Ingo Schulze - Neue Leben

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Neue Leben: краткое содержание, описание и аннотация

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Ostdeutsche Provinz, Januar 1990. Enrico Türmer, Theatermann und heimlicher Schriftsteller, kehrt der Kunst den Rücken und heuert bei einer neu gegründeten Zeitung an. Unter der Leitung seines Mephisto, des allgegenwärtigen Clemens von Barrista, entwickelt der Schöngeist einen ungeahnten Aufstiegswillen. Von dieser Lebenswende in Zeiten des Umbruchs erzählen die Briefe Enrico Türmers, geschrieben an seine drei Lieben — an die Schwester Vera, den Jugendfreund Johann und an Nicoletta, die Unerreichbare.Als Chronist der jüngsten deutschen Geschichte gelingt Ingo Schulze das einzigartige Panorama des Weltenwechsels 1989/90 — der Geburtsstunde unserer heutigen Welt.

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Es blieben noch zwanzig Minuten für den regulären Stoff.

[Brief vom 28. 6. 90]

Titus schlug im Hefter nach vorne und notierte zum zweiten Mal das Datum: 31. 10. 1977.

Dr. Bartmann schrieb an die Tafel. 9.1.2. Das Wesen der kap. Gesellschaftsordnung. 9.1.2.1. Das Wesen der kap. Ausbeutung. Es folgten zwei Spalten, links Kapitalisten, rechts Arbeiterklasse.

Von nun an kam nur noch dran, wer sich meldete; meldete sich niemand, gab Dr. Bartmann die Antwort selbst. Joachims Kurzschrift hielt nicht nur das Tempo von Bartmann, sondern überholte ihn am Ende einer jeden Passage.

«Das Ziel der kapitalistischen Produktion besteht in der Gewinnung des höchstmöglichen Mehrwertes, also des Profits, durch Verschärfung der Ausbeutung. «In einem Kästchen erschien» angeeigneter Profit«, von dem wiederum links und rechts ein Pfeil abging. Links: für persönliche Zwecke/luxuriöses Leben; rechts: Kapital für den Ankauf neuer Maschinen, damit ständig mehr Mehrwert erzeugt wird.

«Bei Strafe des eigenen Untergangs«, rief Dr. Bartmann,»ist jeder Kapitalist gezwungen, die Produktion zu modernisieren und den Kampf gegen die anderen Kapitalisten zu führen. Dieser Konkurrenzkampf bewirkt eine ständige Verschärfung der Ausbeutung.«

Dr. Bartmann diktierte schnell und wiederholte, sobald sich jemand meldete, die zweite Satzhälfte.»… ständige Verschärfung der Ausbeutung. Das ist das Wolfsgesetz des Kapitalismus. Das Wolfsgesetz bewirkt a) eine Weiterentwicklung der Produktivkräfte und deren Hemmung, b) verstärkte Ausbeutung und Ruin großer Teile der Bauernschaft und der kapitalistischen Unternehmer, c) Kampf um Absatzmärkte und Rohstoffe, Klammer auf, Kriege, Neokolonialismus, Klammer zu.«

Dr. Bartmann wischte das Kästchen mit dem angeeigneten Profit weg.»Das führt zu 9.1.2.3. Der Grundwiderspruch des Kapitalismus, neue Zeile, Zitat, Anführungsstriche: Die Bourgeoisie hat, Pünktchen, Pünktchen, Pünktchen, massenhaftere und kolossalere Produktionskräfte geschaffen als alle vergangenen Generationen zusammen, Punkt, Ausführungsstriche, Klammer auf, Marx, Engels, Manifest, Klammer zu. Jetzt nicht mitschreiben, weil das erst für die nächste Stunde ist, nur zum Mitdenken. «Und dann schrieb Dr. Bartmann, ohne ein Wort zu sagen, die Worte an die Tafel:»Der Widerspruch zwischen dem gesellschaftl. Charakter der Produktion und der privatkap. Aneignung ist der Grundwiderspruch des Kapitalismus.«

Er trat neben die Tafel, wies mit der flachen Hand auf das Geschriebene und sagte:»Daraus leitet sich der antagonistische Klassengegensatz zwischen Arbeiterklasse und Bourgeoisie her!«Ins Klingeln hinein rief er:»Was gesetzmäßig die Beseitigung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse zur Folge hat — Freundschaft!«

Die ersten, die aufsahen, erwiderten den Gruß leise, als führten sie Selbstgespräche.

Dr. Bartmann machte eine Notiz ins Klassenbuch, versenkte den Zeitungsausschnitt in seiner Aktentasche und ließ diese zuschnappen.

«Ich hab ein ganz dummes Gefühl«, sagte Joachim, der neben der Bank wartete,»ein ganz dummes.«

Titus räumte seine Sachen zusammen. Als er Joachim ansah, begriff er, daß ihrer Freundschaft nur noch ein paar Stunden blieben. Joachim würde sagen, daß man seine Hände nicht in Unschuld waschen könne und daß man bereit sein müsse, Vater und Mutter zu verlassen.

Joachim sprach, während sie die Treppe hinuntergingen. Selbst als sie sich im Russischzimmer auf ihre Plätze gesetzt hatten, redete Joachim weiter, so daß Titus seine Sachen noch nicht ausgepackt hatte, als das blonde Gift, wie Joachim Frau Berlin nannte, in der Tür erschien.

