Ingo Schulze - Neue Leben

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Der Waldboden empfing den Gefreiten Türmer lautlos, als wäre er barfuß gesprungen. Nur das Rascheln der Uniform war zu hören, und bei jedem Schritt das» schluppschlupp, schluppschlupp «der Stiefelschäfte.

Die kalte Waldluft erfrischte den Gefreiten Türmer. Von überall her strömten die Gerüche auf ihn ein, sie erhoben sich vom Boden, sie ließen sich von den Zweigen auf ihn fallen, er mußte nur die Hand ausstrecken, um die Luft in ihrer feuchten Körperlichkeit zu fassen.

Er öffnete die oberen Knöpfe seiner Wattejacke, griff mit beiden Händen in den Ausschnitt von Pullover und Unterhemd und leitete einen frischen Luftzug auf seine Haut. Plötzlich konnte er riechen, was sein Körper in der Winteruniform abgelagert hatte, vor allem den Zigarettenrauch, der vom kalten Eisen des SPWs gebeizt war, aber auch den Dunst der Eßgeschirre, in denen die braune Sauce mitsamt den Kartoffelresten klebte.

Der Gefreite Türmer suchte nach den Wachen, fand aber niemanden. Trotzdem wollte er nicht hier pinkeln, wo man ihn überraschen konnte. Außerdem war es angenehm zu gehen. Die Kiefern standen nicht dicht. Die Zweige und Äste unter seinen Stiefeln knackten selten, die meisten drückte er lautlos in das von Nadeln übersäte Moos. Er erkannte die hellen Stellen an den Stämmen, die von den SPWs geschrammt worden waren, bis jedes Fahrzeug seinen Platz gefunden hatte, diese dösenden Reptilien, von denen einige, als träumten sie lebhaft, ihre Motoren laufen ließen.

Das Sperrgebiet war gut für den Wald. Hierher kam kein Förster oder Holzfäller, erst recht kein Pilzsucher. Hier gab es nichts als das langsame Werden und Vergehen, hier keimten die Bäume, sie wuchsen und lebten ihre Jahrzehnte oder vielleicht auch ein ganzes Jahrhundert und gingen wieder zugrunde, wenn ihre Zeit vorüber war. Dann rissen sie andere mit und schlugen dröhnend auf den Waldboden. Ihnen folgte das Sonnenlicht und erweckte das Unterholz, ließ Farne und Buschwerk gedeihen, tausenderlei Unkraut, bis der Schnee alles begrub und ein paar Flechten und Moose auf dem zerfallenden Holz die einzigen Farbflecken blieben. Alles förderte die Fäulnis, alles war nur dazu da, das Leben der modrigen Erdoberfläche in Gang zu halten, den Humus allen Seins. Selbst die Stille hier schien alt und undurchdringlich, und die Luft satt von Düften, an denen der Windhauch immer wieder wie an einem schweren Vorhang ermattete.

Der Gefreite Türmer war schon ein gutes Stück gelaufen, als ihm schwindlig wurde, mit einer Hand an einen Stamm gestützt, ruhte er aus, als hätte er sich überanstrengt. Er hatte Hunger. Vor allem aber war er durstig. Der Gefreite Türmer atmete durch den Mund. Doch ein verborgenes Kraut, dessen Namen er nicht kannte, erfrischte ihn und trieb ihn weiter auf seinem Pfad, der nicht von Menschen angelegt war, sondern vom Wald selbst. Die Tiere und die Launen der Vegetation führten ihn voran, wenn er nur die ihm gegebenen Winke verstand. Ihm gefiel es, sich in der Nacht zwischen den Bäumen zurechtzufinden. Erst im Dunkeln erwacht der Körper tatsächlich, erst da vertraut er dem Wissen, das in seinen Gliedern steckt.

Der Gefreite Türmer verfiel in einen leichten Dauerlauf, wobei er Arme und Schultern in der Art eines Slalomläufers bewegte. Ihm war anzusehen, wieviel Freude ihm das machte.

Gegen das erste Morgengrauen zeichneten sich die abgestorbenen Äste der Kiefern wie Schlangen ab, manche jedoch liefen nicht spitz zu, sondern waren zerspellt, so daß ihre Enden Fledermäusen glichen oder den Fratzen gotischer Wasserspeier. Schneller und schneller lief er, wandte den Kopf, duckte sich, wich in der Manier eines Boxers den Zweigen aus — manche trafen ihn dennoch, peitschten ihn wach, trieben ihn an. Mehrmals hatte er schon geglaubt, eine Lichtung erreicht zu haben, aber dann war es nur der Beginn einer Schonung gewesen oder ein Weiher. Die Stiefelschäfte schlugen gleichmäßig gegen Schienbein und Wade — schluppschlupp, schluppschlupp. Er hörte Vögel. Eben war es noch still und dunkel gewesen und er das einzige schlaflose Wesen. Nun schien der ganze Wald erwacht zu sein.

