Alrun von Berneck - Ich will stets Dein Beschützer sein

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Komtesse Beatrix von Lockstätten befindet sich in einem Pensionat in Freiburg, um dort den letzten Schliff als Dame und Trägerin eines adeligen Namens zu bekommen. Ihr heimlicher Verlobter Achim Hollmann studiert dort Medizin. An Weihnachten soll offiziell die Verlobung auf Schloss Ahrenshofen gefeiert werden. Jetzt im Sommer können sich die beiden Liebenden nur selten sehen. Achims größter Feind ist der verschlagene und hinterhältige Graf Hasso von Focke. Niemals wird er es akzeptieren, dass der bürgerliche Achim es wagte, das Herz einer Komtesse zu erobern. Aus Prinzip will er Beatrix besitzen und jedes Mittel dazu ist ihm recht. Und noch ein Mann hat sein Herz an Beatrix verloren: Ulrich von Hasley, der Hauslehrer der Pension. Zwar ist er wesentlich älter als Beatrix, aber die junge Komtess ist fasziniert von der ruhigen, überlegenen Art des älteren, reifen Mannes. Als Achim Beatrix aus Trotz verlässt, nimmt sich Hasley des jungen Mädchens an. Ein weiterer Roman aus dem Leben einer unkonventionellen Frau, die ihren Weg noch finden muss.-

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Alrun von Berneck

Ich will stets Dein Beschützer sein

Frauenroman

Saga

Ich will stets Dein Beschützer sein

German

© 1953 Alrun von Berneck

Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen

All rights reserved

ISBN: 9788711507513

1. Ebook-Auflage, 2016

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com– a part of Egmont, www.egmont.com

I.

„Hallo, Achim! Da sind Sie ja endlich! Wissen Sie auch, daß wir uns eine volle Woche nicht gesehen haben?“

„Servus, Baron! Natürlich weiß ich das! Aber was soll ich machen, schließlich muß ich ja auch mal an die Arbeit denken!“ erwiderte der Angesprochene lachend.

„Ausgerechnet jetzt, wo Sie Ihre schönste und glücklichste Zeit haben sollten, treiben Sie sich den ganzen Vormittag im Hörsaal herum“, sagte der Baron mit leichtem Vorwurf in der Stimme. „Haben Sie denn wenigstens jetzt eine halbe Stunde Zeit für mich?”

„Nun, eine halbe Stunde wird schon übrig sein“, sagte Achim Hollmann, immer noch lachend, „es kommt ja schließlich nicht so genau darauf an, wann ich zu Mittag esse!“

„Dann essen wir eben zusammen, Herr Hollmann, Sie müssen mir schon erlauben, Sie als meinen Gast zu betrachten! Und nun kommen Sie, gehen wir zur Burse, da finden wir sicher noch einen guten Platz!”

Der Baron faßte seinen Begleiter unter und zog ihn mit sich fort die Kaiserstraße entlang. Vom Martinstor bis zum Bertholdsbrunnen waren es kaum zweihundert Schritte, und dort an der Ecke befand sich auch einer der Eingänge zu dem berühmten Studentenlokal, das Baron von Lauff soeben vorgeschlagen hatte.

Durch eine schmale Ladenstraße erreichten sie das inmitten eines Häuserblocks liegende Restaurant. Als sie eintraten, schlug ihnen schon ein Schwall lärmender Fröhlichkeit entgegen, denn es war die Zeit des Frühschoppens, und es gab viele Freiburger Verbindungen, die in der Burse ihren Stammtisch hatten. Und wo Studenten ihrem Bierkomment huldigten, dort ging es nicht eben zu wie in einer Sonntagsschule.

Die beiden Freunde fanden einen Platz abseits der lärmenden Studenten, wo sie sich ungestört unterhalten konnten. Rüdiger von Lauff bestellte Bier für sie beide, dann sah er den Freund freundlich an und sagte:

„Haben Sie Beatrix inzwischen schon wiedergesehen?“

„Ja, Baron, ich sah sie Freitagnachmittag, als sie mit ihren Pensionsschwestern in der Kyburg Tennis spielte. Es gelang ihr auch, sich für eine halbe Stunde unbeobachtet zurückzuziehen.”

„Was ist schon eine halbe Stunde für ein Liebespaar, Achim! Entschuldigen Sie, wenn ich mich überhaupt um Ihre Angelegenheiten bekümmere, aber ich habe mir nun mal in den Kopf gesetzt, Ihnen zu helfen. Es gibt eben Schwierigkeiten, die einer allein kaum beseitigen kann.“

„Sie brauchen sich nicht entschuldigen, Baron“, wehrte Achim Hollmann ab, „wer hätte wohl ein größeres Recht, sich in meine Angelegenheiten zu mischen, als gerade Sie, Baron Lauff? Ihnen verdanke ich es doch, daß Trixis Vater seine Zustimmung zur Verlobung gegeben hat.”

