Stephan Thome - Grenzgang

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Grenzgang: краткое содержание, описание и аннотация

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Alle sieben Jahre steht Bergenstadt Kopf: Beim traditionellen» Grenzgang «werden die Grenzen der Gemeinde bekräftigt — und alle anderen in Frage gestellt. Auch für Kerstin und Thomas, die in der kleinstädtischen Provinz hängen geblieben sind, nachdem sich ihre Lebensträume zerschlagen haben: Sie reibt sich auf zwischen pubertierendem Sohn und demenzkranker Mutter, er ist nur deshalb Lehrer, weil die Unikarriere eine Sackgasse war. Aber beide geben sie ihre Suche nach dem Glück nicht auf.

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«Ich weiß Bescheid.«

Er legt auf mit dem Gefühl, alles richtig gemacht zu haben, aber er weiß nicht genau wozu. In der Mittagspause anzurufen und ein Treffen auf der Stelle anzuregen fällt aus dem Rahmen des Ortsüblichen, aber dass Kerstin Werner kapriziöse Neigungen besitzt oder ihm die Bedingungen diktieren will, glaubt er nicht. Es kostet sie Überwindung, ihn zu treffen. Sie ist sensibel gegenüber dieser Mischung aus gegenwärtiger Fremdheit und vage erinnerter Intimität. Also hat sie neun Tage lang mit sich gerungen und einfach in einem Moment zum Hörer gegriffen, in dem ihr keine Entschuldigung zur Verfügung stand, das Gespräch noch länger aufzuschieben.

Weidmann wechselt das Hemd, putzt die Zähne und sprüht sich Aftershave aufs Kinn. Sein Blick in den Spiegel kommt wie eine Frage zurück: Ist das nur ein Elterngespräch oder …? Das Grau an den Schläfen reicht bis zu den Koteletten hinab, aber der leichte Bartschatten, den er sich erlaubt, verspricht schwarzen Wuchs, ohne weiße Einsprengsel. Vielleicht würde sich der Versuch lohnen, denkt er. Mit dem Bart.

Zwei Minuten später eilt er die Treppe hinab. Gummistiefel und Kinderfahrräder stehen entlang der Hauswand. Immer häufiger spürt er in letzter Zeit ein merkwürdiges Klopfen im Hals. Oder in der Lunge? Obwohl die Grünberger Straße abends nach elf Uhr so ruhig daliegt wie ein Feldweg, schläft er mit Ohropax. Ärgert sich ein Geschwür in den Magen, wenn Schneiders die Tüte mit Hausmüll einen halben Tag im Treppenhaus stehen lassen.

Er geht die wenigen Meter der Grünberger Straße hinab, dann am alten Landratsamt vorbei den Kornacker hinauf. Nach hundert Metern fällt ihm ein, dass er etwas hätte mitnehmen sollen, wenigstens ein Notizbuch, irgendwas, das nach Schule aussieht, aber er will nicht mehr umkehren. Wenn sie nur zwei Stunden Zeit hat, tut er gut daran, sich zu beeilen.

Connais-tu, comme moi, la douleur savoureuse? Ohne nachzudenken, kommt er auf den Titel des Gedichts: Le rêve d’un curieux . Ist diese Viktoria Studienrätin? Professorin für Französische Philologie? Die Arial-Schrift ihrer Mail deutet er spontan als Hinweis auf einen akademischen Hintergrund und eine Vorliebe für Geradlinigkeit. Wenn sie tatsächlich mit Vornamen Viktoria heißt, kann er die Internetseiten der entsprechenden Fakultäten in Mainz, Frankfurt oder Gießen konsultieren, vielleicht wird er fündig. Und dann? Erlaubt ihm sein geknickter Stolz ein Rendezvous mit einer Lehrstuhlinhaberin? Und was ist das für ein Ort, an dem sie ihn treffen will?

Weidmann spürt Schweiß auf seiner Stirn und verlangsamt den Schritt. Mit Flecken unter den Achseln möchte er Kerstin Werner nicht gegenübertreten. Lieber wäre ihm, er hätte eine ungefähre Idee, was er ihr sagen soll.

Vor sieben Jahren sind sie einander begegnet auf der halben Höhe des Kleiberges. Und dann abends auf dem Festplatz. Vor sieben Jahren! Und was hat sich seitdem geändert? Ist nicht alles stehen geblieben auf halber Höhe, so dass er nicht einmal weiß, ob er sich im Aufstieg oder Abstieg befindet? Steht er sicher oder kommt er ins Rutschen? Ist der Berg, während er damit beschäftigt war, sich in den Fels zu krallen, um nicht abzustürzen, über ihm gewachsen? Er blickt über den Ort und das Lahntal, auf die weißen, im Sonnenlicht fast unsichtbaren Wolken über dem Waldrand und denkt: Genau das. Er ist stehen geblieben und der Berg gewachsen, und jetzt ziehen Schatten herauf, kommen langsam näher, und an schlechten Tagen spürt er schon die Kälte an den Füßen.

