Fritz Mierau - Keller der Erinnerung

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In der Rückschau auf seine literarhistorische Arbeit erzählt der Zeitgenosse des 20. Jahrhunderts Fritz Mierau van den Potenzen der Sprache, vornehmlich der Sprache der russischen Poesie, unter den Bedingungen zweier scheiternder Sozialstrukturen, welche sich zum Ziel gesetzt hatten, mit den mörderischen Mitteln ihres Titanismus utopische Gesellschaftsmodelle zu erzwingen, die sich als Diktaturen erwiesen.

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Noch in Charlottenburg, wo wir auf dem Rückweg in den Prenzlauer Berg die S-Bahn nahmen, deutete nichts auf den Eklat. Kaum aber erreichte unser Zug Zoo, da stürmte eine Menge aufgeregter Leute ins Abteil, die in eigentümlich gleicher Hochstimmung wie trunken einander kurze Sätze zuriefen oder vor sich hin lächelten und alle miteinander bekannt zu sein schienen. Diskreter und zugleich vertrauter als eine Fan-Gemeinde, so als kenne man sich zwar erst kurz, sei sich aber in einem entscheidenden Punkt einig. Eine Gesellschaft, die etwas verband, wovon wir nichts wußten. Wir hörten nur von Hämmern reden. Von was für Hämmern wohl?

Der Tonus stieg von Minute zu Minute, bis sich am Bahnhof Friedrichstraße der ganze Zug auf einen überfüllten Bahnsteig entlud. In die unterirdischen Kontrollgänge gepreßt, gerieten wir in ein heilloses Gewühl. Man hielt sich mit Mühe auf den Beinen. Kein Gedanke mehr an Paßkontrolle. Es mußten die Auswirkungen eines ungeheuren Bebens sein. Zurück am Prenzlauer Berg, hörten wir dann über alle Sender und Kanäle die Botschaft, die das Schicksal der totalitären Regimes in Rußland und Osteuropa besiegelte.

Der Rausch des Augenblicks – wegen Jung verpaßt. Als bedürfte es angesichts einer weiteren Sicht nicht dieses kurzen Rauschs. Als verschleiere der Rausch des Augenblicks nur den größeren Triumph, den Menschen wieder einmal aus seinen totalitären Perfektionsträumen geweckt und auf sich selbst zurückverwiesen zu sehen. „Heimweh“ in der Schaubühne statt Freudentaumel am Brandenburger Tor. Kein Zufallscoup, sondern ein von langer Hand vorbereiteter Tausch?

Obwohl wir von Franz Jung seit über 30 Jahren wußten und 20 Jahre bei Jungs zweiter Frau, Cläre Jung, verkehrt hatten, muß die geistige Präsenz des Mannes 1988/1989 noch einmal so stark gewesen sein, daß wir beschlossen, ein Journal über Jungs einzelne „Auftritte“ zu führen. Erste Eintragung am 8. November 1988, letzte Eintragung am 18. Oktober 1989. Reichlich 100 Seiten eines DIN A4-Diariums.

Heute liest sich der Auftakt unseres Journals 1988/1989 wie der Entwurf unseres Jung-Bildes, das sich von den sonst gezeichneten Jung-Bildern immer noch ziemlich unterscheidet:

Einheitsauffassung: Nicht das Aufeinanderhocken, sondern Ausweichen, Abtrennen; positiv: Bewegungsfreiheit, Ausfüllen des Raumes; Verbundenheit im Denken;

Gewinnen der eigenen Ordnung, Wertehierarchie und Topographie = Zeitlosigkeit gegen Beschleunigung und Abschnürung …

Kreativität ist das unablässige Ausweichen.

Die folgenden Aufzeichnungen im „Journal“ befragten und gliederten den Entwurf, prüften ihn an Begegnungen mit Leuten aus Jungs wechselnden Lebenskreisen in Berlin, Stuttgart, Hamburg, London und Paris, erwogen neue Jung-Editionen, bis sie sich am Ostersonnabend 1989 in einigen Sätzen konzentrierten, die sich als ihre geistige Mitte erweisen würden:

Jung als ein Vordenker für die Auflösung des Totalitären, was alle erfaßt.

Polyzentrismus: Formen sehr verschieden/gleichberechtigt, dies von Jung durchprobiert.

„Lebensformen“ statt Experimente.

