Fritz Mierau - Keller der Erinnerung

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In der Rückschau auf seine literarhistorische Arbeit erzählt der Zeitgenosse des 20. Jahrhunderts Fritz Mierau van den Potenzen der Sprache, vornehmlich der Sprache der russischen Poesie, unter den Bedingungen zweier scheiternder Sozialstrukturen, welche sich zum Ziel gesetzt hatten, mit den mörderischen Mitteln ihres Titanismus utopische Gesellschaftsmodelle zu erzwingen, die sich als Diktaturen erwiesen.

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Mit diesem geschwinden Blick über die Zeiten hat Viktor Schklowski viele Male Vorschläge gemacht, die er, wenn Zweifel an ihrer political correctness aufkamen, auch sofort wieder zurückzog – soll man sagen: kapitulierend korrigierte?

Völlig ungeschützt und unbekümmert um Begriffsgeschichte wie seinerzeit bei der Erfindung seines „Scharfsinns“ kreierte Schklowski ein sowjetisches Barock und definierte es als das „Leben des intensiven Details“, zu entdecken in Eisensteins Filmen „Oktober“ und „Mexico“, vorher in der Prosa Babels und Mandelstams. Groß ausgeprägt finde es sich in der südrussisch-ukrainischen Schule – Odessa als geistige Lebensform. Dieser Üppigkeit folge nun eine neue Einfachheit. Doch damit nicht genug. Kurz darauf verkündete Schklowski auf dem Schriftstellerkongreß 1934 einen neuen Sentimentalismus. Nicht daß das unbedingt zutraf. Immerhin attackierte er eine falsche Einfachheit und nach Schklowskis Partisanenstückchen verstummte die Debatte darum nie ganz.

Mit dem phänomenalen Blick für Parallelen, Vorläufer, Matrizen erkannte Schklowski in neuen Texten sofort die entsprechenden Anleihen. Oksana Bulgakowa hat in ihrer Eisenstein-Biografie auf eine schöne Episode aus dem Jahr 1941 aufmerksam gemacht. Schklowski, der ursprünglich für Eisenstein das Libretto zum „Iwan Grosny“ schreiben sollte, fand, nachdem der Regisseur es in kirchenslawisch stilisierten Versen selbst verfaßt hatte, unmittelbar die Muster aus „Rigoletto“ und Dumas’ „Musketieren“. Auch fand er das Schema der Propagandafilme zur Bekämpfung der Parteiopposition wieder.

Was Schklowskis letzte Kapitulation angeht, so verbarg sich dahinter natürlich jene erste grundsätzliche Entscheidung, in die er 1923 „Zoo“ münden ließ: „Das russische Berlin fährt nirgendshin … Es hat kein Schicksal … Es ist falsch, daß ich in Berlin lebe …“ Zwar ging es in der Debatte mit Roman Jakobson zunächst um Majakowskis Rang und die Gründe für seinen Selbstmord sowie um die Bedeutung einer subtilen Linguistik für die Poetik; biographisch war das mit dem Scheitern seiner vierzigjährigen Freundschaft mit Roman Jakobson verbunden – die letzte zweimalige Umarmung verband die beiden 1956 auf dem Moskauer Flugplatz, Jakobson würde ihrer sehnsüchtig gedenken. Doch worum es eigentlich ging und was Viktor Schklowski nicht wahrhaben wollte, war dies: Das russische Berlin, die russische Emigration hatte sehr wohl ein Schicksal, ein bedeutendes Schicksal, wovon Roman Jakobsons Werk das beredteste Zeugnis ablegte. Daß die Antwort auf die Bitte: „Sei mein Richter, Roma“ so ausfallen könnte, war nicht vorauszusehen gewesen.

Nur einer unter all seinen Zeitgenossen hat bei größter Nähe die entschiedene Distanz gewonnen, die es braucht, um diesen Mann in die Ewigkeit zu projizieren: Ossip Mandelstam. Mandelstam gehörte zu den frühen Bewunderern Schklowskis in Petrograd und während der Verfolgungen der dreißiger Jahre waren die Schklowskis diejenigen, bei denen die Mandelstams immer Zuflucht fanden und Gelegenheit, seinen Geist frei walten zu lassen, nicht nur weil beide Familien in der Nastschokinski pereulok wohnten.

„Sein Kopf“, schrieb Mandelstam in einem Text der letzten Jahre, „erinnert an den weisen Schädel eines Säuglings und eines Philosophen. Ein lachendes und denkendes Schilfrohr. Ich stelle mir Schklowski dozierend auf dem Theaterplatz in Moskau vor. Die Menge umringt ihn und lauscht ihm wie einer Fontäne. Der Gedanke strömt ihm aus Mund, Nase und Ohren, strömt in gleichmäßigem Strom – immer neu und sich immer gleich. Alles verändert sich, auf dem Platz entstehen neue Gebäude, aber der Strahl strömt immer gleich aus Mund, Nase und Ohren. Die Fontäne war für das fünfte Jahrhundert nach Christi Geburt, was für uns der Kinematograph ist. Der Auftrag ist der gleiche. Schklowski steht auf dem Platz zur Unterhaltung der Zeitgenossen, doch sein Lächeln zeugt von der sprühenden kynischen Gewißheit, daß er uns überleben wird.

