Gunhild Hexamer
Das Kalifornien-Lesebuch
Impressionen und Rezepte
aus dem Land der Superlative
Inhalt
Land der Superlative
Die Königin des Goldenen Tors – der Bau der Golden Gate Bridge
Cioppino – Fischeintopf aus San Francisco
Die Gier nach Gold – der große Goldrausch
Chop Suey
Vom Goldgräber zum Staatsbürger – Kalifornien wird ein Bundesstaat
Pizza with Smoked Salmon, Crème Fraîche and Caviar – Pizza mit Räucherlachs, Crème fraîche und Kaviar
Make Love, not War – die Hippie-Zeit in San Francisco
Kale Quinoa Salad – Grünkohl-Quinoa-Salat
So kocht Frau in Kalifornien – die Starköchin Alice Waters
Avocado Grapefruit Salad with Citrus Vinaigrette – Avocado-Grapefruit-Salat mit Zitrus-Vinaigrette
Ein Mann und sein Tal – John Muir und das Yosemite Valley
Date Almond Energy Bar – Dattel-Mandel-Energieriegel
Die Bretter, die den Spaß bedeuten – Surfen in Kalifornien
Harvey Wallbanger Cocktail
Die Helden des Death Valley – Maultiere für die Borax-Minen
Garlic and Potato Soup – Knoblauch-Kartoffel-Suppe
Was müssen das für Bäume sein – eine Audienz bei General Sherman
Spaghetti Tetrazzini – Nudelauflauf mit Hähnchen und Käse
Tag des Grauens – das große Erdbeben von San Francisco
Crunchy Walnut-Crusted Salmon Fillets – Lachsfilet mit knuspriger Walnusskruste
Hilfe, der See schrumpft! Rettung für den Mono Lake
Cobb Salad – gemischter Salat
Von der Hühnerfarm zur Traumfabrik – die Universal Studios in Hollywood
Shirley Temple Mocktail – alkoholfreier Cocktail
Hosen, die die Welt erobern – als Levi Strauss die Blue Jeans erfand
Monterey Jack Turkey Burger – Truthahn-Burger mit Monterey-Jack-Käse
Der Baum, der kein Baum ist – Wüstenbewohner Joshua Tree
Ground Beef Tacos – Hackfleisch-Tacos
Rache für Pearl Harbor – das Internierungslager Manzanar
California Apple Cake – kalifornischer Apfelkuchen
Für die Kinder Kaliforniens – Jane Stanford und ihre Universität
Grilled Sausages with Fig-Onion-Jam – Würste mit Feigen-Zwiebel-Marmelade
Es begann in einer Garage – ein Besuch im Silicon Valley
Thai Strawberry Mango Smoothie – Erdbeer-Mango-Smoothie mit Thai-Basilikum
Postzustellung im Galopp – der legendäre Pony-Express
Cinnamon Rolls – Zimtbrötchen
Wo die See-Elefanten Urlaub machen – am Strand von Piedras Blancas
Creamy Garlic Shrimps – Knoblauch-Garnelen in Sahnesoße
Küssen für den Frieden – die Knutsch-Skulptur von San Diego
Guacamole – Avocadocreme
Durchgeknallt oder nur fromm? Die Mission des Junipero Serra
Caesar Salad – Caesar-Salat
Mit Rosinen an die Weltspitze – das Imperium von Sun-Maid
Raisin Carrot Cake with Cream Cheese Frosting – Rosinen-Karottenkuchen mit Frischkäse-Guss
Raisin Oatmeal Cookies – Haferkekse mit Rosinen
Das letzte Wort
Danksagung
Karte
Bilder
Die größten Bäume, der höchste Berg, das tiefste Tal, die schönsten Strände, das beste Klima, die erfolgreichste Computerindustrie und die berühmtesten Filmstudios. Die größte Einwohnerzahl und eine Volkswirtschaft, die es auch ohne den Rest des Landes locker mit den führenden Industrienationen aufnehmen könnte. Gibt es irgendetwas, worin Kalifornien nicht die Nummer eins ist im Vergleich mit seinen 49 US-Kollegen?
Dieser Bundesstaat – übrigens der einzige, für den eine deutsche Bezeichnung existiert – ist das Genie, der Klassenbeste und der Playboy der Vereinigten Staaten. Pausenlos zieht er die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich. Bei uns richtet sich der Blick der Medien so häufig auf Kalifornien, als wäre das, was sonst noch zwischen Ost- und Westküste liegt, ein unbedeutender Schmutzfleck auf der Landkarte.
