Fritz Mierau - Keller der Erinnerung
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Avant Garde Bluff
Franz Jungs letzte Projekte 1961/62: eine Pamphletserie „Herausforderung“ oder „Gegner“, eine Schallplatte „Abendunter-haltung mit Franz Jung“, zwei Texte von sich. Wie immer glänzend formuliert, weite Sicht, Zusammenschluß ferner, fremder geistiger Szenerien. Angebote von großer Wucht. Wer sie liest, mag gleich wieder bereit sein, sich an die Arbeit zu machen.
Die Pamphlete möchte er am liebsten als Gegner-Serie aufziehen – mit dem Titel seiner Zeitschrift von 1931/1932, die dann Harro Schulze-Boysen übernahm. „Gegner“ nicht nur der jeweils etablierten Haltungen und Meinungen, „Gegner“ vor allem untereinander.
Marcion aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert mit seinem Evangelium vom Guten Gott, der den Gerechten Gott des Alten Testaments ablöst, gesetzt gegen Jean Paul Marat, den Radikalsten der französischen Revolution, mit seiner Attacke auf die Scharlatane in der Akademie von 1791 und gegen beide Wilhelm Reich, Ernst Fuhrmann usw. Wie für eine Schallplatte diese Flugschriften präpariert und passagenweise in der „Abendunterhaltung“ gegeneinander geführt, provokativ montiert werden sollten, bleibt Jungs Geheimnis. Nur den Ton glaubt man zu hören, wenn man in dem Einführungsprospekt zur Pamphletserie liest:
Ist der Mensch nach Pythagoras für das Glück geboren? – der Steigerung der Lebensintensität, oder erlebt er diese Intensität in Schmerz und Verzweiflung? Ich würde annehmen, beides. Seit Jahrtausenden ist das ausgesprochen worden, die entscheidenden Akzente aber sind verschüttet … Die gefallenen Engel werden in Gefängnisse und Irrenhäuser gesperrt, sie werden verfolgt, gefoltert und geschunden und hingerichtet. Keiner fragt weiter danach und es ist auch nicht wichtig. Sie haben Akzente hinterlassen in ihrem Leben und ihren Werken, auf die hinzuweisen es sich verlohnen wird. Sonst aber –
Die beiden eigenen Texte, die Jung zu drucken gedachte, waren „Der Fall Groß“ und „Der Tod ist nicht genug“, offenbar sein Text über den „Zerfall der Zeitgeschichte“, der dann unter dem Titel „Wie dem auch sei“ erschienen ist.
Jung ist 73. Er hat gerade das Fiasko mit seiner Autobiographie zu bestehen. „Der Weg nach unten“, eine visionäre Beschreibung des Jahrhunderts (wie einige wenige damals wissen), läßt sich nicht verkaufen. Die „Chronik eines letzthin franziskanischen Lebens“, wie Karl Otten sie versteht, wird ignoriert. Opulenz ist gefragt. Das Buch steht im Schatten von Grass‘ „Blechtrommel“ und Pasternaks „Doktor Shiwago“. Jung am 3. März 1962 aus Paris an Adolph Weingarten in New York: „Ich will keine Leser!“ Zehn Tage darauf: „Wir müßten schon den Leuten den Schädel einschlagen, ehe sie uns überhaupt zuhören.“ Aber da ist er schon mit einem jungen Mann im Kontakt, „dem weggelaufenen Sohn des dänischen Schweinezüchters“, der ihn lebhaft an seine eigene Jugend in Neiße, Breslau und München erinnert haben wird: Ausbruch aus dem Elternhaus, Enterbung, asoziale Existenz. Man trifft sich in Paris und Glücksburg, um ein „großes Aktionsprogramm“ zu besprechen.
Jes Petersen, 26, ist Feuer und Flamme. Er hat das – Gegenbild zu Selma Lagerlöfs „Niels Holgersons wunderbare Reise mit den Wildgänsen“ – in „Jes Petersens wundersamer Reise“ berichtet, deren Jungszenen in Sklaven 2 zu lesen sind. Hier nun Briefe von Jung und Petersen mit verstreuten Andeutungen zur Strategie und Finanzierung der Aktion.
Kernpunkt der Strategie: die schmarotzende Avantgarde-Konjunktur nutzen, um sie zu unterlaufen und zu desavouieren. Gut dadaistisch: „Avant Garde Bluff“ nennt Jung das. Es geht nur, wenn einer bereit ist, auch sich selbst bloßzustellen.
