Ich schickte ihr sofort das Manuskript des Jenaer Kapitels mit meiner Kritik. Beinahe mit wendender Post schrieb sie mir zurück, sie habe gerade viel Zeit, und deshalb wolle sie die Beschreibung ihres vergangenen, abgeschlossenen Lebens recht bald beenden, möglichst, bevor Bernd, ihr Sohn, zurückgekehrt sei. Denn dann würde ein neues Leben beginnen. (Fragen Sie mich nicht, was für ein Leben. Das weiß ich nämlich nicht. Aber ein schönes!) Sie schickte mir ein weiteres Kapitel. Es war ein älteres, das heißt schon früher verfaßtes. Sie hatte es Ostern 1943 geschrieben, damals, als Berlin noch beinahe unverletzt war, ein halbes Jahr also, bevor sie nach Pommern fliehen mußte, in das Haus des Bauern Mowranke, das am Plüggensee gelegen war. Sie hatte das Kapitel »Berliner Karneval« genannt, und sie schrieb: »Ich schicke Ihnen gerade dieses Kapitel. Denn es beschreibt die seltsame Zeit der Inflation 1923, und es ist ganz nützlich zu sehen, wodurch sich die Inflation des Jahres 1946 von der damaligen unterscheidet. Unsere Not jetzt ist weitaus schlimmer. Aber die Veränderungen damals waren doch wohl größer und tiefgreifender. Was meinen Sie? In der Erinnerung jedenfalls scheint mir die damalige Situation ein geistiger Umbruch gewesen zu sein und eine tiefgründige Veränderung alles geistigen Lebens, »bei vielem vordergründigem und gleichgültigem Humbug. Und jetzt? Nun ... wahrscheinlich kann man’s erst wissen, wenn die Not zu Ende ist. Dann erst zeigt sich, ob der Geist etwas geschaffen hat und die Seele ein neues Lebensbild hervorbrachte.« Nach dieser Einleitung war ich neugierig auf ihre Schilderung und begann gleich zu lesen.
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