* * *

Je länger er sie und ihren Mann beobachtete, desto sicherer war er, dass die glücklichen Tage ihrer Ehe der Vergangenheit angehörten. Schon am Frühstücksplatz hatte er das gedacht und jetzt im Festzelt wieder. Sie sprachen miteinander, und sie stritten sich nicht, aber es gehörte nicht viel dazu, um sogar aus der Entfernung diesen Glanz unterdrückter Wut in ihren Augen zu entdecken, und in seinen den kindischen Trotz des ertappten Missetäters. Sie sprachen miteinander, aber sie redeten nicht. Er hatte es oft zu Konstanze gesagt: Niemand, der heiratet, entgeht der Banalität der Ehe.

Wie immer war das Zelt am ersten Abend nicht voll. Nur die Burschen- und Mädchenschaften hatten sich vollzählig eingefunden, standen größtenteils auf den Tischen und sangen mit, was die Kapelle auf der Bühne spielte: Schlager, Volkslieder, Gassenhauer. Männer in Kniebundhosen und mit Filzhüten auf dem Kopf, Frauen in Dirndl-ähnlichen Kleidern, mit Haarreifen im Haar, alles Ton in Ton. Und jung waren die meisten, Weidmann sah kaum Gesichter über dreißig. Gerade ging ein Lied zu Ende in schütterem Applaus. Bei den Männergesellschaften blieben viele Tische frei, und vor dem Ausschank entlang der hinteren Zeltwand herrschte nur mäßiger Betrieb. Weidmann stand gegen einen Zeltpfosten gelehnt, hatte gerade einen alten Klassenkameraden abschütteln können, noch bevor der mit der Aufzählung sämtlicher Kinderkrankheiten seiner drei Töchter zu Ende gekommen war, und blickte hinüber zur Männergesellschaft Rheinstraße. Schulrektor Granitzny, in der strammen Uniform des Führers, schob seinen Bauch von Tisch zu Tisch und prostete den Anwesenden zu. Es war kurz vor neun, und die Stimmung im Zelt folgte dem Takt der Musik: brodelte auf beim Refrain, flachte ab während der Strophen und sackte in sich zusammen, wenn das Lied endete. Blaue Tabakschwaden sammelten sich unter den Deckenstrahlern.

Die Kapelle spielte den Tusch, der die Pause einleitete.

«Ihr seid’s suppa«, ließ der Kapellmeister die Anwesenden durchs Mikrofon wissen. Ihm antworteten eine Rückkopplung und hier und da rhythmische, aber unverständliche Sprechchöre; irgendwas mit ›suppa‹.

Kerstin Bamberger erhob sich von ihrem Platz, winkte denen zu, die in der Nähe saßen und machte eine Geste, die halb aus Entschuldigung, halb aus Abwinken bestand. War ein langer Tag. Mein Sohn muss ins Bett. Bis morgen dann. Weidmann leerte sein Glas und stellte es neben sich auf einen freien Tisch. Ihren Mann bedachte sie mit einem Nicken und einer kurzen Bemerkung, keiner Berührung, soweit das aus dreißig Metern Entfernung zu erkennen war.

Er hatte viel, aber nicht übermäßig getrunken; hatte getrunken mit der Beständigkeit des Grenzgangsfestes, in dessen Verlauf man immer ein Glas Bier in der Hand hielt. Seine Beine waren schwer, an den Füßen hatte er sich Blasen gelaufen, und seine Finger kamen ihm geschwollen vor, rosig von gestautem Blut. Er war weder betrunken noch nüchtern, eingehüllt in einen Alkoholnebel, der ihm klares Denken zwar erlaubte, ihn aber nicht dazu zwang. So konnte er tun, ohne wollen zu müssen, konnte einen Fuß vor den anderen setzen, ohne ein Ziel zu haben, während um ihn herum das Festzelt unter der fehlenden musikalischen Beschallung zu summen begann wie ein Bienenkorb. Hier und da erklangen Hochrufe oder Schlachtgesänge, nahmen kurz die Aufmerksamkeit in Anspruch und entließen sie wieder in die Weite des Zeltes. Überall verlebte, begeisterte, stolze Gesichter, eine Grandezza eigener Art waberte durchs Zelt, ein Sinn für Zugehörigkeit, so als hätten sie gerade alle aus den Händen des Bürgermeisters das Bergenstädter Verdienstkreuz am seidenen Faden erhalten.

Kerstin Bambergers dunkelblonder Zopf entschwand durch den Ausgang nach draußen und begann nach links und rechts zu schwingen, jeweils in die Gegenrichtung ihrer Blicke. Wahrscheinlich hielt sie Ausschau nach ihrem Sohn.

Rötliche Wolkenfetzen hingen am Himmel, sahen aus wie aufgewühlt und eingefroren über stahlblauer See. Das letzte Licht des Tages strich gerade die Segel. Um Weidmann herum blitzten Neonlichter in die einsetzende Dunkelheit. King Kong verschluckte eine Gondel mit kreischenden Halbwüchsigen. Trockeneisnebel sorgte für Verkehrschaos auf einer tennisplatzgroßen Fahrfläche, und nebenan im Kettenkarussell versuchten verliebte Pärchen mit ausgestreckten Händen der Fliehkraft entgegenzuwirken. Vergeblich. Discomusik und die lockenden Ansagen aus den Kassenhäuschen erzeugten zuckende Bewegung in der Luft. Es roch nach gebrannten Mandeln, Grillgut und chemischen Toiletten.

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