Eike Geisel - Die Gleichschaltung der Erinnerung

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Beiträge zum Antisemitismus der Linken, über das Verhältnis der Deutschen zu den Juden, Spurensuche nach jüdischem Leben in Berlin, über Hannah Arendt und die Menschenrechte.
"Aus Geisel spricht eine ebenso kluge wie scharfzüngige Wut, und zwischen Ironie und Zynismus schafft sich eine große Ernsthaftigkeit Platz. Jüngere Leser haben mit dem Buch eine Zeitkapsel in der Hand, die Einblick in frühere deutsche Debatten gibt. Man entdeckt immer wieder Einsichten von geradezu unheimlicher Aktualität." (Tobias Prüwer, Jüdische Allgemeine)
"Wie Geschichtspolitik gemacht wird, kann man in der wie ge-wöhnlich schonungslosen Sprache und klaren Argumentation des Autors nachvollziehen. Besonders für jüngere Generationen ist hier ein Schatz enthalten, aus dem zu erfahren ist, wie Deutschland wurde, was es ist." (Tobias Prüwer, Kreuzer logbuch, Leipzig)

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Die Erinnerungen von Hersch Mendel sind weder eine dokumentarische Sozialreportage, noch eine sentimentale Reise in die Vergangenheit, weder sektiererische Rechthaberei, noch erbauliche Sozialkritik. Sie sind vor allem, vorgetragen in einer eigentümlichen Mischung aus Pathos und Ironie, eine unerbittliche Chronik des Scheiterns der traditionellen Arbeiterbewegung, ohne daß der Autor jenem allgemeinen Verhängnis, in welches sich Nationalsozialismus und Stalinismus teilen, verständnisvoll oder gar von einer gesicherten Position aus begegnete.

»Ich habe die ganze Tragödie jener Tage aus tiefstem Herzen mitempfunden«, schreibt Hersch Mendel am Schluß seiner Erinnerungen über den Hitler-Stalin-Pakt; »fast 30 Jahre meines sozialistischen Kampfes gingen verloren. Im Namen dieses Kampfes hatte ich alles gegeben, was ein Mensch nur zu geben vermag. Ich habe mich niemals zur Spitze gedrängt. Wenn ich von Zeit zu Zeit in die höheren Ebenen der Bewegung aufstieg, dann nur, weil bestimmte historische Ereignisse mich ohne eigene Anstrengung und oft gegen meinen Willen aus den Reihen heraustreten ließen. Für mich war der Kampf für den Sozialismus alles. An andere Dinge hatte ich nie gedacht, und nun wurde ich Zeuge eines furchtbaren Sturms, der alles zerstören würde. Ein ganzes Leben voll Kampf und Hoffnung ging verloren. Das war die Tragödie, die ich erlebte – eine persönliche und gesellschaftliche Tragödie in einem.«

Vor allen Dingen aber sind die Memoiren ein mehr als hundertfacher Vorwurf gegen jeden möglichen Leser, der schon als Kind eher von den Helden der Marlboro-Reklame geträumt hat als davon, das Staatsoberhaupt zu verprügeln wie Hersch Mendel. Als Jugendlicher steht man heute kaum, wie der Zwölfjährige im jüdischen Elendsviertel von Warschau, vor der Alternative, sich zwischen der Laufbahn eines Kriminellen und dem nicht minder gefährlichen Leben eines Revolutionärs zu entscheiden. Der Aufstieg in die gehobene Unterwelt, den Mittelstand, wird einem heute schon in die Wiege gelegt; Hersch Mendel hingegen wuchs mit dem durch keinerlei Gratifikationen oder politische Ämter domestizierbaren Instinkt heran, daß nämlich Recht und Gerechtigkeit verschiedene Dinge sind.

In einer Geschichte der deutsch-jüdischen Literatur von 1913 heißt es ironisch: »Man findet heute schon Juden, die sozusagen noch die Spur eines Magens von der Größe eines Eies haben, und man darf wirklich hoffen, daß die Juden mit der Zeit die Gewohnheit des Essens abschaffen.«

Gerade dieses kreatürliche Motiv, der Hunger, durchzieht die gesamten Erinnerungen von Hersch Mendel, aber in einer den satten Zeitgenossen ganz fremden Weise, denn es ist der Auslöser einer davon völlig verschiedenen politischen Phantasie und revolutionären Aktion. »Man hat mir oft vorgeworfen, daß ich mich niemals um mein persönliches Leben, um meine eigene Existenz gekümmert hätte«, schreibt er und fügt hinzu, daß es in der jüdischen Arbeiterbewegung undenkbar gewesen sei, sich im Privatleben einzurichten. Genau diesem Umstand verdanken wir eine individuelle, unverwechselbare Autobiographie.