Finanzierung: „denke ich mir so, daß ich den Prospekt zunächst an etwa 1000 Namen herausschicke. Mit Bestellschein der ersten beiden Nummern, das zweite Pamphlet kann ruhig nur ‚fiktiv’ sein. Dann lasse ich 300 Exemplare drucken, verkaufe oder verschenke 30 Exemplare und gebe die restlichen 270 an das Antiquariat. Mit etwa vier Antiquariaten in Paris, London, München oder Frankfurt, Zürich (Pinkus) mache ich einen corner – das heißt, wir treiben durch fiktive Suchanzeigen und Angebote die Preise gleich zu Beginn schon auf das Fünffache, das ist mein Preis, den ich für die Druckkosten benötige, was darüber hinausgeht, ist dann der Gewinn der Antiquariate.“
Sofort befindet man sich in dem weitverzweigten Netz von Beziehungen, das Jung wie eine Verlängerung seiner Sinne, wie ein großer alter Leib zur Verfügung steht. Einer „funktioniert nicht“, sagt Jung wie von einem kranken Organ. Älteste „Verlängerungen“: Karl Otten, Raoul Hausmann, Emil Szittya und Cläre Jung. Otten, der Boheme-Gefährte aus der Münchener Vorkriegszeit, dem eigentlich Jungs Autobiographie zu verdanken ist und der Jung dämonisierend in seinem letzten Roman „Wurzeln“ beschreibt, sollte ursprünglich bei der Pamphletserie mit von der Partie sein. Hausmann, Jungs glühender Adept in der Vordadazeit des Ersten Weltkriegs, hatte Petersen seine „Sprachspäne“ zum Druck gegeben und Jung und Petersen aufeinander aufmerksam gemacht. Emil Szittya, Chronist von Jungs Münchener Jahren und nun Jungs Gewährsmann in Paris, bemüht sich um eine französisch-deutsche Koproduktion von Jungs „Der Fall Groß“. Cläre Jung endlich, Jungs zweite Frau, hat alle Schriften Jungs über Weimarer-, Nazi-, Nachkriegs- und DDR-Zeit gebracht: Wenn Jung etwas brauchte, sie hatte es noch. Ende 1961 sandte sie ihm eine Fotokopie seiner Novelle „Der Fall Groß“, nach der er seine Bearbeitung für Petersen machte. Jüngste „Verlängerungen“ 1962: Jes Petersen und Ulrich Müller, der Sohn des Rundfunkjournalisten und Trotzki-Biographen Artur Müller, der auch als Herausgeber der Pamphletserie ins Auge gefaßt war. Auf einem Zettel für Petersen notiert Jung 34 Leute und 3 Zeitungen: die Aktion konnte beginnen.
Jung hat den Prospekt geschrieben: „Meinen Gruß zuvor“. Petersen hat ihn versandt. Die Modalitäten der Schallplattenproduktion sind besprochen worden. „Der Fall Groß“ war gesetzt. Doch es ist nichts geworden aus der Aktion. Haben die Organe nicht funktioniert? Oder ist auch hier die Leistung, was man so unbeholfen Scheitern heißt? Der Prospekt ist die Aktion. Das Projekt ist das Werk. Die lebendige Dauer liegt in den Akzenten. Wie hatte Jung am 17. Oktober 1961 an Artur Müller geschrieben, lange ehe er von Petersen und dem „großen Aktionsprogramm“ etwas wußte: „Die Arbeit allerdings als eine Art Therapie gedacht, sich gegenüber dem Unverständnis dieser Zeit, der Korruption von Verleger- und Leserschaft abzuschützen und etwas immuner zu machen. Das war eigentlich mit die Basis-Idee. Die sonstigen Beiträge wären also mehr als Rahmen anzusehen – eigentlich nur dazu bestimmt, den Prospekt, auf den es ja im wesentlichen ankommt, zu rechtfertigen.“
Serner
… der harte Kampf der Worte … endet mit der höhnenden Unterjochung des ungelenkeren Wortemachers oder brachial und, wird es ganz schwarz, in irrsinnigem Gelächter, hinter dem jene Untiefe sich auftut, aus der das Verbrechen lauert.
Walter Serner „Inferno“. Sirius, 1. Okt. 1915
Verheerend erfolglos, ist Serner immer noch auf dem Sprung. Jedesmal scheint es, als genüge ein letzter kleiner Schub und er springt.
Die Bedingungen sind glänzend. Erstklassige Kolportage. Früh Beute gelenkerer Wortemacher – Paul Morands in seinen Europa-Galanterien, Tristan Tzaras im Dada-Transfer Zürich-Paris, und wie sagt Franz Jung in den fünfziger Jahren? Allein aus dem „Pfiff um die Ecke“ könne man ganze Serien von amerikanischen Kriminalromanen herausstehlen. Intrigierender Lebenslauf: am Anfang der Übertritt des Juden zum Katholizismus, der ihm auch den Namen Serner einbringt, das Ende im Konzentrationslager, dem er mit seiner Frau durch Auswanderung nach Shanghai vergeblich zu entgehen suchte.
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