Er braucht eine Umrandung aus leichtem porösen Tuff. Er hat es gern, wenn man ihn stört, mißversteht und sich zurückzieht. Schklowskis Lächeln sagt: es geht alles vorüber, nur ich versiege nicht. Denken ist ein fließendes Gewässer.“

„doch bin ich nicht wölfischen Bluts“

Welterfahrene Häuslichkeit bei Ossip Mandelstam

Sagt, Freunde, saßen wir

schon in Walhalla,

Wo wir zusammen unsre Nüsse knackten?

O. M. „An die deutsche Sprache“

Unbehaust bis an sein Lebensende ist Ossip Mandelstam der Dichter der Häuslichkeit gewesen. Einer welterfahrenen Häuslichkeit, einer von „Zeit und Weite umhüllten“ Häuslichkeit, die ihn nicht nur den „Huf- zum Fingerring“ zusammenschließen und die verknoteten Tage zu Flöten fügen, sondern noch die Macht preisen hieß, die ihn tötete – vernichtend preisen. Die beiden Josephs des 20. Jahrhunderts, der Dichter und der Diktator, Ossip und lossif, Auge in Auge – wie der Dichter das angekündigt hatte:

Und zu ihm – in sein Herz, in sein Innres –

in den Kreml ging ich ohne Schein.

Deutsch von Roland Erb

Nichts strenger, verführerischer, gefährlicher als das. Kein Wunder, daß sich Mandelstam nur mit Furcht der Aufgabe stellte, mit der Furcht, die jede Initiation, jede Einweihung begleitet.

Ossip Mandelstam – unbehaust.

Wohl gab es Wohnungen, der Adresse nach, richtiger Unterschlupf, Zuflucht, endlich Haft, nie aber ein Heim, das selbst die ewigen Vagabunden unter den russischen Dichtern – Majakowski, Jessenin – zu Zeiten genossen, und sei es durch die Gunst und Fürsorge ihrer Gefährtinnen. Nicht einmal zu einer budka würde es reichen, zu der es Anna Achmatowa noch spät brachte, jener winzigen Behausung in Komarowo, die die Dichterin „budka“ taufte, womit je nach Vorstellungskraft ein Schilderhaus, ein Bahnwärterhäuschen oder eine Telefonzelle aufgerufen sein konnte. Ganz zu schweigen von einem richtiggehenden Dichteranwesen, wie es Alexander Blok aus Familien- oder Boris Pasternak aus Staatsbesitz neben der Stadtwohnung zur Verfügung stand.

Und ich sag dir mit der letzten

Ehrlichkeit

hört man den Dichter sagen:

Alles Quatsch und Cherry Brandy,

Engel mein.

Deutsch von Rainer Kirsch

Als sollte mit der Bürde eines Lebens von „kultureller Rente“, derer er sich durch die Revolution von 1917 entledigt fühlte, auch noch der gewohnte Raum aufgegeben sein, in dem diese „Rente“ empfangen und verzehrt wurde – die Wohnung.

Städter und Freund der Städter, war Ossip Mandelstam ein Stadtnomade. Von den drei Dutzend Adressen seiner Aufenthalte gelangt nur ein Straßenname ins Gedicht. Aber wie! Es ist der Name der Linienstraße in Woronesh, der südrussischen Stadt, in der er 1934-1937 seine dreijährige Verbannung verbüßt. Von „Linie“ und „Lilie“, wie Mandelstam auf „Linie“ reimt, sei bei dem, der da einst zur Untermiete wohnte, nichts zu spüren gewesen; die Straße, die nun Mandelstam-Straße heiße, erinnere eher an jama, nämlich Grube, Loch und heiße gerade deshalb nun nach diesem Mandelstam.

Wie, mein Herr, heißt die Straße dort?

Ossip-Mandelstam-Straße.

Gottseibeiuns, was für ein Wort!

Es verdreht sich im Mund sofort:

Krumm klingt das, statt gerade.

Nie war an ihm eine Linie klar.

Wie er, Herr, nie eine Lilie war.

Darum heißt dort die Straße auch –

Besser: diese Kuhle im Schlamm –

Immer noch (Namen sind selten Rauch)

Nach eben dem Mandelstam.

April 1935

Deutsch von Rainer Kirsch

Und das eine Mal, das Ossip Mandelstam über eine eigene Wohnung verfügte – Moskau, Nastschokinski pereulok Haus 2, Wohnung 34, vier Treppen, zwei Zimmer mit Bad, Telefon – war es nur, um nach wenigen Monaten Mitte Mai 1934 daraus verhaftet zu werden und selbst das geliebte karge Leben als Stadtnomade verwehrt zu bekommen.

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