Wir liegen den Hollywood-Stars zu Füßen, bewundern die Kreativen im Silicon Valley und wünschen uns an die Traumstrände des Pazifiks, wo schöne und supercoole junge Leute über die Wellen surfen und das Leben genießen. Und dann reden wir so selbstverständlich von „El Äi“ und San Francisco, als würden diese Städte nicht auf der anderen Seite des Erdballs, sondern höchstens ein paar Autostunden entfernt liegen.
Kalifornien wurde im Chaos des Goldrauschs geboren, der Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte. In diesen Jahren trafen Tausende von Goldsuchern, Abenteurern und Geschäftsleuten aus allen Winkeln der Welt ein, um ihr Glück zu versuchen, Chancen wahrzunehmen und Ideen zu verwirklichen. Die kreative Energie, erzeugt durch das Zusammenspiel so vieler unterschiedlicher Menschen, vibriert noch heute im „Golden State“, wie der drittgrößte Bundesstaat der USA auch genannt wird.
Ein eiliger Autofahrer, der Kalifornien in einem Rutsch auf der Interstate 5 durchqueren wollte, müsste rund 800 Meilen zurücklegen. Wir kamen von Norden her, aus Oregon, fuhren Nebenstraßen und hatten es überhaupt nicht eilig. Als wir an der Straße ein blaues Schild mit der Aufschrift „Welcome to California“ erblickten, rollten wir mit unserem Auto rechts auf den Schotterstreifen und stiegen aus. Um das Schild zu fotografieren, vor allem aber, um diesen besonderen Moment zu würdigen: Der Himmel klarte auf, schickte helle Sonnenstrahlen zur Erde, und Kalifornien, das Land der Superlative, lag vor uns wie eine Verheißung.
Eine Stunde später betrachteten wir staunend die Küstenmammutbäume im Redwoods National Park, riesige Kerle mit dicker, gefurchter Borke. Hier irgendwo, an einem geheimen Standort, strebt der höchste Baum der Welt in den Himmel. Hyperion, so heißt der 116 Meter hohe Gigant, und nur die Ranger wissen, wo er steht. Der Alte wünsche keinen Besucherandrang zu seinen Füßen, erklärten sie uns, da sein ausgedehntes flaches Wurzelwerk nur von einer dünnen Bodenschicht bedeckt sei.
Und dann: Einmal im Leben nach San Francisco! Allein der Klang dieses Namens weckt die Sehnsucht. Ich war vor Jahrzehnten schon einmal dort gewesen, jedoch so kurz, dass ich es nicht gelten ließ. San Francisco macht süchtig. „Noch mal!“, möchte man immerzu rufen. Der Meereswind scheint eine Brise in die Stadt hineinzuwehen, die raunt: Alles ist möglich – du musst es nur versuchen! Genau das taten die jungen Leute, als sie im „Summer of Love“ alternative Denkweisen und Lebensentwürfe entwickelten. Von hier verbreiteten sich ihre Ideen über den ganzen Erdball.
Entlang der Küste Kaliforniens verläuft in vielen Windungen der Highway 1, eine der Traumstraßen der Welt. Im Abschnitt Big Sur zwischen Carmel und San Simeon blieben wir in beinahe jeder Haltebucht stehen, um hinunter auf den Pazifik zu schauen. Weiß schäumend brachen sich die Wellen an bizarren Felsformationen, und das Meer leuchtete in all seinen Blautönen. Und direkt jenseits der Straße ragten vor dem zarten Azur des Himmels die grünen Berge der Santa Lucia Range auf.
Ganz im Süden Kaliforniens wuchert die Mega-Metropole Los Angeles ins Umland. Touristen, die hierherkommen, wollen vor allem eines sehen: das legendäre Wahrzeichen in den Bergen über der Filmstadt, den 14 Meter hohen Schriftzug HOLLYWOOD.
An dieser Stelle entfaltete sich am 18. September 1932 ein typisches Hollywood-Drama. Mithilfe einer Leiter kletterte die junge Filmschauspielerin Peg Entwistle auf das „H“ hinauf und sprang aus dieser luftigen Höhe in den Tod, verzweifelt und tief enttäuscht vom Leben. Sie hatte von einer Hauptrolle geträumt und spielte doch immer nur unbedeutende Nebenfiguren. Dabei war ein Angebot für die lang ersehnte Hauptrolle unterwegs – nur kam der Brief zwei Tage zu spät an. Die gruselige Pointe: Entwistle sollte eine Frau spielen, die sich am Ende des Films umbringt.
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