Als sie dann direkt vor ihm stand, hielt sie seinem Blick stand und konnte ihn damit sogar einfangen.
Oh ja, diese Frau - sie mochte Anfang/Mitte zwanzig sein - war wirklich bildschön...und sie sah seiner geliebten Mariella ziemlich ähnlich. Auch ihr Haar war lang, fiel bis in die Rückenmitte und kräuselte sich dabei in kleine Naturlocken, wenngleich es hellblond war und nicht pechschwarz, wie das seiner baldigen Ehefrau. Auch waren ihre Augen nicht hellblau, wie die von Mariella, sondern smaragdgrün, doch konnten sie ebenso strahlend funkeln, wenn sie lächelte. Und genau das tat sie. Ein sinnlicher Mund mit feinen Lippen, hohe Wangenknochen, ebenmäßige Gesichtszüge und eine samtige Haut waren weitere Gemeinsamkeiten mit seiner Verlobten.
In Gedanken sah er Mariella vor sich und wünschte sich nichts sehnlicher, als sie hier in diesem Augenblick so nah bei sich zu haben, wie diese junge Frau es gerade war. Fast hätte er seine Hände nach ihr ausgestreckt, bis er beinahe schon entsetzt erkannte, dass er das tatsächlich tat. Glücklicherweise konnte er gerade noch verhindern, sie um die Hüften der fremden Frau zu legen. Stattdessen legte er sie auf ihren rechten Arm.
Sie sah ihn mit funkelnden Augen und einem sinnlichen Lächeln direkt an.
Daraufhin fragte er sie nach ihrem Namen.
"Marietta!" antwortete sie.
Kuja glaubte beinahe, sich verhört zu haben. Dieses wunderbare Geschöpf war seiner Mariella nicht nur sehr ähnlich, sondern hatte fast auch den gleichen Namen.
Kuja ließ ihren Arm los. Als Marietta sich wieder vom Tisch wegdrehte, tat sie es so, dass Kuja ungehindert einen Blick in den Ausschnitt ihres Kleides werfen konnte. Es war nur ein einfaches, grob gewirktes Kleid. Doch der Gürtel um ihre Hüften war fest zusammengebunden und zeigte eine sehr schmale Taille. Das Oberteil war etwas zu groß geraten, was aber in diesem Moment den Vorteil hatte, dass Kuja Größe und Form ihrer Brüste gut erkennen konnte. Eine Handvoll , dachte er, so wie bei Mariella und ganz so, wie ich es mag!
Einen Augenblick später - Marietta war auf dem Weg zu ihrem eigenen Platz - versteifte sich Kuja und sein Lächeln verschwand schlagartig, weil er spürte, wie sich in seiner Hose deutlich etwas regte. Der Anblick dieser Frau und die Gedanken an seine geliebte Mariella erzeugten eine ausgewachsene Erektion bei ihm. Er spürte, wie die Hitze aus seinen Lenden in seinen Kopf stieg.
Oh, was hätte er dafür gegeben, Marietta jetzt von hier fort zu führen, um mit ihr eine heiße, leidenschaftliche Nacht zu verbringen.
Was? Kuja erschrak. Hatte er da gerade Marietta gedacht, anstatt Mariella?
Er wusste es nicht mehr, doch war ihm klar, dass und wie ausgehungert er nach körperlicher Liebe war. Es wurde wirklich Zeit, dass er wieder nachhause kam. All das, was sich in ihm angestaut hatte, musste endlich wieder raus und er befürchtete, dass er dazu mehr als nur eine Nacht brauchen würde.
Fast wäre er in seinen Gedanken weiter gefangen geblieben, wenn ihn nicht seine beiden Freunde und die anderen Männer am Tisch mit ihren Gesprächen abgelenkt hätten.
Jedoch nicht vollkommen, denn immer wieder blickte er hinüber zu Marietta und irgendwie war er froh, zu sehen, dass sie seinen Blick unauffällig, aber funkelnd erwiderte.
"Ja, ich weiß!" antwortete er daher wahrheitsgemäß, als Giovanni ihn darauf hinwies. "Ihr Name ist Marietta!"
"Sie ist hübsch!" meinte Tizian und nickte.
"Was?" rief Giovanni aber sofort und starrte seinen Freund mit großen Augen an. "Du hast wirklich keine Ahnung von Frauen, was? Sie ist bildschön, Alter!" Er drehte sich wieder zu ihr und betrachtete sie nochmals.
Natürlich schaute Marietta in diesem Moment nicht mehr zu ihnen. Doch in dem kleinen Augenblick, als Giovanni sich direkt an Tizian wandte, hatte sie ihren Kopf ganz schnell wieder in Kujas Richtung gedreht, ihn direkt angesehen und ein sanftes, sehr sinnliches Lächeln war zu sehen gewesen, bevor sie ihren Kopf gerade rechtzeitig wieder umgewandt hatte, dass seine Freunde es nicht mitbekamen.
"Sie heißt nicht nur fast so wie Mariella...!" meinte Tizian. "Sie sieht ihr auch sehr ähnlich!"