„Sie wollten sagen, dem Baron Puttlitz und mir, nicht wahr, Herr Hollmann? Denn wir beide sind ja bei dem alten Grafen gewesen und haben ihm die Hölle heiß gemacht. Wir haben ihm erklärt, daß Sie unser bester Freund seien. Da blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als Sie trotz Ihres bürgerlichen Namens als Schwiegersohn anzuerkennen.“

„Damit bestätigen Sie mir nur, Baron, wie tief ich mich in Ihrer Schuld befinde. Ich wollte nur, ich könnte Ihnen einmal für diesen Freundschaftsdienst meinen Dank abtragen!”

„Können Sie, lieber Achim, können Sie!“ lachte Baron von Lauff. „Nur darum habe ich ja überhaupt das Thema angeschnitten!“

„Und wie sollte mir das möglich sein? Sie wissen doch, daß Sie jederzeit über mich verfügen können!” erklärte sich Achim Hollmann sofort zu jedem Gegendienst bereit.

„Das wäre schrecklich einfach”, entgegnete ihm Baron Rüdiger von Lauff und mußte selbst über seine Redensart lachen, denn die angedeutete Einfachheit dürfte kaum einen Schrekken an sich haben. „Sie brauchten nur Ihr Versprechen wahr zu machen, das Sie mir damals auf Schloß Ahrenshofen schon halb und halb gegeben hatten!”

„Ein Versprechen, Baron?“ fragte Achim erstaunt. „Entschuldigen Sie bitte, aber es ist mir peinlich, daß ich mich im Augenblick nicht erinnere, was Sie im Auge haben.“

„Erinnern Sie sich nicht, daß ich Ihnen gesagt habe, ich möchte Sie gern zu meinem Leibfuchs machen, wenn Sie in Freiburg studieren würden?”

„Ja, ich weiß! Und ich habe Ihnen geantwortet, daß ich keinen lieber zum Leibburschen hätte als Sie, Baron! Und ob ich mich daran erinnere!“ antwortete Achim Hollmann mit einer kleinen Verlegenheit.

„Und wie steht es heute mit Ihrer Ansicht darüber? Sie haben doch jetzt hier belegt, sind Mediziner im ersten Semester. Die Vorbedingungen wären demnach erfüllt!”

„Sie wollen mich also für Ihre Verbindung keilen? Ich soll Korpsstudent werden? Und noch dazu in einem so hochfeudalen Korps wie den Saxo-Borussen?“

„Ja, das ist mein Vorschlag! Denn wir können Sie gebrauchen!“

„Weil ich damals dem Grafen Focke im Duell eine Abfuhr erteilt habe?”

„Das spricht natürlich auch für Sie, Achim. Einen guten Fechter können wir immer gut gebrauchen. Aber wichtiger ist uns noch der einwandfreie Charakter unseres Korpsbruders.“

„Ihr Angebot und Ihr Vertrauen sind für mich höchst schmeichelhaft, Baron Lauff”, antwortete Achim nachdenklich. „Aber wissen Sie auch, daß zwischen damals und heute ein himmelweiter Unterschied besteht? Damals durfte ich noch hoffen, daß mein Vater das Studium sicherstellen würde, heute aber habe ich mich mit ihm vollkommen überworfen!“

„Ich möchte annehmen, Herr Hollmann, daß sich das in sehr kurzer Zeit ändern wird. Oder glauben Sie, daß der Schloßherr von Ahrenshofen vor seinem Rentmeister Geheimnisse haben würde?“

„Sie meinen, Graf Lockstätten würde mit meinem Vater sprechen und ihm erzählen, daß er bereit sei, mich als Schwiegersohn zu akzeptieren?”

„Genau das, Achim! Wenn Graf Lockstätten Ihnen nicht mehr zürnt, weil Sie hinter seinem Rücken eine Liebschaft mit seiner Tochter angefangen haben, dann muß Ihnen Ihr eigener Vater auch verzeihen!“

„Sie kennen meinen Vater nicht, Baron! Daß der Graf mein Verhalten als einen Vertrauensbruch bezeichnet hat, wird mir mein Vater nie vergessen! Er steht auf dem Standpunkt, ich habe Schande über die Familie gebracht.”

„Ich glaube, Sie sehen da zu schwarz, Achim! Sie fürchten jedenfalls, finanziell nicht in der Lage zu sein, in einer Verbindung aktiv zu werden. Ist es nicht so?“

„Ja, das ist es. Denn wenn ich nur auf das angewiesen bin, was ich gespart habe — Sie wissen, Baron, zu der Summe gehört auch mein Rennpreis und die Belohnung der Polizei für die Ergreifung des Verbrechers, die mir damals gelungen ist — dann reicht es kaum für drei oder vier Semester!“

„Haben Sie schon einmal gehört, was amerikanische Universitäten für einen guten Sportler ausgeben, damit er ihren Ruhm vermehre?”

„Das habe ich, Baron, aber leider sind wir hier nicht in Amerika!“

„Und doch gibt es einen Ausweg! Sie waren im vorigen Jahr Florettmeister Ihrer Schule, dann haben Sie als Abiturient gegen den Grafen Focke, einen bekannten Fechter, im Duell gestanden und ihn abgefertigt wie den krassesten Fuchs. Glauben Sie, die Saxo-Borussen würden sich einen solchen Fechter entgehen lassen?”

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