Walther von Hollander - Alle Straßen führen nach Haus

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"Niemand von uns ist ohne Wunde, niemand ohne Narbe, niemand ganz gerade, niemand ohne Angst und Furcht und schlimme Erinnerungen." Das ist die Erkenntnis, die fast alle Menschen nach dem Ersten Weltkrieg prägt, so auch Gesine Otten, die damals ganz alleine an der Spitze des Gutes Grünwalde steht. Zu dieser Zeit ist es daher auch nicht ungewöhnlich, dass Landstreicher an Haustüren klopfen und um Hilfe bitten. So geschieht es eines Tages auch in Grünwalde, nur dass es sich bei den beiden Männern um Barone aus dem Baltikum handelt, die am Ende der Kämpfe gegen die roten Garden ihre Heimat verlassen mussten. Der jüngere von ihnen, Baron Brincken, ist von der Tuberkulose gezeichnet und so beginnt auf Grünwalde der Kampf um sein Überleben. Für Gesine ist dies eine weitere Aufgabe, die sie meistern muss, aber die Ereignisse der Folgezeit bringen auch Leben in das graue Dasein in Grünwalde. Bis zu dem Tag, an dem die Männer wieder aufbrechen müssen.-

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Er sprang in seiner Erzählung hin und her. Er gab alles, wie es gerade an diesem Tag in seiner Erinnerung geschichtet lag. Also zuerst natürlich Brincken. Wie er ihn im Walde von Hinzenberg bei Riga in der wirren Silvesternacht 1919 aufgabelte, einen jungen Herrn im zu großen Pelz seines Vaters, ein Gewehr unter dem Arm, ein grünes Hütchen auf dem Kopf mit dem Mützenband „Baltische Landeswehr“. Und wie der junge Herr, der ebenso wie die anderen Freiwilligen gerade seine Feuertaufe hinter sich hatte, die führerlos zurücklaufenden Freiwilligen aufhielt, ermunterte, anschrie, um dann als Letzter vor den andrängenden Bolschewiken zurückzugehen, aufrecht, langsam, wie auf der Jagd, als ob sein Fuchspelz ein Kugelhemd war.

Bericht zwei. Ein Bildnis: Der Großvater Tungern, der von seinem achtzigsten bis zu seinem fünfundachtzigsten Jahre am Rand des Tungerschen Urwaldes, zwölf Werst von der nächsten menschlichen Behausung, in einem Jagdhaus lebte, mit einem siebzigjährigen Diener und einer jungen hübschen Lettin, die die Hausarbeiten zu machen hatte. Alles nur, um sich auf einem angenehmeren Wege dem Erben aus dem Wege zu räumen und dem Tod jeden Grund zu nehmen, ihn allzu schnell am Kragen zu packen.

Danach die Eroberung Goldingens, Februar 1919, und daß Brinckens Schwester mit zerschossener Hand kurz vor der Stadt zu ihnen stieß. Sie war eine Stunde zu früh geflohen. Man mußte die Hand amputieren, aber sie starb doch. Und daß Brincken nun „allein wie ein Finger“ auf der Welt lebte. Denn sein Vater war früh gestorben, der älteste Bruder im Kriege auf deutscher Seite gefallen, der zweite, die Mutter und die andere Schwester in den Revolutionswirren zugrunde gegangen.

„Und nun gehen Sie zurück?“ fragte Monica, „warum jetzt erst oder warum doch noch?“

Tungern nickte. Das war nicht einfach zu beantworten. Man hatte sich mit den Letten, den jezt Regierenden, nicht einigen können. Warum? Um die Gründe genau anzugeben, mußte man die Geschichte der letzten zweihundert Jahre erzählen. Aber es genügte auch zu wissen, daß man zuerst einig war, als es gegen die Bolschewiken ging, 1919/20, und nachher nicht mehr einig werden konnte, als Lettland ein selbständiger Staat wurde. Es kam die Enteignung. Darüber konnte kein Deutscher objektiv sprechen. Tatsache war, daß sie beide, Brincken und er, alles verloren hatten, bis auf lächerliche vierzig Morgen in Domingen. Ja, man hatte allerlei heruntergefressen, Ungerechtigkeit, Wut, ja Haß. Nun war man durch. Auf dem Heimweg. Und sie wußten: Man kam nicht weiter, man kam nicht nach Hause, wenn man nicht über die letzten zwanzig Jahre ein Tuch deckte und Erde schaufelte, Erde schaufelte.

Er war nun im Zuge. Er ging plötzlich in seine Kindheit zurück, in die hellen, weiten Birkenwälder Domingens, an deren Birkensaft er sich den ersten Rausch geholt hatte. In die Studentenjahre in Dorpat im Korps Kuronia, und in München, wo er zum erstenmal in seinem Leben nicht der große Herr war, sondern nur der lange Tungern, ein reicher junger Knabe mit dem Tick zu philosophieren.

Und dann kam der Krieg auf drei Fronten: Als russischer Soldat gegen Deutschland, dann 1917/18 als deutscher Offizier gegen Frankreich, dann als Abteilungsführer in der baltischen Landeswehr gegen die Russen. Darüber erzählte er aber zunächst nichts. Er schilderte lieber Brinckens Mutter, die zart, gescheit und hochmütig auf Schloß Brinckenhof residiert hatte, mit ihren Kindern und französischer Literatur beschäftigt, mit einer einzigen Leidenschaft: Viererzug fahren. Sie besaß immer zwei Viererzüge, und dieser Leidenschaft gab ihr Mann auch die Schuld, daß sie genau vier Kinder bekommen hatte.