Giovanni sah den Blonden wieder direkt an, dann grinste und nickte er. "Da hast du allerdings Recht!" Er drehte sich zurück und sah Marietta erneut an. "Oh Mann, ist die süß!" Er atmete einmal hörbar durch. "Und heiß!" stieß er schmachtend hervor. "Da könnte ich mich glatt vergessen!" Er stöhnte lustvoll, doch dann wandte er sich an Kuja und sah ihn mit einem breiten Grinsen direkt an. "Aber sie hat ihre Wahl leider schon getroffen!"
"Was?" Kuja lachte leise auf. "Wen?"
"Na dich, du Trottel!" Giovanni verzog die Mundwinkel und schüttelte den Kopf. "Du bist ein verdammter Glückspilz!"
"Was?" fragte Kuja erneut, doch dieses Mal zog er die Augenbrauen herab. "Bist du irre, hör mal?" Er wartete, bis Giovanni ihn ansah. "Ich habe schon eine Braut. Ich liebe Mariella!"
"Wer hat denn hier was von Liebe gesagt?" konterte Giovanni. "Ich rede von Sex, Mann! Wildem, schweißtreibendem, feuchtem Sex!" Seine Augen begannen bei seinen Worten zu leuchten.
"Und lauten, wuchtigen und tiefen Orgasmen!" fügte Tizian hinzu.
"Was, du auch?" Kuja war sichtlich perplex.
"Na ja!" meinte der Blonde. "Eigentlich war die Reise des Bräutigams für ihn stets die letzte Gelegenheit, sich noch einmal auszutoben, bevor er sein restliches Leben nur noch mit einer Frau...!" Tizian stoppte, weil Kujas Blick immer dunkler wurde.
"Ja!" rief der dann auch sofort aus. "Aber das war doch zu Zeiten, als die Ehe noch von den Eltern arrangiert wurde. Das hatte mit Liebe auch überhaupt nichts zu tun. Da konnte ich das noch verstehen!" Kuja schüttelte den Kopf. "Aber ich liebe Mariella doch und heirate sie aus freien Stücken, weil ich es will!" Er atmete hörbar durch und konnte dann nicht verhindern, dass sein Blick direkt auf Marietta zum Erliegen kam. "Ich kann das doch nicht tun. Das wäre doch nicht richtig!" Seine Stimme klang etwas hilflos. "Das wäre sündhaft und würde Schande über Mariella bringen!" Jetzt mischte sich auch Trauer in seine Stimme.
"Dazu müsste sie es aber auch erst einmal erfahren!" meinte Tizian lax.
"Was? Wie meinst du das?"
"Schau dir die Leute hier an!" erklärte stattdessen Giovanni. "Sie sind alle fröhlich und angetrunken und gehen voll in ihrem kleinen Fest auf. Ihre Häuser sind leer und draußen ist es mittlerweile dunkel Und ganz offensichtlich gehört sie zu Niemandem!" Er lächelte und zuckte in den Achseln. "Ich weiß nicht! Also mir würde das ausreichen!"
"Aber, nein...!" protestierte Kuja, schaute erneut zu Marietta hinüber, sah das Funkeln in ihren Augen, das einem großen JA glich und verlor seine Selbstsicherheit. "Ich...würde schon...gern, aber...!" Er schüttelte den Kopf. "...ich...!" Kuja atmete brummend aus und ließ die Schultern hängen. Dann sprang er auf. "Ich muss pissen!"
Tizian lachte leise auf und schüttelte ebenfalls den Kopf. Giovanni grinste breit und erhob sich neben Kuja. "Ich komme mit!"
Und gemeinsam gingen sie aus dem Schankraum hinaus in den angrenzenden Flur, wo sich auch der Toilettenraum befand.
Überraschenderweise stank es hier kaum noch nach Avatos Rosskur.
Kuja strebte sofort der Urinrinne zu. Giovanni aber stöhnte auf und verzog die Mundwinkel. "Oh, ich glaube, da bahnt sich Größeres an!" Und mit einem weiteren Stöhnen huschte er in eine der abgeschlossenen Kabinen.
Kuja lachte leise auf, öffnete seinen Reißverschluss und entleerte seine Blase. Dabei dachte er natürlich nochmals über das Gespräch mit seinen Freunden nach:
Ja, es stimmte. Marietta war süß und heiß und der Gedanke daran, sie haben zu können, erregte ihn außerordentlich. Aber du liebst doch Mariella! schalt ein Teil in ihm sofort. Tue ich auch! erwiderte ein anderer Teil in ihm. Daraufhin der eine: Dann höre auf, darüber nachzudenken und stehe zu deinen Worten. Bleib Mariella treu! Die Antwort des anderen Teils ließ etwas auf sich warten: Du hast Recht, verdammt. Ich werde bald der Fürst sein. Ich werde mich zurückhalten und Verzicht üben. Marietta mag verlockend sein, aber ich werde warten, bis ich zuhause bin und dann habe ich mit Mariella das wundervolle Original an meiner Seite! Damit gab sich die eine Seite natürlich sehr zufrieden: Respekt! Das ist sicher keine leichte Entscheidung gewesen. Aber es zeigt, dass du ein wirklich hervorragender Ehemann und Herrscher werden wirst! Darauf erwiderte die andere Seite nichts mehr.
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