Fritz Mierau - Keller der Erinnerung

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In der Rückschau auf seine literarhistorische Arbeit erzählt der Zeitgenosse des 20. Jahrhunderts Fritz Mierau van den Potenzen der Sprache, vornehmlich der Sprache der russischen Poesie, unter den Bedingungen zweier scheiternder Sozialstrukturen, welche sich zum Ziel gesetzt hatten, mit den mörderischen Mitteln ihres Titanismus utopische Gesellschaftsmodelle zu erzwingen, die sich als Diktaturen erwiesen.

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dein Wiehern.

Greif als Kummet den Regenbogen,

den Polarkreis als Sattelschnur.

Dann los! die Erde gezogen

auf eine andere Tour!

Deutsch von Adolf Endler

Ihr Moskauer Café nannten Jessenin und seine Freunde Pegasus-Stall – Stojlo Pegasa. Das Café befand sich mitten in Moskau auf der Twerskaja, der alten nordwestlichen Magistrale, die ein paar Jahrzehnte Gorki-Straße hieß. Damals Haus 37, nach dem klassizistischen Neubau in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts etwa Haus 7 in der Nähe des Hotels Zentral, zu Jessenins Zeiten das Hotel Lux der Parteielite und der Gäste der Kommunistischen Internationale.

Der Name Pegasus-Stall war Programm. Die russischen Künstlercafés hießen Domino, Pittoresque, Streunender Hund, Komödiantenstadel, Zerrspiegel oder Blauer Vogel und höchstens (so in Charkow) CHLAM – Gerümpel, was aber eine Abkürzung der russischen Wörter für Maler, Literaten, Schauspieler, Musiker war.

Auch der Pegasus-Stall, ein nach dem letzten Schrei russischer Vorkriegsmode prächtig eingerichtetes winziges Etablissement, hatte nach dem bisherigen Betreiber, einem Exzentriker, dem berühmten Musikalclown Bim-Bom, Bom geheißen. Pegasus-Stall war nun zugleich anspruchsvoller und exzentrischer. Anspruchsvoller, weil mit dem geflügelten Pferd das alte göttliche Sinnbild der Dichtkunst ins Spiel kam und auf einem Eingangstableau in den Himmel auffuhr.

Exzentrischer, weil die avantgardistischen Musensöhne nicht nur ausschweifend der Pferdesymbolik huldigten, sondern sich selber in den verschiedenen Pferderassen erkannt fanden, und mit Stall ein Sesshaft-Leiblich-Ländliches in die Stadt versetzt war.

Einer war ein eleganter Traber, einer ein Hunter, Typ englisches Jagdpferd. Jessenin galt als eine Wjatka, zärtlich Wjatotschka, eines von jener schönen ausdauernden Rasse vom Wjatkafluß nördlich des mittleren Wolgagebiets. Ironisch beschrieben Zeitgenossen die Dichtersitten des Pegasus-Stalls: Nüstern gebläht, Ohren nervös gedreht, mit dem Schweif gewedelt. Eigentlich, meinte ein Kritiker, sei Pegasus aber viel zu langsam für die anbrechende Epoche: „Das Pferd der Dichter von heute ist nicht Pegasus, sondern die Zeit, geschmiedet in den Panzer Al-Baraks, des Pferds, auf dem Mohammed seine Himmelfahrt vollbrachte.“ Gemeint war das Silberpferd des Erzengels Gabriel, auf welchem Mohammed in einer Nacht von Mekka nach Jerusalem, von dort durch alle sieben Himmel zurück nach Mekka ritt – so schnell, daß ein Wasserkrug, den er bei der Abreise umgestoßen hatte, noch nicht ausgelaufen war, als er zurückkehrte.

Für Jessenin war das Pferd nicht zuerst das dressierte Reit-, Renn- oder Kutschpferd. Reiterpoesie wie bei Hofmannsthal, Kafka oder Rilke entfiel völlig, auch die Hoheit des Reitens kam nicht in Betracht: Odin auf Sleipnir, Mohammed auf Al-Barak, Alexander der Große auf Bukephalos, der reitende Papst, Recke, Ritter oder Iwanuschka-Dummkopf auf Siwka-Burka.

Stattdessen:

Mit ihren Nüstern blasen sie im Schreiten

Vom Gras hinweg den goldenen Staub der Zeiten.

Über den Hügel hin zur blauen Bucht

Geht flatternd ihrer schwarzen Mähnen Flucht.

Ihr Antlitz schwankt im stillen Wasserspiegel,

Vom Mond gehascht mit silberblankem Zügel.

Und:

Im Wacholderdickicht, das vom Ufer schaut,

Herbst, der stille Rotfuchs, seine Mähne kraut.

Und:

Mond, das Füllen, Mond der Fuchs,

Spannte sich vor unsern Schlitten.

Und:

Felder, Ebnen, ruft ihr? Wen?

SolIts ein Traum sein, hell und heiter?

Trabt da, blaue Reiterei,

Korn vorbei an Wald und Weiler?

Nichts da, Korn! Frost kommt geritten.

Aufgebrochen Tür und Tor.

