Stephan
Von einem, der auszog,
das Trommeln zu lernen
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2015
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.
Alle Personen und Handlungen in diesem Buch sind frei erfunden.
Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen
wäre daher zufällig und nicht beabsichtigt.
Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Cover und Grafiken: Michaela Meyer
Lektorat: Hannelore Crostewitz
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
www.engelsdorfer-verlag.de
Cover
Titel Stephan
Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Alle Personen und Handlungen in diesem Buch sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen wäre daher zufällig und nicht beabsichtigt. Copyright (2015) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor Cover und Grafiken: Michaela Meyer Lektorat: Hannelore Crostewitz Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de
Vorwort Vorwort Da spaziert einer, den Mantels seines Vaters unterm Arm und alles an Gegebenheiten hinnehmend – gleich, wie politisch brisant das auch ist – zwischen den Grenzen entlang. Alles staunt. Ein Unbedarfter? Ein Entflohener? Oder ein Provokant? Ein Jakob eben. Einer, der andere irritiert. Weil er sich im doppelten Sinne schon sein ganzes Leben lang zwischen den Grenzen bewegt. Was kein Spaziergang ist. Die Dinge, die Jakob passieren, ob mit Lehrern, mit Frauen, der Gesundheit oder den Kollegen, scheinen unglaublich. Hier und da undurchsichtig, dann wieder polarisierend. Sie sind oft so unfassbar, dass es selbst ihm, Jakob, die Sprache verschlägt. Jakob redet nicht. Was anfangs seinem Selbstschutz dient, wird für Jakob zum Gebot. Warum soll er den Mund aufmachen? Soll sich doch die Menschheit mit seinen Handlungen beschäftigen, da hat sie genug zu tun. Was er auslöst, hat sowieso immer Folgen … Ein Buch, über das man verblüfft ist. Einmal des Typen Jakobs wegen, der Unglaubliches mit sich geschehen lässt, ehe ihm der Kragen platzt. Zum anderen enthält dieser Reibungstext eine sehr spezielle Situationskomik, der ich eine breite Leserschaft nur wünschen kann. Hannelore Crostewitz
Wenn Jakob reden würde,
dann käme seine Schulzeit nicht besonders gut weg
kämen gut durchdachte Ferien ans Licht
verknüpfte sich Liebe mit Trauer und Tragik
kämen manch Zufall, Anfall und Abfall ins Spiel
stünden seine große Klappe, Ellenbogen und Hervorstechendes an
käme die Erlebnisgier manches Weibsbilds zur Sprache
bliebe die Stasi nicht unerwähnt und klar würde, wer für und gegen ihn war
wäre er nicht so prompt aufgelaufen
ständen sein Nischel, Neuanfänge und Nachwehen in vorderster Front
müsste er erklären, warum er das Trommeln lernte
wäre der „Panzer“ in ihm zum Ausrücken fähig
würde er trotzdem trommeln, trommeln, trommeln
wüsste auch er manches Maß zu nehmen
würde die Durchschaubarkeit die Eitelkeit ablösen
geriete manchem die Welt aus den Fugen
ginge er generell gegen Beschränkung vor
müsste er über Wagnisse und Einsichten reden
dann ginge er noch einen Schritt weiter
hieße es: schaffst du nicht, schaffst du nicht, schaffst du doch
müsste er über die geliebte Großmutter reden
bekäme seine Meinung mehr Gewicht
müsste er über Sweta reden
müsste er über die Bank, rote Rosen und Nele reden
müsste er über die Diagnose reden
ginge es um Ellen, hohe Wellen und ein Haus
ginge es um Enttäuschung ohne Ende
Vita
Da spaziert einer, den Mantels seines Vaters unterm Arm und alles an Gegebenheiten hinnehmend – gleich, wie politisch brisant das auch ist – zwischen den Grenzen entlang.
Alles staunt. Ein Unbedarfter? Ein Entflohener? Oder ein Provokant?
Ein Jakob eben.
Einer, der andere irritiert. Weil er sich im doppelten Sinne schon sein ganzes Leben lang zwischen den Grenzen bewegt. Was kein Spaziergang ist. Die Dinge, die Jakob passieren, ob mit Lehrern, mit Frauen, der Gesundheit oder den Kollegen, scheinen unglaublich. Hier und da undurchsichtig, dann wieder polarisierend. Sie sind oft so unfassbar, dass es selbst ihm, Jakob, die Sprache verschlägt.
Jakob redet nicht.
Was anfangs seinem Selbstschutz dient, wird für Jakob zum Gebot. Warum soll er den Mund aufmachen? Soll sich doch die Menschheit mit seinen Handlungen beschäftigen, da hat sie genug zu tun. Was er auslöst, hat sowieso immer Folgen …
Ein Buch, über das man verblüfft ist. Einmal des Typen Jakobs wegen, der Unglaubliches mit sich geschehen lässt, ehe ihm der Kragen platzt. Zum anderen enthält dieser Reibungstext eine sehr spezielle Situationskomik, der ich eine breite Leserschaft nur wünschen kann.
Hannelore Crostewitz
Wenn Jakob reden würde,
dann käme seine Schulzeit nicht besonders gut weg
Denn er war einer von denen, die es traf.
Das brachte gleich der erste Tag mit sich.
Da umspielte die Sonne den Haupteingang der alten Schule mit dem Schatten noch älterer Bäume. Der kleine mit Kinderspeck bepackte Blondschopf reihte sich ein in die aufgeregt zappelnde Schlange wartender Jungen und Mädchen. Der Junge blickte hoch, sah das Gebäude nah vor sich, in dem er gleich eingeschult werden sollte. Es erschien ihm riesig, wie eine noch einzunehmende Burg. Auch war es ein ungewohntes Gefühl in der neuen braunen Hose und dem weißen Hemd. Die Oma hatte die steife braune Fliege so fest gebunden, dass er kaum Luft bekam. Zur beigefarbenen Weste hatte er passende braune Schuhe an.
Stolz trug er seine überdimensionierte Zuckertüte vor sich her, die ganze Treppe hinauf, bis auf den obersten Absatz, wo er kurz stehenblieb und die kunterbunte noch einmal an seinen Vater übergab, der schon dort wartete. ‚Gut’, Jakob atmete durch und hatte die Hände wieder frei. Das war wichtig. Er rieb sie noch einmal eifrig an der Hose. Für das, was jetzt kommen sollte, hatte er tagelang mit seinem Vater geübt.
‚Meiner Klassenlehrerin werde ich’s zeigen. Der erste Eindruck ist immer der beste, hat Vati gesagt.’
Er nahm alle seine Kraft zusammen und begrüßte sie mit einem festen, männermäßigen Händedruck.
Doch er konnte trainiert haben wie er wollte. Die Lehrerin hatte größere Muckis. Damit nicht genug, die Gegenüber bemerkte: „Na, da musst du aber noch etwas mehr essen, um groß und stark zu werden.“
‚Konnte das sein?’ Sie beschämte Jakob vor allen und er spürte die Röte im Gesicht aufsteigen.
Seine Lehrerin nannte sich Fräulein Vogelsang, war aber nicht halb so lieblich wie ihr Name. Nein, sie war eine robust gebaute Frau mit leichtem Ansatz zum Damenbart und einer furchteinflößenden Oberweite. Außerdem hatte sie es immer mit den Ohren der Schüler, wie Jakob später oft genug schmerzhaft feststellen musste.
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