„Der trägt den seltenen Namen Maier...“ schmunzelte Bauer „...aber der ist nicht auffällig geworden. Ich sehe ab und an ein paar Abschlüsse von ihm, aber längst nicht in dem Umfang und der Häufigkeit wie von diesem Mangold. Ist wohl auch einige Jahre älter und schon recht lange in der Agentur Vogtländer tätig. Mangold arbeitet dort erst seit drei Jahren.“
Fuhr nickte. „Da ist wohl dieser Mangold so was wie der Hecht im Karpfenteich. Okay- nochmal vielen Dank für die wichtigen Infos – kann ich ihnen jetzt wieder Frau Hutt reinschicken?“
„Ja, das ist ja eine ganz reizende Frau. Mit ihr ist das ein wirklich sehr angenehmes Arbeiten.“ Entgegnete Bauer mit einem lächeln auf den Lippen.
„Das freut mich ehrlich dass sie das so sehen. Angesichts der Erfolge die ihre Tätigkeit zeitigen, lasse ich sie besonders gerne hier zusammenarbeiten.“
Und diesmal meinte es Fuhr ernst. Da er nun erst sah was für ein fähiger Kriminalbeamter Bauer war, den er bislang nur als unangenehm empfunden hatte und irgendwie nie richtig ins Team gehörte. Aber unter dem Einfluss von Hutt schien er sich massiv zu verändern und bei diesem vertrackten Fall, mit der dünnen Spurenlage, konnten sie jeden hochmotivierten Mitarbeiter brauchen, ganz gleich was zu dieser Motivation führte.
In diesem Moment kam Fuhr eine Idee und anstatt in sein Büro zurückzukehren ging er gleich direkt zu Kaiser. Als er nach kurzem Klopfen eintrat, sah er dass er gerade in ein Telefonat vertieft war. Er wollte schon wieder umkehren, sah dann aber, dass Kaiser ihn zu ihm winkte. Er trat ein und hörte Kaiser noch sagen: „...Ja, ist in Ordnung das werde ich so weitergeben, Wiederhören Herr Dr. Wolf.“
„Du hast mit Wolf gesprochen“ wunderte sich Fuhr über das Gespräch zwischen Kaiser und dem Polizeipräsidenten.
„Ja, es ging dabei um dich.“ Fuhr durchzuckte ein Ahnung um was es ging und tatsächlich begann Kaiser: „Rate mal wer sich bei Wolf über dich beschwert hat!“ „Na wenn du schon so anfängst, dann kann ich mir alles weitere denken, natürlich mein besonderer Freund Müllerschön. Da hat er es aber eilig gehabt.“
Kaiser grinste: „Gut geraten. Erst mal habe ich Wolf auf den Stand der Ermittlungen gebracht, dann hat er eigentlich auch schon eingesehen, dass du in gewisser Weise auf die Vernehmung bestehen musstest. Dennoch gilt, wie immer dass der Ton die Musik macht und dein Ton war wohl schon etwas anmaßend....“
„Wie bitte?...“ begann Fuhr, Kaiser unterbrechend „...wer ist denn gleich aufgetreten wie Graf Koks. Wenn ich da gleich klein beigegeben hätte, dann wüssten wir bis jetzt noch nichts, angefangen beim Namen der bis dahin unbekannten Frau die zu Vogtländer ins Auto gestiegen ist, bis hin zu Jessy´s Bekannten, von der ich mir noch wichtige Hinweise verspreche. Du weißt ja wie dünn derzeit die Faktenlage ist.“
„Ich habe zu keinem Zeitpunkt gesagt dass du klein beigeben hättest müssen, aber es gibt da noch einige Zwischentöne zwischen deinem Auftreten und dem klein Beigeben. Die hättest du nutzen sollen und nicht die Staatsmacht heraushängen lassen.“
Fuhr brummelte etwas, wobei ihm schon klar war, dass sein älterer Kollege recht hatte. Schließlich begann er:
„Ach ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist, aber der Typ ist mir irgendwie so was von blöd reingelaufen, dass ich nicht mehr an mich halten konnte.“
Kaiser schmunzelte. Das war genau das Temperament das er in Fuhr´s Alter auch hatte, das aber in solch einem Zusammenhang heute so kontraproduktiv ist wie es das früher war. Nachsichtig begann er.