Und:

Und trifft er Droschkenkutscher auf dem Platz,

wenn dann Erinnerung ihm den Mistgeruch der

heimatlichen Felder braut,

ist er bereit, jeglichen Pferdes Schwanz

zu tragen wie die Schleppe einer Braut.

Bis zu:

Ja, blutrotes Traumpferd, erscheine!

Statt Reiterpoesie und Hoheit des Reitens also in ihrer Feinheit und ihrem Verderben die Kreatürlichkeit der Pferde: Geruch, Atem, Schnauben, die schäumenden Mäuler, Mähne, Beben, Blick und Ohrenspiel. Das Pferd als Windsbraut, Elementarkraft, Schicksal.

Die russischen Dichter der Moderne des 20. Jahrhunderts ritten – Alexander Blok, Michail Kusmin, Maximilian Woloschin, Sergej Tretjakow, Isaak Babel. Marina Zwetajewa träumte sich immerhin als Amazone. Aber Jessenin war auf Pferden großgeworden und Majakowski hatte ihn einmal bissig einen Pferdenarren, ja stutenphil genannt. In einer von Jessenins Autobiographien lesen wir: „Als ich dreieinhalb Jahre alt war, hoben sie mich auf ein ungesatteltes Pferd und setzten es unvermittelt in Galopp. Ich erinnere mich, ich war halb von Sinnen und klammerte mich an der Mähne fest.“

Pawel Florenski, der Philosoph der russischen Moderne, der selber ritt, hat die überwältigende, die nach Vereinigung verlangende Empfindung für das Leiblich-Geschmeidige der kreatürlichen Formen, für ihre elastische Gestrecktheit in seinen Kindheitserinnerungen beschrieben: „Ach, warum bin ich nicht diese Form … Wenn ich die Oberfläche, die einen Körper begrenzt, als die natürliche Oberfläche des Gleichgewichts der elastischen Kräfte des gesamten Organismus empfand, wenn ich mit meinem inneren Blick sah, wie diese elastische Oberfläche von den inneren Kräften herausgewölbt wird und sie, mit meinen heutigen Worten gesagt, ihre Aufgabe mit einem Minimum an Aufwand löst, dann schwoll dem in mir so etwas wie eine Erwiderung entgegen und ich empfand sie als meine Oberfläche und mich als ihren Inhalt.“

Das Pferd wird es gewesen sein, über das Jessenin mit Isaak Babel, dem großen Pferdeschilderer, der nach seiner „Reiterarmee“ einen Pferderoman erträumte, des längeren sprach, als die beiden das Reich der Literatur untereinander aufteilten: „Nimm du die Krone der Prosa“, so Jessenin zu Babel, „mir gehört die der Poesie.“ Und noch Paul Celan muß des Jesseninschen Pferde-Mythos gedacht haben, als er vom russischen Fluß Oka sprechend, an dem Jessenins Heimat – Rjasan – liegt, sein Übersetzen als Reiten beschrieb:

(Kyrillisches, Freunde, auch das

ritt ich über die Seine,

ritts übern Rhein.)

Ganz zu schweigen von Lothar Sells Titelbild mit dem Traumpferd zum Poesiealbum 60 „Sergej Jessenin“ von 1972.

Im Spiel mit den Pferdenamen wie in der Universalisierung des Bildes vom Pferd war bei allem Übermut zweifellos ein Echo uralten Wissens zu vernehmen. In seinem Poetik-Essay „Marienschlüssel“ spricht Jessenin von den drei Stufen seiner Bildauffassung:

Auf der ersten Stufe der Vergleich oder die Taufe des Entfernten auf Namen des Vertrauten: Die Sonne – Rad, Kalb, Pferd, Hase. Die Wolken – Tannen, Schiffe, Schwalben. Der Regen – Pfeile, Saat, Perlen, Fäden.

Auf der zweiten Stufe werde das Bild in Bewegung gesetzt. Jessenin verweist, um das zu erklären, auf die Liebesdichtung des Hohenliedes, Kapitel 4, Vers 2: „Deine Zähne sind wie die Herde mit beschnittener Wolle…“

Von dieser zweiten Stufe gelange man zu einer dritten, wenn die Zähne der Geliebten als Ziegen von den Bergen Gileads sprängen. Auf Bildern dieser Art seien fast alle Mythen aufgebaut. Beispiele fänden sich in den großen Dichtungen der Völker – in der Ilias, der Edda, in den Veden, im Igor-Lied.

So heißt es im Pferde-Kapitel der altindischen Veden: „Der Kopf jenes Pferdes ist der frühe Morgen, sein Auge ist die Sonne, sein Athem ist der Wind, sein geöffneter Mund ist das Feuer, d. i. die Naturwärme, welche in der ganzen Welt ist; sein Körper ist das volle Jahr, sein Rücken das Paradies, sein Leib ist die Atmosphäre, sein Huf diese Erde, seine Seiten der Raum, die Knochen der Seiten (die Rippen) sind die Winkel des Raumes, die übrigen Glieder die Jahreszeiten ... seine Adern sind die Meere, Leber und Nieren die Gebirge, seine Haare die Pflanzen, seine Mähne die Bäume... sein Gähnen ist das Zucken des Blitzes, sein Schäumen ist das Krachen des Donners, sein Harn ist der Regen, sein Wiehern die Sprache...“

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