Walther von Hollander - Alle Straßen führen nach Haus

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"Niemand von uns ist ohne Wunde, niemand ohne Narbe, niemand ganz gerade, niemand ohne Angst und Furcht und schlimme Erinnerungen." Das ist die Erkenntnis, die fast alle Menschen nach dem Ersten Weltkrieg prägt, so auch Gesine Otten, die damals ganz alleine an der Spitze des Gutes Grünwalde steht. Zu dieser Zeit ist es daher auch nicht ungewöhnlich, dass Landstreicher an Haustüren klopfen und um Hilfe bitten. So geschieht es eines Tages auch in Grünwalde, nur dass es sich bei den beiden Männern um Barone aus dem Baltikum handelt, die am Ende der Kämpfe gegen die roten Garden ihre Heimat verlassen mussten. Der jüngere von ihnen, Baron Brincken, ist von der Tuberkulose gezeichnet und so beginnt auf Grünwalde der Kampf um sein Überleben. Für Gesine ist dies eine weitere Aufgabe, die sie meistern muss, aber die Ereignisse der Folgezeit bringen auch Leben in das graue Dasein in Grünwalde. Bis zu dem Tag, an dem die Männer wieder aufbrechen müssen.-

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Brincken brach plötzlich ab. Er richtete sich im Bett auf. Ein schrecklicher Hustenanfall schüttelte ihn. Er umklammerte den Freund mit beiden Armen, so wie er am Nachmittag Gesine umarmt hat. „Versprich mir“, sagte er mit einemmal ganz klar, „versprich mir, daß du mir nicht davonläufst. Schwör es mir. Wir beiden halten zusammen. Nicht wahr? Wir beiden. Tungern und Brincken. Schwöre.“

„Gut“, sagte Tungern, der nicht für so feierliche Dinge war. „Gut, ich schwöre es dir vor Zeugen. Und nun, mein Sohn, legst du dich hin und schläfst. Verstanden? Los.“

Brincken schlief wirklich ein. Den Kopf konnte er nicht stillhalten. Er rieb ihn auf dem Kissen hin und her, schwenkte ihn, so wie Eisbären das tun, wenn sie im Sommer sich abzukühlen suchen.

Gesine ging ins Herrenhaus hinüber, zog sich schnell an, weckte Berta Fink, das Hausmädchen, und Frau Kornmann, die Köchin, ließ heißes Wasser aufsetzen, suchte alles zusammen, was man für eine Packung braucht und kam zurück.

Tungern saß am offenen Fenster und rauchte. „Schläft noch“, sagte er und starrte weiter hinaus. Der Regen in den großen Herrenhaustannen, die spärlichen Lichter im Haus, das Gebell der Hunde ... alles war wunderbar für ihn. „Ich möchte auch rauchen“, sagte Gesine und setzte sich zu ihm auf das kleine Fensterbrett. Tungern rückte beiseite. Trotzdem saßen sie Knie an Knie. Brincken stöhnte, drehte sich.

„Wir werden ihm eine Packung machen“, sagte Gesine. „Das Wasser kommt gleich. Wir kriegen auch einen Kaffee.“ Pause. „Er phantasierte vorhin von einem Keller“, versuchte sie, „es klang unheimlich. Was wollte er?“

Tungern zog die mageren Schultern hoch, sah die Frau prüfend an. Sie war, schien es, eine ordentliche, tüchtige Frau. Man konnte mit ihr reden.