„Ja, verstehe schon. Ich erwarte nur, dass du das nächste mal deinen Verstand einschaltest, bevor du den Mund aufmachst. Ach übrigens ich konnte Wolf noch einige interessante Infos über Müllerschön entlocken. Der kennt ihn wirklich gut und hat nicht nur mit ihm Golf gespielt, sondern war auch schon bei einigen Party´s der Müllerschöns eingeladen. Eigentlich müsstet ihr euch prima verstehen. Der hat unter anderem das gleiche Hobby wie du!“
„Was soll das denn sein? Ich habe doch gar keine so ausgeprägten Hobbys.“ Gab Fuhr verständnislos zurück „Natürlich – Frauen. Müllerschön scheint so ziemlich jedem Rock nachzusteigen, wenn die Trägerin nur weiblich und einigermaßen gutaussehend ist.“
Fuhr lachte: „Na dann passen wir ja gerade nicht zusammen und die Aversion ist begründbar, oder hast du schon mal zwei Platzhirsche in einem Rudel gesehen?“
Nun musste auch Kaiser herzlich lachen und hieb Fuhr kräftig auf die Schulter: „ Du weißt ja was ich von dir erwarte. Solltest du im Übrigen recht haben und Müllerschön hat tatsächlich irgendwie Dreck am Stecken, dann darfst du ihn auch verhören, wenn wir eine belastbare Beweislage haben. Aber vorher Vorsicht. Wir brauchen seine Kooperation und sei es auch nur um ihn in seinem eigenen Netz zu fangen.“
„Na gut...“ Willigte Fuhr schweren Herzens ein. „...dann geb´ ich halt dem Affen Zucker.“
„So ist ´s Recht“ Stimmte Kaiser zu. Aber wenn du mit Jessy´s Bekannter sprichst kannst du ja darauf besonders abheben. Vielleicht hatte er ja was mit dieser Verena Berger, oder er wollte was anfangen, oder sonst irgend was.“
„Ja schon, ...“ stimmte Fuhr zu „....nur wie kommt da Vogtländer ins Spiel, das sitzt mir nicht glatt“ Gab Fuhr zu bedenken und runzelte die Stirn.
„Nun, das wirst du mit etwas Glück bald erfahren...“ beschwichtigte Kaiser „... weshalb wolltest du mich eigentlich sprechen ?“
„Ach stimmt...“ fiel Fuhr wieder ein, dass er ja zunächst Kaiser aufgesucht hatte. „....es geht um Bauer und diese Frau Hutt.“
„Was ist mit denen, wollte nun Kaiser interessiert wissen.
„Na seit die Hutt mit Bauer die Akten aus der Agentur Vogtländer sichtet ist Bauer wie ausgewechselt, ich habe es dir ja schon gesagt, aber, nicht nur dass er ungewohnt umgänglich ist, seine Arbeitsqualität steigt auch erheblich...“
Im Folgenden erzählte Fuhr einem erstaunten Kaiser vom Ergebnis von Bauer´s Arbeit und wie geschickt er, noch unter Umgehung von Hutt zum Zweck einer besseren Abstimmung mit dem Team seine Erkenntnisse präsentiert hatte.
„Ich wusste es doch, in Bauer steckt ein ganz passabler Kriminaler“ Meinte Kaiser zufrieden.
„Ja, das habe ich auch festgestellt, aber ich habe den Eindruck, dass er insbesondere durch die Zusammenarbeit mit Hutt so geworden ist.“
„Okay, aber was willst du mir damit sagen?“
„Na wir haben doch noch diese unbesetzte Stelle in der Telefonstelle. Die Hutt hat ja jetzt ihren Job verloren. Schließlich hat die Agentur Vogtländer mit dessen Tod aufgehört zu existieren und ob sie für einen Nachfolger arbeiten will bzw. dieser sie überhaupt als Mitarbeiterin will ist eher fraglich. Ihre Sprechstimme am Telefon ist wirklich der Hit. Sowas habe ich noch nie gehört.“
„Na, das hast du dir ja schön zurechtgelegt. Aber die Stelle ist soweit mir bekannt nur eine Dreiviertel Stelle und eine gewisse kriminalistische Grundausbildung sollte sie schon haben.“
„Die musst du erst mal finden. Die wollen die Eier legende Wollmilchsau und dazu soll sie am Besten nichts kosten. Immerhin ist die Stelle jetzt schon seit Monaten unbesetzt.“
„Du hast ja Recht...“ Räumte Kaiser ein „...aber erst sollten wir mal genau sehen, ob das wirklich für sie in Frage kommt, oder ob sie nicht doch lieber in der Versicherungsbranche bleibt und nur die Agentur wechselt.“ Gab Kaiser zu bedenken.
„Naja, war ja nur so ´ne Idee, aber am Telefon ist die echt spitze“ bekräftigte Fuhr.
In diesem Moment klopfte es an der Tür und Jessy trat ein.
„Ich habe einen Termin für heute Abend gegen 20.30 Uhr bei Maria Voigt, kannst du da mitkommen, Olli?“ „Klar, kein Problem, Alex kommt ohnehin erst um Mitternacht vom Dienst.“
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