Fritz Mierau - Keller der Erinnerung

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In der Rückschau auf seine literarhistorische Arbeit erzählt der Zeitgenosse des 20. Jahrhunderts Fritz Mierau van den Potenzen der Sprache, vornehmlich der Sprache der russischen Poesie, unter den Bedingungen zweier scheiternder Sozialstrukturen, welche sich zum Ziel gesetzt hatten, mit den mörderischen Mitteln ihres Titanismus utopische Gesellschaftsmodelle zu erzwingen, die sich als Diktaturen erwiesen.

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Als Boris Pasternak ihn zur Wohnung mit den Worten beglückwünscht: „Nun können Sie aber Gedichte schreiben!“ antwortet Mandelstam mit einem Schmähgedicht auf die „böse Moskauer Wohnung“, darin die Verse:

Die Wohnung: papierene Stille,

Wie hohl, ohne jegliche Zier –

Nur hörbar, wie’s gluckert, verrinnend

Im Innern, im Röhrengewirr.

Die Habe geordnet, in Schachteln,

Erstarrt dieser Frosch: Telephon,

Die weit schon gewanderten Sachen –

Sie wollen nur raus und davon!

———

Noch frecher als Komsomol-Banden,

Noch gröbres Getön als die Herrn,

Die Schulbänke drücken im Lande,

Um Henkern das Zwitschern zu lehrn.

———

Nur ein Tinten- und Blutspurvermischer

Wär würdig des mißratenen Dachs.

Deutsch von Ralph Dutli

Unbehaust wie er war, unbehaust ist er auch mit und in der Wohnung geblieben. Sein Los war: Nächtliche Verhaftung, Untersuchungs-gefängnis, Selbstmordversuch, Urteil: drei Jahre Verbannung im Nordural, die 2000-km-Fahrt nach Tscherdyn, Verfolgungswahn, der Sprung aus dem Fenster der Psychiatrie, Revision des Urteils auf Ansiedlung im zentraler gelegenen südrussischen Woronesh, 2000 km zurück vom Nordural ins Schwarzerdegebiet, drei Jahre Woronesh, danach wenige Tage in Moskau, Ausweisung nach Kalinin, das alte Twer, 200 km nordwestlich von Moskau. Am 15. Mai 1937 war die Verbannungsfrist beendet gewesen, am 3. Mai 1938 wird der Dichter erneut verhaftet und drei Monate später zu fünf Jahren Arbeitsbesserungslager verurteilt wegen angeblicher konter-revolutionärer Tätigkeit. Transport über 10 000 km nach Wladiwostok per Eisenbahnwaggon; Ziel ein Durchgangslager, um weitere 2000 km per Schiff nach Magadan und weiter über Land ins Kolyma-Gebiet verbracht zu werden. Doch dazu kam es nicht mehr. Um den 10. November 1938 der letzte Brief aus der Baracke II des Transitlagers bei Wladiwostok. Am 27. Dezember stirbt Ossip Mandelstam in Kälte, Hunger und Krankheit. Offiziell bestätigte Todesursache: Herzstillstand, Arteriosklerose. Das Grab des Dichters in einem Massengrab. Ossip Mandelstam – unbehaust.

Bedächtest du, was an die Welt dich bindet,

Du glaubtest selbst dir nicht: Gespinste nur.

Ein Schlüsselchen zur nächtlich-fremden Tür,

Für zehn Kopeken Silber in den Taschen

Und Fotos, die du heimlich bei dir trägst.

Deutsch von Ralph Dutli

Nie Gesellschaften, Dichterrunden, keine Schule, kein Jubiläum zu Lebzeiten, keine Preise, nie Krönung zum „König der Poesie“, nicht die Gemälde- oder Andenkensammlungen des Kunstfreunds und Weltenbummlers, kein Schreibtisch, kein Archiv, kaum die eigenen Manuskripte zusammengehalten – ein Leben im Wort, im Gedicht, im Gespräch, ja im Gerundivum, wie er einmal sagt:

In welcher Zeit möchtest du leben?

– Ich möchte im imperativen Partizip des Futurums, in der passiven Handlungsart leben – im „Zu-Werden-Haben“.

So kann ich atmen. So will es mir gefallen. Da ist das Ehrgefühl des Reiters, banditisch, aufgesessen. Deshalb gefällt mir ja auch das prächtige lateinische „Gerundivum“ – dieses Verb auf dem Pferderücken.

Ja, der lateinische Genius schuf, als er jung und gierig war, eine Form der imperativen Zugkraft des Verbs als das Urbild unserer ganzen Kultur – und es ist nicht nur die „Zu-Werden-Habende“ [Kultur], sondern auch die „Gelobt-zu-Werden-Habende“ (laudatura est), die mir gefällt …

Ossip Mandelstam – unbehaust.

Welche Freiheit.

Welcher Anspruch.

Welcher Vorsatz.

Als Dichter war er überall zu Hause; er war heimisch, wo er nur sprechen konnte, flüstern, die Lippen rühren, murmeln.