Diese Frau hatte über drei Besetzungen, die russische, die deutsche und die lettische, über drei Kriegsjahre ihren Salon, ihre Bibliothek und ihr Empireschlafzimmer hinübergerettet, sie starb, fast ohne eine Lebensgewohnheit geopfert zu haben, ihren Lieblingsautor Proust in der Hand.

Und warum gelang das? Tungern hatte viel darüber nachgedacht. Es konnte nur gelingen, weil Frau von Brincken bis in die letzten Fasern ihres Herzens davon durchdrungen war, daß sie, Gerda von Brincken, geborene Fürstin Lieven, so und nicht anders leben mußte. Daß es ihr zukam und daß niemand das Recht hatte, es ihr wegzunehmen, außer natürlich Gott selbst, der sie doch aber bestimmt nicht erst zu einer Brincken gemacht hätte, falls es sein Plan war, sie als Gesindewirtin oder Landstreicherin enden zu lassen. Außerdem hatte sie ja auch ihr Opfer bringen müssen. Während der Kriegszeit war sie nicht mehr im Viererzug über die Sandwege gerast.

Tungern machte eine Pause. Tante Monica versuchte sich zu erheben. Sie wollte gehen. Aber Gesine legte ihr die Hand leicht auf den Arm. So blieb sie. Sie hörte auch gern zu. Was sie früher aus Büchern bekam, mußte sie nun, da sie nicht mehr sehen konnte, von Menschen haben.

„Man sagt, daß wir Balten an diesem Hochmut zugrunde gegangen sind“, begann Tungern wieder, „aber andere Stämme und Völker sind auch hochmütig gewesen und leben noch.“

„Mein Vater“, antwortete Gesine, „sagte, daß man bei den Völkern überhaupt diese Personenbegriffe, wie Schuld und Ursache des Untergangs und so, weglassen solle. Man komme doch nicht dahinter.“

„Man kommt bei den Völkern nicht dahinter, warum sie untergehn“, sagte Tungern, „aber bei den Menschen auch nicht.“

Sie wollten nun eigentlich etwas anderes bereden, stellten das Radio an, eine ausgezeichnete Tanzkapelle kam. Tanzen? Nein, Tungern konnte nicht tanzen. Er war zu lang dazu. Er war auch ins Erzählen hineingekommen. Man mußte es zu Ende bringen. Es war wirklich einigermaßen merkwürdig, wie er sich die zehn Jahre mit Brincken durchgeschlagen hatte. Zuerst sah es noch so aus, als sollte alles nur vorübergehend sein. Es war mehr seltsam und abenteuerlich als ernst. Wie sie beispielsweise sich als Holzfäller in Bayern ihr Brot verdienten. Eklich anstrengend übrigens. Hatten es auch nicht lange gemacht, sondern waren als Flößer die Isar hinuntergefahren und gleich in München geblieben. Brincken als Zeitungsverkäufer, Tungern als Buchhändler. Aber er war natürlich zu lang für die niedrigen Verkaufstische. Sie waren auf Wanderschaft gegangen, quer durch Deutschland, in einem halben Jahr von München nach Hamburg. Mit etwas Erntearbeit dazwischen. In Hamburg hatte Brincken sein Abitur gemacht, um dann Automobilschlosser zu werden. Tungern gelang es, als Hafenarbeiter unterzukommen, ein Kunststück ersten Ranges. Denn die hielten die Außenseiter so scharf weg wie früher die Kasten. Dann kam die Ruhrgeschichte. Natürlich waren Tungern und Brincken dabei, obwohl man sie nicht gerufen hatte. Sie stellten sich ein, sie dachten, man würde sie schon brauchen. Man brauchte sie auch. Nicht sehr lange. Aber ein paar verteufelt gefährliche Unternehmungen kamen auf sie. Dann war auch das aus, und sie fuhren nach Hamburg zurück. Sie bekamen etwas Geld, ein paar Pfund von einem englischen Brincken. Das war damals viel Geld. Brincken studierte deshalb ein Semester Medizin. Über dem letzten Pfund, von dem sie ein Jahr zu leben gedachten, brach die Inflation ab, und sie hatten zwanzig Mark statt eines riesigen Reichtums. Brincken bekam noch ein Stipendium, stümperte sich ein Jahr weiter. Dann wurde er Kranführer im Hafen, wo Tungern als Vorarbeiter arbeitete. Sie dachten, sie würden dabei bleiben, und sie blieben auch mehrere Jahre. Man hatte etwas Geld, ein paar Kameraden, den Blick über Wasser, man hatte manchmal ein Segelboot von Freunden zur Verfügung. Es war eine ganz schöne Zeit.

Schlimm war nur, man gehörte nirgends dazu. Nicht zu den Arbeitern und nicht zu den Freunden und nicht zu der schönen Stadt. Denn man wollte ja nicht bleiben. Man rechnete damit, daß man eines Tages auf und davongehen würde. Dann kam natürlich das Heimweh, bohrte und hämmerte. Im Frühling besonders, und eines Tages wanderte man eben los, obwohl es Wahnsinn war und obwohl ... Na ja.

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