Rose Hardt
Im Schatten der Erinnerung
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Inhaltsverzeichnis
Titel Rose Hardt Im Schatten der Erinnerung Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1 Kapitel 1 *** „ Keine Schuld ist vergessen, solange noch das Gewissen um sie weiß.“ (Stefan Zweig) ***
Die Gedanken sind frei
Traummänner fallen nicht vom Himmel
Rachegelüste
Carins Traum von Afrika
Mord ist auch keine Lösung
Schicksalsfügung
Gewissensbisse
Das Herz hat keine Hintertür
Ausgleichende Gerechtigkeit!?
One-Way-Ticket to Afrika
Wenn aus Liebe Hass wird
Grausame Tat auf Borealis
Alles ist gut
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Impressum neobooks
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„ Keine Schuld ist vergessen,
solange noch das Gewissen um sie weiß.“
(Stefan Zweig)
***
Das Leben ist nicht immer eitel Sonnenschein. Oftmals steht das Barometer auf Sturm, dunkle Wolken trüben dann unser Gemüt und die Gegenwart ist alles andere als berauschend. Es gibt weder eine Garantie auf Glück, noch auf bunte Träume. Liebesbeziehungen gehen immer wieder in die Brüche, langjährige Ehen scheitern und geliebte Menschen verlassen uns oder sterben. Letztendlich hat der vom Schicksal Gebeutelte nur die Wahl zwischen Resignation oder hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.
Luisa, Carin und Pauline trafen sich wöchentlich im Philosophen-Café auf dem Uni-Campus, meist saßen sie im hinteren Teil des Cafés, weil es dort ruhiger war und sie in aller Ruhe und über alles reden konnten. Irgendwann hatte der Besitzer die wahnwitzige Idee das Café zu modernisieren, und ausgerechnet im hinteren Teil des Cafés kürzte er Tischbeine und tauschte Stühle gegen bunte Poufs aus.
„Oha“, bemerkte Luisa als sie sich auf einem der Poufs niederließ, „bequem ist anders.“
„Sicherlich Absicht, wir sollen ja keine Wurzeln hier schlagen, sondern Umsatz bringen“, bemerkte die mollige Pauline.
Pauline war Mitte vierzig, hatte Journalismus studiert und arbeitete seither als freie Journalistin für den Stadtanzeiger. Nach mehreren gescheiterten Beziehungen war sie schließlich bei ihrer kranken Mutter wieder eingezogen – was sich recht bald als Fehler herausstellte. Pauline tröstete seither ihr Seelchen mit Schokolade und träumte von einem starken Ritter der sie endlich aus dieser Situation befreien würde.
Carin schien das alles nichts auszumachen, mit sichtlichem Vergnügen beobachtete sie die beiden Freundinnen und lachte, „also ich weiß gar nicht was ihr habt, ich finde die Sitzkissen ganz okay“, wobei sie auf ihrem Pouf, wie ein Teenager, auf und ab hüpfte.
Carin war Anfang fünfzig, schlank, gutaussehend und stammte, wie sie selbst zu scherzen pflegte, aus einem guten Stall. Sie hatte einige Jahre in London gelebt, war mit einem Rechtsanwalt verheiratet und Mutter zweier Söhne. Nach ihrer Scheidung ist sie nach Deutschland zurückgegehrt, seit dieser Zeit arbeitete sie als Sekretärin an der gleichen Fakultät wie Luisa.
„Verflucht, warum können wir uns nicht auf die Stühle setzen“, empörte sich Luisa nach einer Weile des unbequemen Sitzens, „meine Beine sind schon eingeschlafen und mein Hintern schmerzt wie sonst was.“
„Fünf Kilo mehr auf den Rippchen und der Schmerz wäre nicht vorhanden“, murrte die schlechtgelaunte Pauline.
Carin klatschte in die Hände, „also gut, meine Damen, dann lasst uns dort drüben an den Tisch, mit den schönen bunten Polsterstühlen, wechseln – vielleicht hebt das ja eure Stimmung“, fügte sie kopfschüttelnd an.
Pauline verdrehte genervt die Augen und kämpfte sich mit ihrem Übergewicht von dem tiefen Sitzkissen hoch.