Ob uns die Doppelbedeutung des Relativanschlusses damals bewußt war, ob wir mit der Notiz wirklich meinten, das Totalitäre erfasse alle, seine Auflösung aber auch, ist nicht mehr festzustellen. Erfahren haben wir es jedenfalls so. Tatsächlich haben wir es Franz Jung zu verdanken, daß die gefährlichste Wahnidee totalitären Denkens im Nachkriegsdeutschland nicht von uns Besitz ergriff – die Idee von den zwei Deutschlands, dessen eines, das bessere kleine, Vorbild und Experimentierfeld für das künftige ganze Deutschland sei. So wenig Jung selber sich aus Deutschland machte, so sehr er Italien, die USA, Frankreich oder gar die Oaxaca-Wüste als Arbeitsstätte vorzog, er war seiner geistigen Herkunft und lebenslangen literarischen Anstrengung nach ein deutscher Dichter. Er war weder „Ost“ noch „West“. Den Bau der Berliner Mauer hat er nirgends erwähnt, als lohne es sich nicht, ein so ephemeres Ereignis überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Will man es paradox, so sei daran erinnert, daß er vom Bundespräsidenten Theodor Heuß eine 1000-DM-Ehrengabe entgegennahm und kurz darauf mit dem Gedanken spielte, „nach Hause“, nämlich in die eingemauerte DDR zu gehen. Oder unter größerem Aspekt: Von einer kleinen USA-Rente lebend schrieb er seine dezidiert prorussische Autobiographie, die er ursprünglich „Deutsche Chronik“ nannte.

Wer sich auf diesen Mann verwiesen fand, war gegen die beiden Arten deutscher Borniertheit gefeit, die einander in nichts an Unfruchtbarkeit nachstehen – gegen die Selbstüberhebung wie gegen die Selbstunterschätzung. Im Ernst auf zwei Deutschlands bestehen zu wollen, war doppelt borniert, Hybris und Minderwertigkeitskomplex in einem Wechselspiel, das alles Selbstbewußtsein und alle Kreativität tötete.

Praktisch funktionierte Jungs Geleit denkbar einfach. Man mußte nur entschlossen jede Gelegenheit wahrnehmen, die mit Jung befaßten Leute zu treffen. Cläre Jung und ihr Archiv boten da die schönsten Möglichkeiten. Bei ihr lernten wir nicht nur alte Freunde Jungs kennen, sondern mehrere Generationen von Jung-Lesern und Jung-Forschern, die sich Lektüre oder Rat holten. Entscheidend war Ende der siebziger Jahre die Begegnung mit Walter Fähnders, Helga Karrenbrock und Martin Rector, die sich seit Anfang der Siebziger um die Wiederherausgabe Franz Jungs bemühten. 1974 veröffentlichten Fähnders und Rector ihre Arbeit über „Linksradikalismus und Literatur“. Walter Fähnders hat in seinem Engagement für Jung über dreißig Jahre nicht nachgelassen. Mit Rembert Baumann hatte Walter Fähnders wesentlichen Anteil an der von Lutz Schulenburg als Editor betreuten 14bändigen Jung-Ausgabe der Hamburger Edition Nautilus, die jetzt abgeschlossen wurde. Und erst kürzlich hat er mit der Herausgabe der verschollen geglaubten Budapest-Novelle „Die Verzauberten“ und der Dokumentation „Vom ‚Trottelbuch’ zum ‚Torpedokäfer’“, einer Gemeinschaftsarbeit mit Andreas Hansen, die Jung-Lektüre und Jung-Debatte neu angeregt.

Durch Walter Fähnders lernten wir auch Wolfgang Storch kennen, 1977 war es wohl, der fortan Franz Jung in alle seine Arbeitsbücher hineinkomponierte; 1979 etwa nahm er den Text „Die Tochter“, eine Montage zum Schicksal von Franz Jungs Tochter Dagny aus seiner ersten Ehe mit Margot Jung, in den Geländewagen I Berlin auf, ein Lesebuch zu Heiner Müllers fünfzigstem Geburtstag.

Walter Fähnders und Wolfgang Storch haben viele Male zu Gesprächen und Vorträgen eingeladen, die Reisegenehmigung der DDR-Behörden blieb bis 1986 immer aus. Glücklicherweise gehörte die DDR aber dem Weltpostverein an, so daß, wenn bekanntlich auch sicherheitspolitisch überwacht, der Austausch nicht abbrach. Endlich ergab sich doch eine schöne Zusammenarbeit mit Wolfgang Asholt und Walter Fähnders, als die beiden sich für ihren Band „Arbeit und Müßigang 1789 bis 1914“ einen Text über Iwan Gontscharows „Oblomow“ vorstellen konnten. Unter dem 27. Juli 1989 im „Journal“ die Notiz: „Oblomow: Müßiggang in Rußland. Verlangen und Befugnis.“

Im Laufe dieses Austauschs, vor allem bei der gemeinsamen Arbeit an der Franz-Jung-Ausgabe der Edition Nautilus, stießen wir auf eine Fülle von Jung-Bildern, die unserem Jung-Bild nicht ähnelten.

Wir folgten nicht dem Projektemacher, Parteigründer, Abenteurer, Schiffsentführer, dem Trinker und Seelenexperimentator, nicht dem Mann hinter den Kulissen, nicht dem Mann, der irgendwelche Lernprozesse nicht durchgehalten hatte, kaum auch dem geheimnisvollen, immer abwesenden, schwierigen, am Ende aber doch besorgten Vater, wie ihn gerade sein Sohn Peter aus der Ehe mit Harriet Jung in dem mit Annett Gröschner zusammen verfaßten Buch „Ein Koffer aus Eselshaut“ darstellt. Und wir folgten schon gar nicht dem großen Versager, als den er sich seit je her gern selber gesehen hatte.

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