In den Eingeweiden spürte der Gefreite Türmer Nadelstiche. Nur noch ein paar Schritte, und er erreichte ein weites, schier endloses Feld. Er trat aus dem Wald heraus, warf die Wattejacke ab, streifte die Hosenträger von den Schultern, riß sich die Hosen herunter und hockte sich hin. Einmal stöhnte er vor Schmerz, dann kam es aus ihm heraus. Er versuchte sich zu erinnern, wann er das letzte Mal gekackt hatte. Es war lange her. Der Gefreite Türmer genoß seine Entleerung.

Wenige Augenblicke später jedoch beunruhigte ihn dieser Vorgang. Er wollte kein Ende nehmen, und es stank bestialisch. Der Gefreite Türmer watschelte vorwärts, weil ihn der eigene Haufen wie ein Tier gestupst hatte. Er sah sich um, als würde ihn die eigene Kacke verfolgen. Nasses Gras streichelte seinen Hintern.

Der Gefreite Türmer verstand nicht mehr, wie er so eingesperrt, zusammengepfercht und anspruchslos hatte leben können. Die Vorstellung, wieder in den SPW zurückzukehren, ließ ihn schaudern.

Selbst mit geschlossenen Augen, ganz seiner Nase vertrauend, hätte er sagen können, woraus diese Haufen bestanden. Am schlimmsten roch der letzte, der vom Komplektetag. Aber auch das Gulasch von vor zwei Tagen und das Weißkraut, das mit irgend etwas versetzt gewesen war und nach Auspuff geschmeckt hatte, verpesteten diesen silbergrauen Morgen. Seine Schenkel und Knie schmerzten.

«Verdammt! Verdammt!«schrie der Gefreite Türmer.»Verdammt!«Er hatte seine Hosen bepißt, er hatte es gar nicht gemerkt. Er richtete sich auf. Die Hosen zog er gar nicht wieder hoch, sondern trat darauf, bis er sie samt der Stiefel und Socken los war.

Er knöpfte die Pistolentasche auf, zog die Pistole heraus, warf sie im weiten Bogen von sich und sah, wie sie lautlos in dem hohen feuchten Gras verschwand. Er wollte nichts mehr mit der Armee zu tun haben.

Schnell entledigte er sich der restlichen Sachen. Ihn fröstelte ein wenig, dafür aber genoß er die Entspannung seines Schließmuskels. Jeder Schritt war nun eine Wohltat, die seinen Gang geschmeidiger machte. Die Kondensstreifen der Düsenjäger färbten sich bereits rötlich, die neueren sahen aus wie Äderchen im Weiß des Auges, andere waren breit und durchscheinend, als hätte jemand einen Pinsel abgestrichen.

Er verlangte nur ein wenig zu trinken und etwas Nahrung für sich, doch selbst diesem Wunsch maß er keine weitere Bedeutung bei. Würde er zukünftig überhaupt Wünsche hegen? Und was würde an Erinnerungen bleiben? Vielleicht ein Lied, eine Melodie, oder nicht mal das? Er nahm es hin, nein, es kümmerte ihn nicht, er dachte schon gar nicht mehr daran.

Der Gefreite Türmer kratzte sich am Bauch. Er sah an sich herab und betrachtete unglücklich, ja fast angeekelt seinen käsigweißen und mit Pickeln und Leberflecken übersäten Körper. Wie merkwürdig der Mensch doch roch. Die Kühe hatten sich erhoben und glotzten ihn an. Es tröstete ihn, lebendige Wesen in seiner Nähe zu wissen.

Ihn verlangte danach, sich in das hohe feuchte Gras zu legen, sich zu reinigen und zu erfrischen. Der Gefreite Türmer ging auf die Knie, ließ sich zur Seite fallen und spürte im nächsten Moment den Morgentau an seinem Rücken. Genau über sich erblickte er den erblaßten Mond. Wohlig stöhnend wälzte sich der Gefreite Türmer vom Rücken auf den Bauch und wieder zurück, er scheuerte sich die Schultern, den Hintern, Bauch und Brust und drückte seine Stirn auf die Erde.

Wieder auf dem Rücken, streckte er seinen linken Arm zum Himmel und löste das Armband seiner Uhr — da traf ihn an den Fingerkuppen der erste Sonnenstrahl. Der Gefreite Türmer spürte noch, wie er aufschluchzte und wie die Uhr von ihm abfiel.

Im nächsten Augenblick sprang er auf alle viere, schüttelte sich und heulte hinauf zur rosafarbenen Mondscheibe. Er fletschte die Zähne. Die Kühe begannen zu brüllen, machten kehrt und versuchten zu fliehen. Er wollte etwas rufen, er wollte sprechen, aber alles, was er hervorbrachte, war Knurren und Winseln.

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