Im Unterschied zu den handgestrickten Lebensläufen und der alternativen Seelenschau hat Hersch Mendel immer in dem Bewußtsein gehandelt, daß die Vermenschlichung des Individuums sich allein im Maße des Kampfes gegen die Barbarei der Verhältnisse verwirklicht. Umso mehr hat er das Recht, von sich zu sprechen. Jakob Moneta, der Übersetzer der Erinnerungen aus dem Jiddischen, dessen politischer Lebensweg sich, wenn auch mit umgekehrten Schlußfolgerungen, mit dem von Hersch Mendel gekreuzt hat – Moneta war von 1933 bis 1948 in Palästina und wandte sich vom Zionismus ab –, bemerkt an einer Stelle, die »Erinnerungen eines jüdischen Revolutionärs« stellten die Konfrontation mit einem anderen Typus von Juden dar. Anders als welcher?

Der Antisemitismus bedarf der Juden nicht. Umstands­los kann in Deutschland das antisemitische Stereotyp, je nach Konjunkturerfordernis, auf ausländische Arbeiter, Studenten, Homosexuelle übertragen werden – doch das zu wissen bedarf es kaum der Forschung, sondern bloß täglicher Zeitungslektüre. Die neueste Umfrage des Soziologen Alphons Silbermann über Antisemitismus in einem Land fast ohne Juden dokumentierte eher das Ineinander von kollektiver Verdrängung und fortwährender pathischer Projektion: Ein Gutteil der Befragten sprach, als käme er direkt aus einer Sportpalastveranstaltung mit Goebbels und phantasierte von ein bis zwei Millionen Juden, deren Einfluß in Wirtschaft und Politik schon wieder übermäßig hoch sei.

Ein anderes Bild ist aus der gewissermaßen außenpolitischen Vergangenheitsbewältigung entstanden: Im zionistischen Unternehmen erschien der Jude den Deutschen so, als habe er endlich die Lehren aus der Vergangenheit begriffen; aus dem »Parasiten«, wie es völkisch, und aus dem »Luftmenschen«, wie es zionistisch hieß, wurde der »Muskeljude«, wie ihn der zionistische Theoretiker Max Nordau gefordert hatte. Nur als militaristischer Draufgänger und schwitzender Kibbuznik durfte der Jude den Deutschen erscheinen, nicht als Mensch.

Wäre der Blochsche Topos vom »aufrechten Gang« nicht schon für jede Selbstverständlichkeit okkupiert, an der Biographie Hersch Mendels gewänne er spezifische Substanz. Die Juden Osteuropas waren Objekt einer zweifachen Unterdrückung, der nationalen und sozialen, aber Hersch Mendel verkauft sein moralisches Erstgeburtsrecht nie für ein Linsengericht, schon gar nicht dort, wo es jeder aus Gründen der Selbsterhaltung täte: Inmitten eines aufgehetzten antisemitischen Pöbels, in einer kommunistischen Genickschußpartei – fast alle Personenhinweise in den Fußnoten des Buches sind gewissermaßen Todesanzeigen – oder in den Gefängnissen des faschistischen Polen. Als politischer Häftling hat er so viele Jahre im Gefängnis gesessen wie heutzutage, statistisch errechnet, jemand im Laufe seines Lebens vor dem Fernseher vertrottelt; und im Unterschied dazu hat Hersch Mendel sich durch politische Diskussionen und Lektüre auf ein Niveau emporgearbeitet, um welches ihn viele Professoren beneiden könnten.

Zwischen Hersch Mendels Biographie und den Lebensläufen aus der deutschen Arbeiterbewegung klaffen Welten, nicht erst in der literarischen Form. In Berlin, wo er sich kurz aufhielt, erfuhr er angelegentlich einer Demonstration diesen Unterschied. Jahre bevor Max Horkheimer die Verwandlung der deutschen Arbeiter in Gewerkschaftsobjekte, Unterstützungsempfänger und schließ­lich Gefolgschaft konstatiert hat, war Hersch Mendel zu der sarkastischen Einsicht über die deutsche Arbeiterbewegung gekommen: Entweder man demonstriert, oder man fragt die Polizei um Erlaubnis, beides zusammen ist nicht zu haben.

Die Unterschiede in der Entwicklung der Arbeiterbewegung ost- und westeuropäischer Provenienz reflektieren ein Allgemeines, das auch der unterschiedlichen Geschichte der Juden in Polen und Deutschland Konturen verleiht. Wie die Arbeiterbewegung in Deutschland seit der Jahrhundertwende beachtliche Fortschritte erzielt hat bei ihrem Bemühen, zu einer staatstragenden Institution zu werden, so hat die deutsche Judenheit immer mehr aufgehört, eine durch Gebräuche, Sitten und Anschauungen besondere Gruppe zu sein, was mit einem dem biologistischen Denken des 19. Jahrhunderts entlehnten Begriff als »Assimilation« bezeichnet wurde.

Dieser Prozeß der Angleichung ans falsche Ganze, der die Juden in Deutschland zu oft wahnwitzigen Akten der Selbstverleugnung trieb, hat auch nach der mörderischen Zerstörung der seit je illusionären »deutsch-jüdischen Symbiose« noch kein Ende gefunden. Noch die Überlebenden müssen den Preis entrichten für den nämlichen Sachverhalt, für den andere umgebracht worden sind: Für den Umstand, daß den gleichgeschalteten Massen der anpassungswillige Andere besonders anstößig vorkommt.

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