„Erinnerungen“, sagte er, „es sind Erinnerungen.“

„Ein Keller ...“, fragte Gesine, „ein Name ... Gold ...“

„Goldingen“, nickte Tungern, „das ist eine kleine Stadt in Kurland, und im Keller steckten Geiseln. Deutsche ... Balten ... Weiße ... Er hatte jemanden dabei.“

„So ... er hatte jemanden dabei“, wiederholte Gesine erschrocken. „Was war denn das? Krieg oder Revolution oder ...“

„Krieg und Nachkrieg und Revolution gleichzeitig“, antwortete Tungern, „wir hatten 1919 eine kleine Armee aufgestellt, Landeswehr genannt, die gegen die Bolschewiken zu Felde zog. Es waren Halbsoldaten gegen Halbsoldaten.“

„Und die im Keller?“

„Alte Männer und junge Frauen und alte Frauen und ein paar Kinder, wie es gerade kam. Ja. Man hat es schon fast vergessen, und es ist auch nicht mehr wichtig.“

Gesine sah den hageren Mann fragend an. Nicht mehr wichtig? Komischer Ausdruck. Gab es unter den schlimmen Erinnerungen wichtige und unwichtige?

„Es war nicht das Schlimmste“, antwortete Tungern trocken und leise. „Lange nicht das Schlimmste. Damals kamen nur wenige um. Die andern haben wir herausgeholt. Wir haben viel schlimmere Erinnerungen. Den ganzen Kopf voll. Verstehen Sie? Es gibt Dinge, die uns nie loslassen. Die immer da sind. Auch wenn wir nicht fiebern.“

Das Hausmädchen Berta Fink kam mit Frau Kornmann die Treppe herauf. Sie schleppten einen großen Kessel mit heißem Wasser, brachten dann eine flache Badewanne, ein Tablett mit einem zierlich angerichteten Frühstück darauf. Sie sahen scheu nach dem Kranken, der gerade aufgewacht war und an allen Anwesenden vorbei unheimlich ins Leere starrte. Tuschelnd stiegen sie wieder die Treppe hinunter. Gesine schüttete das heiße Wasser in die Wanne. Das Zimmer füllte sich mit Dampf. „Los“, sagte sie, „stecken Sie ihn hinein.“ Sie selbst setzte sich ans Fenster und sah hinaus.

In der Wanne kam Brincken zur Besinnung. Mit halb geschlossenen Augen plätscherte er ganz behaglich. „Ich bin wohl ein bißchen krank?“ fragte er, „sag die Wahrheit, Tungo. Komm her, Mensch.“

Jetzt bemerkte er die Frau im Fenster. Er sprang aus dem Wasser, wollte nach seinen Kleidern greifen, wankte.

„Albern“, sagte Tungern und hielt ihn fest. Gesine hatte ein Laken ins Wasser getaucht, breitete es über das Bett. „Hier hinein“, sagte sie, „und fest zuwickeln.“

Tungern legte seinen Freund auf das Laken, wickelte, machte alles falsch. Gesine mußte zufassen, den Kranken wie eine Mumie einwickeln. Das war nicht einfach. Denn Brincken wehrte sich empört. Er sei kein Kind. Er verbitte sich weibliche Bedienung. Tungern könne es ebensogut. Gesine beruhigte ihn mit erstaunlicher Kraft und zäher Sanftmut. Er wurde still, ließ sich mit drei Federbetten zudecken, ein Handtuch um die Stirn wickeln und schlief ein.

„Großartig“, sagte Tungern leise. „Famos.“ Sie saßen wieder im Fenster. Ein Stuhl mit dem Frühstück stand zwischen ihnen, der Kaffee war stark und heiß. Draußen kam zwischen träge ziehenden Wolken für zwei Minuten der Mond. Die Pferdeschwemme blinkte auf, das Herrenhaus, dessen Fenster wieder dunkel waren, rückte näher.

