – Mist!
Aus dem Zimmer neben Kathrin winkte mir die Redaktionsassistentin, Frau Kasparek, zu. Die war nett - und sie fand jedes verlegte Manuskript in Minutenschnelle. Leider hatte sie Kathrin nichts zu sagen.
Nicht, dass Kathrin nicht total in Ordnung gewesen wäre, aber da ich seit meinem ersten Roman immerzu in Verzug war und deshalb immerzu gerüffelt wurde, war es kein Wunder, dass ich immer ein bisschen Angst vor ihr hatte. Einmal schon früher als erwartet mit einem fetten, fehlerfreien Manuskript wedeln können! Jedes Mal nahm ich mir vor, gleich anzufangen oder nichts anzukündigen, solange ich noch gar nichts vorzuweisen hatte, aber bis jetzt war mir das noch nie gelungen.
Zaghaft klopfte ich an Kathrins Tür, nachdem ich die Mappe mit meinen Entwürfen dekorativ unter den Arm geklemmt hatte, und öffnete sie auf ihren Ruf hin. Kathrin stand auf und kam mir entgegen, aber dann stutzte sie.
„Oh – oh!“
„Was ist?“, fragte ich nervös.
Sie grinste flüchtig. „Du hast dich ja so aufgebrezelt – das lässt mich das Schlimmste befürchten!“
„Wie bitte?“ Vielleicht nützte Doofstellen ja doch mal was?
„Melli, wenn du dich korrekt anziehst, willst du überspielen, dass du nicht fertig bist. Ich kenn dich doch. Hättest du da eine fertige Geschichte drin, wärst du in diesen rutschenden, verbeulten Jogginghosen aufgetaucht, die du aus unerfindlichen Gründen so liebst.“
„Dass ich nicht fertig bin, weißt du doch schon! Aber ich hab ein paar Entwürfe, und du kannst mir sagen, welchen du am besten findest.“
Wahrscheinlich gar keinen, stand zu befürchten.
Kathrin setzte sich wieder, ließ Kaffee kommen und streckte die Hand nach der Mappe aus. Dann legte sie alle mit Büroklammern markierten Häufchen nebeneinander auf den Tisch, setzte sich diese arrogante Halbbrille auf und griff nach dem ersten Geheft. Eher dick, das musste die WG-Geschichte sein.
Sie las vertieft und sah nicht einmal auf, als ihre Sekretärin den Kaffee brachte. Ich betrachtete meine Fingernägel, den staubgrauen Teppichboden, den Blick aus dem Fenster, die Reihe von Romanen, die sie betreut hatte, im Regal und beobachtete dann wieder Kathrin.
Schließlich legte sie die Seiten hin und warf mir über die Brille hinweg einen Blick zu. „Das ist nicht dein Ernst!“
„Naja, top ist es nicht, entweder total offensichtlich oder an den Haaren herbeigezogen.“
„Eben. Also, das vergessen wir mal ganz schnell.“
Sie nahm sich den erpresserischen Nikolaus vor, überflog das Blatt und lachte dann spöttisch auf. „Naja, merk dir das Ganze mal für eine Nebenhandlung vor – aber als Kurzgeschichte? Ich weiß nicht.“
Die verfeindeten Schwestern entlockten ihr ein schlappes Lob: „Das geht zur Not – aber ein etwas raffinierteres Motiv dürftest du schon einbauen.“
„Er tut doch bloß so, als sei es Eifersucht gewesen, sie hat doch von seinen Drogengeschäften was mitgekriegt!“, erklärte ich eifrig.
„Welche Drogengeschäfte?“ Kathrin studierte ratlos das magere Exposé.
„Sind mir gerade so eingefallen“, murmelte ich verlegen.
„Drogengeschäfte...“, wiederholte sie halblaut und kritzelte etwas an den Rand. „Ja, das könnte gehen. Also, den Gold Digger gibt´s dafür nicht, aber wenn du was draus machst...“
Sie nahm sich alle meine Überlegungen zum Familienkrach unter dem Christbaum vor. „Nein, das hat nicht Hand noch Fuß. Okay, die feindlichen Schwestern kannst du nehmen, denke ich. Du hast neunzehn Tage – schaffst du das?“
„Klar“, versicherte ich voller Überzeugung.
„Naja!“ Kathrin warf mir einen misstrauischen Blick zu. „Ich weiß ja nicht – wie ich dich kenne, hast du am neunundzwanzigsten eine unschlagbare Ausrede und nichts fertig. Kannst du deine blühende Phantasie nicht mal zum Schreiben verwenden statt zum Anlügen deiner geplagten Lektorin?"
Ich kicherte dankbar – sie hatte einen Scherz gemacht! Sie war nicht ernsthaft sauer! Sie verlangte den Vorschuss nicht zurück!
„Lach nicht! Schwörst du mir, dass du rechtzeitig fertig bist?“
„Klar“, wiederholte ich. Neunzehn Tage, das war ja noch ewig!
„Ich traue dir nicht. Du geht doch wieder in den Biergarten oder ins Freibad und liest fremde Krimis, anstatt deinen eigenen fertig zuschreiben... Du hast einfach zu viel Ablenkung, das ist das Problem.“
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