Das blonde Gift ließ sich Zeit. Je länger das» Rumgezuckle «und» Rumgehample «dauerte, um so unnachsichtiger würde sie in der Stunde sein.

«Sdrastwuitje!«rief das blonde Gift, und die Klasse antwortete im Chor: Sdrastwuitje! Reglos verharrten sie, niemand setzte sich. Das blonde Gift zwinkerte.»Choroscho, saditjes, poshaluista, wer sagt’s denn, der Mensch ist lernfähig. Wot!«Und nach einer kurzen Pause, in der sie das Klassenbuch aufschlug, wandte sie sich von Bankreihe zu Bankreihe.»Wy gotowy? Wy gotowy? Wy gotowy?«Jedesmal ließ sie für einen Augenblick ihr Kinn hängen und blinzelte mit wackelndem Kopf wie eine Schwachsinnige. Titus hatte genickt, als ihr Blick in seine Nähe gezielt hatte. Er glaubte, sie habe gefragt, ob sie bereit seien zum Unterricht. Doch bei dem folgenden» Kto chotschet?«durchfuhr es ihn heiß.

«Oje«, flüsterte Titus,»wir haben den Dialog vergessen.«

Peter Ullrich und seine Banknachbarin begannen, ihr einstudiertes Stück aufzusagen. Joachim zuckte mit den Schultern. Natürlich, es war unter seinem Niveau, sich vorzubereiten. Diese Dialoge waren etwas für Schüler wie Titus, die bereits eine Vier hatten.

Die Klasse lachte. Peter Ullrich war gut in Russisch, er hatte ein paar Monate in Leningrad verbracht und glänzte durch seine gurrende Aussprache.

«Ich fang an«, flüsterte Joachim. Und wenn er hundertmal begänne, das würde ihm, Titus, gar nichts nützen. Entschuldigungen zählten nur, wenn man sich zu Beginn meldete.

Das blonde Gift stellte Fragen, und Titus versuchte sich zu merken, was Peter Ullrich antwortete. Peter Ullrich bekam eine Jediniza, schon die dritte, wie das blonde Gift überrascht bemerkte, aber als Offiziersanwärter stehe ihm das gut zu Gesicht. Seine Banknachbarin erhielt ebenfalls eine Jediniza — damit honoriere sie auch die Freiwilligkeit, sagte das blonde Gift.

Martina Bachmann in der Bank vor ihnen meldete sich, und das blonde Gift rief:»Sieh da, ein Wunder!«Titus war ihr dankbar, weil die Wahrscheinlichkeit, daß nun auch noch sie aufgerufen würden, gering war. Martina Bachmann wollte nur erklären, warum sie sich nicht habe vorbereiten können.»Soll ich mich damit abspeisen lassen?«unterbrach sie das blonde Gift.

Titus hoffte, sie würde die Entschuldigung nicht gelten lassen und Martina Bachmann trotzdem prüfen. Aber das blonde Gift drehte sich weg, denn in der mittleren Reihe meldeten sich zwei, und das blonde Gift rief: Sie auch? Aber die beiden wollten drankommen und sprachen so lange, daß sich das blonde Gift an den Lehrertisch setzte, die Arme verschränkte und zufrieden lächelte. Und als sie fertig waren, stellte sie keine Fragen und schrieb ihnen Einsen ins Klassenbuch.

Jetzt war noch seine Reihe dran. Titus wußte nicht, wohin er blicken sollte, und spürte, wie gleichgültig ihm die letzte Stunde und der Vortrag waren, wenn er nur aus dieser Stunde heil herauskäme. Dann hörte er einen Namen, nicht seinen und nicht den von Joachim. Das blonde Gift hatte Mario aufgerufen, weil sie glaubte, ihrem Mario damit einen Gefallen zu tun. Mario schüttelte den Kopf.»Nächste Stunde wäre mir lieber«, sagte er. Das blonde Gift lächelte.»Schade«, sagte sie.»Jetzt ist es noch einfach, in der nächsten Stunde erwarte ich mehr. «Sie rief Sabine auf, und Sabine begann sofort, und die andere Sabine neben ihr antwortete, und so ging es zwischen den beiden Sabinen hin und her. Jede Reihe hatte nun ihr Opfer gebracht, und Titus glaubte zu wissen, was das blonde Gift im Anschluß sagen würde: Schließt den Mund und öffnet die Bücher. Natürlich würde sie es auf russisch sagen.

«Tschto?!«kreischte das blonde Gift.»Tschto?«Peter Ullrich und ein paar andere lachten. Nach dem nächsten Satz von der ersten Sabine lachte auch Joachim. Die zweite Sabine antwortete. Das blonde Gift war aufgesprungen. Die erste Sabine bekam rote Wangen und versuchte zu lächeln.»Tschto?«kreischte das blonde Gift auch nach dem nächsten Satz.

Als Titus endlich begriff, daß Sabine und Sabine in ihrem auswendig gelernten Text um eine Zeile verrutscht waren und Nonsens von sich gegeben hatten, weinte die zweite Sabine bereits. Das blonde Gift verurteilte beide zu einer Vier, aber mit der Möglichkeit, in der nächsten Stunde ihre Noten zu verbessern. Nun brach auch die erste Sabine in Tränen aus.

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