Fritz Mierau - Keller der Erinnerung
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Sie wissen [mit dem Prediger Salomo]: ‚Ein jegliches hat seine Zeit. Geboren werden und sterben, pflanzen und ausrotten, das gepflanzt ist, würgen und heilen, brechen und bauen...’“
Im Rußland des beginnenden 20. Jahrhunderts bedeutete Bloks Befund mehr und anderes als die allgemeine Zivilisationskritik der europäischen Moderne. In Rußland herrschte mit den Bauernaufständen, den politischen Morden vor der Revolution von 1905, mit der Gefährdung des Zarenhofs durch den Einfluß Rasputins eine Atmosphäre der Unruhe, des latenten Aufruhrs. Hier rief Kritik nicht nach Abhilfe, hier rief Kritik nach Umsturz, nach geistigem Umsturz, zu dem der politische lediglich den Anstoß gab. Die Phase nach dem politischen Umsturz von 1917 bedenkend, schreibt Alexander Blok:
„Der Mensch – ein Tier, der Mensch – eine Pflanze, eine Blume. Züge einer unerhörten, wie nicht menschlichen, animalischen Grausamkeit; Züge einer ursprünglichen, genauso nicht menschlichen, vegetativen Zärtlichkeit. All das – Gesichte, Masken, das Flirren unzähliger Gesichte; dieses Flirren bedeutet, daß der ganze Mensch in Bewegung gekommen ist, sein Geist, seine Seele, sein Leib ganz erfaßt sind von Wirbelbewegungen ...“
Alexander Bloks Gedicht spricht von den ersten Versen her die Sprache dieses geistigen Maximalismus. Trifft sie uns heute weiter so unmittelbar, weil wir uns immer noch am Anfang der von Blok beschriebenen Phase befinden?
1902
Eine Säule aus Feuer ging vor mir her.
Ich zählte der Schritte unendliches Meer.
Ich hört’ das Geknirsch und das schleppende Schreiten
Und bebte vor Glück, einem uferlos weiten.
1907
Das pfeift und quält und wirbelt: jeden
Kristall bewohnt die kalte Schrift.
Und meiner Seele Spinnwebfäden
Sie reißen, wo die Botschaft trifft.
1910/12
Mit festen, ruhigen Schritten auf das Haus zu
Kommt, tritt ein der Komtur.
Als schlüg die Nachtuhr rauh, aus wilder Kälte –
Die Tür steht sperrangelweit –
Ein Stundenschlag: „Du ludst mich ein zum Essen.
Da bin ich. Bist du bereit?“
1913
Dieser Blick, ob bös, ob gut gesinnt –
Besser wärs, er nähm uns nie zum Ziel!
Zu viel fremde Kraft, die in uns spricht,
Unerforschter Energien Spiel ...
Und die Trauer, ach! Dezennien nicht
Messen unsre Seele bis zum Grund –
Hören werden wir das Sternenlicht,
Seinen Donnerflug im schweigenden Rund!
1918/19
Russisches Fieber, fang an ...
Schwirre Zorn, ein Pfeil im Nebel,
Mein Gedicht, sing Seufzer Zorn.
Der dissonanten Musik des Weltorchesters so hingegeben und verpflichtet, hat Alexander Blok die Gemüter der Russen aufgerührt wie vor ihm vielleicht nur Alexander Puschkin. Er wurde bis zur Selbstverleugnung bewundert und bis zur Verweigerung des Handschlags verachtet. Frauen und Männer waren von der Begegnung mit ihm erschüttert wie nie wieder in ihrem Leben. Sergej Jessenin brach der Schweiß aus, als er Blok gegenüberstand. Anna Achmatowa habe am ganzen Leibe gezittert, als sie ihn zum erstenmal sah. Marina Zwetajewa hat sich gar nicht getraut, dem Dichter unter die Augen zu treten. Blok geriet in die Träume, in die Briefwechsel, in die großen russischen Künstlerromane des 20. Jahrhunderts – Pasternaks „Doktor Shiwago“ und Nabokovs „Gabe“ – und natürlich in die Gedichte: Seinem ersten Liebesgedicht für seine spätere Frau Vera setzte Nabokov einen Vers aus Bloks „Die Unbekannte“ voran – „Gebannt von einer Nähe sonderbar …“
Alexander Blok ist nicht nur als russischer Orpheus, als Dämon, als Seher, als Magier, als „Tenor“, tragende Stimme der Epoche, gefeiert worden, vielen erschien er als Ritter ohne Furcht und Tadel, als Gewissen Rußlands, als ein „Gerechter Gottes“. Pasternaks Doktor Shiwago erlebt Blok als eine „weihnachtliche Erscheinung“ im russischen Leben – „im nördlichen Stadtalltag und in der neuesten Literatur, unter dem Sternenhimmel der gegenwärtigen Straße und rund um die Lichtertanne im Salon dieses Jahrhunderts“. Und er ist geschmäht worden – als Verräter an Rußland, als Verräter an sich selbst, ein Verräter, dem nur vergeben werde, weil er ein Dichter sei. Verräter für die einen, weil er versuche, das Rußland des Irtysch, das Rußland, das Sibirien umgreife, mit Paris und Deutschland zu versöhnen. Verräter für andere, weil er in seinen Pakt mit den Elementarkräften die Bolschewiki einbeziehe. Er solle sich die zwölf Mordgesellen seiner Dichtung, die er in seiner apokalyptischen Vision durch Petrograd ziehen sehe, ziehen höre, in seine Wohnung gesetzt vorstellen, da werde er erleben, was das für „Volk“ sei.
