Fritz Mierau - Keller der Erinnerung

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In der Rückschau auf seine literarhistorische Arbeit erzählt der Zeitgenosse des 20. Jahrhunderts Fritz Mierau van den Potenzen der Sprache, vornehmlich der Sprache der russischen Poesie, unter den Bedingungen zweier scheiternder Sozialstrukturen, welche sich zum Ziel gesetzt hatten, mit den mörderischen Mitteln ihres Titanismus utopische Gesellschaftsmodelle zu erzwingen, die sich als Diktaturen erwiesen.

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Von den Jüngeren waren die drei von der Neuesten Jugend Cläre Jung zweifellos am nächsten gekommen. Sie hatten sie seit 1975 betreut und gepflegt und das hieß, ihr aus dem Neuen Deutschland vorzulesen, meist nur die Überschriften und die Todesanzeigen, und zum Schluß auch, sie zu säubern. Es war durchaus ein je besonderes Verhältnis, das sie zu der alten Frau fanden: ironisch distanziert das Peter Ludewigs, mitleidig das Andrea Czesienskis, skeptisch verehrend das Peter Fingers.

Peter Ludewig hatte ihr versprochen, bis zum Schluß bei ihr zu bleiben, und das hat er getan in einer Art Rollenspiel – er als Butler; der Dienst aber auch ein Zuhause. Sein Beitrag zur Chronik war der Text von 1981 für die Neueste Jugend, in dem er ein wenig beobachtetes Zeremoniell schilderte: Cläre Jungs Begegnungen mit ihrer jüngeren Schwester – wie sie sitzen und rauchen und zu Mittag essen und Mittagsschlaf halten, wieder sitzen und rauchen und meist schweigen. „Und die ältere raucht Zigarren, und die jüngere raucht Zigaretten. Und die jüngere bietet der älteren Feuer an. Und sie sitzen und schweigen. Und früher waren sie einmal Schwestern gewesen.“

Andrea Czesienski hatte nach dem Tod ihrer Großmutter Cläre Jung eher als eine Person empfunden, die – für sie ganz entscheidend – an deren Stelle getreten sei. Das Prädikat „Paradiesvögel“ fand sie falsch gewählt: „Es setzt, egal ob sich das Paradies vor oder hinter oder unter uns oder nirgendwo befindet, die Leute ins Unrecht. Macht sie klein.“ Im Rückblick verband sie Cläre Jungs Schicksal mit dem ihrer Freundin Gudrun Klatt, die sich als Germanistin – wie Andrea Czesienski selbst – auch für den Druck von „Stanislaw Tscherwinsky“ eingesetzt hatte. Als Cläre Jung zuletzt im Sterbezimmer eines Städtischen Krankenhauses lag – „ohne Zähne, ohne Zigarre, na mit neunundachtzig, was solls da noch“ – habe sie Abweisung im Gesicht gezeigt:

He, Genossen, ist denn hier keiner, der die alte Kämpferin ins Krankenhaus für die Regierenden bringen kann? War keiner da. Die neue Gemeinschaft, praktiziert bis in den Tod. Nicht bis in das Grab. Das schaufelte man ihr auf dem Friedhof der Sozialisten. Ein paar hundert Meter weiter liegt die mit siebenundvierzig an Krebs krepierte Gudrun Klatt. Zwei Jahre zuvor in einer Massenaktion zur mit jüngsten [!] Professorin der DDR ernannt. Stolz, glücklich, ergeben.

Gudrun Klatt habe – Geschenk ihrer Freundin Andrea – ein riesig vergrößertes Porträtfoto von Cläre Jung bei sich aufgehängt und zwei Kerzen darunter gestellt:

Das war wie ein Altar und Gudrun sagte Quatsch, doch kein Altar, aber die Zeit, das war eben meine Zeit. In einem Vorbestellungskatalog stand dann einige Jahre drauf: Akademie-Verlag, Gudrun Klatt, Vom Untergang mit der Moderne. Cläre und vor allem Franz hatten da ein Kapitel abbekommen und Gudrun konnte über den Untergang nicht so lachen. Es war der Umgang gemeint, nur der Umgang.

In dieser sarkastischen Reminiszenz dachte Andrea Czesienski allerdings zwei Texte ihrer Freundin zusammen, nämlich das Buch „Vom Umgang mit der Moderne“ von 1984 und den Beitrag zu dem germanistischen Gemeinschaftsunternehmen „Literarisches Leben in der DDR 1945-1960“ von 1979, in dem Gudrun Klatt u.a. Cläre Jungs „Sieben Nachtwachen“-Projekt vorgestellt hatte.