„Woher kommen Sie“, fragte Gesine Otten. „Was machen Sie, wohin wollen Sie?“

Tungern strich über seinen Ziegenbart und schlug die langen dürren Beine übereinander. „Sie sind wirklich großartig“, wiederholte er, und nach einer Weile setzte er hinzu „gar nicht wie die anderen Frauen. Sie sind so entschlossen. In die Badewanne mit ihm, los. Den kahlen Mann zugedeckt, los. Woher kommen Sie, wohin wollen Sie. Großartig.“

„Vielen Dank“, sagte Frau Otten, „aber wenn Sie nicht wollen, brauchen Sie nicht zu erzählen.“

Tungern erhob sich. Er war genau so hoch wie das Zimmer. Er beugte sich über den schlafenden Freund, blieb vor Gesine stehen und sagte: „Wo soll man anfangen? Wir kennen uns nicht. Was wissen Sie von uns Balten?“ Und als Gesine schwieg, fuhr er langsam fort: „Erinnern Sie sich so ungefähr, was uns im letzten Jahrzehnt zugestoßen ist? Sie kennen ja unsere Namen. Wir sind genau das, was man baltische Barone nennt. Die Brinckens waren sehr große Herren. Die Tungerns kleinere. Aber für reichsdeutsche Begriffe hatten auch sie sehr viel Land. Vierzigtausend Morgen ungefähr. Genau kann man es nicht sagen, denn es war ein kleiner Urwald dabei. Schön. Nun hat Brincken den einen Tornister und ich habe den anderen. Sie sind vollkommen gleich, aus ehemaligen deutschen Heeresbeständen. Die Tornister haben wir von Riga nach Windau getragen, von Windau wieder nach Riga, über die Lübeckbrücke. Davon haben Sie vielleicht gehört? Nein? Es war die Eroberung Rigas, die damit entschieden wurde. Sehen Sie mal.“ Er hob den Tornister Brinckens auf. „Hier“, sagte er und wies auf einen Einschuß, „hier hätten sie ihn beinah erwischt, neben mir. Dann sind also die Tornister durch Lettgallen gewandert, noch mal zurück nach Riga. Haben uns noch ein Dutzend Jahre begleitet. Hin und her. Durch ganz Deutschland. Führte zu nichts.“

„Weiter“, sagte Gesine. Tungern setzte sich wieder. „Ich besitze noch ein kleines Restgut“, fuhr er fort. „Als ‚Befreier‘ hatte ich Anspruch darauf. Es ist ein Stück von unserm Besitz. Dividiert durch tausend. Vierzig Morgen und ein Haufen Steine, das ehemalige Schloß Domingen, das die Bolschewiken verbrannt haben.“

„Damals, als der Vormarsch zu Ende war, damals dachte ich, vierzig Morgen kriegt man auch im Reicfi ganz leicht, als Auslandsdeutscher, als ehemaliger Krieger oder Offizier. Als ... Es war ganz falsch gedacht. Welche Behörde hätte mir Land anweisen sollen und warum? Habe ich nicht meine Haut freiwillig zu Markte getragen? Sagen Sie selbst? Menschenleben sind billig. Ein Acker kostet mehr.“

Der Kranke lachte. „Gib mir mal die Hand“, murmelte er. „Nein, die rechte Hand. Siehst du, wußte ich doch. Ist weg.“

Gesine sah Tungern unsicher an. „Er kommt nicht los von seinem Keller in Goldingen, wie?“ fragte sie. Tungern nickte. Sie horchten beide auf den Kranken. Der Husten war gelöster, aber die Unruhe stieg wieder. Man konnte ihn nicht in der Packung halten. Während Tungern den Jungen abfrottierte, ging Gesine vor die Tür. Sie fand es albern, denn sie hatte im Kriege fast zwei Jahre gepflegt, aber die baltischen Herren waren empfindlicher als die deutschen Musketiere. Sie saß müde auf der Treppe. Eine Kuh pustete friedlich aus dem Schlaf. „Die Menschen, die Menschen“, seufzte sie. Sie hörte die beiden Männer sich freundlich anknurren. Brincken setzte wieder zum Singen an, aber Tungern verbot es. Es sei Zeit für Nachtgebete und nicht für Marschlieder. Kranke hätten überhaupt zu schlafen. Brincken lachte hell und schmetternd. Das also, dachte Gesine, ist seine richtige Stimme, und so ist er eigentlich. Hell, ein bißchen frech, sehr fröhlich, und das da, dies Brüchige, haben sie aus ihm gemacht.

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