Nikolai Gumiljow, der so etwas wie der Präzeptor, der Gesetzgeber der russischen Poesie der Jahrhundertwende war, hielt Alexander Blok für einen guten Menschen, aber schlechten Dichter, während Vladimir Nabokov, der seinerseits Gumiljow von allen russischen Dichtern der Jahrhundertwende am meisten schätzte, meinte, Blok sei einer der größten Lyriker, aber ein ganz schwacher Denker und Mensch.
Das Nachdenken über Alexander Bloks Rang und Gestalt war früh mit einem aufschlußreichen Passus eröffnet worden. Zur gleichen Zeit wie Bloks Essay über den Umgang mit den Elementarkräften erschien in Petersburg eine Studie über zeitgenössische Lyrik, in der es hieß: „Der Champion unserer Jungen ist zweifellos Alexander Blok.“ Er sei ganz im Sinne des Wortes und ohne alle Ironie – „die Zierde der kommenden Poesie, was heißt Zierde! – ihr Zauber. Er ist nicht nur ein wirklicher, ein geborener Symbolist, sondern selber ein Symbol. Seine auf Ansichtskarten gedruckten Züge zeigen uns einen eleganten Androgynen, aber seine absichtlich kokett-leidenschaftslose, feine Stimme verfügt natürlich über die zartesten und zärtlichsten Modulationen“. Das Androgyne – eine Maske natürlich, hinter der sich „ein ganz männlicher Typ von Liebe“ verberge. „Aber ich liebe Blok“, fährt der Verfasser fort, „durchaus nicht da, wo er im Vers von Liebe spricht. Das paßt gar nicht so zu ihm. Ich liebe Blok, wenn er nicht mit Kunst – was heißt schon Kunst? – sondern mit Zaubersprüchen die Liebe umkreist – ganz Andeutung, schmachtender Blick, kaum vernehmliche, aber schon bannende Melodie, zu der kein Wort von Liebe paßt.“ Man denke an das Gedicht „Die Unbekannte“:
Am Abend sind über den Restaurants
Die heißen Lüfte wild und taub...
Diese ganz banale Szenerie des Restaurants am Kanal: draußen die Brezelreklame des Bäckerladens, der Geck mit Melone, das Knarren der Ruder, drinnen die Flasche „Nuit“ und die Trinker – kaninchenäugig. Alles aufreizend häßlich. Doch genauso müsse es sein, um für das Nahen einer Gottheit empfänglich zu machen:
Und langsam, still durch die Betrunknen gehend,
Niemals von wem geführt, allein,
Parfüm verströmend und den Duft von Nebeln,
Setzt sie ans Fenster sich und schweigt.
Was die Gemüter bewegte, was sie mit tiefer Unruhe wie mit tiefer Befriedigung erfüllte, war diese unerhörte Intimität mit den Elementarkräften – wie wenn, sagt Boris Pasternak, „jemand den Mund auftut nicht aus Neigung zur Schönen Literatur, sondern, weil er etwas weiß und sagen will ... als ob man die Türen aufreiße und der Lärm des draußen laufenden Lebens dringe ein durch sie, als rede nicht ein Mensch davon, was in der Stadt geschieht, sondern die Stadt selbst gebe mit den Lippen eines Menschen zu wissen von sich“.
So auch hat der russische Umsturz von 1917/18 durch Blok in seiner Dichtung „Die Zwölf“ von sich „zu wissen“ gegeben – als „Russisches Fieber“ – als „Seufzer Zorn“ – Stimmen aus dem „Weltorchester der Volksseele“. Die Dichtung besteht ganz aus Redefetzen von Straßenpassanten und Rotgardisten-Stakkato, gehetzt, atemlos, blasphemisch und obszön, Sturmgesang und Maskenspiel, Sprache der Straße bis in die Namensform des am Schluß im Schneewind erscheinenden Jesus Christus: Isus Christos – volkstümlich (in der Tradition der russischen Altgläubigen) mit einem I, wo die geheiligte Form lisus ist – mit zwei I. Ununterscheidbar in diesem „Russischen Fieber“, ob da das Wüten, das Wutgeheul der Vergeltung vergeben wird, oder Vergebung verlacht, verhöhnt und zynisch abgewiesen. Ununterscheidbar, ob es sich um einen Exzeß handelt oder um den Vorschein einer neuen Existenz.
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