Carin nützte die Gelegenheit und klopfte spaßeshalber auf ihren Allerwertesten, legte den Kopf in den Nacken und lachte dabei vergnügt auf.
„Ich hasse dich, wenn du so bist“, bemerkte Pauline und ließ sich auf den Stuhl mit dem türkisfarbenen Polster fallen.
„Wie bin ich denn?“, hakte Carin nach und kniff dabei freudig in Paulines Hüftspeck.
„Autsch“, quietschte Pauline auf, „genau das meine ich. Du bist eine ekelhafte Sadistin!“
Luisa warf Carin einen strafenden Blick zu, „muss das denn sein?“
„Hey, keep cool, Mädels“, versuchte Carin nun die beiden mürrischen Freundinnen zu besänftigen, „lasst uns einen Secco trinken, danach könnt ihr mir erzählen was denn so schlimm in eurem Leben ist.“
Und noch bevor Carin weiter ihre überschüssige Energie an der molligen Pauline auslassen konnte, zischte sie ihr entgegen: „hör auf! Ich warne dich!“
„Also wirklich, Carin“, bemerkte Luisa, „da stimme ich mit Pauline vollkommen überein, du hast schon eine sadistische Ader!“
„Und weil ich so ein Scheusal bin“, lachte Carin, „geht der Prosecco heute auf mich“, anschließend schnippte sie nach dem Kellner, um die Bestellung aufzugeben.
„Bist du ja auch“, knurrte Pauline beleidigt.
„Jetzt ist’s aber mal gut“, lenkte Luisa ein und trat Pauline unterm Tisch ans Bein.
Kurz schien die Stimmung unter den Dreien zu kippen, doch als der gutaussehende Kellner mit der Flasche und den klirrenden Gläsern auf den Tisch zusteuerte, war plötzlich Ruhe – alle sahen mit verzückter Miene dem Kellner entgegen.
„Oh, ein neuer Kellner? Passend zu der neuen Einrichtung!“, flüsterte Carin hinter vorgehaltener Hand, „charmant, charmant!“
Bei seinem Anblick kippte Paulines Kinnlade sogleich nach unten – ganz offensichtlich sah sie in ihm mal wieder den starken Ritter, der sie aus ihrem tristen Leben befreien würde.
Luisa drückte mit dem Zeigefinger diskret Paulines Kinnlade wieder hoch.
Der Kellner, der sich seines guten Aussehens bewusst war, hatte sofort auf die Blicke der Damen reagiert und machte den Weg unter seinen Füßen zum Catwalk. Tänzelnd, das Serviertablett auf seiner rechten Hand balancierend, steuerte er breit grinsend auf die drei Freundinnen zu. Das Schauspiel ging am Tisch dann weiter. Während er den Korken bewusst langsam aus der Flasche zog, sah er die Damen der Reihe nach an, mit einem anzüglichen Grinsen ließ er schließlich den Korken knallen, dieser schoss zur Decke, dann zurück und landete direkt in Paulines Schoß.
Pauline wurde rot bis über beide Ohren, blitzschnell entfernte sie den Korken aus ihrem Intimbereich.
„Hm … war das nun ein Zufalls- oder Schicksalstreffer?“, scherzte Carin und lachte sich einen Ast darüber.
Der Kellner fühlte sich sogleich animiert und zwinkerte der molligen Pauline zu.
„Oha“, meinte Carin augenzwinkernd.
Paulines Gesicht war mittlerweile purpurrot und auf ihrer Stirn stand geschrieben: seht mich bitte nicht so an!
Als der Kellner seine Arbeit verrichtet hatte, schlenderte er, wohlwissend, dass alle Augen auf seinen knackigen Hintern stierten, zum Tresen zurück.
„Irgendwoher kenne ich den Kellner“, bemerkte Luisa und zog dabei die Stirn nachdenklich in Falten, „ich weiß nur nicht woher.“
„So ein Angeber“, kommentierte Pauline naserümpfend seinen Abgang.
„Na, von der Bettkante würde ich ihn jedenfalls nicht stoßen“, schmunzelte Carin, und als sie Paulines Augenrollen bemerkte, erhob sie ihr Glas, prostete ihr zu und sagte: „Brave Mädchen kommen in den Himmel und böse, ja, liebes Paulinchen, die kommen überall hin!“
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