Genommen habt ihr mir: die Meere, Lauf und Flug,

Und gabt den Schritten Zwang der Erde, ihrer Lehme.

Und was habt ihr erreicht? Erfolg und Glanz genug:

Die Lippen rühren sich, ihr könnt sie mir nicht nehmen.

Deutsch von Ralph Dutli

Nicht zu nehmen war ihm, was er die „imperative Zugkraft des Verbs“ nannte, das „Aufgesessen“ seines Loblieds auf die geliebte Verbform Gerundivum. Paul Celan, der Ossip Mandelstam die „Niemandsrose“ widmete und ihn als seinen Bruder grüßte, „Bruder Ossip“, hat in seinem Essay über den Dichter diese Vorliebe Mandelstams für das „Verb auf dem Pferderücken“ als eine mögliche Deutung des Gedichts überhaupt beschrieben: Gedichte

… sind ja zugleich auch, unter wie vielen anderen Wegen, Wege, auf denen Sprache stimmhaft wird, es sind Begegnungen, Wege einer Stimme zu einem wahrnehmenden Du, kreatürliche Wege, Daseinsentwürfe vielleicht, ein Sichvorausschicken zu sich selbst … Eine Art Heimkehr.

Gewinn und Gewähr von Häuslichkeit, könnten wir hinzufügen.

Welche Freiheit.

Welcher Anspruch.

Welcher Vorsatz.

Nicht zufällig ist es Ossip Mandelstams hoch gerühmte Gesprächskunst, seine Schlagfertigkeit, seine ganz Puschkinsche Causerie, das „warme Licht“ „mündlicher Lehre“, wie er einmal sagt, die die Erinnerung seiner Zeitgenossen an ihn beherrscht. Er brauchte – und das war der Anspruch, die Garantie der Freiheit – den Partner, den Gesprächspartner. Nikolai Punin, ein bedeutender Petersburger Kunsthistoriker, Anna Achmatowas späterer Mann, der die Dichterin und Ossip Mandelstam aus ihrer frühen Zeit kannte, hat das Ereignis eines Mandelstam-Gesprächs groß beschrieben:

Seine langen Wimpern gesenkt, hörte er seinem Gesprächspartner zu, als lausche er nicht den Worten, sondern einem etwas, das sich hinter den Worten des Redenden verborgen hielt; vielleicht kamen deshalb seine Entgegnungen häufig so überraschend und im Ton eines gewissen Befremdens, als fragte er eher als daß er antwortete. Selbst mittelmäßige Leute verwandelte das Gespräch mit ihm in Partner einer Improvisation in einem besonderen seelischen Raum.

Scharfsinnig, doch ohne Schärfe, findig, ja verwegen, dabei behutsam und taktvoll forderte Mandelstam den Gesprächspartner heraus, nahm aber sofort selber die Herausforderung von der anderen Seite her an, gleichsam während des Gesprächs die Seiten wechselnd. Ein schönes Gesicht hatte er nicht, war aber gewinnend und – bezaubernd, besonders wenn er die Augen zukniff und seinen Kopf leicht neigte wie ein Vogel. Später war ich oft Zeuge der Unterhaltungen zwischen Mandelstam und Anna Achmatowa: das war ein glänzendes Gespräch, das mich mit Bewunderung und Neid erfüllte. Stundenlang konnten sie miteinander reden, ohne irgend etwas Bemerkenswertes zu sagen, aber das war ein poetisches Spiel von solch hoher Spannung, die mir völlig unerreichbar blieb. Die Mandelstam mehr oder weniger gut kannten, nannten ihn alle „Oska“, dabei war er empfindlich und feierlich, die Feierlichkeit war wohl das Charakteristischste seiner Geistesart – dieser kleine frohlockende Jude war erhaben wie eine Fuge!

In seinem „Gespräch über Dante“ hat Ossip Mandelstam das von Nikolai Punin beschriebene Mysterium des Gesprächs ins Bild einer Flußüberquerung gefaßt:

Man muß immer in der ganzen Breite über den Fluß, der voll ist von schnellen und in verschiedene Richtungen strebenden chinesischen Dschunken – so entsteht der Sinn poetischer Rede. Man kann ihn nicht wie eine Marschroute durch Befragen der Schiffer rekonstruieren: sie sind außerstande zu erzählen, wie und warum wir von Dschunke zu Dschunke sprangen.

Der Fluß, der da überquert werden mußte, konnte gar nicht breit genug sein. Je größer die Distanz, je ferner und unbekannter der Gesprächspartner, desto schöner die Aussicht, im Vers etwas Unerwartetes sagen zu können. „Sich mit seinem Nachbarn im Flüsterton zu unterhalten, ist lästig. In der eigenen Seele zu bohren … ist unendlich öd. Aber Signale mit dem Mars zu wechseln – und zwar nicht nur in der Phantasie – ist eine würdige Aufgabe für den lyrischen Dichter.“

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