Das schwierigste Verhältnis, das Cläre Jung im Alter mit einem Menschen verband, war wahrscheinlich das mit Peter Finger. Da er seine Ausreise aus der DDR erwog und am Ende beantragte, war er nach dem Philosophiestudium auf einem Friedhof gelandet und kam als ein schon Ausgestoßener zu ihr. Aus Peter Ludewigs Munde wußte er von Cläre Jungs langen Erzählungen aus der alten Zeit, aber bei ihm habe sie manchmal zwei, drei Stunden nur geschwiegen. 1981 montierte er die Geburtstagszeitung Neueste Jugend und erklärte sie der Jubilarin wenige Wochen vor ihrem Tod. Kurz nach ihrem Tod verlieh er seinem Ausreiseantrag Nachdruck durch einen Besuch in der westdeutschen Vertretung, was ihm ein knappes Jahr Zuchthaus Brandenburg einbrachte. Freikauf und Abschiebung erlösten ihn aus der Pein. 1992 schrieb er uns in seinem Resümee der Zeit bei Cläre Jung:

… im Kommunismus mehr zu sehen als einen schäbigen Betrug fiele mir schwer, hätte ich Cläre nicht kennengelernt … eine denkbar zarte, hochbetagte und neugierige Frau … wer mit ihr zusammenkam, in ihrem Archiv stöberte, ihre Freunde, die wenigen, die noch lebten, kennenlernte, konnte wie ein Archäologe eine Ahnung bekommen, wie es in jenen interessanten Zeiten gewesen sein mag. Ludewig nannte sie deswegen auch ein lebendes Fossil. Ich spürte damals vor allem den starken Kontrast, der zwischen ihrer Lebendigkeit und dem Ausdruck Fossil bestand … ich benutzte diesen Ausdruck deswegen nicht. Aber er traf zu. Nur in jene Zeiten hatte ihre Gestalt gepaßt. Da hatte sie ihren Platz gehabt, das Leben mitgestaltet, an etwas gearbeitet, wofür wir, die Späteren, uns interessierten. Die Utopie. Als die Utopie Wirklichkeit zu werden begann, starb allmählich das Leben … Cläre war jugendlich, die Zeit, die Utopie waren gealtert. Der Blick, mit dem sie uns die Tür öffnete, war jung und neugierig … Jedem, den ihr Jung-Archiv interessierte, half sie gern. Es war vom Standpunkt der zur DDR geronnenen Utopie Feindmaterial, was Cläre da hatte … Ich hatte Cläre zu einer Zeit kennengelernt, als mir die DDR unerträglich zu werden begann … Dem Verlust an Selbstachtung, den mir das Leben in der DDR verursachte, konnte ich damals nicht anders entgehen als durch Ausreise. Cläre hatte für einen solchen Schritt nicht das leiseste Verständnis. Das brauchte sie auch nicht. Sie war aus einer anderen Zeit.

Wir widmeten diese Chronik 102 Zeitgenossen, die mit Cläre Jung „auf die eine oder andere Weise geistig verbunden sind“, unter anderen Dr. Dietger Pforte von der damaligen Berliner Senatsverwaltung für Kultur, der uns die Herstellung von 20 Exemplaren ermöglichte. Je ein Exemplar befindet sich im Cläre-Jung-Nachlaß der Stiftung Stadtmuseum Berlin sowie in den Franz-Jung-Nachlässen des Deutschen Literatur-Archivs Marbach und der Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin.

Unser Jung-Journal

Jung als ein Vordenker für die Auflösung

des Totalitären, was alle erfaßt.

Journal, 25. März 1989

In der Zeit des Zusammenbruchs der DDR geisterte Franz Jung durch unser Tagewerk wie nie zuvor. Vielleicht sollten wir in ihm unseren heimlichen Begleiter durch die Gefahren und Verführungen erkennen, die bei der schleichenden Auflösung eines Staatswesens drohen. Auf jeden Fall hat er uns mit seinen Erfahrungen aus mehreren ähnlichen Zusammenbrüchen im 20. Jahrhundert nach Kräften beigestanden.

Eingesetzt hatte das suggestive Geleit mit unserer Jung-Lesung anläßlich seines 100. Geburtstags. Veranstalter war die Majakowski-Galerie am Kurfürstendamm. Der Ausflug vom Prenzlauer Berg (Berlin, DDR) nach Charlottenburg (Besondere politische Einheit Westberlin) war nur möglich, weil wir in unserem Reisepaß über ein, wie das damals hieß, „Dienstvisum gültig für mehrmalige Ausreise“ verfügten, das wir auf Betreiben des Reclam-Verlags Leipzig für unsere Londoner Jung-Recherchen ausgestellt bekommen hatten. Mit kritischem Blick auf die Korrekturversuche der Perestroika, einer Revolution von oben, nannten wir unsere Lesung „Ist der Mensch fertig? Die russische Perspektive 1920. 1960. 1988“. Die Texte entnahmen wir dem Band „Briefe und Prospekte 1913-1963“, den wir eben für die Jung-Ausgabe in der Hamburger Edition Nautilus betreut hatten.

Den Ausgang dieses einjährigen Jung-Geleits bildete ein Vorfall, der nicht weniger symptomatisch war wie sein Einsatz: Franz Jung sorgte dafür, daß wir den Augenblick des Mauersturms im November 1989 verpaßten. Bis in die Abendstunden des 9. November, über die geschichtliche Zäsur 1853 Uhr hinaus, als Günter Schabowski auf die Frage eines italienischen Journalisten hin die Reisefreiheit für DDR-Bürger – „ab sofort“ – verkündete, hielt Jung uns in der Schaubühne am Lehniner Platz fest. Ahnungslos verfolgten wir die Proben zu seinem Stück „Heimweh“ von 1926.

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